Lesezeit / Temps de lecture ~ 3 min

Seit dem ChristNet-Forum im Januar 2025 ist Demokratie zum Fokusthema des Vereins geworden. An der Generalversammlung vom 8. März 2025 griff ChristNet dieses Thema im Workshop «Demokratie – wie können wir sie stärken?» nochmals auf.

Seit den US-Wahlen im November 2024 bewegt das Thema Demokratie den Verein ChristNet stark. Während beim ChristNet-Forum vom 18. Januar 2025 noch die Frage «Demokratie – gefährdet oder gefährlich?» im Raum stand, lag der Fokus an der Generalversammlung anfangs März 2025 beim individuellen Einsatz für die Stärkung der Demokratie in der Schweiz. Während eines kurzen Workshops setzten sich die Teilnehmenden mit fünf Fragen auseinander. Diese Fragen und die Antworten der Teilnehmenden möchten wir im Folgenden mit dir teilen.

Was können wir persönlich zur Stärkung der Demokratie beitragen?

Politische Rechte, wie z.B. die Möglichkeit zum Abstimmen, sollen aus Sicht der Teilnehmenden wahrgenommen nehmen. Um sich eine politische Meinung bilden zu können, braucht es nebst Informationen auch ein Grundverständnis von politischen Prozessen und Strukturen. Ist diese politische Bildung vorhanden, kann differenziert über bestimmte Themen nachgedacht und diktatorische Tendenzen innerhalb der Politik erkannt sowie aufgezeigt werden. Eine Person schlug das Kennenlernen von Politikern als Strategie vor, um Vertrauen in die Politik zu gewinnen. Das Gebet für Amtsträger betrachteten dieTeilnehmenden als sehr wichtig für die Stärkung der Demokratie. Jemand nannte zudem das Abschliessen eines Medienabonnements, um sachliche Berichterstattungen zu unterstützen. Politische Themen polarisieren stark, weshalb die Teilnehmenden es als wichtig erachteten, dass Christinnen und Christen die Rolle von Vermittlern einnehmen, anstatt die Polarisierung weiter zu verstärken.

Was macht mir Angst in Bezug auf die weltweite Schwächung der Demokratie?

Besonders besorgniserregend empfinden einige Teilnehmende die Passivität der Mehrheit der Bevölkerungvor allem der jüngeren Generation in Bezug auf die globale Schwächung der Demokratie. Sie beobachten, dass christliche Werte zusehends an den Rand gedrängt werden und die sozial Schwachen unter die Räder geraten bzw. eine Entwertung erleben. Zwei Teilnehmende sind der Meinung, dass die Schwächung der Demokratie auf globaler Ebene zu einer erhöhten Kriegsgefahr führt.

Was macht mir Mut in Bezug auf die Demokratie?

Für die Teilnehmenden gehörten gewaltloser Widerstand und die Stärke der christlichen Werte zu den Ermutigungen angesichts der weltweiten Schwächung der Demokratie. Als konkrete Beispiele nannten siepositive Entwicklungen in Ländern wie Südkorea, Senegal und Serbien, sowie die Sojourners, die in den USA mutig ihre Stimme gegen Donald Trumps Anhänger erheben.

Was möchte ich an der direkten Demokratie in der Schweiz nicht missen?

Die direkte Demokratie der Schweiz hat aus Sicht der Teilnehmenden sehr viele Vorteile. Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung haben das Stimmrecht, Politiker sind Teil des Volkes und in der Kommunalpolitik kann viel bewegt werden. Die Teilnehmenden schätzen die Möglichkeit zur Meinungsbildung, die Offenlegung der Abstimmungsfinanzierung, die Vielfalt der Abstimmungsthemen sowie das Referendumsrecht und Petitionen sehr. Sie betrachten die direkte Demokratie in der Schweiz als klar antidiktatorisch.

Wie setze ich meine politische Stimme am liebsten ein?

Für die Teilnehmenden ist die Mitgliedschaft bei ChristNet eine wertvolle Möglichkeit, ihre politische Stimme aktiv für Nächstenliebe in Politik und Gesellschaft einzusetzen. Während ein Mitglied gerne Leserbriefe schreibt, publiziert ein anderes Mitglied Beiträge im Forum integriertes Christsein. Die Beteiligung an Gemeindeabstimmungen- und Gemeindeversammlungen sowie nationalen Abstimmungen und Wahlen erwähnten die Teilnehmenden ebenfalls als wichtiges Mittel, die politischen Stimmeeinzusetzen. Wer sich konkret in die Politik einbringen möchte, könnte zum Beispiel einer Partei beitreten, für den Gemeinderat kandidieren oder Unterschriften sammeln. Hierbei empfinden die Teilnehmenden die Bereitschaft zur Diskussion und das Aufarbeiten von Themen wie Nächstenliebe und sozialer Gerechtigkeit als wichtig. Als Christinnen und Christen dürfen wir uns auch auf den Heiligen Geist verlassen, der uns die richtigen Worte schenkt und den Willen Gottes offenbart.

Einsatz für christliche Werte

Der Workshop zeigte auf, dass Christinnen und Christen im Angesicht einer weltweiten Schwächung der Demokratie eine zentrale Rolle in der Bewahrung christlicher Werte einnehmen dürfen. Lasst uns mutig unsere politische Stimme für christliche Werte in der Schweizer Politik und Gesellschaft einsetzen!

Lesezeit / Temps de lecture ~ 2 min

Mit dem Aschermittwoch am 5. März beginnt die Fastenzeit. Sie erinnert uns daran, dass weniger oft mehr ist – nicht nur für uns persönlich, sondern auch für die Umwelt.

Wer verzichtet, gewinnt neue Perspektiven: Dankbarkeit für das, was wir haben und Achtsamkeit im Umgang damit. Doch warum nicht auf etwas verzichten, das nicht nur uns selbst, sondern auch unserer Umwelt guttut? Die Klimakrise fordert uns heraus, unser Verhalten zu überdenken – und die Fastenzeit bietet die perfekte Gelegenheit, bewusst eine klimaschädliche Angewohnheit abzulegen.

Folgend einige konkrete Fastenideen, die gleichzeitig zu einer klimafreundlicheren Lebensweise führen.

