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Wie wählen? Das fragen sich die Stimmberechtigten in diesen Tagen angesichts des Stimmcouverts, das noch nie so dick war. Markus Meury, ChristNet-Präsident, vermittelt Leitlinien und gibt konkrete Tipps.

Ein Gesetzeslehrer fragte Jesus, welches denn das höchste Gebot sei. Jesus antwortete: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand.» Dies sei das größte und erste Gebot. Das zweite aber sei ihm gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.» An diesen zwei Geboten hänge das ganze Gesetz und die Propheten. (Matthäus 22.35-40)

Die Liebe zu Gott und zu unseren Nächsten soll die Richtschnur für all unser Handeln sein, also auch für unser politisches Handeln. Das Wohlergehen unserer Nächsten muss genauso wie unser eigenes Wohlergehen in unserem Blickfeld sein. Denn jeder Mensch ist von Gott geschaffen und geliebt, jede Person hat vor Gott den gleichen Wert. Aber nicht jeder Mensch hat die gleichen Fähigkeiten, nicht jeder kann sich gleich in unserer Welt durchsetzen und selbst für sein Wohlergehen sorgen.

Wer soll besonders unterstützt werden?

Wer braucht unsere Nächstenliebe besonders? Das Alte Testament fordert mit Nachdruck immer wieder zum Schutz der Witwen, Waisen, Armen, Elenden, Geringen, Ausländer etc. auf. Sie sind in Gottes Augen besonders schutzbedürftig. Oft hängt ihre Situation mit Machtlosigkeit oder Schuldknechtschaft zusammen. Die Propheten klagen das Volk Israel an, dass die Starken versuchten, die Rechte der Armen zu beugen, und fordern dazu auf, diesen zum Recht zu verhelfen. Sie sollen durch den Zehnten versorgt werden, die Schuldknechtschaft soll in regelmässigen Abständen aufgehoben werden.

Im Neuen Testament wendet sich Jesus ebenfalls speziell den Ausgegrenzten und Machtlosen zu. Er stellte dabei allerdings keine Forderungen an das politische System, da das zu dieser Zeit kaum möglich war.

Unsere Verantwortung für die Benachteiligten wahrnehmen

Hier und heute haben wir mit Wahlen und Abstimmungen die Möglichkeit, über die gesellschaftlichen Verhältnisse mitzubestimmen. Wir haben damit eine Mitverantwortung, der wir uns nicht entziehen können. Was wir als Stimmvolk entscheiden und welche Gesetze ein Parlament erlässt, hat konkrete Folgen für unsere Nächsten. Die Bibel weist uns an, bei unseren Entscheiden nicht nur das eigene Wohl, sondern auch dasjenige unserer Nächsten im Auge zu haben.

Wer sind aber heute diejenigen, die unsere Stimme am meisten benötigen? Wer sind die Machtlosen, die Verletzlichen, die Elenden, diejenigen, denen es am schlechtesten geht? Die Menschen in Armut, deren Zahl zunimmt? Die Kinder, die überdurchschnittlich von Armut betroffen sind, die in der Schule immer mehr Druck verspüren und die herumgeschoben werden? Die Migranten, die als Gefahr angesehen werden? Menschen mit Behinderung? Weniger Gebildete, die kaum mehr mitkommen? Oder ganz einfach die weniger Leistungsfähigen? Es ist unsere Aufgabe, diesen Benachteiligten zu fairen Lebenschancen zu verhelfen. Das kann durch Umverteilung, durch Empowerment, durch vereinfachten Zugang zum Recht etc. geschehen.

Um wen kümmert sich die Politik heute?

Die Politik kann Rahmenbedingungen herstellen, die entweder Benachteiligten helfen oder die ihnen noch mehr schaden. Wie sieht es heute aus, für wen wird heute Politik gemacht? Die Mehrheit der Parteien sagt, sie mache «Politik für den Mittelstand» – also nicht für diejenigen, die die Unterstützung am meisten brauchen. Die Stimme der wirklich Benachteiligten wird nicht gehört. Nur so ist es erklärbar,

  • warum die Parlamente in Kantonen und beim Bund jedes Jahr neue Steuersenkungen vorschlagen, die vor allem den Wohlhabenden zugutekommen und die bei den Wohnbeihilfen, Ergänzungsleistungen und Krankenkassensubventionen der Armen wieder eingespart werden.
  • warum die Rechte der Mieter gegen Mietzinserhöhungen ausgehöhlt und umgekehrt der Eigenmietwert abgeschafft werden soll.
  • warum das Bundesparlament kantonale Mindestlöhne zu einem grossen Teil verbieten will, was die ärmsten Schichten besonders trifft.
  • warum nun gar die Idee propagiert wird, Billigkrankenkassen einzurichten, wo die Armen hineingedrängt werden und eine schlechtere Gesundheitsversorgung erhalten.

Wie die richtige Auswahl treffen?

Politik muss denjenigen nützen, die es am meisten brauchen. Sie müssen unsere Aufmerksamkeit erhalten.

Dies bedingt aber, jedem Menschen den gleichen Wert vor Gott und damit die gleiche Aufmerksamkeit und Lebenschancen zuzugestehen. Heute wird aber nur allzu schnell gesagt, dass jeder für sich selbst sorgen soll. Mancherorts werden die Schwächeren in der Gesellschaft gar als Last angesehen oder entwertet. In den Kirchen hören wir manchmal, dass die Benachteiligten sich einfach an Gott wenden sollen und «der Staat» nicht die Aufgaben von Gott übernehmen soll. Gott fordert uns aber dazu auf, das Recht der Armen zu schützen und für sie zu sorgen.

Deshalb: Nehmen wir die Gelegenheit dieser eidgenössichen Wahlen wahr, vor allem diejenigen zu unterstützen, die unsere Unterstützung am meisten benötigen. Wie finden wir das heraus? Bei der unabhängigen Website www.smartvote.ch kann man auf einem Fragebogen die eigenen politischen Prioritäten angeben, worauf die Seite diejenigen Parteien sowie einzelne Kandidatinnen und Kandidaten anzeigt, die der angegebenen politischen Ausrichtung am nächsten sind. Es gibt also keine Ausreden mehr. Jetzt wählen!

Zum Weiterlesen: Unser Umgang mit den Schwachen

Foto von Kelly Sikkema auf Unsplash

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Man sagt, dass im alten Ägypten die Überbringer von schlechten Nachrichten hingerichtet wurden. Dasselbe ist bei uns zwar nicht der Fall, aber Klimaschützer sind nicht gerade beliebt, in Teilen der Gesellschaft sind sie zu Feinden geworden.

In unserer Kultur ist die Freiheit eines der höchsten Güter. Wir sind uns gewohnt, vom technischen Fortschritt intensiv zu profitieren, uns von Neuerungen und neuen Möglichkeiten begeistern zu lassen. Manchmal versprechen diese, unsere Lebensfreude zu vergrössern, neue Perspektiven und Aktivitäten zu ermöglichen (z.B. in die Ferne fliegen), oder vielleicht auch, Mühseligkeiten zu verringern (z.B. durch vereinfachende Apps).

Keine Grenzen

Allerdings ist da nie ein «Genug» vorgesehen. Der Komfort und der Luxus müssen ständig vergrössert werden, was aber «den Wohlstand erhalten» genannt wird. Wir reden zwar von Wirtschaftswachstum, aber nur wenige geben zu, dass es ums «Immer-Mehr» geht. Nicht mal die Fussballstars, die trotz hunderten von Millionen Euro auf dem Bankkonto jetzt nach Saudi-Arabien gehen, um noch viel mehr Geld zu scheffeln und das zwanzigste Haus zu kaufen.

Spielverderber werden zum Feindbild

Wir möchten selber entscheiden können, wie wir unser Leben, unsere Aktivitäten und zum Beispiel auch unsere Mobilität gestalten. Menschen, die einwenden, dass unsere Konsum- und Spasskultur nicht nachhaltig ist und die Lebensmöglichkeiten unserer Kinder einschränkt, sind unangenehm. Sie lassen uns nicht guten Gewissens unsere Aktivitäten und unseren Luxus geniessen. Das ist gemein. Dagegen werden zahlreiche Rechtfertigungen angeboten wie zum Beispiel, dass wir ja mit unserem Konsum Arbeitsplätze schaffen, oder es wird gleich der Klimawandel selber als Grundproblem in Zweifel gezogen. Es scheint einfacher, den Kopf in den Sand zu stecken.

Sehr beliebt ist die Verteufelung der Warner selber. Wechselweise werden sie Neider, Gutmenschen oder Wokisten genannt, die gar unsere Kultur – eigentlich unsere Konsumkultur – zerstören wollen. Anwürfe wie «sie wollen unsere Lebensfreude zerstören» oder «sie wollen uns jeden Genuss wegnehmen» sind öfters zu hören. Mit dem «sie» gegen «wir» werden Feindbilder geschaffen, wodurch jede Nachricht über die Zerstörungen durch unsere Konsumkultur (Klimawandel, Feinstaub, Plastikinseln im Meer, Artensterben, Mikroplastik im Trinkwasser, Zunahme der Krebshäufigkeit bei jungen Menschen) abgewimmelt werden kann. Denn: da die «Feinde» böse sind, kann man auch nicht wissen, ob es stimmt, was sie sagen.

