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Unter diesem provokativen Titel weise ich auf die Versuchung hin, die das nationale, rechtskonservative Gedankengut auf einen Teil der Christenheit, und insbesondere auf die Evangelikalen ausübt. Ich zeige dabei, wie diese Ideen, die biblisch korrekt erscheinen, in Tat und Wahrheit der Bibel widersprechen. Dabei wird klar, wie diese Gedanken die biblische Lehre und die Gemeinden zu unterlaufen drohen. Dieses Thema ist durchaus aktuell, ruft doch Christoph Blocher zu gewissen Gelegenheiten den Namen Gottes an und zeigt sich der Chef des rechtsextremen Front National in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, regelmässig in der Kirche.1

 

Die national-konservativen Werte

Es ist natürlich schwierig, die Werte der national-konservativen Rechten in diesem Text umfassend zu beleuchten. Dieser Flügel der politischen Landschaft ist äusserst komplex und breit gefächert. Er umfasst verschiedene Strömungen und Bewegungen, die teils untereinander zerstritten sind. Ich stütze mich für diese Abhandlung auf die heutige national-konservative Rechte, und insbesondere auf Meinungen und Ideen, wie sie von einem Teil der SVP und des französischen Front National vertreten werden. Ich versuche, die Ideen zu umreissen und am biblischen Text zu prüfen, um so zu zeigen, wie fern sie nur scheinbar der biblischen Logik entsprechen.

Fremdenangst, Chauvinismus und nationaler Zerfall

Ein erstes Konzept, das bei der national-konservativen Rechten anzutreffen ist und oft zu Rassismus, Fremdenangst und Antisemitismus führt, ist die Nation2. Dieses Konzept wirkt auf gewisse Christen verführerisch, weil sie denken, dass die Ausländer, die in die Schweiz kommen, neue Religionen und Werte mitbringen, wodurch unser Land automatisch entchristlicht wird. Dies entspricht zahlreichen alttestamentlichen Texten, die die Israeliten zur Absonderung von den besiegten heidnischen Völkern aufruft, damit sie nicht von deren abweichenden religiösen Praktiken „angesteckz“ werden.3 Ebenso kann der zweite Brief an die Korinther zitiert werden: „Ziehet nicht an einem für euch fremden Joch mit Ungläubigen…“4 Eine Folge dieser Absonderung ist die Angst vor dem nationalen Zerfall, d.h. die Annahme, dass die Anwesenheit von Individuen aus anderen ethnischen Gruppen eine Änderung der nationalen Identität und schliesslich das Verschwinden der Nation zur Folge hat5.

Hier muss zuerst eine heuchlerische Haltung angeprangert werden. Diese These behauptet nämlich, dass alles Übel nur von aussen kommt, wie wenn der einzelne Gläubige oder die einzelne Gemeinde keinerlei Verantwortung hätten. Dabei besagt doch eine der Lehren Jesu, die den Pharisäern in die Nase stach, dass das was von innen aus dem Herz kommt, den Menschen unrein macht.6 Darum kann nicht gesagt werden, dass Dinge von aussen den Glauben zerstören oder ein Land entchristlichen können. Der Christ soll seine eigenen Fehler und Sünden erkennen, und nicht einfach die Aussenwelt dafür verantwortlich machen. Diese rechtsextreme These beruht auch auf der arroganten Annahme, das eigene Land sei besser als die anderen, und alles Üble komme aus dem Ausland. Dies verhindert eine grundlegende Selbstkritik und vermittelt ein naives Märchenbild einer urreinen und sündenfreien Schweiz. Das ist in dem Sinn antibiblisch, denn „… alle haben ja gesündigt und ermangeln der Ehre vor Gott.“7 Gewiss leidet die westliche Gesellschaft an Entchristlichung. Aber sind daran wirklich nur äussere Einflüsse schuldig? Wie können wir die moralische Überlegenheit einer ethnischen Gruppe oder eines Landes im Licht der Bibel rechtfertigen? Gewiss ist die Gnade Gottes durch den direkten Zugang zur Bibel und das Werk der Reformatoren (trotz dunkler Seiten der Reformation) in unserem Land wirksam, aber dies ist nicht das Verdienst unserer Werke.

Die rechtskonservative These des nationalen Zerfalls muss klar vom geistlichen Zerfall unerschieden werden, der sich durch die Abkehr von Gott bzw. von den jüdisch-christlichen Werten ausdrückt. Der geistliche Zerfall ist eine Realität. So fallen die Israeliten im Alten Testament tatsächlich vom Gesetz ab, leben schrankenlos und erleiden damit eine Zunahme der Gewalt, der Korruption, der sozialen Ungerechtigkeit usw.8 Demgegenüber schreibt die national-konservative Rechte den nationalen Zerfall den Ausländern, Freimaurern usw. zu. Sie vergöttert die Nation, während die Propheten des Alten Testaments nicht fremdenfeindlich sind, sondern die Gesetzesverletzungen der Israeliten anprangern. Die nationale Dekadenz, von der die national-konservative Rechte spricht, hat also nichts mit dem Abfall des Volkes von seinem Gott zu tun. Auch hier gilt es eine Heuchelei anzuprangern: Es ist zu einfach, alle Übel der Gesellschaft äusseren Faktoren, und insbesondere den Ausländern und der Globalisierung, zur Last zu legen. Ob wir Gott folgen wollen oder nicht, hängt im Endeffekt von uns selber und nicht nur von äusseren Einflüssen ab. Nichts in der Bibel lässt darauf schliessen, dass wir berufen sind, die nationale Einheit um jeden Preis zu erhalten und gegen sogenannt schädliche Einflüsse aus dem Ausland zu kämpfen. Patriotismus darf darum um keinen Preis mit der Treue zu Gott verwechselt werden. Die Einheit eines Landes kann übrigens auch nicht aufgrund einer nationalen Einheit gerettet und erhalten werden. Vielmehr sind es biblische Werte wie Nächstenliebe, Solidarität usw., die die gesellschaftlichen Bande festigen.