Ernährung

• Eine vegetarische oder vegane Ernährung ausprobieren
• Regionale und saisonale Lebensmittel kaufen
• Auf importierte Früchte (z. B. Avocados, Bananen) verzichten
• Keine Lebensmittel wegwerfen – bewusster einkaufen und Reste verwerten
• Fairtrade- und Bio-Produkte kaufen
• Leitungswasser statt Flaschenwasser trinken

Mobilität

• Das Auto stehen lassen und stattdessen zu Fuss gehen oder Velo fahren
• Öffentliche Verkehrsmittel statt das Auto nutzen
• Keine Flugreisen in der Fastenzeit
• Fahrgemeinschaften bilden
• Kurzstreckenflüge durch Zugreisen ersetzen

Energie & Konsum

• Den Heizenergieverbrauch reduzieren: z. B. ein bis zwei Grad weniger heizen
• Elektronische Geräte konsequent ausschalten statt auf Stand-by lassen
• Duschzeit verkürzen und Wasser sparen
• Keine neuen Kleider shoppen – stattdessen tauschen oder secondhand kaufen
• Auf Online-Bestellungen verzichten, um unnötigen Transport und Verpackung zu vermeiden

Digitale Gewohnheiten

• Weniger Streaming und Videokonsum: Netflix, YouTube – wegen des hohen Stromverbrauchs
• Social-Media-Detox: weniger Bildschirmzeit spart Strom und fördert Achtsamkeit
• Unnötige E-Mails löschen: E-Mail-Server verbrauchen viel Energie

Ressourcen & Abfall

• Auf Einwegprodukte verzichten: z. B. Coffee-to-go-Becher, Plastikflaschen
• Müll reduzieren und besser recyceln
• Wiederverwendbare Produkte nutzen: Stofftaschen statt Plastiktüten, Glasflaschen statt PET
• Kosmetik und Pflegeprodukte ohne Mikroplastik wählen
• Papier sparen: Digital lesen statt drucken

Der Artikel erschien erstmals auf www.stoparmut.ch

Lesezeit / Temps de lecture ~ 4 min

Vor 12 Jahren gab ChristNet das Buch «Die Schweiz, Gott und das Geld» heraus. Es thematisierte den problematischen Umgang der Schweiz mit Geld und stellte viele gesellschaftliche und politische Missstände in den Fokus. Wo stehen wir heute?

Die Autorinnen und Autoren des Buches beschrieben die Schweiz als ein Land, dessen Geldpolitik und Wirtschaftspraktiken weltweit einen fragwürdigen Ruf geniessen. Die Liste der problematischen Aspekte war schon damals lang: Steuerflucht, illegale Geldströme und Steuerprivilegien für Reiche. Ein prominentes Beispiel ist bis heute die Praxis, dass Banken Steuergelder ausländischer Potentaten und korrupter Regime verwalten, ohne ernsthafte Konsequenzen fürchten zu müssen. Auch die Steuervermeidung durch Unternehmen und das Steuerdumping zugunsten ausländischer Konzerne, die Menschenrechte im Ausland verletzen, bleiben ein ungelöstes Problem. Im Buch wird betont, dass auch viele Christen in der Schweiz diesem Verhalten gegenüber entweder ohnmächtig oder indifferent seien.

Der schweizerische «Krämergeist»

Eine Episode, die das zynische Wirtschaftsdenken der Schweiz widerspiegelt, ist die Aussage des Direktors der International Chamber of Commerce (ICCC), vor Jahren bei einer Tagung: «Die Schweiz hat einen Krämergeist». Er beschrieb damit treffend eine bis heute dominierende Mentalität. Ein Beispiel aus der Berner Oberländer Gemeinde Wengen verdeutlicht diese Haltung: Der Gemeindepräsident unterstützt den Bau eines Luxushotels, da er überzeugt ist, dass nur solche Projekte Menschen anziehen würden, die viel Geld mitbringen werden. Diese Sichtweise auf wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand zeigt, wie stark das Streben nach finanziellen Vorteilen in vielen Bereichen der Gesellschaft verankert ist.

Korruption und die Schattenseiten der Finanzwelt

Ein weiteres zentrales Thema ist bis heute die Unfähigkeit der Schweiz, gegen Geldwäsche und illegale Finanzpraktiken wirksam vorzugehen. Zwar gibt es Gesetze wie das Geldwäschereigesetz, doch gerade die Rechtsanwälte wurden bei der Umsetzung weitgehend verschont. Zudem sind die sogenannten «Clans», die illegale Gelder verschieben, ein zunehmendes Problem. Der schon fast verzweifelte Ruf des Bundesanwalts nach mehr Polizei und strengeren Kontrollen findet kaum Widerhall in der Sicherheitskommission des Bundes.

Oder ein weiteres aktuelles Beispiel: Die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) zum Fall der ehemaligen Grossbank «Credit Suisse» hat kürzlich aufgezeigt, dass der Umgang mit den Banken und deren Fehlverhalten lange Zeit zu lasch war – obwohl frühzeitig Alarmsignale vorlagen. Dies spiegelt ein grundlegendes Problem wider: Das Streben nach Gewinn und Macht geht oft zu Lasten von ethischen Standards und öffentlichem Wohl.

Politische Missstände und die Macht des Geldes

Organisationen wie die «Erklärung von Bern» – heute: «Public Eye» – und die «Swiss Social Watch» haben wiederholt auf die problematischen Praktiken hingewiesen, bei denen Parteien grosse Spenden von wohlhabenden Einzelpersonen oder Unternehmen erhalten, ohne dass diese ausreichend transparent gemacht werden. Diese Organisationen fordern strengere Regeln und eine echte Kontrolle der Wahlkampfspenden. Zwar gibt es mittlerweile Regeln, dass grosse Spenden bei Wahlkämpfen offengelegt werden müssen; doch die Kontrollbehörde, die diese Geldflüsse überwachen soll, wird bewusst schlank gehalten. Das Geld dürfte somit weiterhin grossen und intransparenten Einfluss auf politische Entscheidungen haben.