Schäden kurzfristig reparieren, statt die Ursachen anzugehen

Eine Mehrheit der Bevölkerung ist im Moment nur für die Reparatur der Schäden nach dem Konsum zu haben. Katalysatoren, um trotzdem mit dem Auto herumfahren zu dürfen, Umstellung auf «saubere» Energie, um unseren Energiekonsum weiter erhöhen zu können, oder die Hoffnung auf Techniken, die das CO2 senken. Doch langfristig kann auch das nicht funktionieren, denn es warten in der Welt noch Milliarden von Menschen, die unseren Lebensstil kopieren wollen. Ein Luxusleben, wie wir es in der Schweiz kennen, ist auch mit Schadensbegrenzung nicht möglich: Katalysatoren und Sonnenkollektoren müssen entsorgt werden und auch weniger Plastik landet schliesslich im Meer. Und jedes neue Mikro- und Nanoprodukt wird letztendlich im organischen Kreislauf angereichert, bis es zu grossen und nicht mehr reparablen Schäden kommt. Wer Einschränkung fordert oder dies gar durchsetzen will, indem er sich an die Fahrbahn klebt, wird zum Feindbild. Dann kommt es zum kollektiven Greenbashing – auch im aktuellen Wahlkampf. Die FDP in der Romandie hat’s mit ihrem Plakat vorgemacht: Sie will «décoller», also die Bahn für mehr Wachstum freimachen, und hat bewusst die «Klimakleber» als feindliches Sujet ausgesucht. Der Konsum darf ja nicht eingeschränkt werden!

Ein Kulturwandel ist unumgänglich – wann ist «genug»?

Doch, den Kopf in den Sand zu stecken, geht nicht: auch mit Reparaturtechniken werden wir auf Kosten unserer Kinder leben. Die einzige Möglichkeit, die bleibt, ist, uns auf ein «Genug» zu besinnen. Die gesellschaftliche Diskussion dazu, wann wir genug zum Leben und zum Glücklichsein haben, muss geführt werden. Auch über gesetzliche Grenzen müssen wir diskutieren dürfen. Man müsste meinen, unter uns Christinnen und Christen sollte das einfacher sein, denn wir beziehen unser Glück ja nicht nur aus dem Materiellen. Aber selbst unter uns wird Wachstum beschworen. Auch bei uns ist also der Aufruf angebracht: Fangen wir bei uns an!

Und ja: es gibt Menschen, die Mühe haben, über die Runden zu kommen. Für diese braucht es ein «Mehr». Doch dies muss nicht mit noch mehr Wachstum geschaffen werden. Wer kann sagen, dass die Schweiz nicht genügend Ressourcen hat, um auch für die Armen zu sorgen? Oder haben wir noch immer Angst, zu wenig zu haben oder zu eingeschränkt zu sein, wenn wir etwas abgeben? Wer kann uns gegen diese Angst helfen?

In 1. Joh. 4,18 heisst es: «Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus». Und auch die Schuldgefühle werden ausgetrieben. Denn wir müssen uns nicht schuldig fühlen, sondern einfach verantwortungsvoll handeln!

Foto de Rux Centea sur Unsplash

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Armutsbekämpfung ist nicht nur eine Frage materieller Hilfe, sondern auch der Stärkung menschlicher Würde. Arme Menschen leiden oft unter sozialer Ausgrenzung. Diese Form des Leidens wiegt genauso schwer wie die materielle Armut. Besonders in Afrika sind die sozialen Bindungen überlebenswichtig, emotional und materiell. Armut aber isoliert und wird in vielen Ländern des Globalen Südens als Fluch oder Strafe Gottes angesehen: die Armen sind die Aussätzigen der heutigen Zeit. Entwicklungshilfe sollte daher nicht nur auf die Linderung materieller Not setzen, sondern auch auf die Überwindung von Vorurteilen und den Abbau sozialer Schranken.

Menschen sind mit Würde zu behandeln. Nicht aufgrund dessen, was sie haben, sondern aufgrund dessen, was sie sind – Geschöpfe Gottes, geschaffen nach seinem Bilde. Es ist ein Widerspruch zu behaupten, dass wir Gott lieben, gleichzeitig aber die Armen als Menschen zweiter Klasse behandeln.

Was Jesus mit Unwürdigen tut

Dies geschieht leider oft auch in Verbindung mit religiösen Überzeugungen. Wer reich ist, ist von Gott gesegnet, wer arm ist, steht unter dem Fluche Gottes. Jesus hat den religiösen Menschen seiner Zeit einen Spiegel vorgehalten, indem er die Aussätzigen berührte. Das machte ihn nach dem jüdischen Gesetz unrein. Er lobte die Barmherzigkeit des Samariters, der sich um einen von Räubern Geschundenen kümmerte, dies im Gegensatz zu den religiösen Führern, die sich an diesem Unglücklichen nicht verunreinigen wollten. Er redete mit der Frau am Jakobsbrunnen – auch sie eine verachtete Samariterin, mit der er nach rabbinischem Gesetz nicht hätte reden dürfen. Er behandelte sie mit Würde, stillte ihren Durst nach Annahme und zeigte ihr den Weg zu einem liebenden und vergebenden Gott.

Menschen mit Würde behandeln heisst, sie ansprechen, ihnen in die Augen schauen, ihnen zuhören, sie berühren und sie segnen. Die geistliche Komponente macht die christliche Entwicklungszusammenarbeit ganzheitlich und einzigartig. Sie gilt allen Menschen, ungeachtet ihres religiösen Hintergrundes. Und sie sollte immer ein fester Bestandteil christlicher Entwicklungszusammenarbeit bleiben.

Unsere Motive hinterfragen

Arme Menschen mit Würde behandeln heisst, sie in ihrem Streben nach Eigenständigkeit zu unterstützen. Um sie nicht von unserer Hilfe abhängig zu machen, müssen wir unsere Motive in der Entwicklungszusammenarbeit überprüfen. Helfen wir aus Mitleid, spenden wir Geld, um ein gutes Gefühl zu bekommen oder engagieren wir uns beruflich für humanitäre Anliegen, um einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen zu können?

Arme Menschen wollen nicht bemitleidet, sie wollen ernst genommen werden. Mitleid reduziert Menschen auf ihre Bedürftigkeit und zementiert das Gefälle zwischen Helfenden und Notleidenden. Hilfe sollte immer die Autonomie der Unterstützten zum Ziel haben.

Wer arme Menschen finanziell oder durch Fachwissen unterstützt, sollte als Gegenleistung nicht Dankbarkeit einfordern. Oft wird an Hilfeleistungen die Erwartung geknüpft, dass die Empfänger der Hilfe die Konditionen der Geber diskussionslos akzeptieren. Widerspruch gegenüber der Art, wie die Hilfe geschehen soll, wird von den Gebern oft als Undankbarkeit verstanden. Dies ist eine verkappte Form von Bevormundung und untergräbt die Würde der Hilfeempfänger.

Der Wunsch, sich beruflich für Menschen in Not einzusetzen, ist nicht falsch. Allerdings kann das Empfinden, sich für eine sinnvolle Sache zu engagieren, erschüttert werden, wenn sich die erhofften Resultate nicht einstellen. Der daraus resultierende Frust entlädt sich dann oft in Schuldzuweisungen gegenüber den Hilfeempfängern. Das Wahren der gegenseitigen Würde auch im Scheitern ist eine hohe Kunst. Sie ist aber eine Voraussetzung für die so oft zitierte Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe.

Würdevolle Besuche

Im Rahmen meiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Hilfswerks SELAM in Äthiopien habe ich 2022 drei Frauen unseres Unterstützungsprogramms für arme arbeitende Frauen in Addis Abeba besucht. Sie gewährten mir Einblicke in ihre beruflichen und familiären Verhältnisse und luden mich jeweils in ihre fünf Quadratmeter grossen Wellblechhütten ein. Ein Jahr später besuchte ich sie wieder. Ich wollte wissen, wie es ihnen geht und ob sich etwas verändert hat.

Ihre Freude war gross, als ich mit meiner Frau, meinem Sohn und seiner Verlobten wieder auftauchte. Eine Frau sagte mir, sie vergesse nie, was ich für sie getan hätte. Ich hätte sie besucht, trotz ihrer Armut. Von ihrer Familie sei noch niemand gekommen – diese schäme sich wegen ihrer prekären Verhältnisse. Und dann hätte ich auch noch für sie gebetet, und wir hätten zusammen geweint.

Eine andere Frau, sie ist alleinerziehende Mutter, berichtete mir stolz, dass es ihre Tochter an die Uni geschafft hatte.

Die ökonomischen Fortschritte dieser drei Frauen waren klein, aber ihre Gesichter strahlten, und sie waren voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wir umarmten einander beim Abschied – als seinen wir schon lange beste Freunde.

Der dreitägige Besuch des Geschäftsführers von SELAM in Addis, Solomon Chali und seiner Frau Kidist bei uns in der Schweiz hat mich ebenfalls viel über die Würde einer partnerschaftlichen Beziehung gelehrt. Da wir kein geeignetes Hotel in der Nähe unseres Wohnorts finden konnten, quartierten wir unsere Gäste bei uns ein und überliessen ihnen unser Schlafzimmer. Dies beeindruckte die beiden so sehr, dass sie es allen ihren Freunden in Addis erzählten. Für meine Frau und mich war das keine grosse Sache – für sie aber eine Form der Wertschätzung, die sie in dieser Form noch nie erlebt hatten in Europa.

