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Die Familie ist ein wichtiger christlicher Wert, und in den letzten Jahren ist sie endlich wieder mehr im Blickfeld der Politik. In der nächsten Legislaturperiode wird die Besteuerung der Familien heiss diskutiert werden. Vor den Wahlen versuchen verschiedene Parteien, sich als Familienparteien zu profilieren. Der Wert der Familie soll wieder gestärkt, der Zusammenhalt gefördert und die Familie entlastet werden.

Unzureichende Ansätze

Verschiedene Studien zeigen, dass Familien heute das grösste Armutsrisiko tragen, dies auf Grund der hohen Kosten rund um die Kinder. Im Jahr 2007 lag die Working Poor-Quote in Familien mit drei oder mehr Kindern bei 15%, also drei Mal so hoch wie im Durchschnitt aller Betroffenen. Familien beziehen deshalb stark überdurchschnittlich oft Sozialhilfe. In der Stadt Biel sind heute 20% der Kinder Sozialhilfeempfänger. Bisherige Ansätze zur Entlastung von Familien haben deshalb zu kurz gegriffen.

Familie stützen oder Staat abbauen?

Steuersenkungen mit Hilfe von Abzügen auf dem steuerbaren Einkommen entlasten genau die Falschen und nützen Familien mit knappem Budget nichts. Denn diese bezahlen bereits heute sehr wenig Bundessteuern. Die CVP verlangt, dass Kinderzulagen nicht mehr versteuert werden müssen. Dies würde  ärmeren Familien aber ebenfalls nur wenig bringen, reicheren Familien auf Grund der Steuerprogression hingegen sehr viel. Die SVP verlangt in einer neuen Initiative einen Abzug auf dem steuerbaren Einkommen für Eltern, bei denen ein Elternteil zu Hause bleibt. Auch hier profitieren diejenigen, die es am meisten bräuchten, überhaupt nicht.

Wenn schon Steuersenkung, dann brauchen wir einen pauschalen Abzug pro Kind auf dem Steuerbetrag, und dies vor allem bei den kantonalen Steuern, da dort die Steuern für wenig Verdienende wirklich spürbar sind.

Manchmal werden Steuervergünstigungen für die Familie auch als Alibi für einen pauschalen Steuerabbau missbraucht. Steuersenkungen sind populär, deshalb wird dies oft als Patentrezept vorgeschlagen. Allerdings haben Steuersenkungen meist auch eine Verknappung der Steuereinnahmen und später eine Kürzung der Sozialleistungen pro Kopf zur Folge, was sehr oft genau die Familien trifft.

Was brauchen die Familien?

Manche Politiker wollen die Familie fördern, in dem sie möglichst verhindern wollen, dass familiäre Aufgaben an den Staat delegiert werden können. Ja, Kinder finden Geborgenheit meist am Besten in der Familie. Was wir brauchen, ist aber eine Politik, die Familie wirklich möglich macht. Eltern müssen frei sein, qualitativ gute Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.

Erstes Ziel muss es sein, dass Kinder von ihren eigenen Eltern betreut werden können. Es muss möglich sein, dass immer ein Elternteil bei den Kindern zu Hause ist (ob Mutter oder Vater spielt weniger eine Rolle). Dies ist vor Allem in den ersten Lebensjahren wichtig, in denen das Grundvertrauen, der innere Halt und der «feste Boden» entwickelt werden. Eine Betreuung durch die erweiterte Familie (Grosseltern etc.) ist heute aufgrund der geforderten beruflichen Mobilität und der Schwierigkeit, eine Wohnung am gewünschten Ort zu finden nicht mehr allen möglich. Eltern sollten zusammengezählt nicht mehr als 100% arbeiten müssen.

Umsetzungsmöglichkeiten

Um dies zu erreichen, sind folgende Voraussetzungen nötig:

1.           Löhne, die für eine Familie reichen

In vielen Wirtschaftssektoren sind die Löhne so tief, dass beide Elternteile erwerbstätig sein müssen. Hier braucht es höhere Löhne für die unteren Einkommen durch Förderung von Gesamtarbeitsverträgen und Mindestlöhnen.

2.           Jobsharing ermöglichen

Damit beide Elternteile an der Erziehungsarbeit teilhaben können, müssten Arbeitgeber etwas umdenken: Auch in Teilzeitarbeit sollte verantwortungsvolle Arbeit möglich sein. Viele Eltern wagen es heute nicht, in der Kleinkinderzeit kürzer zu treten oder die Karriere zu unterbrechen, weil sie sonst den Anschluss verlieren.

3.           Kinderzulagen erhöhen

Dies ist die direkteste Methode. Der Bundesrat und die beiden Kammern meinen aber, hierfür habe man zu wenig Geld und es handle sich dabei um ein unerwünschtes Giesskannenprinzip. Diese Einschätzung steht im krassen Widerspruch zu den von denselben Gremien angestrebten Steuersenkungen, mit denen auf Milliardenbeträge verzichtet werden soll, was einem Giesskannenprinzip in Potenz entspricht…

4.           Heimbetreuung ermöglichen

Statt blind Kinderkrippen für alle zu finanzieren, wie die SP es will, sollte ein Teil dieses Geldes als Kinderbetreuungsgeld denjenigen Eltern ausbezahlt werden, die für ihre Kinder teilweise zu Hause bleiben. Dieser Ansatz ist in Deutschland bereits erfolgreich erprobt worden.

5.           Kinderbetreuung an AHV und Pensionskasse anrechnen

Wenn jemand während einer gewissen Zeit nicht arbeitet, um Kinder zu betreuen, fällt er bei der Altersvorsorge (AHV, Pensionskasse) in ein Loch. Dies darf nicht sein. Kinderbetreuung muss genauso als Arbeit gelten, auch wenn sie niemand bezahlt!

6.           Familienfreundliche Arbeitszeiten

Seit den 1990-er Jahren hat die Flexibilisierung der Arbeitszeit zugenommen. Aus «Gründen der Wirtschaftlichkeit» ist die Abend-, Nacht und Sonntagsarbeit massiv ausgedehnt worden. Das Familienleben leidet darunter, wie ich es in meiner Zeit als Gewerkschaftssekretär von Nahem gesehen habe. Wir müssen uns der weiteren Deregulierung der Arbeits- und Ladenöffnungszeiten widersetzen, sonst opfern wir die Familien auf dem Altar der Wirtschaft und des Konsums ohne Grenzen.

7.           Grosse Wohnungen für die Familien

Der Bund müsste den Bau grosser Wohnungen fördern, anstatt die Subventionen für Genossenschaften, die heute meist Familienwohnungen erstellen, abzubauen. Zusätzlich braucht es gesetzliche Massnahmen, um den Zugang für Familien zu grossen Wohnungen oder Bauhypotheken zu erleichtern. Denn Vermieter und Hypothekengeber ziehen Doppelverdiener ohne Kinder den Familien vor, weil letztere ein grösseres finanzielles «Risiko» darstellen.

8.           Krankenkassenprämien

Kinder müssen gratis versichert werden. Die Grundversicherung darf gerne etwas entrümpelt werden, vor allem müssen aber einkommensabhängige Prämien eingeführt werden.

9.           Familienverträglichkeitsprüfung

Bei politischen Entscheiden könnte eine Familienverträglichkeitsprüfung eingeführt werden. Eine solche hätte beispielsweise beim Entscheid von Bundesrat Burkhalter, auch Kinderbrillen nicht mehr durch die Krankenkassen bezahlen zu lassen, seine Wirkung gezeigt.

Eine echte Familienpolitik braucht nicht primär Steuersenkung, sondern Ermöglichung. Das bedeutet auch Einschränkung und Teilen. Und die Angst vor «dem Staat» abzulegen. Ist unsere Gesellschaft dazu bereit?

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Genf, 30.8.11 – Mit Blick auf die Eidgenössischen Wahlen vom 23. Oktober lanciert ChristNet ein 40-Tage-Gebet. Im heutigen politischen Umfeld, das allzu oft von Polemik, Ängsten und Misstrauen geprägt ist, sollen die Schweizer ChristInnen zum Gebet ermutigt werden, damit die Kandidaten und die Kampagne vermehrt von Nächstenliebe geprägt werden.

Mit einem Online-Dossier, politisch-biblischen Hintergrundtexten und Kommentaren will ChristNet auch zur Wahldebatte und zur Meinungsbildung der ChristInnen beitragen.

Emotionen statt Sachpolitik

Auch für die Nationalratswahlen vom 23. Oktober gilt: Emotionen sind einer der entscheidenden Faktoren an der Urne. Studien zeigen, dass sich die SchweizerInnen grosse Sorgen machen. Seit einigen Jahren finde eine klare Tendenz statt, die hin zu mehr Misstrauen, Abgrenzung und Suche nach Halt in Traditionen und der nationalen Gemeinschaft geht.1  So ist auch das politische Klima giftiger geworden: Andersdenkende werden vermehrt als Gefahr für die Allgemeinheit angesehen.