Autoritäres Führerprinzip

Ein wiederkehrender Wert der national-konservativen Rechten ist ihr Autoritarismus, der besagt, dass das Kollektiv nur mit einer starken Führung gegen äussere Aggressionen geschützt und gegen innen gefestigt werden kann. Es besteht eine Art Faszination und Vergötterung des Chefs, der die nationale Einheit gewährleisten und eine klare Richtung geben soll.9Oft führt dies zur Ablehnung des politischen Systems und zum Wunsch, die bestehenden Institutionen von Grund auf zu ändern. Der Rechtsextremismus erachtet die Demokratie als eine Form Anarchismus, die die Nation im Individualismus aufgehen lässt. Im Kontext der aktuellen rechtsnationalen Bewegungen kann das Beispiel der SVP genannt werden, die ständig darauf pocht, das Volk als letzte Entscheidungsinstanz anzurufen, und die Politiker als elitäre „classe politique“ abstempelt. Was auf Anhieb unschuldig aussieht, stellt in Wahrheit die fundamentale Gewaltentrennung zwischen gesetzgebender, ausführender und rechtsprechender Kraft, die Verfassung und die Grundrechte zum Schutz des Individuums vor der Allgemeinheit in Frage. Dies ist eine Art Verherrlichung der Volksrechte10, während doch die Schweizer Demokratie doch auf dem Pluralismus und der Gewaltentrennung beruht, und nicht auf einem System, das die Volksabstimmungen zum absoluten Dogma heraufbeschwört, das alle Macht in sich vereinigt.

Natürlich muss das demokratische System der Kritik ausgesetzt werden, damit es verbessert werden kann. Die Gefahr besteht beispielsweise, dass eine Mehrheit der Bürger den anderen ihre Bedingungen diktieren könnten, wie es schon Tocqueville befürchtete.11 Doch habe ich in der Bibel nie eine Stelle gesehen, die von den Israeliten die Errichtung eines autoritären Regimes verlangt oder den Chrsiten empfiehlt, alle Macht einem charismatischen Führer oder nach Vorbild des sowjetischen Politbüros einem kleinen Kabinett zu übertragen. Im Gegenteil, Gott verurteilt im Alten Testament den Wunsch der Israeliten, wie alle anderen Völker einen König zu haben12, und rettet sie zwar mit charismatischen Führern, die aber nur für eine kurze Zeit erwählt sind13. Im Neuen Testament offenbart sich Jesus seinen Jüngern als Diener und nicht als autoritärer Führer, der sie unterdrückt.14

Der national-konservative Autoritarismus führt ausserdem zu einer Verherrlichung des Führers, was Gott klar verurteilt. Den Wunsch der Israeliten nach einem eigenen König verurteilt er klar als eine Ablehnung seiner selbst. Wir sehen demnach, dass der von rechtsaussen geforderte Autoritarismus der Bibel widerspricht und das Tor zu einer Vergötzung des Führers öffnet.

Ausserdem zeichnet sich der autoritäre Ansatz durch seinen Materialismus aus: Die Rechtsextremen setzen ihr Vertrauen auf einen Menschen, wo uns die Bibel doch auffordert, Gott zu vertrauen und eine persönliche Beziehung zu ihm zu suchen.

Nostalgie und die Verherrlichung der Vergangenheit

Ein weiterer grosser Mythos der national-konservativen Rechten besteht in der Aussage, die Vergangenheit sei gesamthaft besser gewesen. Die Gegenwart zeichne sich durch den moralischen Zerfall aus, für den z.B. die Juden, die Moslems, die Überfremdung oder die Jugend mit ihrem wachsenden Drogenkonsum und immer ausgefalleneren Kleidungsstil verantwortlich seien. Eine solche Verherrlichung der Vergangenheit könnte fälschlicherweise biblisch begründet werden. Eine oberflächliche Lektüre der Offenbarung kann den Glauben nähren, das Ende der Welt sei nahe und liege ganz in den Händen des Teufels. So entsteht ein extrem pessimistisches und düsteres Bild der Zukunft, das die übereinfache Sicht vermittelt, die Vergangenheit sei angesichts dieser apokalyptischen Aussichten immer zu bevorzugen.

Die Verherrlichung der Vergangenheit ist aus mehreren Gründen ein Irrtum. Zum ersten bleiben damit die Werke der Kirche zur Verbesserung der Zukunft völlig unbeachtet. Kann die Gründung des Roten Kreuzes und der Heilsarmee, können die Werke Calvins, Luthers, des Augustinus’, des Thomas’ von Aquin usw. einfach in den Mülleimer der Geschichte geworfen werden? Diese Personen und Organisationen haben doch nennenswerte soziale und geistliche Fortschritte erzielt, deren Früchte wir noch heute ernten. Wer möchte schon eine Vergangenheit wie das Mittelalter verherrlichen, als der Analphabetismus die Bibellektüre verunmöglichte? Warum sollten die 50er und 60er Jahre besser gewesen sein, nur weil es keine Punks und Kiffer gab? Ich glaube nicht, dass uns die Bibel zur Nostalgie einer verlorenen und erträumten Vergangenheit ermutigt, sondern vielmehr dazu, das Reich Gottes zu bauen und die Wiederkehr Christi vorzubereiten.15 Das Ziel der Offenbarung ist ja auch gar nicht die Rückkehr in den Garten Eden. Vielmehr wird von einer Stadt gesprochen und davon, dass Gott unter ihren Einwohnern wohnt.16 Die Verherrlichung der Vergangenheit und die Nostalgie können darum nicht als biblische Werte erachtet werden, und wir sollten uns nicht von ihnen bestimmen lassen. Die Christen, die sich nach Vergangenem sehnen, sind vom Pessimismus bestimmt und sind von der Zukunftsangst geprägt. Dabei sollten wir doch die Allmacht und Souveränität Gottes trotz gegenwärtiger Schwierigkeiten anerkennen.17

Verschwörungstheorie und Angst vor Weltherrschaft

Oft lässt sich in den Äusserungen der national-konservativen Rechten der Glaube an eine zentrale Verschwörung finden. Einige glauben, die Juden kontrollierten alle Machtstrukturen und wirtschaftlichen Abläufe, für andere handelt es sich um die Freimaurer. Oft führt diese Anschauung zu einer Haltung, die gegen das Establishment gerichtet, weil sie den Glauben fördert, alle Politiker seien gleich korrupt. Dies gründet auf der Überzeugung, dass sie sich alle gegenseitig kennen und ihre Entscheide auf dem Rücken des Volkes treffen. Das Konzept einer zentralisierten, weltweiten Verschwörung deckt sich durchaus mit dem Bild, das wir vom Teufel haben können, womit sich die neutestamentliche Frage nach dem Antichrist stellt.