Wir gingen auch auf ihren Wunsch ein, die Berge zu besuchen und luden sie aufs Stockhorn ein. Die Fahrt mit der Schwebebahn hinauf in luftige Höhen und der Besuch der Panoramaplattform auf der Nordseite des Gipfels mit einer atemberaubenden Aussicht aufs Berner Oberland, machte sie sprachlos.

Ihre Reaktion war eine Gegeneinladung nach Äthiopien, verbunden mit einer Führung zu den bezauberndsten Plätzen dieses wunderschönen Landes. Solomon war stolz, uns sein Land zu zeigen und wollte sich für unsere Gastfreundschaft revanchieren.  So entstanden eine Freundschaft und eine Vertrauensbasis, welche die weitere Zusammenarbeit sehr viel einfacher macht. Die Herausforderung dabei ist für uns, die feine Linie zwischen freundschaftlicher Nähe und professioneller Distanz zu respektieren.

Zusammenfassend kann der würdevolle Umgang mit unsern Mitmenschen auf die einfache Formel reduziert werden: Behandle die Menschen so, wie du selbst auch behandelt werden möchtest.


Dieser Artikel erschien erstmals am 01. Juli 2023 auf Insist Consulting.

Foto von Ricardo Díaz auf Unsplash

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Von der Syrienkrise erschüttert und durch den Glauben motiviert, beschlossen Anne-Sylvie und Kim Giolo 2015, sich auf ein Abenteuer einzulassen und Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen. Samira*, eine junge Frau aus Eritrea, kam 2016 in die Familie, nach ihrem Auszug folgte Aicha* aus dem Iran und heute ist Fatima* aus Afghanistan Teil der Familie Giolo.

Den Alltag geteilt

Diese jungen Frauen waren während ihres Aufenthalts bei uns Teil der Familie. Sie assen mit uns und wir verbrachten zusammen unsere Freizeit. Dabei wurde viel erklärt, gelacht und exotisch gegessen, und ich merkte, wie kompliziert Französisch oftmals ist! Die Aufnahme von Flüchtlingen ist für Familien eine wunderbare Möglichkeit, auf andere Menschen zuzugehen und sich für andere Kulturen zu öffnen. Für unsere beiden Töchter war die Beziehung zu Fatima, Aicha und Samira sehr prägend, weil sie dadurch erfuhren, dass das Leben anderswo ganz anders ist. Die Frauen, die wir bei uns aufnahmen, lernten gleichzeitig zu verstehen, wie die Schweizer Kultur funktioniert, und konnten die Landessprache schneller erlernen. Unsere Familie diente als Brücke zwischen ihrem Herkunftsland und der Schweiz.

Ein Anker und ein Sprungbrett

Diese Erfahrungen zeigten uns aber auch, dass wir keine Ansprüche auf Erfolg bzw. Ertrag stellen dürfen. Unsere Aufgabe ist es vielmehr, die jungen Frauen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen dabei unsere Unterstützung anzubieten. Flüchtlinge haben oft sehr traumatische Lebenssituationen hinter sich, die sie fragil haben werden lassen. Bezugspersonen in ihrem neuen Lebensumfeld zu haben, hilft ihnen, einen Ankerpunkt im Gastland zu finden. Als Fatima bei uns wohnte, konnte sie sich in einer sicheren, stabilen und im Vergleich zum Leben in einer Asylunterkunft ruhigen Umfeld bewegen und sich auf das Erlernen der französischen Sprache konzentrieren, die den Schlüssel zur Integration darstellt. Da sie nur drei Jahre die Schule besucht hatte, war der Französischunterricht anfangs zu schwierig für sie, wurde aber bald zu einfach. Vor kurzem hat sie das Niveau A2 erreicht und hofft nun, eine Lehre beginnen zu können. Für sie beginnt ein neues Leben – weit weg von den Schwierigkeiten in ihrem Heimatland – und es ist ein grosses Glück, dass wir unseren Teil zu diesem Neuanfang beitragen können.

* Namen geändert

Der Artikel ist erstmals in der Ausgabe März 2023 der Zeitschrift «Christ seul» erschienen.

Foto von Priscilla Du Preez auf Unsplash

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Bei uns am Kühlschrank hängt dieser Zettel, der uns daran erinnert, was nachhaltig Einkaufen konkret bedeutet. Er ist während einer Buchlektüre entstanden, die ich euch hier empfehlen will: «101 Antworten für deinen nachhaltigen Alltag» von Sabina Galbiati. Wer mehr als die angegebenen Mengen pro Person konsumiert, überschreitet sein Kontingent an den zur Verfügung stehenden Ressourcen unseres Planeten. Ich musste feststellen, dass wir als Familie diese Grenzen höchstens knapp einhalten. Natürlich kann man zum Beispiel weniger Fleisch und dafür mehr Käse konsumieren. Aber die Mengen sind bescheiden.

Wieso genau dieses Buch?

Nachhaltig einkaufenIn diesem Buch geht es nicht bloss um den Einkauf, sondern auch ums Wohnen, die Mobilität, Freizeit und Ferien, und selbst um psychologische Kniffs, wie man sein Verhalten nachhaltig verändern kann. Aus zwei Gründen ist es für mich eines der besten Bücher zu diesem Thema. Erstens, basieren die Empfehlungen auf aktuellen Zahlen und Fakten der Schweiz. Globale Durchschnittswerte und selbst Zahlen aus Deutschland finde ich oft schwierig als Referenz für meine persönlichen Entscheidungen. Und zweitens, werden fünf grosse Hebel benannt, die dem Klima und der Umwelt am meisten helfen. Gewöhnlich sind es nur deren drei: Mobilität, Wohnen, Ernährung. Sabina Galbiati fügt diesen politisches Engagement und gezieltes, finanzielles Engagement hinzu. Diese letzten beiden Möglichkeiten hätten im Buch auch noch etwas ausführlicher thematisiert werden dürfen.

Was lohnt sich wirklich?

Eine Bekannte von mir hat der Umwelt zuliebe von Klarsichtfolie auf Wachstücher umgestellt. Ihren Einkauf erledigt sie nach wie vor mit ihrem Dodge Durango, der 12 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbraucht. Glücklich ist, wer sein schlechtes Gewissen so einfach übertölpeln kann.

Im Alltag gibt es aber durchaus viele Fragestellungen, die nicht so einfach geklärt sind. Hier ein paar Aha-Erlebnisse, die ich beim Lesen von Galbiatis Buch hatte:

  • Ohne Auto einzukaufen bringt mehr als alle Massnahmen auf unserem Zettel zusammen. Eine vegetarische/vegane Ernährung würde aber am meisten bewirken.
  • Beim Waschen werden synthetische Mikrofasern ins Abwasser gespült. Ein Drittel davon landet trotz Kläranlage als Mikroplastik in den Gewässern.
  • Bier aus der Dose ist unter allen erhältlichen Verpackungen am wenigsten schädlich für die Umwelt.
  • Beim Kaffee fällt der Mammutanteil der Umweltbelastung auf den Anbau zurück – die Menge reduzieren bringt also mehr als die Zubereitungsart anzupassen.
  • 80% des Energieverbrauchs von Privathaushalten entfällt auf Heizen (65%) und Warmwasser (15%). Mit Lichtlöschen bewirken wir wenig.
  • Bei nahezu allen Haushaltsgeräten (ausser Tumbler und Backofen) lohnt sich eine Reparatur ab 10 Jahren aus ökologischer Sicht nicht mehr (neue Geräte sind energieeffizienter).

Tolle Link-Sammlung

Wusstest du, dass es diverse Angebote zu Carsharing und Fahrgemeinschaften gibt? Oder dass man alltägliche Gebrauchsgegenstände ausleihen oder mieten kann? Und dass es unzählige Angebote für nachhaltige Mode gibt, darunter über ein Duzend Labels aus der Schweiz und dem nahen Ausland? Auf ihrer Website bietet Sabina Galbiati eine strukturierte Liste mit hunderten von Links zu Angeboten, Projekten, Shops und Inspiration zum Thema – und auch hier passend zum Schweizer Kontext. Damit findet man für fast jeden Bedarf diverse nachhaltige Angebote. Denn eines musste ich mir eingestehen: Man kommt nicht umhin, sich ausgiebig und fortwährend mit den Auswirkungen des eigenen Konsums zu befassen, wenn man einen nachhaltigen Lebensstil anstrebt. Sonst kümmert man sich plötzlich um die Klarsichtfolie und verliert sein SUV aus den Augen.


Das Buch kann auf der Autorinnen-Website bestellt werden:
https://www.sabinagalbiati.ch/buchprojekt

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Interne Dokumente der Ölindustrie zeigen, dass diese seit den 70er-Jahren von der Klimaerwärmung durch den CO2-Ausstoss weiss. Sie hat der Öffentlichkeit aber trotzdem immer das Gegenteil erzählt, wenn Wissenschafter vor der Klimaerwärmung warnten. Seither sind 50 Jahre vergangen und die Wissenschaft ist sich einig, dass die Erwärmung stattfindet, dass sie zum allergrössten Teil menschengemacht ist und die Folgen auch extreme Schäden beinhalten: Hitzetote, Dürren, Hunger, Migrationsströme, Überschwemmungen, Ansteigen des Meeresspiegels, Verschiebung der Klimazonen mit Verlust der Biodiversität, sowie volkswirtschaftliche Schäden von weit über 10’000 Milliarden Euro pro Jahr. Auf die Schweiz umgerechnet wären das mindestens 10 Milliarden Franken pro Jahr.