Für mehr Nächstenliebe

ChristNet setzt sich seit zehn Jahren mit Aufklärung, Information und Gebet für mehr Nächstenliebe in Gesellschaft und Politik ein. Heute ruft ChristNet vor den Wahlen zum Gebet auf, damit Gott die Herzen verändert und uns Schweizer (ChristInnen) auch in politischen Belangen von Angst befreit und mit Liebe erfüllt.

6 Themen, 40 Tage Gebet

Mit «Beten+Wählen2011» lädt ChristNet ein, während 40 Tagen vom 13. September bis 23. Oktober für die Schweiz zu beten und sich persönlich auf die Wahlen vorzubereiten. An 6 Samstagen wird per Mail und auf der Webseitewww.christnet.ch ein Wochenblatt verbreitet mit einer biblischen Besinnung, einer politische Betrachtung und Gebetsanliegen für jeden Tag.

Die Wochenthemen lauten: 1. Umgang mit dem Nächsten und dem politischen Gegner (13.9.-17.9.); 2. Nationalismus und die Ausländer (18.9.-24.9.); 3. Geld in der Schweiz (25.9.-01.10.); 4. Angst in der Schweiz (02.10.-08.10.); 5. Solidarität und Barmherzigkeit (09.10.-15.10.); 6. Christliche Werte (16.10.-22.10.)

Online-Dossier

Mit einem eigenen Online-Dossier (www.christnet.ch) bietet ChristNet ausserdem einen Beitrag zur Wahldebatte und zur Meinungsbildung für Christinnen und Christen. Neben Kommentaren und Stellungnahmen werden hier auch biblische Kritiken verschiedener politischer Ideologien veröffentlicht.

Kontakt

www.christnet.ch |Samuel Ninck-Lehmann | samuel.ninck@christnet.ch | 022 731 71 83

 


1.  Vgl. Angstbarometer (GfS Zürich www.gfs-zh.ch) und Psychologisches Klima Schweiz (Demoscopewww.demoscope.ch/pages/pks.cfm).

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Woche 6 – 16.-22. Oktober

Besinnung

«Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, die grösste unter diesen aber ist die Liebe.» (1. Korinther 13,13)

Drei christliche Grundhaltungen und Werte haben 2000 Jahre Christentum überlebt und werden auch unsere Zeit überdauern: Glaube, Hoffnung, Liebe. Der Glaube an den dreieinen Gott, der unser Denken und unsere menschlichen Fähigkeiten übersteigt (1 Kor 2,5; Joh 15,5); die Hoffnung als festes Überzeugtsein von geistlichen Tatsachen, die man mit Augen (noch) nicht sieht (Hebr 11,1) und die Liebe. Sie zeichnet sich aus durch einen langen Atem, durch Güte, Grosszügigkeit, Demut, Rücksichtnahme, Achtsamkeit auf den Andern, Geduld, Vergebungsbereitschaft und ist geprägt von einem Sinn für Gerechtigkeit und Wahrheit (gemäss 1 Kor 13,4-6).

Christen wissen, dass sie diese Haltungen nicht aus sich selbst heraus leben müssen. Vielmehr hilft ihnen der Heilige Geist täglich auf die Beine (Gal 5,18), damit sie die guten Werke vollbringen können, die Gott für sie vorbereitet hat (Eph 2,10). Ein zutiefst sinnvoller Lebensentwurf!

Politische Betrachtung

Glaube, Hoffnung und Liebe gehören auch in die Politik. Der Glaube an den dreieinen Gott bewahrt davor, selber Gott spielen zu wollen. Diese Haltung führt uns zur Einsicht, dass wir die Finger lassen sollten vor Technologien und Konstruktionen, die wir weder beherrschen noch kontrollieren können.

Die Hoffnung auf Gottes Möglichkeiten ermutigt uns, trotz der herrschenden Machtverhältnisse und katastrophalen Zukunftsszenarien neue Denk- und Handlungsansätze zu propagieren, statt ängstlich zu resignieren.

Und die Liebe hilft uns, mit dem politischen Freund zusammenzuarbeiten und ihm Wertschätzung entgegen zu bringen. Liebe ist dabei weniger ein Gefühl sondern v.a. Beziehungsarbeit – verbunden mit dem Einsatz von Zeit und Geld (bzw. dem Verzicht auf noch mehr Geld).

Es lohnt sich deshalb, nicht halbherzig sondern mit vollem Einsatz Politik zu betreiben: beim Abstimmen und Wählen, in der Freiwilligenarbeit und im Rahmen eines politischen Amtes.

Fragen

– Woran glaube ich in der Politik?

– Worauf hoffe ich in der Politik?

– Wie bringe ich meine Liebe in der Politik zum Ausdruck?

Gebet1

– Sonntag, 16. Oktober: Gemeinschaft – Jesaja 11,6-92
Hilf uns Schweizerinnen und Schweizern, diese Vision einer versöhnten Gemeinschaft im Auge zu behalten und täglich zu fördern.

– Montag, 17. Oktober: Wahrheit – Johannes 8,323
Hilf uns Schweizerinnen und Schweizern, gerade heute in der Wahrheit zu leben, zu der du uns befreit hast, und die Wahrheit in unser politisches Handeln zu tragen.

– Dienstag, 18. Oktober: Liebe – Römer 12,204
Hilf uns Schweizerinnen und Schweizern, mit unsern politischen Feinden wertschätzend, aufbauend und barmherzig umzugehen, sodass sie dich in uns erkennen können.

– Mittwoch, 19. Oktober: Gerechtigkeit – Lukas 4,17-205
Hilf uns Schweizerinnen und Schweizern, wie du göttliche Entwürfe einer gerechten Gesellschaft in unsere Kirchen und in die Politik einzubringen.

– Donnerstag, 20. Oktober: Gleichheit – Galater 3,286
Hilf uns Schweizerinnen und Schweizern, im Rahmen unserer Kirchen das Modell einer gleichberechtigten Gemeinschaft zu leben und in unsere Gesellschaft hinauszutragen.

– Freitag, 21. Oktober: Freiheit – Johannes 8,34-367
Hilf uns Schweizerinnen und Schweizern, Strukturen, die uns versklaven, zu erkennen, blosszustellen und – von dir befreit – zu überwinden, statt in den Strukturen der Sünde gefangen zu bleiben.

– Samstag, 22. Oktober: Leben – Johannes 11,25.268
Hilf uns Schweizerinnen und Schweizern, das ewige Leben in der Begegnung mit dir zu erfahren und andere zu diesem Leben einzuladen, gerade auch in der Welt der Politik.

Links

Gottvertrauen, Bescheidenheit und Barmherzigkeit: Drei Werte für eine veränderte Gesellschaft

http://www.christnet.ch/Home.aspx?docid=655&lang=de&topmenu=Switzerland

 


1. Gemeinschaft, Wahrheit und Liebe, Gerechtigkeit und Gleichheit, Leben und Freiheit sind die 7 Grundwerte der WDRS-Wertepyramide – als Ausgangspunkt für eine werteorientierte Entwicklung unserer Gesellschaft, insbesondere unserer Dörfer, Regionen und Städte (siehe: www.insist.ch).

2. Jesaja 11,6-9: «Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern. Ein kleiner Knabe wird Kälber und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden zusammen weiden, dass ihre Jungen beieinander liegen, und Löwen werden Stroh fressen wie die Rinder. Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein entwöhntes Kind wird seine Hand stecken in die Höhle der Natter. Man wird nirgends Sünde tun noch freveln auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land wird voll Erkenntnis des HERRN sein, wie Wasser das Meer bedeckt.»

3. Johannes 8,32: «[Ihr] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.»

4. Römer 12,20: «Vielmehr, wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.»

5. Lukas 4,17-20: «Da wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buch auftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.“ Und als er das Buch zutat, gab er’s dem Diener und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn.»

6. Galater 3,28: «Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.»

7. Johannes 8,34-36: «Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Der Knecht bleibt nicht ewig im Haus; der Sohn bleibt ewig. Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.»

8. Johannes 11,25-26: «Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?»

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Woche 4 – 2.-8. Oktober

Besinnung

«Löst die Fesseln der Menschen, die ihr zu Unrecht gefangen haltet, befreit sie vom drückenden Joch der Sklaverei, und gebt ihnen ihre Freiheit wieder! Schafft jede Art von Unterdrückung ab! … Eure barmherzigen Taten gehen vor euch her, meine Macht und Herrlichkeit beschliesst euren Zug.» (Jesaja 58,6-8)

«Fasten» bedeutet im Volksmund «eine Zeit lang nicht essen, auf Genussmittel verzichten». In diesem Bibeltext, in dem Jesaja das «wahre Fasten» ausruft, geht es aber um viel mehr: um Menschen, die in Not sind, sei es wegen ungerechter Behandlung, sei es wegen andern Gründen. «Verschliesst nicht die Augen vor den Nöten eurer Mitmenschen» – das ist eine klare Aussage!