Eine besonders auffällige Haltung der Schweizer Gesellschaft gegenüber dem Geld ist die weit verbreitete Vorstellung, dass Ausgaben als «Verlust» betrachtet werden und nicht berücksichtigt wird, dass auf der anderen Seite Einnahmen und Investitionen wirtschaftliches Wachstum und Existenzen fördern. Die Frage «Was kostet das?» wird bei vielen gesellschaftlichen Ideen zu einem zentralen Hemmschuh. Investitionen in das Gemeinwohl oder in eine nachhaltige Zukunft werden dabei häufig nicht ausreichend gewichtet. Diese Sichtweise führt zu einer weiteren Verengung des Blicks auf Wohlstand, bei dem nur das Sichtbare und unmittelbar Einträgliche als wertvoll erachtet wird.

Schulden und Spekulation: Ein gespaltenes Verhältnis zum Geld

In der Schweiz ist es nahezu eine gesellschaftliche Schande, Schulden zu machen. Das Bild von Schulden als moralischem Versagen prägt das Denken der Bevölkerung. Das geltende System zur Entschuldung ist jedoch oft so schwierig, dass viele Menschen in der Falle von Schulden gefangen bleiben, ohne eine echte Chance auf Befreiung. Ein Gesetz, das die Schuldentilgung für Private ermöglicht, gibt es in der Schweiz bislang nicht.

Im Gegensatz dazu erscheint Spekulation auf den Finanzmärkten – das Umverlagern von Geld ohne reale Wertschöpfung – unproblematisch. In der Schweiz herrscht die weit verbreitete Illusion, dass Geld ohne Schaden für andere unbegrenzt vermehrt werden könne. Börsentipps sind populär, und es wird suggeriert, jeder könne nur gewinnen.

Die Kirche und das Geld: Ein ambivalentes Verhältnis

Das Verhältnis der Kirchen zum Geld ist ebenfalls einseitig. In vielen Kirchenreformen der letzten Jahre dominierte unterschwellig der Umgang mit den sinkenden Steuereinnahmen. Die Frage, wie die Kirche ihre finanziellen Ressourcen verwalten und erhalten kann, wird intensiv diskutiert – die Gewinnung von Seelen hingegen nicht.

In einem Beitrag weist die NZZ vom 14. Januar 2025 darauf hin, dass die Missionierung und der persönliche Glaube heute oft von finanziellen Überlegungen überschattet werde. Wichtiger als die spirituelle Ausrichtung sei in vielen Fällen die Frage, wie die Kirche ihre finanzielle Stabilität sichern könne. Die Frage bleibt: Warum wird nicht mehr Energie in die geistliche Erneuerung und die Verbreitung des Glaubens gesteckt, statt in die finanzielle Existenzsicherung?

Der Einfluss von Vermögen auf die gesellschaftliche Stellung und Macht

In einer Gesellschaft, in der das Vermögen so stark mit der gesellschaftlichen Stellung und Macht verknüpft ist, stellt sich die Frage, wie viel Einfluss materieller Wohlstand auf politische und soziale Entscheidungen haben sollte. Kann und will die Politik hier einen Ausgleich schaffen?

Die Antwort darauf ist in der Schweiz oft unklar. Zwar gibt es einige Bestrebungen, Ungleichheit zu bekämpfen und den Wohlstand gerechter zu verteilen, doch der Widerstand gegen entsprechende Massnahmen bleibt stark. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Schweiz in Zukunft zu einer gerechteren und ethischeren Verteilung von Ressourcen positionieren wird.

Ein ethischer Kompass für Christen

Abschliessend stellt sich die Frage, wie sich Christen in der Schweiz zu all diesen Themen verhalten sollen. Sollten sie sich weiterhin mit den gesellschaftlichen Normen und den vorherrschenden Wirtschaftsmodellen arrangieren oder einen alternativen Weg einschlagen, der stärker auf Gerechtigkeit sowie soziale und ökologische Verantwortung setzt? Die Bibel fordert die Gläubigen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Geld und Reichtum auf.

Der Weg der Christen sollte daher auch darin bestehen, für ein gerechteres Wirtschaftssystem einzutreten, das nicht nur den Wohlstand der Reichen sichert, sondern auch den Ärmsten zugutekommt.

Es bleibt zu hoffen, dass die Schweiz und ihre Bürger, besonders in christlichen Kreisen, sich verstärkt der ethischen Frage stellen, wie Wohlstand geschaffen und verteilt werden sollte – und dass der Umgang mit Geld nicht länger als ein Selbstzweck angesehen wird, sondern als Mittel, das Wohl aller zu fördern. Aktuell zum Beispiel mit der Initiative zur Schöpfungsverantwortung, die im Abstimmungskampf typischerweise von kurzfristigen wirtschaftlichen Argumenten bekämpft wird. Hier gilt es, ein Gegenzeichen zu setzen.


Dieser Artikel erschien zuerst auf INSIST.

Foto von Claudio Schwarz auf Unsplash

Lesezeit / Temps de lecture ~ 3 min

Das Schweizer Volk stimmt am Sonntag, 24. November 2024 über den Ausbau der Nationalstrassen zur Verkehrsentlastung und Stauvermeidung ab. Doch sind mehr Strassen die beste Option gegen die Verkehrsüberlastung in den Ballungsräumen? Braucht es nicht viel eher eine Wende hin zu kombinierter Mobilität, um das Problem längerfristig in den Griff zu bekommen?

Wer jeden Tag mit dem Auto in den Ballungsräumen unterwegs ist, verbringt sehr viel Zeit im Stau. Um den Verkehr zu entlasten und kürzere Fahrzeiten zu ermöglichen, sollen die Nationalstrassen ausgebaut werden. Die Abstimmungsvorlage sieht Investitionen in Milliardenhöhe vor, um neue Strassen zu bauen und bestehende zu verbreitern, um so das Verkehrsaufkommen effizienter zu bewältigen.