Verantwortung übernehmen

Unser Handeln wird also immer dringender. Jedes Jahr, das wir dabei verlieren, fügt noch mehr Schaden hinzu und verändert die Welt, in der unsere Kinder (und noch einige von uns) leben müssen. Sie werden den Preis für die Zerstörungen bezahlen, die wir anrichten. In unserem Rechtssystem sind wir es gewohnt, jemanden haftbar zu machen, der ein Gut zerstört oder jemandem Schaden zugefügt hat. In der Regel muss der Verursacher für den Schaden aufkommen. Sollen wir nun allen Ernstes behaupten, wir wollten weiter das Recht auf Vandalismus haben? Und unsere Kinder und die armen Länder, die am wenigsten CO2 produzieren, die Schäden zahlen lassen? Auch sie sind unsere Nächsten, die wir genauso lieben sollen wie uns selbst.

Was werden wir unseren Kindern sagen, wenn sie uns in 30 Jahren fragen, warum wir so wenig getan oder gar noch gegen Massnahmen gestimmt haben? Wenn wir weiterhin so die Lebensgrundlagen unserer Kinder zerstören, müssen wir uns nicht wundern, wenn sie eine Wut auf uns entwickeln und sich dereinst auch nicht mehr um uns kümmern wollen, wenn wir alt sind.

Was sollen wir Gott antworten, wenn er uns fragt, warum wir seine schöne Schöpfung zerstört und die Lebensgrundlagen unserer Kinder und Nächsten so ausgehöhlt haben?

Wir können nicht nur, wir müssen es uns leisten!

Die Schweiz ist eines der reichsten Länder der Welt. Wir können also nicht sagen, wir könnten uns die Massnahmen nicht leisten. Das würde ja heissen, wir seien gezwungen, weiter auf Kosten unserer Kinder zu leben. Kann das sein? Darf das sein? Wenn wir uns eine Umstellung auf gleich viel nichtfossile Energie nicht leisten können, dann heisst das in der Konsequenz, dass wir unseren Energiekonsum vermindern und nicht weiter auf Kosten unserer Nachkommen leben sollen. Wir kommen also nicht darum herum, unseren Konsum und damit auch unsere Lebensinhalte zu überdenken. Weniger ist mehr! Gehen wir als Christen mutig voran!

Wagen wir den Schritt in die Solidarität

Gemäss Umfragen ist der Klimawandel eine der Hauptsorgen der Schweizer Bevölkerung. Aber Massnahmen dagegen werden letztendlich trotzdem abgelehnt. Die Angst vor den kurzfristigen persönlichen Konsequenzen ist bei vielen stärker als diejenige vor den langfristigen Folgen. Hier wäre auch unsere Solidarität mit denjenigen gefragt, die wegen der Massnahmen gegen den Klimawandel in echte Schwierigkeiten geraten. Dazu gehören Beihilfen für Armutsbetroffene und auch höhere Löhne.
Wir lassen uns aus Angst um unseren Lebensstandard auch leicht von der Propaganda von Vertreterinnen und Vertretern von Partikularinteressen beeinflussen, wie bei der Abstimmung zum CO2-Gesetz vor 2 Jahren, und glauben lieber denjenigen, die Zweifel an der Klimaerwärmung streuen. Lassen wir uns diesmal nicht wieder vom Handeln abhalten! Was haben wir für eine Alternative, wenn nicht dieses Gesetz? Freiwilligkeit genügt offensichtlich nicht. Die Gegner fordern, «dem Wahnsinn der rosa-grünen Linken ein Ende zu machen». Die Alternative ist demnach, den Kopf in den Sand zu stecken und zu warten, bis die Hitze uns den Hintern versengt…

Argumente

  1. Die Erderwärmung ist real und menschengemacht – Haben wir den Mut, der Realität in die Augen zu schauen!
    Es gibt kaum mehr wissenschaftlich haltbare Gegenargumente. Über 99 % der Klimatologen sind sich einig. Umso erstaunlicher, dass noch im Jahr 2020 nur 60 % der Schweizerinnen und Schweizer glaubten, dass der Klimawandel menschengemacht sei. 40 % entschieden sich also dafür, dem einen Prozent der «Skeptiker» und den Ausreden-Produzenten zu glauben. Wir haben enorm Mühe, etwas anzunehmen, was eine Verhaltensänderung erfordert. Wollen wir allen Ernstes behaupten, 99% der Klimatologen lägen falsch? Oder wollen wir allen Ernstes glauben, all die zehntausenden von Klimatologen seien bestochen und völlig geldgetrieben? Alle, die mal in der Wissenschaft gearbeitet haben, wissen, dass das unmöglich ist: Die meisten Wissenschafter haben die Wahrheitsfindung zum Ziel und es ist unmöglich, dass nicht eine Gruppe unter ihnen Bestechungen auf die Spur kommt.
    Wenn wir warten, bis kein einziger Skeptiker mehr da ist, ist es zu spät. In vielen Bereichen ist eine 100%-ige Sicherheit kaum möglich, aber es ist vernünftig und notwendig zu handeln. Wir werden sicher nicht sagen können, man hat es nicht so genau gewusst! Im 2021 sagte gar die Internationale Energieagentur, die bisher aufs Öl gesetzt hat, dass eine radikale Umkehr nötig ist: Keine neuen Ölfelder mehr erschliessen, massive Investitionen in alternative Energien.
  2. Gottes Schöpfung bewahren
    Gott hat die Erde geschaffen und am Schluss gesagt, es sei gut so. Was würden wir sagen, wenn wir ein schönes Kunstwerk schaffen und jemand anderes es verunstaltet oder zerstört? Wir wären betrübt! Was tun wir mit Gottes Schöpfung, einem fantastischen Kunstwerk? Ehren wir den Schöpfer, wenn wir sein Werk mit Füssen treten?
  3. Die Lebensgrundlagen der Nächsten bewahren
    Das höchste Gebot ist die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten. Die Klimaerwärmung bringt aber Milliarden unserer Nächsten in schwere Bedrängnis: Wenn tiefliegende fruchtbare Ebenen überschwemmt werden, Naturkatastrophen ganze Landstriche zerstören und noch mehr Gebiete zu Wüsten werden, ist Leben für sie dort nicht mehr möglich. Deshalb ist Klimaschutz gelebte Nächstenliebe.
  4. Die Schäden sind bereits gross, und sie werden riesig sein
    Bereits heute gehen die Schäden durch die Klimaerwärmung in die Milliarden. Das deutsche Umweltbundesamt rechnet bereits heute mit jährlichen Schäden alleine in Europa von 20 Milliarden Euro. In Zukunft sind eine Verschiebung der Klimazonen, noch mehr Dürren, Hungersnöte und damit grosse Migrationsströme zu erwarten. Damit steigen die Kosten ins Unermessliche. Wirtschaftliche Berechnungen gehen von weltweit weit über 10 Billionen Euro Schäden und einer massiv verringerten Wirtschaftsleistung aus. Wer kann das bezahlen?
  5. Wir brauchen Unabhängigkeit vom Öl von Regimes
    Die Hauptreserven von Öl liegen heute zu einem grossen Teil auf den Gebieten von Diktaturen auf der arabischen Halbinsel, in Irak, Iran, Libyen aber auch in Russland, China, Venezuela, Aserbaidschan, etc. Beim Gas sieht es noch schlimmer aus. Die Schweiz tut gut daran, sich aus der Abhängigkeit dieser diktatorischen Regimes zu befreien!