Politische Betrachtung

In einem politischen Umfeld, in dem Geiz als geil gilt und oft eine Gewinnermentalität vorherrscht, gibt uns die Bibel den Auftrag, Lösungen zu suchen, die den leidenden Mitmenschen (in unserm Land oder weltweit) dienen. Das bedeutet z. B. Lohngleichheit für gleiche Leistung zwischen Männern und Frauen. Steuern erheben, wo Menschen leicht zu Vermögen kommen, und damit das Los der minder Bemittelten erleichtern. Sich für gerechten Handel einsetzen, d.h. darauf achten, dass wir Waren kaufen, die fair produziert und gehandelt werden, aber sich auch für faire internationale Handelsregeln einsetzen. Entsprechend können wir auch Einfluss nehmen auf Politiker, die wir ins Parlament wählen.

Fragen

·         Wie kann ich mein Vermögen (teilweise) einsetzen, damit es den Ärmeren zugute kommt?

·         In welchen Bereichen kann ich fair produzierte Waren kaufen (und mehr bezahlen), anstatt im Grossverteiler günstig einzukaufen?

·         Werde ich mich erkundigen, welche Politiker, die ich wähle, von der Barmherzigkeit Gottes ergriffen sind?

Gebet (Bibeltexte s. links)

§  Sonntag, 2.10.: Jesaja 58,61
Zeige uns Schweizer ChristInnen, wo bei uns Menschen unterdrückt werden – z. B. Menschen bestimmter Gruppen, die abgewertet werden –; zeige uns, wie wir sie befreien können.

§  Montag, 3.10.: Jesaja 58,72
Zeige uns Schweizer ChristInnen, wo die Hilfsbedürftigen in unserer näheren und weiteren Umgebung sind – z.B. alte Menschen, Menschen mit einem geringen Einkommen –, dass wir ihnen das geben, was ihnen jetzt weiterhilft.

§  Dienstag, 4.10.: Jesaja 58,83
Zeige uns Schweizer ChristInnen, wo die Wunden in unserm Volk sind: Zweifel, dass es die Verantwortlichen gut mit uns meinen, Angst für unsere Kinder und Grosskinder, Angst im Blick auf unsere Altersvorsorge.
Wirf diese Sorgen auf den Herrn.

§  Mittwoch, 5.10.: Psalm 25,74
Vergib mir, meiner Familie und unserem Land unsere unbarmherzigen Haltungen [konkrete Beispiele aufzählen];ich und wir sind auf Dein Erbarmen angewiesen, damit wir überleben können.
Nimm Dir Zeit für einen Vergebungsprozess – für Dich und die Verantwortlichen.

§  Donnerstag, 6.10.: Lukas 10,25-375
Gib uns SchweizerInnen Augen, die den Überfallenen sehen, und zeige uns, was zu tun ist, damit er zum Leben kommt; führe unser Land so, dass wir gerechten Gesetzen zum Durchbruch verhelfen; mach uns bereit, auch vom Fremden zu hören, was zu tun ist!

§  Freitag, 7.10.: Lukas 15,206
Bewege die Schweizer PolitikerInnen, der Barmherzigkeit Raum zu geben.
Der Vater im Gleichnis nahm den rückkehrenden Sohn voller Mitleid auf – «sein Inneres kam in Bewegung». Sei offen dafür, dass der Herr Dein Inneres in Bewegung bringt.

§  Samstag, 8.10.: Matthäus 5,77
Hilf uns SchweizerInnen, diese Wahrheit tiefer zu verstehen: dass uns eine barmherzige Haltung offen macht für Deine Barmherzigkeit.
Wenn Du barmherzig bist, hast Du eine grosse Verheissung – Du wirst selber Barmherzigkeit erfahren.

 


1. Jesaja 58,6: «Nein – ein Fasten, das mir gefällt, sieht anders aus: Löst die Fesseln der Menschen, die ihr zu Unrecht gefangen haltet, befreit sie vom drückenden Joch der Sklaverei, und gebt ihnen ihre Freiheit wieder! Schafft jede Art von Unterdrückung ab!»

2. Jesaja 58,7: «Gebt den Hungrigen zu essen, nehmt Obdachlose bei euch auf, und wenn ihr einem begegnet, der in Lumpen herumläuft, gebt ihm Kleider! Helft, wo ihr könnt, und verschließt eure Augen nicht vor den Nöten eurer Mitmenschen!»

3. Jesaja 58,8: «Dann wird mein Licht eure Dunkelheit vertreiben wie die Morgensonne, und in kurzer Zeit sind eure Wunden geheilt. Eure barmherzigen Taten gehen vor euch her, meine Macht und Herrlichkeit beschließt euren Zug.»

4. Psalm 25,7: «Vergib mir die Sünden meiner Jugendzeit und vergiss meine mutwilligen Vergehen! Erinnere dich an deine Barmherzigkeit und sei mir gnädig!»

5. Lukas 10,25-37: «Da stand ein Schriftgelehrter auf, um Jesus eine Falle zu stellen. „Lehrer“, fragte er scheinheilig, „was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?“ … Jesus antwortete ihm mit einer Geschichte: … „Dann kam einer der verachteten Samariter vorbei. Als er den Verletzten sah, hatte er Mitleid mit ihm.“ …»

6. Lukas 15,20: «Er machte sich auf den Weg und ging zurück zu seinem Vater. Der erkannte ihn schon von weitem. Voller Mitleid lief er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.»

7. Matthäus 5,1: «Glücklich sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren.»

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Woche 5 – 9.-15. Oktober

Besinnung

«Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, so wird Euch das alles zufallen!» (Matthäus 6,33)

Jesus verspricht uns, für uns zu sorgen, damit wir frei sind, am Reich Gottes zu bauen. Unsere erste Priorität soll die Liebe zu Gott und zum Nächsten sein. Das heisst auch, Gerechtigkeit zu schaffen und nicht unseren eigenen Interessen nachzujagen (Jesaja 58). Wenn wir uns ständig um unser eigenes Wohl und das Wohl unseres Landes sorgen müssen, kann uns Gott nicht gebrauchen. Auch nicht uns als Land, denn «nach all dem trachten die Heiden [die Nationen]»(Matthäus 6,32).

Vor Allem warnt Er uns, Reichtümer anzuhäufen. Nicht nur, weil wir sonst unser Herz an den Reichtum hängen würden statt an Gott. Aber eben auch, weil wir dann keine Zeit mehr für unsere Nächsten haben und nur unser Eigeninteresse verfolgen.

Solange wir in dieser Welt leben, haben wir tatsächlich menschliche Ängste. Darin stehen wir aber nicht alleine. Jesus spricht uns zu: «… seid getrost, ich habe die Welt überwunden.» (Johannes 16,33)

Politische Betrachtung

Die Schweiz wird immer reicher, hat aber grosse Angst um das eigene Wohl und klammert sich an den eigenen Wohlstand. Politisch hat in der Schweiz das Wirtschaftswachstum, die Anhäufung von Reichtum, Priorität. Macht uns das nach Matthäus 6,32 nicht zu einer heidnischen Nation?

Aus Angst davor, nicht genug zu haben, werden bedürftige Gruppen (Arbeitslose, IV-Bezüger, Asylsuchende, der arme Süden usw.) in der öffentlichen Debatte angegriffen. Es herrscht der Grundsatz des Misstrauens dem Nächsten gegenüber, v.a. wenn dieser auf unsere Steuermittel angewiesen ist.

Auch die Angst vor Kriminalität hat in den letzten zehn Jahren stark zugenommen, obwohl statistisch kaum mehr Verbrechen begangen werden (mit Ausnahme einzelner Kategorien von Gewalt). Dabei spielen die Medien eine wichtige Rolle: Im Kampf um die Auflagen- und Zuschauerzahlen rücken sie die Schreckensbotschaften in den Vordergrund. Auch wir ChristInnen lassen uns bisweilen vom Angstfieber anstecken und folgen einem unbiblischen Menschenbild, wonach es der Nächste in jedem Fall schlecht meint. Demgegenüber traut die Bibel Christen und Nichtchristen gutes (und schlechtes) Verhalten zu (Römer 2,14f.).

Fragen

– Wo ist meine Einstellung dem Nächsten gegenüber von Misstrauen geprägt? Zu Recht oder zu Unrecht?

– Wo stelle ich meine Interessen oder die Interessen der Schweiz über diejenigen der Schlechtergestellten?