Trotz scheinbarer Ähnlichkeiten kann das Handeln Satans, wie es in der Bibel beschrieben wird, nicht auf eine Ebene mit der Idee eines universellen und staatsfeindlichen Komplotts gebracht werden, wie sie von der national-konservativen Rechten gepflegt wird. Tatsächlich zeigt uns die Bibel und die Geschichte, dass die Zahl des Tieres (666), und damit der Antichrist, nacheinander mit dem römischen Kaiser Nero, der katholischen Kirche und in den 30er und 40er Jahren ironischerweise sogar mit der Dorflädeli-fressenden Migros identifiziert wurde. Satans Handeln beschränkt sich ja aber auch nicht auf die politische und institutionelle Ebene, sondern greift ebenso auf Einzelpersonen und Kirchen über.

Zweitens muss eingewendet werden, dass diese äusserst vereinfachende Sicht der Politik und der Politiker zu einfach ist. Wenn es eine Verschwörung in diesem Ausmass gäbe, kämen politische Konflikte und Auseinandersetzungen unter der politischen Elite gar nicht mehr vor.

Drittens übergeht diese Sicht die Rolle Gottes und insbesondere seine Souveränität Satan gegenüber, der immer noch Jesus unterworfen ist. Auch hier ist diese Sicht also vereinachend und ganz menschlich, indem sie unseren Kampf auf eine rein menschliche und politische Ebene beschränkt. Es kann denn auch gefragt werden, wo hier die geistliche Ebene sei und wo z.B. die Busse ihren Raum hat. Der geistliche Kampf gegen das Böse darf sich nicht nur gegen materielle, äussere Feinde richten, er verlangt auch Gedankenarbeit und eine Arbeit an sich selber durch die Heiligung und die Infragestellung eigener Verhaltensweisen und Werte im Gegenüber mit Gott.

Schliesslich hindert uns die ständige Ausrichtung auf einen „satanisch-politischen“ Komplott, die Souveränität Gottes und den Vormarsch des Evangeliums in unserem Leben und in unserer Umwelt wahrzunehmen. Meiner Meinung nach ist es keine biblische Haltung, wenn jemand jeden Morgen mit der Besessenheit aufwacht, die Weltverschwörung zu bekämpfen. Es ist viel gesünder, Gott zu suchen, sich Ihm zu öffnen, Seine Werke zu sehen und Seine Souveränität anzuerkennen und sich dadurch ermutigen zu lassen.

Schluss: Kein Platz für Gott

Wir haben gesehen, dass die Hauptthesen und die ideologischen Fundamente der national-konservativen Rechten in krassem Widerspruch zur biblischen Lehre stehen. Dieser Text weist vorallem auf die Unterschiede zwischen der rechten Ideologie und der Bibel hin. Die Bibel beruht auf Gott und fordert uns auf, sich Ihm zu nähern. Die national-konservative Rechte ihrerseits beruht auf der Nation und der Ethnie. An diesem Punkt scheidet sich alles. Die national-konservative Rechte verteidigt Autorität und Gehorsam, wobei sich Gott als gerechter Gott offenbart, der Gnade walten lässt. Gewiss hat Gott auch „schreckliche“ Seiten, wie die Bestrafung der Israeliten im Alten Testament, doch können sie kaum auf einen simplen Autoritarismus reduziert werden. Hinsichtlich der Nostalgie dreht Gott die Logik um: Er handelt für die Zukunft. Die Propheten haben dem Volk Israel denn auch die Zukunft und das Kommen Christi vorhergesagt, während die national-konservative Rechte sich auf Mythen vergangener Zeiten beruft. Schliesslich widerspricht der Verschwörungs-Wahn einer Theologie, deren Gott trotz der schwierigen Umstände seines Volkes souverän ist. So wird die wahre Natur der national-konservativen Rechten offenbar: Sie ist und bleibt materialistisch und beschränkt sich auf das Menschliche. So lässt sie keinen Platz für den Gott der Bibel.

Bibliographie

CHEVALLIER, J-J.: Les grandes œuvres politiques de Machiavel à nos jours, 1970, Paris: Armand Colin, S. 217-234.

ROBERTSON, D.: Dictionnary of politics, 1985, Hammondsworth (Middlesex, England): Penguin Books ltd.

 

Thomas Tichy, 17. Januar 2005

Übersetzung: Samuel Ninck

 


1. Die Verbindung zwischen Front National und SVP ist nicht auf Anhieb augenfällig, doch überschneiden sich ihre Wahlkampfthemen: Einwanderung, Sicherheit, Angriffe auf das politische System und die classe politique, traditionelle Werte usw. Ende der 80er Jahre versuchte die rechtsaussen Bewegung Vigilance (vergebens), Le Pen nach Genf einzuladen, und verschiedene ihrer Mitglieder haben am Jahresfest des Front National teilgenommen. Dieselben Personen leiten heute die Genfer SVP-Sektion (Quelle: Les dossiers du Canard, März 1990, S.96-97). Der Front National zeigt sich in einer Pressemitteilung vom 22. Oktober 2003 erfreut über den Sieg der SVP in den letzten Nationalratswahlen (http://www.frontnational.com/quotidien_detail.php?id_qp=101&art=1). Die Webpage des Front national verfügt über einen Link zur SVP.

 

2. Die Historiker gehen davon aus, dass der Nationalismus mit der französischen Revolution auftaucht. Kurz gefasst, bekämpft die damalige Linke die Aristokratie und die Ungleichheit der Klassen ab, um die Gleichheit und Brüderlichkeit aller Franzosen zu proklamieren. Mit dem sozialen Fortschritt, den die Machtübernahme des Bürgertums während der Revolution mit sich bringt, verlangt eine neue Opposition die Brüderschaft der gesamten Menschheit. So übernimmt diese Linke einen Internationalismus, der eine Brüderlichkeit über die französischen Grenzen hinaus fordert. Der Nationalismus rutscht von links nach rechts, was noch heute mehr oder weniger der politischen Realität entspricht. Ein Beispiel dafür ist die Affäre Dreyfus.

3. Esra 10,2-11; Nehemia 13,23-31; 3. Mose 20,23-26.

4. 2. Korinther 6,14.

5. Zwei Grundsatztexte des SVP-Programms veranschaulichen diesen Gedanken gut: In der Einleitung wird vorausgesetzt, dass der (im Vergleich mit unseren Nachbarn) hohe Ausländeranteil grundsätzlich negativ sei (Asylrechtsmissbrauch, Kriminalität usw.) (http://www.svp.ch/file/Plattform_franz.pdf, S. 40).