Gegenargumente – und was wir davon halten

  1. «Gott hat alles in der Hand»
    Dieses Argument wird in christlichen Kreisen manchmal so verwendet, wie wenn trotz unseres Handelns nichts passieren könnte.
    -> Gott hat alles in der Hand, aber er lässt uns auch frei walten. Wenn wir seine Schöpfung zerstören, räumt er nicht gleich hinter uns wieder auf.
    -> Die Realität zeigt ein anderes Bild: Nach der Abholzung der Wälder in den Alpen gab es zahlreiche Erdrutsche und Lawinenniedergänge, Gott hat diese nicht verhindert. Es waren die Menschen, die mit Wiederaufforstung reagieren mussten. Der Aralsee ist ausgetrocknet, die Umgebung durch Windablagerung versalzen; in vielen Regionen sind ganze Landstriche oder Flüsse und Seen verseucht und unbrauchbar geworden. Gott verhindert nicht die Folgen unseres Handelns.
  2. «Die Massnahmen sind zu teuer, wir können uns das nicht leisten»
    Die Gegner behaupten ohne glaubwürdige Berechnungen, der Umstieg auf Elektrizität und andere Energiequellen würde die Bevölkerung hunderte von Milliarden Franken kosten. Das sei nicht zahlbar. Dazu meinen wir:
    – Die Zahlen sind erstens völlig überrissen und gehen zweitens von einem technologischen Stillstand aus. In der Realität ist die Nachfrage aber ein Treiber von Innovation und damit von Preissenkung.
    – Schon nur die finanziellen und wirtschaftlichen Schäden eines Verbleibs bei fossilen Brennstoffen sind ab 2050 mit 10 Milliarden Franken pro Jahr zu veranschlagen. Langfristig sind die Kosten für alle also noch viel höher, dazu kommt die Hitze, der Verlust an Biodiversität und viel Leid.
    – Wir müssen also sowieso zahlen. Bei einem Nein bürden wir die Kosten unseren Nachkommen auf.
    – Ob benachteiligte Schichten die Heizung nicht mehr bezahlen können, hängt einzig davon ab, wie viel wir teilen! Es ist also Solidarität und gerechte Einkommensverteilung gefragt.
    – Welches Land kann sich denn Massnahmen leisten, wenn nicht wir? Wenn wir sagen, wir könnten es nicht, was werden dann die anderen Länder sagen?
    – Im Grunde richten wir Zerstörung an, wollen diese aber nicht berappen -> rein rechtlich gesehen, geht das nicht!
  3. Die Versorgungssicherheit ist mit der Umstellung gefährdet
    -> Schon vor dem Winter 2022/23 wurde die Angst vor einer Stromlücke geschürt. Und nirgends in Europa ist sie eingetreten. Sollen wir nun wieder auf diese Angstmache eingehen?
    -> Bei den nicht-fossilen Energiequellen wie Sonnen- oder Windenergie und Erdwärme sind noch riesige Potentiale lokaler Energiegewinnung unausgeschöpft.
    -> Wir werden nicht darum herumkommen, unseren Energiekonsum zu überdenken. Brauchen wir wirklich all das? Wann ist genug? Die meisten können ihren Konsum fossiler Brennstoffe zurückschrauben, wenn sie wollen: Flugreisen sind meist nicht zwingend, früher sind wir auch ohne Flugzeug in die Ferien gereist. Und für viele wäre der Gebrauch des ÖV oder zumindest der Verzicht auf einen SUV zumutbar.
  4. «Freiwilligkeit genügt»
    -> Bisher haben wir auf Freiwilligkeit gesetzt. Der Nachweis, dass dies nicht genügt ist längst erbracht: Der CO2-Ausstoss nimmt nur wenig ab und ein guter Teil der Verminderung ist der Verlagerung der Industrieproduktion ins Ausland geschuldet.
    -> Wenn Vandalen ein Auto beschädigen, fänden wir es akzeptabel, wenn die Polizei die Täter lediglich bittet, vielleicht, falls sie möchten, etwas an den Schaden zu zahlen? Dies widerspricht unserem Rechtsverständnis. Die Abgeltung eines verursachten Schadens darf nicht freiwillig sein. Warum sollen nur die einen zahlen und die andern nicht?
  5. «Aber wir tun doch schon so viel»
    Die Reduktion unseres CO2-Ausstosses genügt nie und nimmer, um bis 2050 klimaneutral zu sein. Es braucht leider noch viel mehr Engagement und zwar von allen!
    Wenn man mit 50 km/h auf eine Wand zufährt, nützt es nichts zu sagen: «Aber ich bremse ja schon auf 30 km/h herunter,  jetzt lass es endlich gut sein…». Der Aufprall wird trotzdem hart.
  6. «Andere Länder sind ja noch schlimmer – es nützt nichts, wenn die Schweiz vorangeht»
    -> Jeder Mensch ist verantwortlich für sein eigenes Handeln, jeder ist mitverantwortlich, weil jeder CO2 beiträgt. Wenn alle warten, bis die Schlimmsten zuerst handeln, dann vergrössert sich die Katastrophe weiter.
    -> Zudem: Wir haben es ja eben auch mit der Gesetzgebung und mit internationalem Druck/Einsatz in der Hand, die grössten CO2-Produzenten zur Reduktion ihres Ausstosses zu zwingen (Ölproduzenten; Frachtschiffe; Kreuzfahrtschiffe; etc.).
    -> Doch, es nützt: Jede Tonne CO2, die eingespart wird, hilft! Würden wir dasselbe auch in anderen Bereichen sagen wie z.B. bei der Abfalltrennung, dem Umsteigen auf den ÖV, dem Wasserverbrauch, etc.? Sollen wir uns nur noch egoistisch verhalten, weil der Beitrag jedes Einzelnen so klein ist? Nein, wir haben alle Mitverantwortung. Gott verlangt von uns, zu tun, was richtig ist, nicht nur dann, wenn andere es auch tun!
    Zudem bewegen sich andere Länder schnell: Die USA und die EU streben Klimaneutralität bis 2050 an und Dutzende von Ländern haben bereits ein Verbot von Benzinmotoren in den nächsten 15 Jahren beschlossen.

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Der mennonitische Theologe Lukas Amstutz skizzierte am 28. Januar dieses Jahres am «ChristNet-Forum» die göttliche Perspektive zum Umgang mit Geld. «Geldgier ist eine Wurzel allen Übels», zitierte er aus der Bibel. Mit dem Kollaps der Credit Suisse am 19. März hat sich diese Aussage als prophetisch erwiesen.

Was die wenigsten wissen: Geld ist ein wichtiges Thema in der Bibel. Aus biblischer Sicht können wir nicht gleichzeitig dem Geld und Gott dienen: Gott oder Mammon, so heisst die Gretchenfrage.

Geld zwischen Segen, Gefahren und Ungerechtigkeit

Lukas Amstutz wies an der Tagung auf den heutigen Papst Franziskus hin, der schon 2013 in seinem ersten apostolischen Schreiben schrieb: «Geld muss dienen und nicht regieren.» Und dann am WEF in Davos ein Jahr später die Teilnehmenden aufrief, «sicherzustellen, dass Wohlstand der Menschheit dient, anstatt sie zu beherrschen».

Laut Amstutz1 gibt es im Alten Testament drei Positionen zum Geld: Reichtum als Segen – etwa bei Abraham –, die weisheitliche Warnung vor den Gefahren und die prophetische Kritik an unrechtmässig erworbenem Reichtum, der zu sozialen Ungerechtigkeiten führt.

Die göttliche Reaktion darauf ist der Ausgleich dieser Ungerechtigkeiten. Im Neuen Testament gibt es dann eine breite Kritik an den Reichen. Geld versperrt den Weg zu Gott, solange man es für sich behält. Amstutz sieht im Spendenverhalten am Opferstock, wie es in Markus 12 geschildert wird, mehr als den Gegensatz zwischen Reichen, die etwas aus ihrem Überfluss geben und einer Witwe, die trotz ihres Mangels alles gibt. Laut der Vorgeschichte geht es um viel mehr: nämlich um die Ausbeutung dieser Witwe durch die Reichen, welche die Häuser der Witwen leer fressen. Eigentlich müsste die Witwe das Geld erhalten, betonte Amstutz.

Schon der Sündenfall sei eine Konsumsünde gewesen: Eine Frage habe gereicht, um aus Neugierde Gier zu machen. Die Reichen sollten dafür sorgen, dass die Armen selber reich werden können. Soweit die prophetische Rede an der ChristNet-Tagung.

Die Suche nach ethischen Banken

Geld soll also dienen. Das wäre der sinnvolle Einsatz von Kapital. Kennen Sie eine Bank, die nach diesem Prinzip geschäftet?

Die ursprüngliche Raiffeisenbank wäre ein gutes Beispiel in dieser Richtung. «Vor dem Hintergrund der sozialen Not und des Wucherunwesens seiner Westerwälder Heimat, kam Friedrich Wilhelm Raiffeisen durch die Bibel zur Erkenntnis, dass eine Verbesserung der Verhältnisse auf dem Lande von den Betreffenden selbst bewirkt werden müsste. Einer sollte für die anderen eintreten; alle sollten für den einstehen, der in Not geraten war. Keiner konnte es schaffen, den Teufelskreis von Verschuldung, Armut und sozialem Elend zu durchbrechen, aber gemeinsam würden sie der Not Widerstand leisten können – die Genossenschaftsidee war geboren2 .» Hier wurde in einem landwirtschaftlichen Umfeld Geld zusammengelegt, um allen Beteiligten zu helfen. Mit seiner Initiative wurde Raiffeisen zu einem bedeutenden Sozialreformer des 19. Jahrhunderts.

Etwas davon ist auch noch in der heutigen Genossenschaftsbank Raiffeisen zu spüren. Allerdings stehen die Banken in einem scharfen Konkurrenzkampf untereinander. In der Theorie führt die Konkurrenz zu besseren Unternehmen. In der Praxis gab es da zum Beispiel Pierin Vincenz, der bei Raiffeisen laut Medienberichten schalten und walten konnte, wie er wollte. Der Raiffeisenchef wurde vom Bezirksgericht Zürich Ende 2021 zu einer Haft von drei Jahren und neun Monaten verurteilt. Es ging um den Vorwurf des Betrugs im Zusammenhang von mehreren Firmenübernahmen. Vertrauen ist gut, Kontrolle wäre besser gewesen, könnte man hier sagen.

An dieser Stelle wären auch noch andere Banken mit einem ethischen Anspruch zu nennen, deren Gebaren man näher untersuchen könnte. Etwa die Alternative Bank Schweiz3 . Neben vielen guten Investitionen unterstützt sie aber auch zweifelhafte Projekte, wie Abtreibungen im Weltsüden, weil sie darin eine Frauenförderung erkennen will.

Der Fall der Credit Suisse

Wenn wir ein paar Etagen höher  – in die grossen internationalen Bankgeschäfte wechseln, gehen uns die ethischen Probleme leider nicht aus. Die Kreditanstalt (später: Credit Suisse) wurde am 5. Juli 1856 vom Geschäftsmann Alfred Escher gegründet. Er brauchte Geld, um seine geplanten Eisenbahnprojekte in der Schweiz (u.a. auch durch den Gotthard) zu finanzieren. Ein hoch riskantes Unternehmen. Immerhin gab es dazu einen echten Gegenwert: Eisenbahnlinien als wichtiger Schritt zur wirtschaftlichen Entwicklung der Schweiz. Dass die meisten dieser Linien später durch die Kantone oder den Bund übernommen werden mussten, sei hier nur am Rande vermerkt.