Gebet

– Sonntag, 9.10.: Johannes 16,331
Hilf uns Schweizer ChristInnen, unsere Angst bei Dir auszudrücken und abzulegen und getrost zu sein, d. h. darauf zu vertrauen, dass Deine Liebe grösser ist als unsere Angst.

– Montag, 10.10.: Römer 2,142
Verhilf uns Schweizer ChristInnen zu einem korrekten Menschenbild; schütze uns vor christlicher Überheblichkeit und vor dem Glauben, Nichtchristen seien grundsätzlich schlechter als wir.

– Dienstag, 11.10.: Lukas 10,25-373
Hilf uns SchweizerInnen, die Angst und das Misstrauen dem Nächsten, unserem Mitbürger gegenüber abzulegen.

– Mittwoch, 12.10.: Lukas 10,334
Hilf uns, die Nöte und Bedürfnisse unserer Mitbürger wirklich wahrzunehmen; hilf uns, unsere Barrieren und Vorurteile zu überwinden und unsere Nächsten wirklich kennenzulernen.

– Donnerstag, 13.10.: Römer 13,35
Hilf uns zu sehen, dass der Staat nicht ein Feind ist, der uns einschränkt, sondern dass wir alle den Staat bilden; hilf uns, konstruktiv zum Wohle aller beizutragen.

– Freitag, 14.10.: Matthäus 6,326
Hilf uns zu sehen, dass Du uns immer genug gibst und dass wir uns ohne Sorge um unser eigenes Wohl Gottes Gerechtigkeit widmen können.

– Samstag, 15.10.: Matthäus 25,357
Hilf uns SchweizerInnen, die Fremden in erster Linie als Menschen zu sehen, die von Dir genauso geliebt sind. Hilf uns, nicht nur Integration zu fordern, sondern ihnen auch dabei zu helfen.

Links

Politik der Hoffnung statt Politik der Angst: http://www.christnet.ch/Home.aspx?docid=950&lang=de&topmenu=Politics

 


1. Johannes 16,33: «In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.»

2. Römer 2,14: «Denn wenn Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun, was das Gesetz fordert, so sind sie, obwohl sie das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz.»

3. Lukas 10,30-37: «… Wer ist denn mein Nächster? Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber…»

4. Lukas 10,33: «Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn.»

5. Römer 13,3: «Denn vor denen, die Gewalt haben, muss man sich nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes; so wirst du Lob von ihr erhalten.»

6. Matthäus 6,32: «Denn Euer himmlischer Vater weiss, dass Ihr all dessen bedürft.»

7. Matthäus 25,35: «Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.»

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Woche 3 – 25. September-1. Oktober

Besinnung

«Gott hat die Macht, euch so reich zu beschenken, dass ihr nicht nur jederzeit genug habt für euch selbst, sondern auch noch anderen reichlich Gutes tun könnt. Dann gilt von euch, was in den Heiligen Schriften steht: “Grosszügig gibt er den Bedürftigen; seine Wohltätigkeit wird in Ewigkeit nicht vergessen werden“» (2. Korinther 9,6-9)

Wer von uns sorgt sich nicht manchmal darum, ob genügend Geld da ist? Ob er sich diesen oder jenen Wunsch erfüllen kann? Oder ob das Geld überhaupt für die Grundbedürfnisse reicht? Wir brauchen uns nicht zu sorgen. Gott ist der Versorger. Er beschenkt uns.

Er will aber nicht nur uns beschenken, sondern alle Menschen. Durch uns. Er gibt uns genug, um grosszügig mit den Bedürftigen zu teilen. Dabei entsteht eine «Win-Win-Situation»: Die Bedürftigen erhalten die nötige Lebensgrundlage, und es nützt auch uns: Der Wohlstand – und vor allem die Gier danach – kann uns nämlich von Gott trennen. Indem wir uns vom Wohlstand trennen, weisen wir ihn an den rechten Platz und befreien uns von einem Hindernis zur Lebensfülle.

Politische Betrachtung

«Die Wirtschaft ist’s, Blödmann!» Dieser Satz aus Clintons Wahlkampf ist zum geflügelten Wort geworden. Es besagt: Wer einen Wahlkampf gewinnen will, stellt die Wirtschaft ins Zentrum. Eine Politikerin, die kein Wachstum verspricht, gewinnt auch nicht. In der Schweiz steht dieser Wert, finanzielle Sicherheit, ganz oben auf der Prioritätenliste.

Die Schweiz hat einen Wohlstand erreicht, von dem (fast) alle anderen Länder nur träumen können und ist weltweit eines der wichtigsten Zentren für finanzielle Dienstleistungen. Das ist ein Geschenk, eine Aufgabe, aber auch eine Gefahr. Das wird immer dann deutlich, wenn wir dem Wohlstand zu viel opfern. So z.B. wenn unsere Banken unsaubere Gewinne einfahren, wo sie nur können, während die Politik zahnlos dazu lächelt, ohne etwas entgegen zu stellen (Bankgeheimnis, «Too big to fail» usw.).

Auch sehr heikel ist es, dass Unternehmen die Politik mit Parteispenden in Millionenhöhen steuern. Die Schweiz ist das einzige demokratische Land, das keine Regelung zur Parteienfinanzierung kennt.

Der einleitende Bibeltext zeigt: Wir sollen nicht «Mammon» den Ton angeben lassen. Unser einziger Chef sitzt im Himmel. Er kann unsere Angst vor dem «Zuwenig» mit einer Leidenschaft für das Teilen ersetzen. Bis in die Politik.

Fragen

·         Was für Werte opfere ich für das wirtschaftliche Wohlergehen der Schweiz?

·         Für welche Art der Grosszügigkeit könnte ich mich politisch einsetzen?

Gebet

§  Sonntag, 25.9.: 1. Timotheus 6,181
Hilf uns SchweizerInnen, die Bedürfnisse der Mittellosen über die Wohlstandsmehrung für die Satten zu stellen.

§  Montag, 26.9.: Jeremia 22,13[^2]
Hilf uns SchweizerInnen, ein klares Ja zu legalen und moralischen Geschäftspraktiken zu finden, und segne besonders die Banken und Rohstofffirmen, die dieses Ja unter Verzicht auf grössere Gewinne umsetzen.

§  Dienstag, 27.9.: 3. Mose 19,153
Hilf uns SchweizerInnen, damit Geld keinen politischen Einfluss kaufen kann und verschaffe Du höchstpersönlich den Menschen ohne Geld eine starke Stimme im Parlament.

§  Mittwoch, 28.9.: Matthäus 6,244
Hilf uns SchweizerInnen, den Markt für das Wohl der Menschen zu nutzen, und stürze Du den Markt vom Thron, da wo er zum Gott geworden ist.

§  Donnerstag, 29.9.: Matthäus 6,335
Sei Du unser Versorger, schenke unserem Land die Sicherheit und das wirtschaftliche Gelingen, das wir zum Leben brauchen, und uns das Vertrauen, dass du es tust.

§  Freitag, 30.9.: Jesaja 25,46
Wir bitten Dich um Schutz für Menschen, die unter Nahrungsmittel- und Rohstoffspekulation von Firmen mit Sitz in der Schweiz leiden. Bringe Licht in die komplexen Zusammenhänge der Weltmärkte, die das Verständnis der PolitikerInnen oft übersteigen.

§  Samstag, 1.10.: Amos 5,247
Wir bitten Dich, dass in der politischen Debatte um Steuersenkungen, Steuerhinterziehung und Steuerwettbewerb die Stimme der Gerechtigkeit den Sieg davon trägt.

 


1. 1. Timotheus 6,18: «Sie sollen Gutes tun, freigebig sein und ihren Reichtum gerne mit anderen teilen.»

2. Jeremia 22, 13: «Weh dem, der sein Haus mit Sünden baut und seine Gemächer mit Unrecht, der seinen Nächsten umsonst arbeiten lässt und gibt ihm seinen Lohn nicht.»

3. 3. Mose 19,15: «Wenn ihr einen Rechtsfall zu entscheiden habt, dann haltet euch streng an das Recht. Bevorzugt weder den Armen und Schutzlosen noch den Reichen und Mächtigen.»

4. Matthäus 6,24: «Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.»

5. Matthäus 6,33: «Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstellt, und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen.»

6. Jesaja 25,4: «Für alle, die arm und hilflos sind, bist du eine Zuflucht in Zeiten der Not, ein Schutzdach bei kalten Regengüssen, ein Schatten bei heisser Sonnenglut.»

7. Amos 5,24: «Sorgt lieber dafür, dass jeder zu seinem Recht kommt! Recht und Gerechtigkeit sollen das Land erfüllen wie ein Strom, der nie austrocknet.»