Auf das Auto ausgerichtete Infrastruktur

Die Befürworter des Ausbaus argumentieren, dass die Nationalstrassen ein zentrales Element der Schweizer Infrastruktur darstellen. Damit haben sie recht. Bauten für den Verkehr nehmen etwa einen Drittel der Siedlungsfläche ein (BFS 2023). 88 Prozent dieser Fläche machen Strassen aus. Die Schweizer Infrastruktur ist somit stark auf das Auto ausgerichtet. Im Vergleich dazu braucht die Bahn nur gerade 10 Prozent der Siedlungsfläche. Bedenkt man, dass im Zug wesentlich mehr Leute auf weniger Raum Platz finden und in jedem Auto meisten nur eine Person sitzt, wäre aus meiner Sicht ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs einem Ausbau der Nationalstrassen schon nur aus Platzspargründen vorzuziehen.

Könnte ich für meinen Arbeitsweg auch ein E-Bike benutzen und zusätzlich etwas für meine Gesundheit tun?

Die Gegner der Abstimmungsvorlage befürchten mit dem Ausbau der Nationalstrassen nicht nur wertvolle Grünflächen zu überbauen, sondern auch eine Verschlimmerung der heutigen Verkehrssituation zu bewirken. Ganz nach dem Prinzip: Je grösser das Strassengangebot, desto höher das Verkehrsaufkommen. Jedoch lehnen auch sie das Auto als Verkehrsmittel nicht ab. Sie sehen die Lösung der Verkehrsprobleme nicht in einer Entscheidung zwischen Auto und öffentlichen Verkehrs, sondern in einer cleveren Kombination verschiedener Verkehrsmittel.

Clevere Kombination von Verkehrsmitteln als Lösungsansatz

Beim cleveren Kombinieren von Verkehrsmitteln beginnt Mobilität bereits bei der Routenplanung zuhause auf dem Sofa. Die Leute sollen sich Gedanken machen, welches Verkehrsmittel für die gewünschte Strecke zum Beispiel das schnellste, energieeffizienteste, stressfreiste und umweltfreundlichste ist. Ist das Auto die schnellste und kostengünstigste Option, um in Ballungszentren zu gelangen? Könnte ich für meinen Arbeitsweg auch ein E-Bike benutzen und zusätzlich etwas für meine Gesundheit tun? Muss ich zwingend um 8.00 Uhr im Büro sein und mich in den vollgestopften Zug pferchen?

Gerade was den Arbeitsverkehr betrifft, gibt es für Büroangestellte mit Gleitzeit, Homeoffice, Co-Working Spaces und Videokonferenzen sehr viele Möglichkeiten, den Strassen- und Schienenverkehr zu entlasten. Ein Gespräch mit dem Arbeitgeber über den Arbeitsweg sollte daher nicht gescheut werden. Mit dem wachsenden Umweltbewusstsein der Bevölkerung schneiden Unternehmen bei Arbeitnehmenden besser ab, wenn sie auch im Bereich der Mobilität auf nachhaltiges Management setzen.

Kombinierte Mobilität ermöglicht es also, den Individualverkehr auf den Fern- und Kurzstrecken zu reduzieren. Gleichzeitig bietet sie flexible Lösungen für die sogenannte «letzte Meile» an. «Letzte Meile» bedeutet, dass Menschen für weite Strecken den Zug nutzen, um dann auf lokale Verkehrsmittel oder Velos umzusteigen. Hierfür gibt es bereits zahlreiche Sharing- und Mietangebote direkt an den Bahnhöfen.

Längerfristige Mobilitätslösungen anstreben

In der Diskussion um den Ausbau der Nationalstrassen sollte nicht nur der kurzfristige Nutzen betrachtet werden. Es geht auch um die Frage, wie die Mobilität der Zukunft nachhaltig gestaltet werden kann. Die Abstimmung sollte die gesamte Bevölkerung dazu anregen, über das eigene Mobilitätsverhalten kritisch nachzudenken. Nachhaltige Mobilität ist nicht gegen die Benützung von Autos und Strassen. Sie setzt sich aber explizit für Mobilitätslösungen ein, die längerfristig gut durchdacht, kostensparend, umweltfreundlich, platz- und raumsparend sowie sozial ausgerichtet sind. Aus diesen Gründen stimmt nachhaltige, clever kombinierte Mobilität viel besser mit christlichen Werten überein als der geplante Ausbau der Nationalstrassen.


Foto: KI (Dall-E)

Lesezeit / Temps de lecture ~ < 1 min

Rund um den Flüchtlingstag vom 16. Juni 2024 findet in verschiedenen Schweizer Städten die Aktion «Beim Namen nennen» statt. ChristNet gehört zu den Erstunterzeichnenden des Manifests «Menschen schützen – auch an den Grenzen» im Rahmen dieser Aktion.

Ein stilles Drama geht seit Jahren auf den Meeren und an den Grenzen Europas vor sich und schafft es nur gelegentlich in die Medien. Seit 1993 sind über 60’000 Kinder, Frauen und Männer an den EU-Aussengrenzen gestorben. Der diesjährige Flüchtlingstag gedenkt unter dem Titel «Beim Namen nennen» dieser Menschen in 10 Schweizer Städten. Es finden öffentliche Lesungen der «List of Deaths» statt. Dazu werden die Angaben jeder verstorbenen Person auf ein Stück Stoff geschrieben und an einer Installation befestigt, die dadurch zu einem Mahnmal im Gedenken an die Verstorbenen wird.

«Symptome statt Ursachen werden bekämpft»

Bereits jetzt kann das Manifest «Menschen schützen – auch an den Grenzen» zuhanden des Bundesrats unterzeichnet werden. Es kritisiert die im Dezember beschlossene Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS), die nun umgesetzt wird. Unter anderem ruft es den Bundesrat dazu auf, sich im Rahmen der Schengen/Dublin-Assoziierung der Schweiz für die Einhaltung von Menschenrechtsstandards und die vollumfängliche Respektierung der Rechte von Asylsuchenden einzusetzen. «Die geplanten Massnahmen verletzen die Grundprinzipien nationaler, europäischer und internationaler Rechtsabkommen, die jedem Menschen aufgrund seines Menschseins zustehen», heisst es darin.
ChristNet gehört zu den Erstunterzeichnenden des Manifests und ist überzeugt, dass die Entwicklungen an den EU-Aussengrenzen auch die Schweiz etwas angehen, nicht bloss aufgrund des Schengen- und des Dublin-Abkommens, sondern auch als Geburtsstätte der Genfer Flüchtlingskonvention. Menschen müssen legal nach Europa einreisen und ein Asylgesuch stellen können.