So lange Geld dazu dient, Arbeit, Immobilien und überprüfbare wirtschaftliche Entwicklung zu finanzieren, ist ein realer Gegenwert ersichtlich. Banken können aber auch anders eingesetzt werden. Man kann sie zum Hort von zwielichtigen Geldern machen und damit viel Geld verdienen – statt mit Geld zu dienen. Obwohl die CS bereits unter Aufsicht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) stand, tätigte sie in den letzten 20 Jahren immer wieder zweifelhafte Geschäfte4 . 2004 tauchten bei der Bank 60 Millionen Franken der japanischen Mafia auf. Die Bank leistete sich Sanktionsbrüche am Laufmeter. Sie wickelte über Schweizer Filialen im Ausland bis 2006 Zahlungen in MIllardenhöhe für Länder und Personen ab, die auf der Sanktionsliste der USA standen, so Zahlungen aus dem Iran. Quasi eine Form von gelebter Neutralität. Dabei ersetzten die CS-Mitarbeitenden bei Transaktionen aus dem Iran den Namen der auftraggebenden Bank einfach mit einer neutralen Bezeichnung. Später einigte sich die CS mit den USA wegen dieser Geschäfte auf Strafzahlungen von 536 Millionen Dollar. Man hätte eigentlich gewarnt sein müssen.

Umso mehr, weil neben den dubiosen Geschäften auch spekulative Investionen getätigt wurden. Hier wurde quasi Geld in Geld investiert, um noch mehr Geld zu machen. Ein idealer Spielplatz dafür waren und sind die internationalen Börsen. Die Millardenverluste der CS durch ihr Engagement beim pleite gegangenen Hedgefonds Archegos oder beim heute geschlossenen Greensill-Lieferkettenfonds sind die bekanntesten Rauchzeichen dafür. Die Finma meinte dazu nur, es sei zu «schweren Verletzungen von Schweizer Aufsichtsrecht» gekommen. Einschreiten konnte oder wollte sie nicht. Sie hat schliesslich kein Recht, Bussen auszusprechen. Trotz anderweitiger Versprechen und angekündigten Reformen konnten die CS-Manager deshalb weitermachen im Geschäft – bis zum abrupten Ende am 19. März.

Der Duft des Casino-Kapitalismus

Dabei gab es in der Politik immer wieder auch warnende Stimmen. Sie wurden aber von der bürgerlichen Mehrheit systematisch überhört. Die SP-Ständerätin Anita Fetz forderte schon 2011, als das Parlament die «Too big to fail»-Regeln diskutierte, eine Verschärfung der Regeln, die sich, wie wir heute wissen, im konkreten Fall als kaum umsetzbar erwiesen haben. Fetz forderte damals im Ständerat, bei Universalbanken den Eigenhandel zu verbieten. «Sie alle wissen, dass der Eigenhandel null Produktivität hat. Es wird schlicht und einfach mit Kundengeldern spekuliert. Mal hat man Glück im Casino, mal hat man Pech. Hat man Glück, bekommt man extrem viel Bonus; hat man Pech muss man nicht hinstehen, sondern dann werden die unteren Angestellten entlassen. Ich meine, das ist ein System, das wir im Schweizer Finanzsektor nicht brauchen5

Kritiker, die ein Trennbankensystem in Investment- und Geschäftsbanken vorschlugen, wurden von der damaligen Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf auf den wirtschaftsfreundlichen Schweizer Weg verwiesen, «weil wir eine Bundesverfassung haben, welche die Wirtschaftsfreiheit sehr hochhält». Dieser Gedankengang wurde auch vom damaligen UBS-Chef Oswald Grübel unterstützt: «Sollten die Grossbanken von der Politik gezwungen werden, sich zu verkleinern, hätte das den Verlust Tausender Arbeitsplätze zur Folge.» Und der damalige CS-Konzernchef Brady Dougan doppelte nach: «Wir jedenfalls machen uns Sorgen, dass die unzähligen Regulierungsvorhaben der Finanzbranche Handschellen anlegen und damit die gesamtwirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigen.»

Das mit den Handschellen sollten wir uns vielleicht merken, allerdings angewandt auf einzelne Personen aus dieser Branche. Leider haben die ehemaligen CS-Manager aber trotz ihrem schlechten Wirtschaften und manchen Verstössen gegen die Regeln wenig zu befürchten. Anders als bei Pierin Vincenz kann den ehemaligen CS-Managern kein Betrug vorgeworfen werden. «Wenn allein schlechtes Wirtschaften strafbar wäre, wären viele Manager im Gefängnis», sagt Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz. Möglich seien allenfalls zivilrechtliche Klagen mit Schadenersatzforderungen, etwa durch Aktionäre oder auch die CS selbst. Eine strafrechtliche Haftbarkeit von Managern sei aber nicht sinnvoll. «Denn es ist absolut illusorisch zu glauben, dass sich mit einem solchen Gesetz dann noch Manager für eine Grossbank finden liessen.»

Was ist nach dem CS-Skandal zu tun?

Ich bin mit dem Hamburger Ethiker Udo Krolzik einig, dass die christliche Ethik «keine Sektenethik» ist – sie ist für alle Menschen heilsam. Deshalb greife ich an dieser Stelle die biblischen Massstäbe wieder auf und messe damit unsere Geldwirtschaft. Geld sollte nicht nur zum Verdienen gebraucht werden, sondern vor allem auch dafür, andern gemäss den biblischen Leitlinien zu dienen. Eine ethisch orientierte Geldwirtschaft wird lebensfördernde Prozesse in der realen Wirtschaft fördern und damit die soziale Gerechtigkeit und die Umweltgerechtigkeit unterstützen. Sie wird so zum Wohle der Gesellschaft handeln und die Armen reich machen. In den Geschäftsberichten müsste neben den nackten Zahlen auch dieses Wirken transparent ausgewiesen werden, damit wir entscheiden können, ob die Bank unseren Vorstellungen entspricht.

Vielleicht brauchen unsere Banken ja tatsächlich eine Trennung zwischen Investment- und Geschäftsbank, allenfalls auch die Trennung zwischen dem Inland- und dem Auslandgeschäft. Auch wenn der Casino-Kapitalismus unsere Wirtschaft kaputt macht, verbieten kann man ihn wohl nicht. Wer zocken will, soll dies weiterhin tun können. Aber er soll die damit verbundenen Risiken selber tragen müssen: als Investor und Aktionär, aber auch als Manager. Vorbild könnten die Privatbankiers sein. Sie haften schon heute mit ihrem eigenen Vermögen für das, was sie tun.

Die nun vollzogene Übernahme der CS durch die UBS ist eine Notlösung, die aus dem Moment und dementsprechend mit Notrecht geboren worden ist. Ob es dabei bleibt, wird sich zeigen. Der Präsident der UBS gilt als fromm. Dies könnte ein Hoffnungszeichen sein. «Der UBS-Präsident ist ein Pilger», schreibt Markus Baumgartner im Dienstagsmail vom 21. März6 . Der Ire Colm Kelleher war zwischendurch 500 Meilen als Pilger auf dem Jakobsweg unterwegs, bevor er letztes Jahr Präsident der UBS wurde. Ob er – zusammen mit dem neuen CEO der UBS – ein im oben genannten Sinne ethisches Banking zustandebringen kann, bleibt abzuwarten. Voraussetzung dafür wäre, dass er sich als integrierter Christ versteht, der den Glauben nicht auf den privaten und zwischenmenschlichen Bereich beschränkt, sondern dabei auch die Gesellschaft und die Kirche als Anwendungsbereiche einbezieht7 .

Dasselbe gilt natürlich auch für alle andern Christinnen und Christen. Die Gier ist ein Kind der Habsucht. Es ist wichtig, dass wir uns von dieser Sucht befreien lassen. Als private Bankkunden und Anleger haben wir die Wahl, unser Geld sinnvoll arbeiten zu lassen, indem wir es nicht in Geld, sondern in Arbeit und lebensfördernde Projekte investieren. Sei es über eine ethisch orientierte Bank – oder gleich direkt durch Investitionen in Unternehmen oder kirchliche Projekte, die ethisch überzeugend und transparent aufgestellt sind.

 


Dieser Artikel erschien erstmals am 01. April 2023 auf Forum Integriertes Christsein.

1. Der ganze Vortrag findet sich hier: https://christnet.ch/de/geld-in-der-bibel/

2. Fritz H. Lamparter & Walter Arnold: «Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Einer für alle – alle für Einen.» Neuhausen-Stuttgart, 1996, Hänssler-Verlag (Klappentext)

3. https://www.abs.ch/de

4. Beispiele gemäss «Der Bund» vom 24.3.23

5. Quelle für dieses und die folgenden Zitate: «Der Bund» vom 23.3.23

6. http://dienstagsmailch.createsend.com/t/ViewEmailArchive/j/414926227B3861DA2540EF23F30FEDED/C67FD2F38AC4859C/

7. siehe die 4 Felder des integrierten Christenseins in der entsprechenden Ausgabe der Zeitschrift «Bausteine» https://www.insist-consulting.ch/ressourcen/magazin-insist-2.html

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Die Ressourcen der Welt sind begrenzt und die Menschheit verbraucht mehr, als die Natur regenerieren kann. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. An der 14. StopArmut-Konferenz wurde unter dem Thema „Genug – mehr leben mit weniger“ diesem pessimistischen Blick auf die Zukunft eine hoffnungsvolle Perspektive entgegengestellt.