Oder auch die Forderung, dass sorgfältig mit dem Bürgerrecht umgegangen werden soll (Juli 2001):http://www.svp.ch/file/f2001.01Integrationspapier.doc

6. Markus 7,18: „Und er [Jesus] sprach zu ihnen: Auch ihr seid so unverständig! Merkt ihr nicht, dass alles, was von aussen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht verunreinigen kann?“

7. Römer 3,23.

8. Amos 2,6-16; Micha 6,9-7,6; Hosea 4,1-14.

9. Man spricht auch vom „Führerprinzip“, das die Strukturen der rechtsextremen Parteien prägt. Das Konzept des Fürherprinzips oder seine gemässigtere Form einer charismatischen Leiterfigur kann im Prinzip in jeder Partei oder Bewegung gefunden werden, wenn der Präsident oder das Zentralkomitee nie in der Öffentlichkeit kritisiert werden, Uneinigkeiten als Verrat angesehen werden und schliesslich alles vereinheitlicht wird. Dies kommt auch in linken Parteien unter dem Begriff „demokratischer Zentralismus“ vor.

10. Die SVP verlangt z.B., dass die Einbürgerungen der Volksabstimmung unterstellt werden sollen, als ob das Volk unfehlbar wäre. Dies offenbart eine verachtende Haltung den Verwaltungsverfahren gegenüber. Diese Verfahren sind zwar gewiss unvollkommen, gewährleisten indessen die Gleichbehandlung und sind besser nachvollziehbar.

http://www.udc.ch/index.html?&page_id=1176&node=67&level=1&l=3

Dieser Ansatz beruft sich auf Vordenker der französischen Rechtsextremisten wie Charles Maurras (1868-1952) oder af den deutschen Verfahrensrechtler Karl Schmitt (1888-1985), die mit den Nazis kollaboriert bzw. selber Nazi wurden.http://en.wikipedia.org/wiki/Carl_Schmitt

11. Robertson, D.: Dictionnary of politics, Hammondsworth, Middlesex, England, Penguin books Ltd. 1985. S. 78-79.

12. 1. Samuel 8,7.

13. Siehe Buch der Richter, z.B. Kapitel 4.

14. Lukas 22,24-27: „Es entstand aber unter ihnen auch ein Streit darüber, wer von ihnen als der Grösste gelten könne. Da sprach er zu ihnen: Die Könige der Völker üben die Herrschaft über sie aus, und ihre Gewalthaber lassen sich Wohltäter nennen. Ihr dagegen nicht so! Sondern der Grösste unter euch soll werden wie der Jüngste, und der Hochstehende wie der Dienende. Denn wer ist grösser, der zu Tische Sitzende oder der Dienende? Ist es nicht der zu Tische Sitzende? Ich aber bin mitten unter euch wie der Dienende.“

15. Matthäus 6,33-34; 2. Petrus 3,12.

16. Offenbarung 21,1-2.

17. 1. Petrus 1,6-7; 5,9-11.

Photo by Sam Carter on Unsplash

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Genf, 15.11.2010 – Am Samstag, den 13. November fand die diesjährige ChristNetKonferenz in Bern statt. Unter dem Titel «Politik der Hoffnung statt Politik der Angst» setzten sich die TeilnehmerInnen mit den Angstmechanismen in Gesellschaft und Politik auseinander und stellten sich der Frage, wie diese durch die christliche Hoffnung überwunden werden können.

In zwei Referaten untersuchten Claude Baecher, Dr. theol. (Bienenberg) und Markus Meury, Soziologe (ChristNet) die biblischen Hintergründe bzw. die gesellschaftliche und politische Realität der Angst. In Workshops und einem Podiumsgespräch wurde die Angstthematik auf die Bereiche Geld und Wirtschaft, Staatsverständnis, Ausländer und Kriminalität, sowie Umgang mit dem Islam angewendet.

Die Teilnehmer zeigten sich erfreut über die Qualität der Referate und die Themenwahl, die «sonst im christlichen Umfeld so nicht zu finden» sei.

Mit einem Jubelbuffet feierte ChristNet sein 10-jähriges Bestehen.

 

Die Sicht des Theologen…

Angst: eine Diagnose

In seinem theologischen Referat «Angst und Gottvertrauen aus biblischer Sicht» wies Claude Baecher (französischsprachiger Studienleiter Bienenberg) darauf hin, dass sich der zur Gemeinschaft geschaffene Mensch durch den Sündenfall in den Rückzug fliehe und sich selber genüge. Die Folge seien Einsamkeit, Misstrauen und Egoismus statt Solidarität und Miteinander. Kurz: eine Kultur der Angst. In diesem Umfeld versuche der Mensch, unverletzlich zu werden (er baut Mauern) und alleine für sein Überleben zu sorgen (er häuft Reichtum an). In dieser Angstspirale werde der Nächste als Bedrohung für die eigene Sicherheit und den eigenen Wohlstand wahrgenommen. Eine ausbeuterische Logik auf Kosten der Schwächsten sei die Folge.

Die Gegenmittel

Als Gegenmittel sieht Baecher u. a. eine Lebensform, die von Dankbarkeit und gemeinschaftlicher Wirtschaft geprägt ist. Konkret könnten sich Christen verweigern, falsche Sicherheiten auf Kosten der Nächsten mitzutragen, und stattdessen die Gemeinschaft mit dem Anderen zu suchen. Auch könnten sie darauf verzichten, Reichtum anzuhäufen, und einen gemeinschaftlichen Umgang mit Geld suchen. Die weltweite christliche Gemeinde sieht Baecher als ein prophetisches Zeichen gegen den Mauerbau. Und als zentralen Angstkiller die Gerechtigkeit, denn «die Sicherheit einer Gesellschaft hängt von der Gerechtigkeit ab, die geübt wird.»

 

… und des Soziologen

In seinem Referat «Ursachen und Auswirkungen der Angst in Gesellschaft und Politik» stellte Markus Meury, Soziologe (ChristNet) fest, dass in der Schweiz seit den 80er Jahren ein eigentlicher Angsttrend in der Gesellschaft bestehe. So sei das Angstbarometer im langjährigen Schnitt stark angestiegen.

Die Ursachen dafür sieht Meury in einer zunehmenden Desorientierung aufgrund einer globalisierten, im Umbruch befindlichen Welt. So sei ein Trend zu mehr «Swissness», sowie nationalistische Tendenzen spürbar. Auch der zunehmende Zerbruch familiärer Strukturen trage zu einem Identitäts- und somit Sicherheitsverlust bei.

Gemäss Meury hat das wachsende Misstrauen gegenüber den Nächsten zu einem Missbrauchsdiskurs geführt, bei dem Bezüger staatlicher Leistungen (IV, Sozialhilfe, Asyl usw.) unter Generalverdacht gestellt würden. So sei es heute oft wichtiger, Missbräuche zu verhindern als Hilfe zu gewähren. Wirtschaftlich herrsche eine eigentliche Hungerökonomie, die davon ausgehe, dass wir immer noch mehr anhäufen müssten, um unser Überleben zu gewährleisten.

