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Arbeitstexte der Wirtschaftsgruppe von ChristNet (2002-2005)

Globalisierung_christliche_Sicht

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Delphi ist der grösste Hersteller von Autoteilen der Welt. Das Unternehmen beliefert zahlreiche Autofirmen auf der ganzen Welt und zählt heute noch 185’000 Angestellte, ein Viertel davon in den USA. Um einen drohenden Konkurs abzuwenden, wollte Delphi-Chef Robert Miller in einem ersten Plan die Löhne der amerikanischen Arbeiter um 60% auf durchschnittlich 13 Franken in der Stunde senken (knapp über der Armutsgrenze), dazu die Krankenkasse praktisch abschaffen, die Pensionskassenzahlungen halbieren und zwei Wochen Ferien kürzen. Der aktuelle Plan sieht nun etwas geringere Kürzungen (aber hauptsächlich für die heutigen, kaum für die zukünftigen Mitarbeiter) vor.

Es handle sich um eine ?höllische Kollision zwischen ökonomischen Kräften?, meinte Miller an einem Vortrag. Viele Delphi-Arbeiter hätten immer noch das Gefühl, sie seien in den siebziger Jahren. Die ?grosszügigen Löhne und Lohnnebenleistungen?, an die sich die US-Arbeiter gewöhnt hätten, seine nicht mehr erschwinglich. In der Automobilindustrie müsse das geschehen, was in der Stahl- und Luftfahrtbranche bereits geschehen sei. Delphi konkurriere mit Billiganbietern aus Asien und Südamerika. Die Globalisierung lasse keine andere Wahl, wir seien alle in den Strudel der globalen Wirtschaft geraten. Wer streike, der beschleunige nur seine Entlassung.

  • Wenn es stimmt, dass wegen der Globalisierung keine würdigen Löhne mehr bezahlt werden können und kein familiengerechtes Leben mehr geführt werden kann, ist dies nicht eine Bankrotterklärung des globalisierten Wirtschaftssystems?
  • Wenn man liest, dass selbst in vielen aufstrebenden Ländern im Süden die Löhne ?auf Grund der Konkurrenz? gekürzt und die Arbeiterschutzgesetze abgebaut werden, wo endet dann der ?Strudel der globalen Wirtschaft??
  • Was nützt diese globale Wirtschaft, wo gerade das Leben der ärmeren Menschen, die am meisten Verbesserung nötig hätten, immer härter wird und wo gleichzeitig eine Oberschicht immer reicher wird?
  • Nach den Entwicklungen der letzten 20 Jahre zu schliessen, muss man mit der Zeit von der Entwicklung einer neuen Art der Sklaverei reden, wo die Menschen immer mehr und härter arbeiten müssen und viele Menschen immer weniger davon leben können, sich aber in einem globalen Überlebenskampf wähnen, wo sie nicht aufbegehren können?
  • Warum gewinnen die Freiheits-Ideologien, die sich gegen jegliche korrigierende Eingriffe des Staates wenden, gerade in dieser Zeit an Einfluss? Haben die Kreise, die von dieser Art von Wirtschaft profitieren, zu grossen Einfluss auf die Meinungsbildung?
  • Warum gewinnt gleichzeitig in christlichen Kreisen das Prosperity Gospel als Rechtfertigung für die Oberschicht und als einzige verbleibende Auswegs-Hoffnung der Unterschicht entgegen der biblischen Lehre an Terrain? Warum fordert bisher nur ein kleiner (aber zum Glück doch wachsender) Teil der Christen Gerechtigkeit und eine Einschränkung der Macht des Geldes, obwohl die Bibel eigentlich Klartext spricht?
  • Werden die Verlierer der Globalisierung doch eines Tages aufbegehren oder sind sie genügend mit der globalen Konkurrenz indoktriniert, sodass sie eine schleichende Verhärtung und Zementierung des Systems (immer stärkere Kontrolle der Medien durch interessierte Kreise wie in den USA und in Italien; Abbau der Chancengleichheit durch Privatisierung der Bildung, etc.) akzeptieren und sich unterwerfen?
  • Welches Szenario erwartet uns? Werden die Christen schnell genug aufwachen und Gegensteuer geben, bevor es vielleicht in ferner Zukunft zu Bürgerkriegen und damit zu einem Grund für weitere Verhärtung durch dann gar legitimierte Repression kommt?

Dies sind zugegebenermassen provokative Fragen, Zuspitzungen und zum Teil Schreckensszenarien, die hoffentlich nicht eintreffen. Die Welt hat solche Vorgänge aber bereits mehrfach erlebt. Es liegt nun an uns, die Welt mitzugestalten, damit wir und unsere Nächsten ein von Gott gewolltes würdiges Leben führen können.