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Woche 2 – 18.-24. September

Besinnung

«Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen.» 2. Mose 22,20

«Diese alle [die Glaubenshelden] … haben bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind.» Hebräer 11,13

Das Alte Testament gebietet an Dutzenden von Stellen, den Fremdling zu schützen. Gott zählt die Ausländer zu den besonders Schutzbedürftigen. Das wird damit begründet, dass Israel selber fremd gewesen ist (s. o.). Jakob war ja mit seinen Söhnen als Wirtschaftsflüchtling nach Ägypten ausgewandert. (1. Mos. 42ff.)

Im Neuen Testament erscheint Gottes Haltung noch deutlicher: Er kommt als Fremdling in Seine Schöpfung (Joh. 1,11). Und Jesus ruft seine Jünger auf, mit ihm zusammen fremd zu sein: Sie sind zwar in der Welt, aber nicht von der Welt (Joh. 17,11+14). Die Stelle im Hebräer drückt das prägnant aus (s. o.). Als «Gäste auf Erden» sind wir Schweizer ChristInnen Ausländer in der Schweiz! Das macht uns demütig, und wir können ein besonderes Verständnis für unsere ausländischen Mitmenschen entwickeln.

Jesus hat es klar gemacht: Mit Seiner Liebe befähigt er uns, unsere Ängste vor dem Fremden zu überwinden. Ganz gewiss lässt uns Gott nicht im Stich, wenn wir Seinem Gebot folgen und die Ausländer freundlich aufnehmen.

Politische Betrachtung

Im politischen Umfeld wird das Thema Ausländer mehrheitlich negativ dargestellt: Überfremdung, Arbeitsplätze, schwache Integration, Kriminalität. So drücken sich Sorgen aus, die die Politik ernst nehmen muss, wenn sie sachlich begründet sind. Leider werden nur selten die positiven Seiten angesprochen: kulturelle Errungenschaften (Musik), Innovationskraft (Nicolas Hayek), Lebensfreude, Lebensmittel (Kebab!) usw.

So hat das Stimmvolk die Ausländerpolitik in den letzten Jahren stark verschärft.[1] Konkret gibt es heute sogar Bestrebungen, das Antirassismusgesetz abzuschaffen. Der einzige logische Grund dafür wäre, so ganze Volksgruppen ungestraft (vor-)verurteilen zu können. Als Christen sollen wir den Einzelnen aber nicht nach seiner Volkszugehörigkeit beurteilen.

Fragen

·        Was macht mir Angst im Zusammenhang mit Ausländern? Was Freude?

·        Wie kann ich Ausländern gegenüber Gottes Gastfreundschaft ausleben? Persönlich, mit meiner Gemeinde, in der Politik?

Gebet

§         Sonntag, 18.9.: Joh. 1,112
Hilf uns, Schweizer ChristInnen, ein tiefes Verständnis für Dein Fremdsein in der Welt und in der Schweiz zu finden; danke, dass Du bis zu uns gekommen bist.

§         Montag, 19.9.: Heb. 11,133
Hilf uns Schweizer ChristInnen, unser Fremdsein in der Schweiz zu empfinden und uns dennoch dafür zu entscheiden, «in» der Schweiz zu sein.

§         Dienstag, 20.9.: 2. Mose 22,204
Hilf uns Schweizer ChristInnen, uns mit unseren ausländischen Mitmenschen zu identifizieren; schenk uns Begegnungen, die unser Vertrauen stärken.

§         Mittwoch, 21.9.: Joh. 13,85
Hilf uns SchweizerInnen, Selbstgerechtigkeit abzulegen, nicht mehr zu glauben, dass wir (Schweizer, Christen usw.) besser und unsere Argumente unfehlbar sind.

§         Donnerstag, 22.9.: Matt. 25,356
Hilf uns SchweizerInnen, unsere Herzen, Häuser und Heimat für die Ausländer zu öffnen, und so Dir und Deinem Namen Ehre zu machen.

§         Freitag, 23.9.: Phil. 3,4-5.7-87
Hilf uns SchweizerInnen, unserer Herkunft wegen nicht überheblich zu sein, und dass wir Dich, Christus, gewinnen.

§         Samstag, 24.9.: Jer. 29,78
Hilf den Ausländern in der Schweiz, für ihr Gastland dankbar zu sein und sich im Gebet und mit konkreten Aktionen für die Schweiz einzusetzen.

 


1. Z. B. Asyl- und Ausländergesetz, Minarettverbot, Ausschaffungsinitiative.

2. Johannes 1,11: «Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.»

3. Hebräer 11,13: «Diese alle [die Glaubenshelden] sind gestorben im Glauben und haben das Verheissene nicht erlangt, sondern es nur von ferne gesehen und gegrüsst und haben bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind.»

4. 2. Mose 22,20: «Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen.»

5. Johannes 13,8: Jesus sagt zu Petrus: «Wenn ich [dir die Füsse] nicht wasche, so hast du kein Teil an mir.»

6. Matthäus 25,35.40: Jesus spricht: «Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen… Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.»

7: Philipper 3,4-5.7-8: «Wenn ein anderer meint, er könne sich auf Fleisch verlassen, so könnte ich es viel mehr, der ich … aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern [bin]… Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. … Um Seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und ich erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne.»

8. Jeremia 29,7: « Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl.»

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Unter diesem provokativen Titel weise ich auf die Versuchung hin, die das nationale, rechtskonservative Gedankengut auf einen Teil der Christenheit, und insbesondere auf die Evangelikalen ausübt. Ich zeige dabei, wie diese Ideen, die biblisch korrekt erscheinen, in Tat und Wahrheit der Bibel widersprechen. Dabei wird klar, wie diese Gedanken die biblische Lehre und die Gemeinden zu unterlaufen drohen. Dieses Thema ist durchaus aktuell, ruft doch Christoph Blocher zu gewissen Gelegenheiten den Namen Gottes an und zeigt sich der Chef des rechtsextremen Front National in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, regelmässig in der Kirche.1

 

Die national-konservativen Werte

Es ist natürlich schwierig, die Werte der national-konservativen Rechten in diesem Text umfassend zu beleuchten. Dieser Flügel der politischen Landschaft ist äusserst komplex und breit gefächert. Er umfasst verschiedene Strömungen und Bewegungen, die teils untereinander zerstritten sind. Ich stütze mich für diese Abhandlung auf die heutige national-konservative Rechte, und insbesondere auf Meinungen und Ideen, wie sie von einem Teil der SVP und des französischen Front National vertreten werden. Ich versuche, die Ideen zu umreissen und am biblischen Text zu prüfen, um so zu zeigen, wie fern sie nur scheinbar der biblischen Logik entsprechen.

Fremdenangst, Chauvinismus und nationaler Zerfall

Ein erstes Konzept, das bei der national-konservativen Rechten anzutreffen ist und oft zu Rassismus, Fremdenangst und Antisemitismus führt, ist die Nation2. Dieses Konzept wirkt auf gewisse Christen verführerisch, weil sie denken, dass die Ausländer, die in die Schweiz kommen, neue Religionen und Werte mitbringen, wodurch unser Land automatisch entchristlicht wird. Dies entspricht zahlreichen alttestamentlichen Texten, die die Israeliten zur Absonderung von den besiegten heidnischen Völkern aufruft, damit sie nicht von deren abweichenden religiösen Praktiken „angesteckz“ werden.3 Ebenso kann der zweite Brief an die Korinther zitiert werden: „Ziehet nicht an einem für euch fremden Joch mit Ungläubigen…“4 Eine Folge dieser Absonderung ist die Angst vor dem nationalen Zerfall, d.h. die Annahme, dass die Anwesenheit von Individuen aus anderen ethnischen Gruppen eine Änderung der nationalen Identität und schliesslich das Verschwinden der Nation zur Folge hat5.

Hier muss zuerst eine heuchlerische Haltung angeprangert werden. Diese These behauptet nämlich, dass alles Übel nur von aussen kommt, wie wenn der einzelne Gläubige oder die einzelne Gemeinde keinerlei Verantwortung hätten. Dabei besagt doch eine der Lehren Jesu, die den Pharisäern in die Nase stach, dass das was von innen aus dem Herz kommt, den Menschen unrein macht.6 Darum kann nicht gesagt werden, dass Dinge von aussen den Glauben zerstören oder ein Land entchristlichen können. Der Christ soll seine eigenen Fehler und Sünden erkennen, und nicht einfach die Aussenwelt dafür verantwortlich machen. Diese rechtsextreme These beruht auch auf der arroganten Annahme, das eigene Land sei besser als die anderen, und alles Üble komme aus dem Ausland. Dies verhindert eine grundlegende Selbstkritik und vermittelt ein naives Märchenbild einer urreinen und sündenfreien Schweiz. Das ist in dem Sinn antibiblisch, denn „… alle haben ja gesündigt und ermangeln der Ehre vor Gott.“7 Gewiss leidet die westliche Gesellschaft an Entchristlichung. Aber sind daran wirklich nur äussere Einflüsse schuldig? Wie können wir die moralische Überlegenheit einer ethnischen Gruppe oder eines Landes im Licht der Bibel rechtfertigen? Gewiss ist die Gnade Gottes durch den direkten Zugang zur Bibel und das Werk der Reformatoren (trotz dunkler Seiten der Reformation) in unserem Land wirksam, aber dies ist nicht das Verdienst unserer Werke.