Eine Welt, in der es genug gibt für alle?! Dass dies keine Utopie sein muss, auch wenn weltweite Armut, steigender Bedarf an Ressourcen und Umweltzerstörung etwas anderes suggerieren, zeigte der Agronom Daniel Bärtschi auf. Er stellte den gut 200 Teilnehmenden mit der regenerativen Wirtschaft einen neuen Ansatz vor, der auf das sukzessive Wiederherstellen von Ressourcen ausgerichtet ist. Die Natur sei so eingerichtet, dass sie sich regenerieren kann. Es brauche nur das nötige Verständnis für diese Regulationsmechanismen, um viel zu bewirken, erklärte Bärtschi anhand eines einfachen Beispiels aus Afrika: Weil man die im Boden noch vorhandenen Wurzeln wieder austreiben und daraus Bäume wachsen liess, gab es mehr Regen, weniger Erosion, höhere Ernte und mehr Wertschöpfung. «Die Herausforderung für die Wirtschaft ist es, vom einseitigen Fokus auf Wachstum wegzukommen und die Auswirkungen ihres Handelns auch auf Umwelt und Gesellschaft in die Rechnung einzubeziehen. Immer mehr Firmen – auch Grosskonzerne – sind dazu bereit, weil sie wissen, dass sie von den natürlichen Ressourcen abhängig sind», sagte Daniel Bärtschi.

Sein – ohne zu haben
Der Theologe Thomas Weissenborn forderte im Blick auf das Konferenz-Thema dazu auf, das Evangelium von der bedingungslosen Liebe Gottes zu verkünden. Dies möge banal klingen, ermögliche aber einen echten Gegenentwurf zur Konsumgesellschaft, weil er „uns von der Selbstbezogenheit zur Beziehung führt“.
Statt sie selbst zu entwickeln, erhielten die Menschen damit Identität von Gott zugesprochen. «In dieser Gewissheit unserer Identität können wir ein ‹Genug› finden.» Zum Schluss seiner Ausführungen forderte Thomas Weissenborn die Zuhörenden entsprechend auf: «Wir müssen einüben, etwas zu sein ohne zu haben, uns an der Welt zu erfreuen ohne zu besitzen, das Leben zu geniessen ohne dafür etwas leisten zu müssen.»

Spannung zwischen Wollen und Handeln
Das Anliegen der StopArmut-Konferenz ist neben Sensibilisierung und Vernetzung immer auch die Anleitung zu konkreten Schritten. So war nach den Referaten Zeit für die persönliche Reflexion im Blick auf das «Genug» im eigenen Leben.
Ebenfalls der praktischen Umsetzung dienten die diversen Workshops am Nachmittag, in denen sich die Teilnehmenden unter anderem mit den folgenden Fragen auseinandersetzten: Wie kann Grosszügigkeit zu «mehr Leben» beitragen? Habe ich tatsächlich mehr Zeit, wenn ich Zeit spare? Was brauche ich zwingend in meinem Leben? Aber auch die Auswirkungen unseres Überflusses auf die Länder des Südens oder die Gemeinwohlorientierung von Unternehmen wurden in den Blick genommen.
„ChristNet“ gehört dem Trägerkreis der StopArmut-Konferenz an und war an der diesjährigen Konferenz mit einem Stand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ präsent.


Quelle: Medienmitteilung StopArmut-Konferenz; Redaktion: Barbara Streit-Stettler

Referat „Regenerative Wirtschaft: Nachhaltig genug für alle“ (Zusammenfassung, Audio-Aufnahme, Powerpoint-Präsentation) von Daniel Bärtschi
Referat „MehrWERT: ‚Genug‘ aus dem Glauben schöpfen“ (Audio-Aufnahme, Script) von Thomas Weissenborn

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Eine breite Palette von Organisationen hat sich zur Koalition «Christ:innen für Klimaschutz» versammelt und unterstützt das Klimaschutz-Gesetz (indirekter Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative), das am 18. Juni 2023 zur Abstimmung kommt. Auch ChristNet hat sich der Koalition angeschlossen.

Die «Christ:innen für Klimaschutz» sind überzeugt, dass jeder Mensch einen Beitrag zum Schutz der Schöpfung leisten kann – durch Handeln oder bewusstes Unterlassen. Das Klimaschutz-Gesetz liefert hierzu einen verbindlichen gesetzlichen Rahmen und hilft der Schweiz, die Ziele des Pariser Klimaabkommens umzusetzen. Im Klimaschutz-Gesetz sieht die Koalition einen sozialverträglichen Weg zu mehr Klimaschutz, der auch die Volkswirtschaft stärkt.

Die Schöpfung ist in Gefahr. Die vom Menschen verursachte Klimakrise ist wissenschaftlich vom Weltklimarat (IPCC) eindeutig belegt und offenbart sich in Hitzewellen, Waldbränden, schmelzenden Gletscher, Dürren, Überschwemmungen, ansteigendem Meeresspiegel und weiteren Wetterextremen. Die Lebensgrundlagen von Millionen von Menschen sind dadurch bedroht. Die Bevölkerung anerkennt die wissenschaftlichen Fakten und will eine rasche Änderung in der Klimapolitik.
Der Weltklimarat ist das grösste wissenschaftliche Gremium der Klimaforschung. In seinem Auftrag tragen Fachleute weltweit laufend den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammen und bewerten ihn aus wissenschaftlicher Sicht. Der Spezialbericht des Weltklimarats IPCC vom Oktober 2018 hat gezeigt: Bei einer globalen Erwärmung von 2 Grad, fallen die negativen Folgen bereits weit gravierender aus als bei einer Erwärmung um 1,5 Grad (die bisherige Erwärmung liegt bei 1 Grad). Gegenwärtig sind aber die meisten Staaten – darunter die Schweiz – auf einem Kurs, der auf 3,4 oder mehr Grad Erwärmung hinausläuft.

Ursache für Hunger und soziale Konflikte
Viele Veränderungen durch die Klimaerhitzung sind bereits jetzt für Jahrhunderte bis Jahrtausende unumkehrbar. Die Klimakrise ist akut, sie ist eine Natur- und Menschheitskatastrophe von einem in der bisherigen Menschheitsgeschichte unbekannten Ausmass. Infolge von Extremwettern nehmen Hunger und soziale Konflikte zu. Die industrialisierten Länder nehmen ihre Verantwortung erst ansatzweise wahr und treiben den Klimawandel weiter voran.

Durch die Klima- und Umweltkrise sind die christlichen Kirchen und Organisationen herausgefordert, weil die Krise grundlegende Fragen der Gerechtigkeit, der Nächstenliebe, des christlichen Menschenbildes und der Konzepte von einem guten und gelingenden Leben für alle aufwirft. Die Welt und alles, was auf ihr existiert, ist die Schöpfung Gottes. In einem christlichen Verständnis sind wir Mitgeschöpfe. Als Teil der Schöpfung und als moralisch-ethische Subjekte stehen wir Menschen in der Pflicht, Natur und Umwelt respektvoll und verantwortungsvoll zu begegnen. Jeder privilegierte Anspruch auf die Welt ist grundsätzlich zurückzuweisen. Klimaschutz ist Ausdruck dieser Verantwortung, für Christinnen und Christen Teil einer umfassenden Schöpfungsverantwortung. Es geht um den Schutz der Lebensgrundlagen für alle Lebewesen – heute und in Zukunft. Wir haben zu lange auf Kosten von Umwelt und Klima gelebt.

Globaler Süden trägt die Hauptlast
Die Klimakrise ist auch eine soziale Krise. Verursacht durch Überkonsum, betreffen die Folgen dieses Umweltproblems uns alle. Und doch tragen in Armut lebende Menschen, vor allem jene im globalen Süden, die Hauptlast – ohne das Problem verursacht zu haben. Ihnen fehlen die Mittel zur Anpassung an neue klimatische Realitäten. Die Folgen sind Hunger, Konflikte und Migrationsdruck.

Verantwortung übernehmen
Aus sozialethischer Perspektive hat jeder Mensch das Recht auf eine saubere und intakte Umwelt sowie auf ein Leben in Würde. Aus christlicher Sicht gründet diese Auffassung in der Gottesebenbildlichkeit aller Menschen, schreiben die «Christ:innen für Klimaschutz». Zudem gefährdet die Klimakrise das Überleben der Menschheit sowie des Lebens auf unserer Erde. Deshalb ist es aus sozioökologischer Perspektive entscheidend, dass wir unsere Verantwortung zum Schutz des vielfältigen und fragilen ökologischen Gleichgewichts wahrnehmen.
Kirchen und christliche Organisationen sind gefordert, überzeugender und engagierter zu handeln und an der Änderung politischer Rahmenbedingungen mitzuwirken. In diesem Sinne ist es entscheidend, dass sich kirchliche und christliche Organisationen klimapolitisch äussern.
Als kirchliche und christliche Organisationen sind wir aufgefordert, uns entschlossen gegen die globale Erwärmung zu engagieren, sowohl in Worten (Bestätigung der Dringlichkeit und der notwendigen Massnahmen) als auch im Handeln, betonen die «Christ:innen für Klimaschutz».
Ein klares Ja zum Klimaschutz-Gesetz (indirekter Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative) ist ein solches Handeln.