Wir Christen hätten das Potenzial, die Angst dank der lebendigen Hoffnung in Christus zu überwinden, so Meury weiter. Die Christen brauchten keine Angst vor Mangel zu haben, da sie ja vertrauten, dass Gott für sie sorgt. «Wer kann die Angst überwinden, wenn nicht wir?»

 

Workshops: Islam, Geld und Kriminalität…

Am Nachmittag setzten sich die Teilnehmer in drei Workshops mit Angst und Hoffnung in den Bereichen Islam; Geld und Wirtschaft; Staat, Kriminalität und Ausländer auseinander.

Im Blick auf den Islam wurde festgehalten, dass in der Schweiz keine konkrete Bedrohung vor islamistischem Terrorismus bestehe, die kulturellen Unterschiede und das Selbstverständnis von Moslems aber Angst machen könnten. Zur Abhilfe wurde u. a. vorgeschlagen, den Kontakt mit Moslems zu suchen und als Kirchen Hilfsangebote für Einwanderer zu schaffen.

Bezüglich Geld und Wirtschaft: Tatsächlich würden viele Menschen aus dem Wirtschaftskreislauf ausgeschlossen. So lange die Solidarität unter Druck sei, entstünden aber grosse Ängste, die mit der Hoffnung auf immer mehr Wirtschaftswachstum bekämpft würden. Diese Fokussierung auf die Anhäufung von immer grösserem Wohlstand sei aber unbiblisch und schaffe zahlreiche neue Probleme.

Zu Staat, Kriminalität und Ausländer wurde darauf hingewiesen, dass das Problem mit der Kriminalität in der Schweiz gesamthaft gering sei. Ausländerkriminalität sei zwar in absoluten Zahlen hoch, unter Berücksichtigung des hohen Anteils an jungen Männern aus tieferen Gesellschaftsschichten aber kaum höher als bei Schweizern. Im Umgang mit Ausländern sei die direkte Begegnung am hilfreichsten. Genf mit einem Ausländeranteil von 40 % sei erstaunlich ausländerfreundlich. Staat, KMU und Kirchen sollten in ihrer integrativen Funktion ermutigt werden.

 

Podium

Danach folgte eine Podiums- und Publikumsdiskussion mit Hanspeter Schmutz (Moderator, Institut Insist), Claude Baecher, Markus Meury, Christian Bibollet (Islamspezialist, Réseau Evangélique Suisse), Urs Winkler (ehem. Vizedirektor, Bundesamt für Flüchtlinge). Die Teilnehmer gingen auf den Umgang mit Angst ein, die Möglichkeit, von einer Kultur der Angst zu einer Kultur der Hoffnung zu gelangen. Sie berichteten von konkreten Hoffungsbeispielen, von den Zukunftsaussichten der Christen in der Schweiz, sowie von Postulaten einer Politik der Hoffnung.

 

ChristNet ist ein Forum von ChristInnen, das sich mit Sozialem, Wirtschaft, Umwelt, Kultur und Entwicklung auseinandersetzt. Mit dieser Konferenz wurde auch das 10-jährige Bestehen gefeiert.

Kontakt

Samuel Ninck, 022 731 71 83. samuel.ninck@christnet.chwww.ChristNet.ch

Partner

·        Ausbildungszentrum Bienenberg. www.bienenberg.ch

·        Institut Insist. www.insist.ch

·        Institut für Gemeindebau und Weltmission. www.igw.edu

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Vortrag von Hanspeter Nüesch an der ChristNetKonferenz 2007 «Die Schweiz – Bekannt für ihre Barmherzigkeit?»

Ich lebe in einem Dorf mit 100 Einwohnern. Über 70 davon sind arm. Etwa 30 von uns geht es mit verschiedenen Abstufungen gut. Die sieben Reichsten geben zwei Drittel des zur Verfügung stehenden Geldes aus. Sie verbrauchen die Hälfte der zur Verfügung stehenden  Energieressourcen. Sie nehmen die Hilfe des Dorfarztes an gut 330 Tagen in Anspruch, sodass der Arzt für die restlichen 93 Einwohner nur noch 30 Tage zur Verfügung hat. Und in Zukunft werden die sieben Reichsten noch reicher und die 93 Ärmsten noch ärmer.

„Mein Dorf“ ist die Welt. Die meisten, wenn nicht alle Anwesenden hier gehören zu den 7% Reichsten. Und die Diskrepanz zwischen uns reichen Schweizern und dem Gros der Weltbevölkerung nimmt von Jahr zu Jahr zu. Ein Pastor in der Schweiz verdient durchschnittlich pro Monat mindestens 4’500 Franken; ein Pastor in Russland etwa 450 Franken, das ist ein Zehntel; ein Pastor in China etwa 150 Franken, das ist ein Dreissigstel; ein Pastor in Kuba etwa 45 Franken; das ist ein Hunderstel von dem, was ein Schweizer Pastor verdient. Das sind realistische Zahlen, weil wir in den vergangenen Jahren mit mehreren hundert Pastoren in diesen Ländern zusammengearbeitet haben.

Wenn das beschriebene Dorf Ihr Dorf wäre, dann würden Sie doch etwas gegen diese Reichtumsdisparität tun, nicht wahr? Aber weil es die Menschen in Ruanda oder im fernen Kuba betrifft, kümmert es uns weniger. Das muss sich ändern.

Kein Thema ausser der Warnung vor dem Götzendienst hat im Alten Testament einen prominenteren Platz und wird häufiger behandelt als die Not der Armut und Gottes Einstellung zur Ungerechtigkeit. Einer von sieben Versen im Lukasevangelium handelt vom richtigen, verantwortungsvollen Umgang mit den uns anvertrauten Gütern. In den Seligpreisungen findet eine Umkehrung der vorherrschenden Werte statt (Matthäus 5, 3-12): Die Reichen aller Art, die Selbstgerechten, Selbstzufriedenen, Durchsetzungsfähigen, Coolen sehen plötzlich in Gottes Augen nicht mehr so cool aus. Jesus lobt im Gegenzug Personengruppen selig, die auf unserem Schweizer Arbeitsmarkt kaum eine Stelle fänden; nämlich diejenigen, die sich arm, schwach und von Gott abhängig empfinden; die Zurückhaltenden, die Bescheidenen, die Sanften, die anderen den Vortritt lassen und die lieber die andere Wange hinhalten, als zurückzuschlagen. Jesus setzt noch eins drauf, indem er klar macht, dass er es ist, der uns in den Schwachen und Entrechteten begegnet. „Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan“, oder eben nicht getan (Matthäus 25, 40.43).