Bitte unterzeichnen Sie das Manifest jetzt:


Weiterführende Links

Dokument, um handschriftliche Unterschriften sammeln zum Download

Weitere Informationen zu den Aktionen rund um den Flüchtlingstag vom 16. Juni 2024 Link: www.beimnamennennen.ch

Lesezeit / Temps de lecture ~ 4 min

Vor rund einem Monat haben in Senegal Wahlen mit einem hoffnungsvollen Ausgang stattgefunden. Alain Schaeffer, der seit Anfang 2023 im Senegal tätig ist, erklärt im Artikel die Hintergründe. Er erlebt diesen Machtwechsel als Zeichen göttlicher Führung.

Innerhalb von 20 Tagen vom politischen Gefangenen zum Präsidenten bzw. Premierminister aufsteigen: Dies wurde im Senegal dank einer historischen Wahl möglich, die die Opposition im ersten Wahlgang gewann. Bei der Amtseinführung des neuen Präsidenten Bassirou Diomaye Faye waren Worte wie «Versöhnung der Herzen», «Wunder» und «Hoffnung» zu hören; in den Wochen vor der Wahl erlebten wir, wie der autokratische Kurs des Landes korrigiert wurde. Diese Machtübergabe an Bassirou Diomaye Faye als Präsident und Ousmane Sonko als Premierminister kann als Wunder bezeichnet werden. In den letzten Wochen erlebte der Senegal einen Traum, der von Idealen durchdrungen ist und Begeisterung hervorruft. Wie könnte man dieses Wunder nicht als göttliches Eingreifen sehen, als Antwort auf die Gebete, die im Land und ausserhalb des Landes für einen politischen Neuanfang im Senegal formuliert wurden?

Eine Vision integrer Männer

Das Programm der neuen Regierung kündigt einen Bruch mit der früheren politischen Elite auf mehreren Ebenen an: mit der Korruption, mit dem, was man als Neokolonialismus bezeichnen kann, und mit den alten politischen Praktiken im Senegal, die ihn bislang daran gehindert haben, voll und ganz Demokratie zu werden. Dies weckt die Hoffnung nach einem tatsächlichen gesellschaftlichen Wandel durch den Regierungswechsel.

Aber wer sind diese beiden Führungspersönlichkeiten, die sich einer solchen Herausforderung stellen? Nach ihrem Studium an der senegalesischen Verwaltungshochschule nach französischem Vorbild arbeiteten beide als Steuerbeamte im Dienste ihres Landes. Dabei liessen sie sich nicht auf die allgemein praktizierte Korruption ein. Sie prangerten stattdessen die bestehende Praxis an und gründeten eine Gewerkschaft, um sowohl eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen im öffentlichen Sektor zu fordern als diesem auch ein anderes Image als der allgemein üblichen persönlichen Bereicherung zu geben – bis sie vom vorherigen Präsidenten Macky Sall wegen ihres Engagements aus dem öffentlichen Dienst entfernt wurden.

Die ersten Schritte der neuen Regierung geben den Ton für den Richtungswechsel an: Der ehemalige Generalstabschef wurde zum neuen Innenminister ernannt. Dieser hatte 2021 den Einsatz der Armee zur Niederschlagung von Demonstrationen von Oppositionellen abgelehnt, worauf er von seinem Amt zurücktreten musste und auf ein Abstellgleis geschoben wurde. Der Justizminister ist der ehemalige Leiter der Staatsanwaltschaft, der einer Klage des damaligen Oppositionsführers Ousman Sonko wegen fehlerhafter Verfahren stattgeben wollte und daher von seinem Posten entfernt und versetzt wurde. Bereits in den ersten Tagen nach dem Regierungswechsel erhielt die gesamte Verwaltung einschliesslich der Minister einen Brief, in dem die neue Regierung die Schlüsselwörter ihres Programms in Wolof, der wichtigsten lokalen Sprache, verkündete: «Jub Jubal Jubanti», was Rechtschaffenheit, Redlichkeit und Vorbildlichkeit bedeutet. Im gleichen Brief sicherte die Regierung Wistleblowern Schutz zu1 . Die Richtung ist vorgegeben, offensichtlich mit dem Ziel, gegen korrupte Praktiken sofort und nicht schrittweise vorzugehen.

Beziehung zum Evangelium

Nelson Mandela, ein methodistischer Christ und späterer Präsident Südafrikas, war nach 27 Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. In dieser langen Zeit wurden sein Gewissen und seine Überzeugung geformt, dass nur der Weg der Vergebung und Versöhnung zu einer inneren Befreiung führen kann. Ousman Sonko und Bassirou Diomaye haben zusammen mit ihrer Partei das Motto «Hingabe für das Vaterland» geprägt. Ousman Sonko, der wie Nelson Mandela für seine Ideen inhaftiert war, wurde während dieser Zeit einmal in die Notaufnahme und ein anderes Mal auf die Intensivstation gebracht, weil er aus Protest einen Hungerstreik begonnen hatte.

Das ehemals französische Afrika und alles, was an politischem, wirtschaftlichem und militärischem Einfluss Frankreichs dazu gehört, ist für alle ehemaligen französischen Kolonien, darunter auch den Senegal, eine schwere Last. Selbst von besonnenen, gemässigten Christen hört man hier viel darüber. Die Aufarbeitung dieser Missstände sollte idealerweise von den Franzosen selbst vorgenommen werden: Sie sind die Akteure, die sich mit ihrem Verhalten und den Fakten aus der Vergangenheit auseinandersetzen müssen, um einen Kurswechsel des Bedauerns einzuschlagen und in Folge dessen auf Vergebung und Gnade zu hoffen. Das Gebet ist in dieser Beziehung eine mächtige Kraft! Für Personen, die nicht aus den betroffenen Ländern stammen, ist es wichtig, sich zu informieren und zuzuhören. Wikipedia ist ein gutes Hilfsmittel, das in seinem französischen Artikel zwei von Franzosen verfasste Bücher erwähnt, die die Fakten schonungslos beschreiben und als Referenzdokumente dienen.2

Der Korruption und der Unterdrückung von Gegnern unter dem alten Regime Senegals kann das Evangelium entgegenwirken: Nächstenliebe, Böses mit Gutem vergelten, sich nicht rächen, Vergebung, anderen das tun, was man sich selbst wünschen würde3 – das ist es, was darauf wartet, im Senegal nun gesät zu werden. Diese Themen aus dem Evangelium sind ein Echo der oben beschriebenen Vision, die wir am Tag der Amtseinführung des senegalesischen Präsidenten gehört haben. Es liegt an uns Christen, die Herausforderung anzunehmen, die Gute Nachricht von einem durch Vergebung erneuerten Leben zu verkünden und einen Neuanfang bei Null anzustossen.