Eine verantwortliche Klimapolitik der Schweiz 2015 haben die Uno-Mitgliedstaaten das Klimaabkommen von Paris verabschiedet. Nun geht es darum, das Vereinbarte in den einzelnen Staaten umzusetzen: Bis 2050 müssen die Treibhausgasemissionen global auf null sinken, um die Globale Erwärmung auf 1.5 Grad zu begrenzen. Bis dann muss auch die Ära der fossilen Energien beendet sein. Das ist das Ziel des Pariser Abkommens und ist die zentrale Forderung der Gletscher-Initiative.
Die Schweiz setzt ihre Klimapolitik im CO2-Gesetz um, das die Massnahmen zur Erreichung der schweizerischen Klimaziele regelt. Nach der gescheiterten Revision des CO2-Gesetzes (Volksabstimmung zum Referendum im Juni 2021) muss ein neuer Anlauf genommen werden. Diese aktuelle zweite Revision betrifft ein Gesetz mit Massnahmen für den Zeitraum von 2025 bis 2030. Ein Netto-Null-Ziel wurde bislang erst in der langfristigen Klimastrategie des Bundes erwähnt – ein Gesetz zur Umsetzung gab es bisher noch nicht.

Das Klimaschutz-Gesetz konkret
Das neue Klimaschutz-Gesetz verlangt, dass alle inländischen Treibhausgasemissionen bis 2050 netto null erreichen. Die Ziele müssen durch Emissionsminderungen im Inland erreicht werden, soweit technisch möglich und wirtschaftlich tragbar. Die notwendige Transformation ist auch eine Chance für Wirtschaft und Gesellschaft.
Das Bundesgesetz weist der Schweiz den Weg zur Befreiung aus der Abhängigkeit von fossilen Energien. Es bezweckt die Minderung der Treibhausgasemissionen, die Anpassung an und den Schutz vor den Folgen der Klimaerwärmung und die Ausrichtung der Finanzmittelflüsse auf eine emissionsarme und gegenüber dem Klimawandel widerstandsfähige Entwicklung. Das Klimaschutz-Gesetz gibt in erster Linie CO2-Reduktionsziele und dazugehörige Zwischenschritte vor. Bis 2050 müssen die Treibhausgasemissionen der Schweiz bei Netto-Null ankommen, bis 2040 minus 75% gegenüber 1990 erreicht haben. Wie die Ziele erreicht werden (Massnahmen), ist im Rahmen weiterer Gesetze festzulegen.
Folgende Massnahmen legt der Gegenvorschlag bereits fest:

  • Netto-Null-Fahrpläne für Unternehmen und Innovationsförderung (200 Millionen pro Jahr über einen Zeitraum von sechs Jahren)
  • Impulsprogramm für Heizungsersatz und Energieeffizienz (200 Millionen pro Jahr über einen Zeitraum von zehn Jahren)

Die Gletscher-Initiative bewirkte, dass vom Parlament ein indirekter Gegenvorschlag auf Gesetzesstufe entworfen wurde. Dieser wurde in der Herbstsession 2022 verabschiedet. Gegen diesen indirekten Gegenvorschlag wurde von der SVP das Referendum ergriffen.

Das Klimaschutz-Gesetz ist nach der gescheiterten Abstimmung zum revidierten CO2-Gesetz im Juni 2021 ein entscheidender Schritt, um die Schweiz endlich voranzubringen. Dieser Schritt ist nötig, wenn uns Klimagerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung wichtig sind.

Das gegen den Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative ergriffene Referendum lehnen wir entschieden ab, so die «Christ:innen für Klimaschutz». Mit ihnen sagt auch ChristNet sagt JA zum Klimaschutz-Gesetz.

Der ganze Grundsatz-Artikel der «Christ:innen für Klimaschutz» kann hier nachgelesen werden. Kürzungen und Redaktion: Barbara Streit-Stettler


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Gott möchte, dass alle Menschen ein Auskommen haben. In 5. Mose 15,4 heisst es gar «Es sollte überhaupt kein Armer unter Euch sein». Das Ziel einer Wirtschaftspolitik sollte also sein, diesen Zustand herzustellen, zumindest für alle Menschen guten Willens. Der Nationalrat hat nun aber im Dezember den Bundesrat beauftragt, die kantonalen Mindestlöhne dort zu abzuschaffen, wo nationale Gesamtarbeitsverträge bestehen. Dies kommt einer Lohnsenkung für diejenigen gleich, die schon sehr wenig haben, und bringt viele von ihnen in Not.

Ein Lohn sollte für eine Familie zum Leben reichen. Müsste man meinen. Doch für viele Familien in der Schweiz ist dies heute nicht der Fall. Nach den Zahlen des Bundesamtes für Statistik lebten im Jahr 2020 über 150’000 Erwachsene trotz entlöhnter Arbeit in Armut. Mit der starken Inflation im Jahr 2022 ist ihr Spielraum inzwischen noch enger geworden. In diesen Haushalten lebten auch knapp 100’000 Kinder. Nach dem Bundesamt für Statistik1  war bereits im Jahr 2014 jedes 20. Kind in der Schweiz von Einkommensarmut betroffen und jedes sechste Kind armutsgefährdet. Dies auch deshalb, weil alleinerziehende Frauen in dieser Statistik überdurchschnittlich oft vertreten sind.

Drohende Lohnsenkungen

Besonders viele der bereits armutsbetroffenen Menschen arbeiten in Bereichen, wo wegen der erwähnten Aushebelung der kantonalen Mindestlöhne Lohnsenkungen drohen. Das gilt etwa für die 15’000 Menschen in der Gastronomie, wo die GAV-Mindestlöhne tiefer sind als die kantonalen Mindestlöhne. Im teuren Kanton Genf verdienen diese Angestellten heute 4000 Franken im Monat, in Neuenburg 3687, in Basel-Stadt 3728. Viele von ihnen riskieren mit der neuen Regelung eine Lohnsenkung auf den GAV-Mindestlohn von 3582 Franken und damit ein Abgleiten in die Armut. Bei den Coiffeuren und Coiffeusen sieht es sehr ähnlich aus.

Damit wird das Gegenteil des eigentlichen Ziels erreicht. Oder ist das Wohlergehen der Menschen, insbesondere derjenigen, die es am meisten brauchen, für die Parlamentsmehrheit gar kein Ziel? Worum geht es diesen Vertreterinnen und Vertretern des Volkes eigentlich?

Besser hinschauen statt ideologisch denken

Die Parlamentsmehrheit argumentierte, dass kantonale Mindestlöhne ein Eingriff in private Abmachungen von Sozialpartnern seien. Diese Argumentation ist erstaunlich angesichts der Tatsache, dass im Grunde die gesamte Gesetzgebung auf nationaler und kantonaler Ebene den Rahmen für private Abmachungen setzt. Was ist eigentlich wichtiger? Das Wohlergehen der Armen oder die Ideologie des Nichteingreifens?

Die Befürworter betonten die Stärkung der Sozialpartnerschaft durch die neue Regelung. Ein Schelm, wer Böses denkt, in der heutigen Zeit, wo auf Grund des abnehmenden Organisationsgrades die Gewerkschaften in dieser Partnerschaft regelmässig den Kürzeren ziehen.

Der Gewerbeverband meinte auch, dass sich viele Betriebe die Mindestlöhne nicht leisten könnten und dass dadurch viele Arbeitsplätze verloren gehen könnten. Die Wirtschaftswissenschaft hat diese Denkweise schon längst widerlegt: In Grossbritannien wurde 1999 ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt, der jährlich erhöht wurde. Wissenschaftliche Untersuchungen2 zeigten, dass dadurch insgesamt keine Arbeitsplätze vernichtet, sondern tendenziell eher mehr geschaffen wurden. Dies deshalb, weil die wenig Verdienenden das zusätzliche Geld nicht horten können, sondern meist grad wieder vor Ort ausgeben. Auch in den USA3 wurden ähnliche Erfahrungen gemacht; und in Genf haben sich ebenfalls keine negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt gezeigt.

Die Wirtschaftspolitik neu ausrichten

Unsere Wirtschaftspolitik sollte auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht auf Ideologien gründen. Und sie muss die Gesamtzahl der Arbeitsplätze im Auge behalten. Durch Mindestlöhne werden mehr davon geschaffen. Wenn die Wirtschaftspolitik irgendjemandem zu Gute kommen soll, dann doch vorerst denjenigen, die es am meisten brauchen. Wenn das nicht erreicht wird, oder wenn wie im vorliegenden Fall den Ärmsten das Wenige, das sie haben, gar weggenommen wird, dann muss das als Totalversagen der Politik gewertet werden.

Dann ist es höchste Zeit, über die Bücher zu gehen und die Wirtschaftspolitik neu auszurichten: Die Ziele müssen neu definiert und den Akteuren verständlich gemacht werden.

Vielleicht stellt sich aber auch die Frage, wie weit wir als Gesellschaft die Nächstenliebe ernst nehmen. Inwiefern ist uns das Leben der Benachteiligten in der Gesellschaft überhaupt noch ein Anliegen? Vielleicht ist das gar die entscheidende Frage!


1. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home.assetdetail.1320142.html

2.  https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-grossbritannien-loehne-und-jobs-stabilisiert-10342.htm

3.  https://www.letemps.ch/economie/six-enseignements-salaire-minimum

(Bild: Ricardo Gatica auf Pixabay)