Die rechtskonservative These des nationalen Zerfalls muss klar vom geistlichen Zerfall unerschieden werden, der sich durch die Abkehr von Gott bzw. von den jüdisch-christlichen Werten ausdrückt. Der geistliche Zerfall ist eine Realität. So fallen die Israeliten im Alten Testament tatsächlich vom Gesetz ab, leben schrankenlos und erleiden damit eine Zunahme der Gewalt, der Korruption, der sozialen Ungerechtigkeit usw.8 Demgegenüber schreibt die national-konservative Rechte den nationalen Zerfall den Ausländern, Freimaurern usw. zu. Sie vergöttert die Nation, während die Propheten des Alten Testaments nicht fremdenfeindlich sind, sondern die Gesetzesverletzungen der Israeliten anprangern. Die nationale Dekadenz, von der die national-konservative Rechte spricht, hat also nichts mit dem Abfall des Volkes von seinem Gott zu tun. Auch hier gilt es eine Heuchelei anzuprangern: Es ist zu einfach, alle Übel der Gesellschaft äusseren Faktoren, und insbesondere den Ausländern und der Globalisierung, zur Last zu legen. Ob wir Gott folgen wollen oder nicht, hängt im Endeffekt von uns selber und nicht nur von äusseren Einflüssen ab. Nichts in der Bibel lässt darauf schliessen, dass wir berufen sind, die nationale Einheit um jeden Preis zu erhalten und gegen sogenannt schädliche Einflüsse aus dem Ausland zu kämpfen. Patriotismus darf darum um keinen Preis mit der Treue zu Gott verwechselt werden. Die Einheit eines Landes kann übrigens auch nicht aufgrund einer nationalen Einheit gerettet und erhalten werden. Vielmehr sind es biblische Werte wie Nächstenliebe, Solidarität usw., die die gesellschaftlichen Bande festigen.

Autoritäres Führerprinzip

Ein wiederkehrender Wert der national-konservativen Rechten ist ihr Autoritarismus, der besagt, dass das Kollektiv nur mit einer starken Führung gegen äussere Aggressionen geschützt und gegen innen gefestigt werden kann. Es besteht eine Art Faszination und Vergötterung des Chefs, der die nationale Einheit gewährleisten und eine klare Richtung geben soll.9Oft führt dies zur Ablehnung des politischen Systems und zum Wunsch, die bestehenden Institutionen von Grund auf zu ändern. Der Rechtsextremismus erachtet die Demokratie als eine Form Anarchismus, die die Nation im Individualismus aufgehen lässt. Im Kontext der aktuellen rechtsnationalen Bewegungen kann das Beispiel der SVP genannt werden, die ständig darauf pocht, das Volk als letzte Entscheidungsinstanz anzurufen, und die Politiker als elitäre „classe politique“ abstempelt. Was auf Anhieb unschuldig aussieht, stellt in Wahrheit die fundamentale Gewaltentrennung zwischen gesetzgebender, ausführender und rechtsprechender Kraft, die Verfassung und die Grundrechte zum Schutz des Individuums vor der Allgemeinheit in Frage. Dies ist eine Art Verherrlichung der Volksrechte10, während doch die Schweizer Demokratie doch auf dem Pluralismus und der Gewaltentrennung beruht, und nicht auf einem System, das die Volksabstimmungen zum absoluten Dogma heraufbeschwört, das alle Macht in sich vereinigt.

Natürlich muss das demokratische System der Kritik ausgesetzt werden, damit es verbessert werden kann. Die Gefahr besteht beispielsweise, dass eine Mehrheit der Bürger den anderen ihre Bedingungen diktieren könnten, wie es schon Tocqueville befürchtete.11 Doch habe ich in der Bibel nie eine Stelle gesehen, die von den Israeliten die Errichtung eines autoritären Regimes verlangt oder den Chrsiten empfiehlt, alle Macht einem charismatischen Führer oder nach Vorbild des sowjetischen Politbüros einem kleinen Kabinett zu übertragen. Im Gegenteil, Gott verurteilt im Alten Testament den Wunsch der Israeliten, wie alle anderen Völker einen König zu haben12, und rettet sie zwar mit charismatischen Führern, die aber nur für eine kurze Zeit erwählt sind13. Im Neuen Testament offenbart sich Jesus seinen Jüngern als Diener und nicht als autoritärer Führer, der sie unterdrückt.14

Der national-konservative Autoritarismus führt ausserdem zu einer Verherrlichung des Führers, was Gott klar verurteilt. Den Wunsch der Israeliten nach einem eigenen König verurteilt er klar als eine Ablehnung seiner selbst. Wir sehen demnach, dass der von rechtsaussen geforderte Autoritarismus der Bibel widerspricht und das Tor zu einer Vergötzung des Führers öffnet.

Ausserdem zeichnet sich der autoritäre Ansatz durch seinen Materialismus aus: Die Rechtsextremen setzen ihr Vertrauen auf einen Menschen, wo uns die Bibel doch auffordert, Gott zu vertrauen und eine persönliche Beziehung zu ihm zu suchen.

Nostalgie und die Verherrlichung der Vergangenheit

Ein weiterer grosser Mythos der national-konservativen Rechten besteht in der Aussage, die Vergangenheit sei gesamthaft besser gewesen. Die Gegenwart zeichne sich durch den moralischen Zerfall aus, für den z.B. die Juden, die Moslems, die Überfremdung oder die Jugend mit ihrem wachsenden Drogenkonsum und immer ausgefalleneren Kleidungsstil verantwortlich seien. Eine solche Verherrlichung der Vergangenheit könnte fälschlicherweise biblisch begründet werden. Eine oberflächliche Lektüre der Offenbarung kann den Glauben nähren, das Ende der Welt sei nahe und liege ganz in den Händen des Teufels. So entsteht ein extrem pessimistisches und düsteres Bild der Zukunft, das die übereinfache Sicht vermittelt, die Vergangenheit sei angesichts dieser apokalyptischen Aussichten immer zu bevorzugen.

Die Verherrlichung der Vergangenheit ist aus mehreren Gründen ein Irrtum. Zum ersten bleiben damit die Werke der Kirche zur Verbesserung der Zukunft völlig unbeachtet. Kann die Gründung des Roten Kreuzes und der Heilsarmee, können die Werke Calvins, Luthers, des Augustinus’, des Thomas’ von Aquin usw. einfach in den Mülleimer der Geschichte geworfen werden? Diese Personen und Organisationen haben doch nennenswerte soziale und geistliche Fortschritte erzielt, deren Früchte wir noch heute ernten. Wer möchte schon eine Vergangenheit wie das Mittelalter verherrlichen, als der Analphabetismus die Bibellektüre verunmöglichte? Warum sollten die 50er und 60er Jahre besser gewesen sein, nur weil es keine Punks und Kiffer gab? Ich glaube nicht, dass uns die Bibel zur Nostalgie einer verlorenen und erträumten Vergangenheit ermutigt, sondern vielmehr dazu, das Reich Gottes zu bauen und die Wiederkehr Christi vorzubereiten.15 Das Ziel der Offenbarung ist ja auch gar nicht die Rückkehr in den Garten Eden. Vielmehr wird von einer Stadt gesprochen und davon, dass Gott unter ihren Einwohnern wohnt.16 Die Verherrlichung der Vergangenheit und die Nostalgie können darum nicht als biblische Werte erachtet werden, und wir sollten uns nicht von ihnen bestimmen lassen. Die Christen, die sich nach Vergangenem sehnen, sind vom Pessimismus bestimmt und sind von der Zukunftsangst geprägt. Dabei sollten wir doch die Allmacht und Souveränität Gottes trotz gegenwärtiger Schwierigkeiten anerkennen.17

Verschwörungstheorie und Angst vor Weltherrschaft

Oft lässt sich in den Äusserungen der national-konservativen Rechten der Glaube an eine zentrale Verschwörung finden. Einige glauben, die Juden kontrollierten alle Machtstrukturen und wirtschaftlichen Abläufe, für andere handelt es sich um die Freimaurer. Oft führt diese Anschauung zu einer Haltung, die gegen das Establishment gerichtet, weil sie den Glauben fördert, alle Politiker seien gleich korrupt. Dies gründet auf der Überzeugung, dass sie sich alle gegenseitig kennen und ihre Entscheide auf dem Rücken des Volkes treffen. Das Konzept einer zentralisierten, weltweiten Verschwörung deckt sich durchaus mit dem Bild, das wir vom Teufel haben können, womit sich die neutestamentliche Frage nach dem Antichrist stellt.