Jesus hat das doppelte Liebesgebot, Gott von ganzem Herzen zu lieben und den Nächsten wie sich selbst, als höchstes Gebot für seine Nachfolger bezeichnet: (Matthäus 22, 37-40). Man kann nicht Gott lieben ohne unsere Mitmenschen zu lieben. Und man kann nicht unsere Mitmenschen lieben, ohne die Liebe praktisch zu zeigen. Paulus betont, dass Gottes Liebe in unsere Herzen gegossen ist durch den Heiligen Geist (vgl. Römer 5,5). Geisterfüllte Christen zeigen ihre Liebe, indem sie den Menschen ganzheitlich helfen. Dazu gehört, dass sie diese zu Jesus führen; das ist die wichtigste Liebestat. Aber es ist nicht die einzige. Gottes Liebe muss auch Hände und Füsse bekommen. Wenn die Bedürftigen praktische Liebe durch uns erfahren, dann lernen sie Gott und seine Liebe kennen. Unsere Taten predigen lauter als unsere Worte; aber sie müssen durch erklärende Worte begleitet werden, damit die Menschen die Quelle der Liebe erfahren und sich direkt an diese göttliche Quelle wenden können.

Die erste Frucht der Gegenwart des Heiligen Geistes ist Liebe (Galater 5,22). Was haben die ersten Christen gemacht, nachdem sie an Pfingsten vom Heiligen Geist erfüllt und transformiert wurden? Sie haben alles miteinander geteilt. Die Reicheren verkauften ihre Besitztümer, um mit dem Ertrag den Ärmeren unter ihnen zu helfen (Apostelgeschichte 2,44f). Jim Wallis betont in „Wer, wenn nicht wir“, dass unsere spirituelle Armut direkt mit unserer mangelnden Bereitschaft zu teilen zu tun hat, und dass der Einsatz für die Armen und für soziale Gerechtigkeit der Schlüssel zur Überwindung unserer spirituellen Armut ist. Jim Wallis: „Es geht nicht darum, dass ein paar Leute etwas für andere tun; sondern auch darum, dass wir alle geheilt werden.“

Umfassende Heilung, so hat Jesus seinen Auftrag in Lukas 4,18 beschrieben: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, den Armen frohe Botschaft zu bringen, den Gefangenen Befreiung zu verkündigen und den Blinden das Augenlicht, die Zerschlagenen zu heilen und ein Gnadenjahr des Herrn zu verkündigen.“ Und Jesus hat uns, seinen Jüngern, denselben Auftrag gegeben: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Johannes 20,21). Natürlich mit dem wesentlichen Unterschied, dass nur er für unsere Sünden mit seinem Tod bezahlen konnte. Nur Jesus konnte Lazarus neues Leben schenken. Wir haben jedoch den Auftrag, Lazarus von den Tüchern zu befreien. Diesen Auftrag nimmt uns Jesus nicht ab.

Wir haben uns zu fragen: Wo sind diejenigen, die in mannigfaltigen Tüchern gefangen sind und deshalb die Freiheit, die Christus allen Menschen verheissen hat, nicht erleben? Vielleicht ist es materielle Armut, vielleicht sind es ungerechte Strukturen, vielleicht Formen der Unterdrückung, vielleicht Missbrauch durch die Mächtigen, vielleicht Katastrophen. Wer weiss, gehören wir vielleicht auch einmal zu diesen Armen und mannigfaltig Gefangenen und Unterdrückten, die auf die Hilfe der Geschwister angewiesen sind?

Und die Schweiz

Die Schweiz ist reich, sehr reich; zumindest materiell. Sie hat den Auftrag, ihren Reichtum mit der Welt zu teilen. Sie hat es mindestens so nötig zu geben, wie die Ärmeren es nötig haben zu empfangen. Der Gebende wird selber gesegnet. Unsere geistliche Armut hat auch damit zu tun, dass wir unsere Gaben immer noch grösstenteils für uns behalten. Was für ein Segen könnten wir für die Welt sein, wenn wir die uns anvertrauten Talente grosszügig zur Linderung der weltweiten Not einsetzen würden (vgl. Matthäus 25)! Ein Schweizer Franken ist im Ausland das x-fache wert. Ich stimme mit Scott MacLeod („Der Löwe des Lichts“) überein, dass Gott uns Schweizern die Gabe der Barmherzigkeitsdienste gegeben hat. Nur setzen wir diese Gabe noch viel zu wenig ein. Bei Campus für Christus haben wir wiederholt die Erfahrung gemacht, dass wenn wir in materiellen Engpässen die Gaben an die Bedürftigen in Kuba, Nordkorea, Russland, Ruanda… nicht reduziert haben, Gott uns selber wieder aus der Misere herausgeholfen hat. Wir empfanden, oft mehr erhalten zu haben, als dass wir gegeben haben; nicht primär materielle, sondern geistliche Güter. Wenn wir den Armen geben, geben wir Gott. Und: „We can never outgive God.“ Er gibt uns auf irgendwelche Weise immer mehr zurück, als dass wir den Armen und damit ihm geben. Wir sind wirklich sehr dumm, wenn wir nicht beginnen, grosszügig zu geben, falls wir das bisher noch nicht getan haben.

„Gebt, dann wird euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuften, überfliessenden Mass wird man euch beschenken; denn nach dem Mass, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.“ Lukas 6,38

Vor 25 Jahren sahen Geschwister im Geiste, wie von der Schweiz aus geistliche Ströme in alle vier Windrichtungen in die Welt hinaus flossen. Diese Glaubensvision hat meine Tätigkeit als Missionsleiter wesentlich geprägt. Mehr als je zuvor ist es meine Überzeugung, dass unser Land in den kommenden Jahren Wesentliches zur Erfüllung des Missionsauftrages Jesu Christi in aller Welt leisten kann, wir Schweizer müssen jedoch in Zukunft unseren Reichtum viel grosszügiger als bisher mit den Bedürftigen der Welt teilen. Ich vermute, dass dann eine geistliche Erneuerung in unserem Land nicht mehr fern ist.

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Umweltschutz ist in Aller Munde. Es wird immer deutlicher, dass unsere Lebensart die Ärmsten und die künftigen Generationen dauerhaft belasten wird. Wie stellen wir ChristInnen uns dazu? Können wir uns dieser dramatischen Herausforderung mit Liebe stellen, statt uns von Angst prägen zu lassen?