Nicht alle Politiker haben das «Glück», wie Mandela 27 Jahre im Gefängnis verbracht zu haben, um dadurch derart grundlegend verändert zu werden und über den reinen Drang zur Macht hinauszuwachsen, der oft das Engagement in der Politik begründet. Glauben, beten und handeln wir, damit der Wille zur Selbsthingabe der neuen senegalesischen Führung, die uns an Jesus und seine Hingabe für die Erlösung der Menschheit erinnert, zu einer Veränderung der Herzen und der Mentalität in diesem schönen Land führen kann.

1. Der Brief wurde in den Medien veröffentlicht: https://teranganews.sn/2024/04/incarner-les-principes-du-jub-jubal-jubanti-la-lettre-du-president-diomaye-faye-aux-fonctionnaires-et-agents-de-ladministration-document/
2. Der französischsprachige Artikel mit «françafrique» überschrieben bei Wikipedia: https://fr.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7afrique
3. S. Bergpredigt (Matthäus 5-7)

Foto von Victor Rutka auf Unsplash

Lesezeit / Temps de lecture ~ 3 min

An der StopArmut-Konferenz vom 6. April 2024 wurde die Ge-Na-Studie vorgestellt, die die Einstellungen der Christinnen und Christen zur sozialen Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit untersucht hat. Sechs Persönlichkeiten aus Kirche und Politik kommentierten die Studie. Darunter auch ChristNet-Autor und A-Rocha-Präsident Steve Tanner.

Haben Sie schon Ihren Elektroschock-Moment bezüglich Klima erlebt? Der Moment, in dem Ihnen klar wurde, dass es ernst ist und dass Sie sich engagieren und Ihre Gewohnheiten ändern müssen? Dass die Lebensqualität unserer Kinder davon abhängt? Ich erlebte einen solchen Moment am 2. Juni 2007 anlässlich einer von der Schweizerischen Evangelischen Allianz organisierten Klimakonferenz, bei der ein Professor für Klimatologie einen meisterhaften Vortrag über die Klimawissenschaft hielt und ein Theologe die biblische Grundlage für das Handeln lieferte. Das hat mich beeinflusst.

2007 war bereits alles klar:

  • Die Ursachen der Erwärmung: vom Menschen verursachtes CO2.
  • Die schwerwiegenden Folgen für Ökosysteme und Menschen.
  • Das Verständnis für Gottes Aufruf, sich um das Klima zu kümmern.

Seither ist die Welt aktiv geworden, Christen haben das Thema ernst genommen. Aber wir gehen nicht schnell genug voran, um aus den fossilen Brennstoffen auszusteigen, weil wir unsere Privilegien nicht aufgeben wollen und Angst vor Veränderungen haben.

Mein Ziel hier ist es, für die Christen und die Kirchen drei Fragen zu beantworten:

  1. Wo stehen wir in unserem Einsatz für das Klima?
  2. Welche Hindernisse hindern uns daran, Fortschritte zu machen?
  3. Was motiviert uns, uns mehr zu engagieren?

Die Ge-Na-Studie gibt interessante Einblicke in unser Handeln für das Klima. Zunächst einmal hat sie gezeigt, dass dies für Christinnen und Christen ein mittleres Anliegen ist. Welche Bedeutung hat das? Dass das Problem nicht so ernst ist? Oder auf dem besten Weg zur Lösung?

Bei den vorrangigen nachhaltigen Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der UNO (SDG) gab es Unterschiede zwischen schwach praktizierenden Christen, für die das Klima an dritter Stelle steht, und stark praktizierenden Christen, für die es an fünfter Stelle steht.

Es scheint, dass je praktizierender man ist, desto weniger das Klima eine Priorität darstellt. Wir müssen versuchen zu verstehen, warum das so ist.

Die Ge-Na-Studie hat gezeigt, dass bestimmte theologische Haltungen das Klimaschutzhandeln bremsen können. Die erste ist: «Die Idee der Neuschöpfung der Welt hat einen negativen Effekt auf das nachhaltige Verhalten der Befragten.» Das Evangelium, z. B. Lukas 15,11, in dem es um Geld geht, erinnert uns daran, dass Gott daran interessiert ist, wie wir mit irdischen Dingen umgehen, selbst wenn diese Dinge vergehen werden. Wenn wir unfähig sind, uns um diese Erde zu kümmern, wird der Herr uns dann seine neue Schöpfung anvertrauen?

Ein weiteres theologisches Ergebnis der Studie ist interessant: „Christen, die an einen Gott glauben, der die Ereignisse in der Welt kontrolliert, verhalten sich weniger nachhaltig und sind weniger besorgt über den Klimawandel“.

Gott ist allmächtig, aber dennoch befiehlt er uns, in seinem Namen zu handeln, wie Matthäus 28,18 in Erinnerung ruft. Sich hinter der Allmacht Gottes zu verstecken, um nicht zu handeln, ist also kein Zeichen von Frömmigkeit, sondern von Ungehorsam. Dies zeigt, wie wichtig eine Theologie der „Schöpfungsfürsorge“ ist, die in unseren Kirchen gepredigt wird. Während 65% der Protestanten schon einmal eine Predigt zum Thema Nachhaltigkeit gehört haben, haben nur 45% der Evangelikalen eine solche Predigt gehört, berichtet uns die Studie.