Trotz scheinbarer Ähnlichkeiten kann das Handeln Satans, wie es in der Bibel beschrieben wird, nicht auf eine Ebene mit der Idee eines universellen und staatsfeindlichen Komplotts gebracht werden, wie sie von der national-konservativen Rechten gepflegt wird. Tatsächlich zeigt uns die Bibel und die Geschichte, dass die Zahl des Tieres (666), und damit der Antichrist, nacheinander mit dem römischen Kaiser Nero, der katholischen Kirche und in den 30er und 40er Jahren ironischerweise sogar mit der Dorflädeli-fressenden Migros identifiziert wurde. Satans Handeln beschränkt sich ja aber auch nicht auf die politische und institutionelle Ebene, sondern greift ebenso auf Einzelpersonen und Kirchen über.

Zweitens muss eingewendet werden, dass diese äusserst vereinfachende Sicht der Politik und der Politiker zu einfach ist. Wenn es eine Verschwörung in diesem Ausmass gäbe, kämen politische Konflikte und Auseinandersetzungen unter der politischen Elite gar nicht mehr vor.

Drittens übergeht diese Sicht die Rolle Gottes und insbesondere seine Souveränität Satan gegenüber, der immer noch Jesus unterworfen ist. Auch hier ist diese Sicht also vereinachend und ganz menschlich, indem sie unseren Kampf auf eine rein menschliche und politische Ebene beschränkt. Es kann denn auch gefragt werden, wo hier die geistliche Ebene sei und wo z.B. die Busse ihren Raum hat. Der geistliche Kampf gegen das Böse darf sich nicht nur gegen materielle, äussere Feinde richten, er verlangt auch Gedankenarbeit und eine Arbeit an sich selber durch die Heiligung und die Infragestellung eigener Verhaltensweisen und Werte im Gegenüber mit Gott.

Schliesslich hindert uns die ständige Ausrichtung auf einen „satanisch-politischen“ Komplott, die Souveränität Gottes und den Vormarsch des Evangeliums in unserem Leben und in unserer Umwelt wahrzunehmen. Meiner Meinung nach ist es keine biblische Haltung, wenn jemand jeden Morgen mit der Besessenheit aufwacht, die Weltverschwörung zu bekämpfen. Es ist viel gesünder, Gott zu suchen, sich Ihm zu öffnen, Seine Werke zu sehen und Seine Souveränität anzuerkennen und sich dadurch ermutigen zu lassen.

Schluss: Kein Platz für Gott

Wir haben gesehen, dass die Hauptthesen und die ideologischen Fundamente der national-konservativen Rechten in krassem Widerspruch zur biblischen Lehre stehen. Dieser Text weist vorallem auf die Unterschiede zwischen der rechten Ideologie und der Bibel hin. Die Bibel beruht auf Gott und fordert uns auf, sich Ihm zu nähern. Die national-konservative Rechte ihrerseits beruht auf der Nation und der Ethnie. An diesem Punkt scheidet sich alles. Die national-konservative Rechte verteidigt Autorität und Gehorsam, wobei sich Gott als gerechter Gott offenbart, der Gnade walten lässt. Gewiss hat Gott auch „schreckliche“ Seiten, wie die Bestrafung der Israeliten im Alten Testament, doch können sie kaum auf einen simplen Autoritarismus reduziert werden. Hinsichtlich der Nostalgie dreht Gott die Logik um: Er handelt für die Zukunft. Die Propheten haben dem Volk Israel denn auch die Zukunft und das Kommen Christi vorhergesagt, während die national-konservative Rechte sich auf Mythen vergangener Zeiten beruft. Schliesslich widerspricht der Verschwörungs-Wahn einer Theologie, deren Gott trotz der schwierigen Umstände seines Volkes souverän ist. So wird die wahre Natur der national-konservativen Rechten offenbar: Sie ist und bleibt materialistisch und beschränkt sich auf das Menschliche. So lässt sie keinen Platz für den Gott der Bibel.

Bibliographie

CHEVALLIER, J-J.: Les grandes œuvres politiques de Machiavel à nos jours, 1970, Paris: Armand Colin, S. 217-234.

ROBERTSON, D.: Dictionnary of politics, 1985, Hammondsworth (Middlesex, England): Penguin Books ltd.

 

Thomas Tichy, 17. Januar 2005

Übersetzung: Samuel Ninck

 


1. Die Verbindung zwischen Front National und SVP ist nicht auf Anhieb augenfällig, doch überschneiden sich ihre Wahlkampfthemen: Einwanderung, Sicherheit, Angriffe auf das politische System und die classe politique, traditionelle Werte usw. Ende der 80er Jahre versuchte die rechtsaussen Bewegung Vigilance (vergebens), Le Pen nach Genf einzuladen, und verschiedene ihrer Mitglieder haben am Jahresfest des Front National teilgenommen. Dieselben Personen leiten heute die Genfer SVP-Sektion (Quelle: Les dossiers du Canard, März 1990, S.96-97). Der Front National zeigt sich in einer Pressemitteilung vom 22. Oktober 2003 erfreut über den Sieg der SVP in den letzten Nationalratswahlen (http://www.frontnational.com/quotidien_detail.php?id_qp=101&art=1). Die Webpage des Front national verfügt über einen Link zur SVP.

 

2. Die Historiker gehen davon aus, dass der Nationalismus mit der französischen Revolution auftaucht. Kurz gefasst, bekämpft die damalige Linke die Aristokratie und die Ungleichheit der Klassen ab, um die Gleichheit und Brüderlichkeit aller Franzosen zu proklamieren. Mit dem sozialen Fortschritt, den die Machtübernahme des Bürgertums während der Revolution mit sich bringt, verlangt eine neue Opposition die Brüderschaft der gesamten Menschheit. So übernimmt diese Linke einen Internationalismus, der eine Brüderlichkeit über die französischen Grenzen hinaus fordert. Der Nationalismus rutscht von links nach rechts, was noch heute mehr oder weniger der politischen Realität entspricht. Ein Beispiel dafür ist die Affäre Dreyfus.

3. Esra 10,2-11; Nehemia 13,23-31; 3. Mose 20,23-26.

4. 2. Korinther 6,14.

5. Zwei Grundsatztexte des SVP-Programms veranschaulichen diesen Gedanken gut: In der Einleitung wird vorausgesetzt, dass der (im Vergleich mit unseren Nachbarn) hohe Ausländeranteil grundsätzlich negativ sei (Asylrechtsmissbrauch, Kriminalität usw.) (http://www.svp.ch/file/Plattform_franz.pdf, S. 40).

Oder auch die Forderung, dass sorgfältig mit dem Bürgerrecht umgegangen werden soll (Juli 2001):http://www.svp.ch/file/f2001.01Integrationspapier.doc

6. Markus 7,18: „Und er [Jesus] sprach zu ihnen: Auch ihr seid so unverständig! Merkt ihr nicht, dass alles, was von aussen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht verunreinigen kann?“

7. Römer 3,23.

8. Amos 2,6-16; Micha 6,9-7,6; Hosea 4,1-14.

9. Man spricht auch vom „Führerprinzip“, das die Strukturen der rechtsextremen Parteien prägt. Das Konzept des Fürherprinzips oder seine gemässigtere Form einer charismatischen Leiterfigur kann im Prinzip in jeder Partei oder Bewegung gefunden werden, wenn der Präsident oder das Zentralkomitee nie in der Öffentlichkeit kritisiert werden, Uneinigkeiten als Verrat angesehen werden und schliesslich alles vereinheitlicht wird. Dies kommt auch in linken Parteien unter dem Begriff „demokratischer Zentralismus“ vor.

10. Die SVP verlangt z.B., dass die Einbürgerungen der Volksabstimmung unterstellt werden sollen, als ob das Volk unfehlbar wäre. Dies offenbart eine verachtende Haltung den Verwaltungsverfahren gegenüber. Diese Verfahren sind zwar gewiss unvollkommen, gewährleisten indessen die Gleichbehandlung und sind besser nachvollziehbar.

http://www.udc.ch/index.html?&page_id=1176&node=67&level=1&l=3

Dieser Ansatz beruft sich auf Vordenker der französischen Rechtsextremisten wie Charles Maurras (1868-1952) oder af den deutschen Verfahrensrechtler Karl Schmitt (1888-1985), die mit den Nazis kollaboriert bzw. selber Nazi wurden.http://en.wikipedia.org/wiki/Carl_Schmitt

11. Robertson, D.: Dictionnary of politics, Hammondsworth, Middlesex, England, Penguin books Ltd. 1985. S. 78-79.

12. 1. Samuel 8,7.