Diesen Fragen geht das ChristNetInput «Nach uns die Sintflut?» nach: Beiträge des gleichnamigen Forums (Herbst 08), ein Interview, weiterführende Links.

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Besonders in der Schweiz ist die Finanzkrise auch eine Glaubenskrise: Wer ist an erster Stelle, Gott oder Mammon?

 

Bild: Der reiche Narr (Rembrandt)

Noch kurz vor der grossen Krise glaubten der Bundesrat und die den Banken nahestehenden Kreise, dass die Krise an der Schweiz vorbeiziehen werde. Und nach dem Sorgenbarometer der Credit Suisse vom September 2008 hatten die Banken (nach Polizei und Bundesgericht) von allen Institutionen das dritthöchste Vertrauen der Bevölkerung. In wohl keinem anderen Land der Welt haben die Banken eine derartige Macht wie in der Schweiz. So ist es auch zu erklären, dass wie sonst kaum in der westlichen Welt die UBS in einer Nacht-und Nebelaktion ohne parlamentarische Diskussion und ohne jegliche Bedingungen mit über 60 Milliarden Franken gestützt wurde. Unsere Regierung hat sich nicht einmal am Kapital der Bank beteiligt, um Einfluss auf die Geschäftsweise nehmen zu können, sondern einfach „den Abfall entsorgt“.

Dies ist ein verheerendes Signal an die Banken: Spekuliert nur weiter, wir helfen euch, wenn’s nicht klappt. Die bisherige Geschäftsweise wird damit bestätigt. Volkswirtschaftlich und moralisch ist dies allerdings zerstörerisch. Hinzu kommt, dass der Sitz der für die Rettung gegründete Gesellschaft in das Steuerparadies der Cayman-Inseln gelegt wurde. Auch dies ein moralisches Signal.

Dabei war die UBS mit 60 Milliarden Franken Abschreibern eine der meistbetroffenen Banken der Welt und einer der grössten Spekulanten im hochriskanten Subprime-Markt. Bereits seit 2005 wusste man, dass die Immobilienblase in den USA platzen würde. Doch in der Jagd nach noch mehr Rendite haben alle Investoren und Banken die Augen zugekniffen und gehofft, sie kämen ungeschoren davon oder könnten rechtzeitig aussteigen. Es war wie beim Roulette, wo bei jeder Runde von Neuem alles aufs Spiel gesetzt wird. Der Glaube an Mammon war grösser als die Wahrheit. Mit dem Aufkauf von Ramschpapieren hat der Bundesrat diesen Glauben fortgesetzt: Der Glaube, dass der Kurs dieser heute wertlosen Aktien schon irgendwann wieder steigen werde, und wir damit nichts verlieren würden.

Die UBS selber wehrt sich heute trotz allem gegen ein Gesetz zur Verstärkung der Eigenkapitaldecke, obwohl dies ihr Problem war. Sie hat nichts gelernt und will weiterhin einen Hochrisikokurs fahren. Noch im Dezember meinte der heutige neue UBS-CEO Oswald Grübel, die Krise habe nichts mit zu hohem Risiko oder falschen Anreizen durch Boni zu tun.

Die Finanzkrise ist also auch eine Glaubenskrise: Wollen wir weiter an die Vermehrung des Reichtums glauben oder wollen wir andere Ziele verfolgen? Ein grosser Teil der geschaffenen Werte war ja auch nur virtuell. Urplötzlich waren weltweit Billionen von Franken verschwunden. Dies erinnert mich stark an Matthäus 6.19: „Ihr sollt Euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen.“ Und es soll uns auch nicht gehen wie dem reichen Kornbauern, der immer grössere Scheunen baute, und dem über Nacht die Seele gefordert wurde (Lukas 12.16-21).

Markus Meury, Kolumne in Magazin insist, Nr. 3, April 2009. www.insist.ch.


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Bisweilen hört man in christlichen Kreisen, dass Nächstenliebe eine Sache jedes Einzelnen sei und nicht in Form einer „gesetzlich verordneten Solidarität“ durchgesetzt werden sollte. Damit wird jegliche Staatshilfe für arme und bedürftige Menschen in Frage gestellt.

Zwei Schienen

Unserer Meinung nach stellen private Grosszügigkeit und staatlicher Ausgleich zwei Schienen dar, die man immergleichzeitig fahren sollte. Es ist nicht gut, nur den Staat für Gerechtigkeit und Barmherzigkeit verantwortlich sein zu lassen, wie das z.B. die „Cüplisozialisten“ wollen: Sie teilen privat ihren Reichtum nicht, weil sie schon politisch dafür kämpfen, dass der Staat umverteilt. Es ist aber auch nicht gut, nur auf der persönlichen Ebene zu teilen; es braucht auch ?staatlich verordnete Solidarität?. Warum?

Zwei Gründe

Ich will nur ganz kurz zwei Gründe nennen: Erstens sieht man solche „verordnete Umverteilung“ in den Ordnungen, die Mose für das Volk Israel erhalten hat. Die staatliche Solidarität ? nicht nur eine freiwillige Grosszügigkeit auf persönlicher Ebene ? nimmt im alten Testament breiten Raum ein.1  Vielleicht ist das ja so, weil die Menschen nicht einfach von sich aus gut und zum Teilen bereit sind und wir in einer gefallenen Welt leben?

Zweitens leben wir heute in einer extrem komplexen Welt, in der staatliche Regelungen alles durchdringen: Durch die Gesetzgebung ermöglicht der Staat der Wirtschaft, zu gedeihen, indem er Infrastrukturen bereitstellt, internationale Handelsverträge aushandelt, den Wettbewerb garantiert, in die Bildung zukünftiger Arbeitskräfte investiert, einen verlässlichen gesetzlichen Rahmen bereitstellt, der überhaupt das Wirtschaften ermöglicht (z.B. ZGB) usw. Diese staatliche Unterstützung der Wirtschaft ermöglicht es den einen, reich zu werden und macht es anderen2  viel schwieriger, über die Runden zu kommen.

Angesichts dieser wichtigen Rahmenfunktion des Staates ist es doch nichts als fair, dass der Staat auch für einen gewissen Ausgleich sorgt. Weshalb sollte der Staat nicht auch für Solidarität sorgen, wenn er diese Solidarität aufgrund seiner Wirtschaftspolitik oft überhaupt erst nötig macht?