Ich möchte mit drei Prinzipien fortfahren, die sich jeder zu eigen machen kann, um etwas für das Klima zu tun. In einem ersten Schritt geht es darum, unsere CO2-Bilanz zu erstellen, um die großen CO2-Verursacher in unserem Leben zu identifizieren. Das hilft uns, die richtigen Prioritäten zu setzen.

Zweitens ist es genauso wichtig, die Gewohnheiten zu ändern wie neue Technologien einzusetzen. Der Umstieg auf ein Elektroauto ist gut, aber wir sollten es auch weniger benutzen und ein kleineres Auto wählen. Schliesslich sollten wir kollektive Massnahmen genauso unterstützen wie individuelle umsetzen, denn beides ist notwendig. Dies ist in evangelikalen Kreisen, die oft die individuelle Freiheit auf Kosten kollektiver Massnahmen verteidigen, nicht selbstverständlich.

Leichter zu lösen als Probleme wie Krieg und Korruption

Seit 2007 hat unsere Familie einen Prozess zur Reduzierung der CO2-Emissionen eingeleitet.

  • Wohnen: Ölheizung durch Solar- und Holzheizung ersetzt und das Haus isoliert.
  • Mobilität: öffentliche Verkehrsmittel, starke Reduzierung von Flugreisen, Elektroauto.
  • Essen: weniger Fleisch, lokaler und saisonaler Konsum.

Unser Familien-CO2 ist stark gesunken, auf weniger als 4 Tonnen pro Person (Schweizer Durchschnitt 10 Tonnen), ohne die Lebensqualität einzuschränken oder unsere Kosten zu erhöhen. Es ist also möglich, unsere Emissionen zu reduzieren. Die Klimakrise ist leichter zu lösen als andere menschliche Probleme wie Kriege oder Korruption. Die erforderlichen Anstrengungen sind überschaubar, aber die positiven Auswirkungen auf unsere Zukunft sind enorm.

Als Christen haben wir drei starke Motoren, die uns voranbringen:

Liebe → Sie zeigt sich in Taten. Jesus sagt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Gehorsam → Verantwortung treibt zum Handeln. Handeln bedeutet nicht, an der Macht Gottes zu zweifeln, sondern treu unseren Teil zu tun, im Glauben, dass er den seinen tun wird.
Hoffnung → Der Glaube an die Zukunft führt zum Handeln. Mit Hoffnung zu leben, lässt uns in den Wandel eintreten. Es gibt keine Opfer mehr, sondern neue Möglichkeiten.

In einer oft hoffnungslosen Welt ist das Handeln für das Klima für uns Christen eine Gelegenheit, zu zeigen, von welchem Gott wir leben: von einem Gott der Hoffnung und der Liebe. Also: Tun wir es!

Lesezeit / Temps de lecture ~ 4 min

Macht der Glaube einen Unterschied? Ja, Christinnen und Christen, die eine Verbindung zwischen Theologie, Spiritualität und Gerechtigkeit sowie Nachhaltigkeit herstellen können, verhalten sich nachhaltiger.

Lesezeit / Temps de lecture ~ 3 min

Wie wählen? Das fragen sich die Stimmberechtigten in diesen Tagen angesichts des Stimmcouverts, das noch nie so dick war. Markus Meury, ChristNet-Präsident, vermittelt Leitlinien und gibt konkrete Tipps.

Ein Gesetzeslehrer fragte Jesus, welches denn das höchste Gebot sei. Jesus antwortete: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.» Dies sei das größte und erste Gebot. Das zweite aber sei ihm gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.» An diesen zwei Geboten hänge das ganze Gesetz und die Propheten. (Matthäus 22.35-40)

Die Liebe zu Gott und zu unseren Nächsten soll die Richtschnur für all unser Handeln sein, also auch für unser politisches Handeln. Das Wohlergehen unserer Nächsten muss genauso wie unser eigenes Wohlergehen in unserem Blickfeld sein. Denn jeder Mensch ist von Gott geschaffen und geliebt, jede Person hat vor Gott den gleichen Wert. Aber nicht jeder Mensch hat die gleichen Fähigkeiten, nicht jeder kann sich gleich in unserer Welt durchsetzen und selbst für sein Wohlergehen sorgen.

Wer soll besonders unterstützt werden?

Wer braucht unsere Nächstenliebe besonders? Das Alte Testament fordert mit Nachdruck immer wieder zum Schutz der Witwen, Waisen, Armen, Elenden, Geringen, Ausländer etc. auf. Sie sind in Gottes Augen besonders schutzbedürftig. Oft hängt ihre Situation mit Machtlosigkeit oder Schuldknechtschaft zusammen. Die Propheten klagen das Volk Israel an, dass die Starken versuchten, die Rechte der Armen zu beugen, und fordern dazu auf, diesen zum Recht zu verhelfen. Sie sollen durch den Zehnten versorgt werden, die Schuldknechtschaft soll in regelmässigen Abständen aufgehoben werden.

Im Neuen Testament wendet sich Jesus ebenfalls speziell den Ausgegrenzten und Machtlosen zu. Er stellte dabei allerdings keine Forderungen an das politische System, da das zu dieser Zeit kaum möglich war.

Unsere Verantwortung für die Benachteiligten wahrnehmen

Hier und heute haben wir mit Wahlen und Abstimmungen die Möglichkeit, über die gesellschaftlichen Verhältnisse mitzubestimmen. Wir haben damit eine Mitverantwortung, der wir uns nicht entziehen können. Was wir als Stimmvolk entscheiden und welche Gesetze ein Parlament erlässt, hat konkrete Folgen für unsere Nächsten. Die Bibel weist uns an, bei unseren Entscheiden nicht nur das eigene Wohl, sondern auch dasjenige unserer Nächsten im Auge zu haben.