13. Siehe Buch der Richter, z.B. Kapitel 4.

14. Lukas 22,24-27: „Es entstand aber unter ihnen auch ein Streit darüber, wer von ihnen als der Grösste gelten könne. Da sprach er zu ihnen: Die Könige der Völker üben die Herrschaft über sie aus, und ihre Gewalthaber lassen sich Wohltäter nennen. Ihr dagegen nicht so! Sondern der Grösste unter euch soll werden wie der Jüngste, und der Hochstehende wie der Dienende. Denn wer ist grösser, der zu Tische Sitzende oder der Dienende? Ist es nicht der zu Tische Sitzende? Ich aber bin mitten unter euch wie der Dienende.“

15. Matthäus 6,33-34; 2. Petrus 3,12.

16. Offenbarung 21,1-2.

17. 1. Petrus 1,6-7; 5,9-11.

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Besinnung

«’Wer unter Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.’ … Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst…» (Joh. 8,7.9). Die Pharisäer und Schriftgelehrten realisierten nämlich, dass sie alle gesündigt haben.

Auch wir Gläubigen sind nicht automatisch «die Guten», auch wir sündigen weiter und brauchen Vergebung. Deshalb wäscht Jesus die Füsse der Apostel und weist sie an, dies untereinander immer wieder zu tun (Joh. 13). Die Bibel lehrt uns, dass wir die Sünde hassen, aber die Sünder lieben sollen. Das geht bis hin zur Feindesliebe (Matt. 5,44). Auch der politische Gegner ist zuerst einmal ein von Gott geliebter Mensch. Wir sollen ihn lieben, d. h. als Geschöpf Gottes sehen. Wahrscheinlich sucht auch er das Gute, hat aber im Innersten Angst (wie wir), woraus sich unfruchtbare Haltungen ergeben können.

Politische Betrachtung

Der Umgang mit dem politischen Gegner hat sich in den 1990-er Jahren gewandelt und ist heute vermehrt von Verachtung geprägt. Gegner werden ausgelacht, wie z. B. Bundesrat Deiss bei seinem Rücktritt. SVP-Nationalrat Mörgeli beschimpft seine Gegner in Kolumnen als «Spiesser», «Narren» und «Neider», und die Junge SVP Zürich stellte Bundesräte als Huren, Schwule und Nichtsnutze dar. In Abstimmungskampagnen erscheinen politische Gegner entmenschlicht als Ratten und Raben. Links erfolgen verbale Angriffe auf Reiche (Ospel, etc.), und der Schwarze Block schreckt nicht einmal vor Gewalt zurück, wovon sich nur Teile der Linken klar distanzieren. So etabliert sich eine Kultur der Abwertung der Person und der persönlichen Angriffe. Oft wird im politischen Bereich davon ausgegangen, der Andere meine es «böse» oder sei im besten Fall naiv oder dumm. Nicht nur Ideen und Taten sind «gut» oder «schlecht», sondern gleich die Menschen selber.

Doch vor Gott haben wir kein Recht, Menschen ihre Würde abzusprechen, denn jeder Mensch ist von ihm geschaffen und geliebt. Die Bibel spricht offen von Sünde und Gnade, ohne je die Liebe zu den Menschen in Frage zu stellen. Im Gegenteil: Sie hält uns den Spiegel vor und sagt, dass wir nicht besser sind als die Anderen (Röm. 3,10).

Fragen

§         Wie rede ich über politisch Andersdenkende?

§         Wann habe ich zuletzt für einen politischen Gegner gebetet?

Gebet

§         Dienstag, 13. September: Johannes 8,71 
Hilf uns SchweizerInnen, nicht Sündenböcke zu suchen, sondern auch die Strukturen hinter einem Problem und gute Lösungen für Alle.

§         Mittwoch, 14. September: Matthäus 5,442
Hilf uns SchweizerInnen, in den Anderen nicht eine Gefahr zu sehen, sondern zu glauben, dass Gott für uns sorgt.

§         Donnerstag, 15. September: Römer 5,83
Hilf uns SchweizerInnen, die Menschen nicht in Gute und Böse einzuteilen, sondern unser Misstrauen und unsere Angst vor Andersdenkenden abzulegen und alle als von Gott geliebte Menschen zu sehen.

§         Freitag, 16. September: Timotheus 1,74
Hilf uns SchweizerInnen, der Angst und Verachtung keinen Raum zu bieten, öffne uns die Augen und Ohren und gib, dass die Prediger der Angst und Verachtung kein Gehör mehr finden.

§         Samstag, 17. September: Matthäus 5,21+225
Bewahre uns SchweizerInnen davor, Gewalt als politisches Mittel einzusetzen, auch nicht zur Durchsetzung des Guten. Sende Deinen Geist in die Herzen und schütze die Schweiz.

 


1. Johannes 8,7: «Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.»

2. Matthäus 5,44: «Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.»

3. Römer 5,8: «Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.»

4. 2. Timotheus 1,7: «Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.»

5. Matthäus 5,21+22: «Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig.»

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«Wenn der HERR nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen.
Wenn der HERR nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.» 

Psalm 127,1

Für eine Schweiz der Nächstenliebe – 40 Tage Wahlgebet

ChristNet lanciert vor den Eidgenössischen Wahlen (23.10.11) 40 Tage «Beten+Wählen». Nur der Heilige Geist kann die Herzen der SchweizerInnen dazu bewegen, die Barmherzigkeit über die eigenen Ängste zu setzen und die entsprechenden Kandidaten zu wählen. Hast Du Lust auf eine Schweiz der Nächstenliebe? Dann mach mit in der Gebetsbewegung vor den Wahlen!

Emotionen statt Sachpolitik

Die PR-Agenturen wissen es, und sie kreieren die Abstimmungs- und Wahlkampagnen dementsprechend: Emotionen sind der entscheidende Faktor an der Urne. Bereits vorhandene Emotionen und Ängste werden ausgenutzt und möglichst verstärkt. Auch im Blick auf diesen Wahlherbst sind genügend Emotionen vorhanden, die ausgenutzt werden können. Die Hauptsorgen der SchweizerInnen sind «die Ausländer», die Atomkraft und die Wohlstandsbewahrung.

Seit den 90-er Jahren steigt das vom Institut GfS ermittelte schweizerische Angstbarometer an, und das vom Institut Demoscope erarbeitete psychologische Klima der Schweiz zeigt seit 10 Jahren eine klare Tendenz hin zu mehr Misstrauen, Abgrenzung und Suche nach Halt in Traditionen und der nationalen Gemeinschaft.

Angst und Geld

Die Angst hat dazu geführt, dass das politische Klima giftiger geworden ist und Andersdenkende als Gefahr für die Allgemeinheit angesehen werden. Gleichzeitig ist Mammon in der Schweiz mächtig: Pro Kopf wird bei uns weit mehr Geld für Wahlen und Abstimmungen ausgegeben als beispielsweise in den USA. Die Wahl- und Abstimmungspropaganda hat nachweislich grosse Wirkung: Wir Menschen hören tendenziell die Argumente, die am lautesten geschrieen werden und glauben denjenigen, die unser Weltbild bestätigen und einfache Lösungen anbieten. Nur ein einfaches Weltbild garantiert auch, dass einfache Lösungen in scheinbarer Griffnähe liegen.

Darum haben wir bei ChristNet manchmal das Gefühl, alles Aufklären und Argumentieren zur Bedeutung der Nächstenliebe für unser Land nütze nicht viel. Tatsächlich: Wenn Gott die Herzen nicht öffnet, kann das Argument der Nächstenliebe sogar bei den Christen auf unfruchtbaren Boden fallen. Bitten wir darum, dass Gott durch den Heiligen Geist die Herzen verändert und uns Schweizer (ChristInnen) aus den Klauen der Angst befreit.

Beten um Nächstenliebe

ChristNet ist aus dem Gebet heraus entstanden und wurde von Beginn an durch regionale Gebetsgruppen getragen. Die eidgenössischen Wahlen sind ein wichtiger Moment, damit eine eigentliche Gebetsbewegung entstehen kann. Die Geschicke der Schweiz werden stark durch das nationale Parlament und die nationale Regierung geprägt. Beten wir dafür, dass die Menschen Kandidaten wählen, die sich für das Wohl der Schwächsten einsetzen, ohne Angst um das eigene Wohl, ohne Angst vor «den Bösen» und ohne nationale Selbstgerechtigkeit.

Mit dem 40-Tagen-Wahlgebet bietet ChristNet vom 13. September bis zum 23. Oktober jede Woche ein Gebetsblatt mit einer biblischen Besinnung, einer politischen Betrachtung und Gebetsanliegen für jeden Tag an. Einzelne Themen werden auch mit vertiefenden Artikeln auf www.christnet.ch verknüpft.

Geplant sind folgende Wochenthemen:

1.         Umgang mit dem politischen Gegner

2.         Nationalismus und Ausländer

3.         Geld in der Schweiz

4.         Angst in der Schweiz

5.         Solidarität, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit

6.         Christliche Werte