Wer sind aber heute diejenigen, die unsere Stimme am meisten benötigen? Wer sind die Machtlosen, die Verletzlichen, die Elenden, diejenigen, denen es am schlechtesten geht? Die Menschen in Armut, deren Zahl zunimmt? Die Kinder, die überdurchschnittlich von Armut betroffen sind, die in der Schule immer mehr Druck verspüren und die herumgeschoben werden? Die Migranten, die als Gefahr angesehen werden? Menschen mit Behinderung? Weniger Gebildete, die kaum mehr mitkommen? Oder ganz einfach die weniger Leistungsfähigen? Es ist unsere Aufgabe, diesen Benachteiligten zu fairen Lebenschancen zu verhelfen. Das kann durch Umverteilung, durch Empowerment, durch vereinfachten Zugang zum Recht etc. geschehen.

Um wen kümmert sich die Politik heute?

Die Politik kann Rahmenbedingungen herstellen, die entweder Benachteiligten helfen oder die ihnen noch mehr schaden. Wie sieht es heute aus, für wen wird heute Politik gemacht? Die Mehrheit der Parteien sagt, sie mache «Politik für den Mittelstand» – also nicht für diejenigen, die die Unterstützung am meisten brauchen. Die Stimme der wirklich Benachteiligten wird nicht gehört. Nur so ist es erklärbar,

  • warum die Parlamente in Kantonen und beim Bund jedes Jahr neue Steuersenkungen vorschlagen, die vor allem den Wohlhabenden zugutekommen und die bei den Wohnbeihilfen, Ergänzungsleistungen und Krankenkassensubventionen der Armen wieder eingespart werden.
  • warum die Rechte der Mieter gegen Mietzinserhöhungen ausgehöhlt und umgekehrt der Eigenmietwert abgeschafft werden soll.
  • warum das Bundesparlament kantonale Mindestlöhne zu einem grossen Teil verbieten will, was die ärmsten Schichten besonders trifft.
  • warum nun gar die Idee propagiert wird, Billigkrankenkassen einzurichten, wo die Armen hineingedrängt werden und eine schlechtere Gesundheitsversorgung erhalten.

Wie die richtige Auswahl treffen?

Politik muss denjenigen nützen, die es am meisten brauchen. Sie müssen unsere Aufmerksamkeit erhalten.

Dies bedingt aber, jedem Menschen den gleichen Wert vor Gott und damit die gleiche Aufmerksamkeit und Lebenschancen zuzugestehen. Heute wird aber nur allzu schnell gesagt, dass jeder für sich selbst sorgen soll. Mancherorts werden die Schwächeren in der Gesellschaft gar als Last angesehen oder entwertet. In den Kirchen hören wir manchmal, dass die Benachteiligten sich einfach an Gott wenden sollen und «der Staat» nicht die Aufgaben von Gott übernehmen soll. Gott fordert uns aber dazu auf, das Recht der Armen zu schützen und für sie zu sorgen.

Deshalb: Nehmen wir die Gelegenheit dieser eidgenössichen Wahlen wahr, vor allem diejenigen zu unterstützen, die unsere Unterstützung am meisten benötigen. Wie finden wir das heraus? Bei der unabhängigen Website www.smartvote.ch kann man auf einem Fragebogen die eigenen politischen Prioritäten angeben, worauf die Seite diejenigen Parteien sowie einzelne Kandidatinnen und Kandidaten anzeigt, die der angegebenen politischen Ausrichtung am nächsten sind. Es gibt also keine Ausreden mehr. Jetzt wählen!

Zum Weiterlesen: Unser Umgang mit den Schwachen

Foto von Kelly Sikkema auf Unsplash

Lesezeit / Temps de lecture ~ 2 min

Von der Syrienkrise erschüttert und durch den Glauben motiviert, beschlossen Anne-Sylvie und Kim Giolo 2015, sich auf ein Abenteuer einzulassen und Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen. Samira*, eine junge Frau aus Eritrea, kam 2016 in die Familie, nach ihrem Auszug folgte Aicha* aus dem Iran und heute ist Fatima* aus Afghanistan Teil der Familie Giolo.

Den Alltag geteilt

Diese jungen Frauen waren während ihres Aufenthalts bei uns Teil der Familie. Sie assen mit uns und wir verbrachten zusammen unsere Freizeit. Dabei wurde viel erklärt, gelacht und exotisch gegessen, und ich merkte, wie kompliziert Französisch oftmals ist! Die Aufnahme von Flüchtlingen ist für Familien eine wunderbare Möglichkeit, auf andere Menschen zuzugehen und sich für andere Kulturen zu öffnen. Für unsere beiden Töchter war die Beziehung zu Fatima, Aicha und Samira sehr prägend, weil sie dadurch erfuhren, dass das Leben anderswo ganz anders ist. Die Frauen, die wir bei uns aufnahmen, lernten gleichzeitig zu verstehen, wie die Schweizer Kultur funktioniert, und konnten die Landessprache schneller erlernen. Unsere Familie diente als Brücke zwischen ihrem Herkunftsland und der Schweiz.

Ein Anker und ein Sprungbrett

Diese Erfahrungen zeigten uns aber auch, dass wir keine Ansprüche auf Erfolg bzw. Ertrag stellen dürfen. Unsere Aufgabe ist es vielmehr, die jungen Frauen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen dabei unsere Unterstützung anzubieten. Flüchtlinge haben oft sehr traumatische Lebenssituationen hinter sich, die sie fragil haben werden lassen. Bezugspersonen in ihrem neuen Lebensumfeld zu haben, hilft ihnen, einen Ankerpunkt im Gastland zu finden. Als Fatima bei uns wohnte, konnte sie sich in einer sicheren, stabilen und im Vergleich zum Leben in einer Asylunterkunft ruhigen Umfeld bewegen und sich auf das Erlernen der französischen Sprache konzentrieren, die den Schlüssel zur Integration darstellt. Da sie nur drei Jahre die Schule besucht hatte, war der Französischunterricht anfangs zu schwierig für sie, wurde aber bald zu einfach. Vor kurzem hat sie das Niveau A2 erreicht und hofft nun, eine Lehre beginnen zu können. Für sie beginnt ein neues Leben – weit weg von den Schwierigkeiten in ihrem Heimatland – und es ist ein grosses Glück, dass wir unseren Teil zu diesem Neuanfang beitragen können.

* Namen geändert

Der Artikel ist erstmals in der Ausgabe März 2023 der Zeitschrift «Christ seul» erschienen.

Foto von Priscilla Du Preez auf Unsplash