Dominic Roser mit Samuel Ninck, Januar 2007



1.  Ausführlicher bei Markus Meury (Biblische Steuerpolitikwww.ChristNet.ch, 2007): ?Der Zehnte diente nicht nur zur Bezahlung der Leviten, sondern auch zur Armutslinderung: Alle 3 Jahre ging 10 % der Ernte an Arme. Die Nachlese nach der Ernte war den Armen vorbehalten (3. Mose 19.10). Alle 7 Jahre blieb ein Feld unbestellt. Die Frucht gehörte den Armen (2. Mose 23.11). Alle 7 Jahre wurden die Schulden erlassen (?damit kein Armer unter Euch sei?, wie es in 5. Mose 14.4 heisst). Von den Angehörigen des eigenen Volkes durften keine Zinsen verlangt werden. Alle 50 Jahre (im sogenannten Jubeljahr, 3. Mose 25, 8-31) ging in der Not verkauftes Land an die ursprünglichen Besitzer zurück, um der strukturellen Ungerechtigkeit vorzubeugen und allen ein Auskommen zu ermöglichen, denn Landlosigkeit bedeutete den ersten Schritt in die Verarmung.?

2. z.B. den Menschen, die durch den rasanten technologischen Fortschritt überfordert sind, den Bauern oder den afrikanischen Staaten, die durch die Liberalisierung des Weltmarktes geschwächt werden usw.

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In den vergangenen Jahrhunderten hat sich ein Großteil der Kirche als eine Institution verhalten, die nur mit der „Suche nach neuen Seelen“ beschäftigt war. Der Mensch ist also oft auf sich allein gestellt, um sich seinen existenziellen Problemen zu stellen. Anstatt sich um die Bedürftigen zu kümmern, häufte die herrschende Kirche des Mittelalters großen Reichtum an und nutzte dazu die Angst der Menschen vor dem Tod1 . Als Reaktion auf diesen Handel haben einige moderne Theologien das Evangelium manchmal auf ein Plädoyer für soziale Reformen reduziert2 . Wenn wir uns dessen bewusst sind, sind wir nicht mehr überrascht, dass so viele Menschen der Kirche den Rücken kehren.
Aber ist Gott nur ein „Seelenwandler“? Ist das Evangelium nur ein Programm der Sozialreform? Eine sorgfältige Betrachtung der biblischen Texte erlaubt es uns, diese beiden Fragen zu verneinen.
Die Bibel lehrt uns, dass Gott Mann und Frau mit einem Körper, einer Seele und einem Geist geschaffen hat. Beachten Sie, dass das Wort „Seele“ im Hebräischen den Menschen als Einheit bezeichnet. So wie Gott „totale“ Wesen geschaffen hat, kümmert er sich auch um uns als solche.
Im Evangelium kommt Gott uns durch Jesus Christus ganz entgegen. Diese Begegnung führt zu gravierenden Veränderungen in allen Bereichen unseres Lebens:
1 Auf der geistlichen Ebene: Durch den Sühnetod Jesu gibt Gott uns die Möglichkeit, wahre Vergebung für unsere Sünden zu finden.
2 Auf der physischen Ebene: Jesus heilt und befreit die Kranken, kümmert sich um die Armen und Ausgegrenzten. Er lindert diejenigen, die unter dem Mangel an Gerechtigkeit in der Welt leiden.
3 Auf der moralischen und sozialen Ebene: Jesus spricht von einer neuen Welt, in der Werte umgestoßen werden. Dieses Reich Gottes, das mit dem Kommen Jesu bereits begonnen hat, ist voller Freude, Frieden und Gerechtigkeit.
Da das Evangelium Jesu „total“ ist und den ganzen Menschen berücksichtigt, sollten wir beim Lesen der Bibel die folgenden zwei Aspekte im Auge behalten: einerseits eine Bedeutung für die gegenwärtige Welt, d.h. existentiell, und andererseits eine Bedeutung für das kommende Reich, d.h. geistlich. Hier ist ein kleines Beispiel:
Die Heilung der zehn Aussätzigen (Lukas 17:11-19)
Sozialer Aspekt (aktuelle Welt) Spiritueller Aspekt (zukünftige Welt)
Jesus lehnt Aussätzige nicht ab, obwohl sie nach dem jüdischen Gesetz unrein sind (Annahme). Gott schaut nicht nach außen, er schaut in das Herz.
Jesus heilt sie – Barmherzigkeit / Mitgefühl. Gott möchte, dass jeder die Hilfe findet, die er braucht. Wunder sind Zeichen für das Reich Gottes.
Aussätzige werden geheilt – sie können ihren Platz in der Gesellschaft wieder einnehmen. Von nun an müssen sie nicht mehr von Almosen leben; sie können wieder anfangen zu arbeiten. Der geheilte Aussätzige erlebt Gott persönlich – er preist ihn und bekehrt sich (zum ewigen Leben).
Soziale und wirtschaftliche Veränderungen: Die Gesellschaft hat zehn kranke Menschen weniger und zehn gesunde Arbeitnehmer mehr.
Eine wundersame Heilung führt dazu, dass mindestens eine Person zu einem eifrigen Zeugen für Jesus wird.
Jesus ermahnt seine Jünger, sich um die Kranken und Ausgestoßenen zu kümmern.
Die Jünger Jesu erleben die übernatürliche Kraft Gottes, die ihren Glauben stärkt.
Gott ist um das Heil unserer Seelen besorgt, ebenso wie um die Probleme unserer irdischen Existenz. Deshalb sollten Christen, die sich als Jünger Jesu betrachten, das Evangelium aus dieser doppelten Perspektive betrachten und entsprechend handeln.
Tom Hertig, September 2001

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1.  Dies wurde „Ablasshandel“ genannt.

2. Zum Beispiel die Befreiungstheologie.

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Loslösung vom Reichtum (1. und 2. Jahrhundert)

Die Idee des „einfachen Lebens“ ist für die ersten Christen eine Selbstverständlichkeit. Es wird als normal erachtet, seine Güter zu verkaufen und sie mit den Anderen zu teilen. Durch die Bekehrung wird man gleichsam als Kind des einen Vaters zu Geschwistern. Doch Armut wird hier nicht als Selbstzweck gesucht: Vielmehr steht die Aufgabe des Reichtums im Vordergrund zugunsten derjenigen, die weniger besitzen.

Die Geschichte des reichen Jünglings (Mat. 19,16-222) hat die Christen während der gesamten Kirchengeschichte ganz unterschiedlich beschäftigt. Im 1. und 2. Jahrhundert wurde sie wie folgt interpretiert: Der Reichtum ist nicht an und für sich schlecht, aber die Liebe des Reichtums ist ein Hindernis zum Heil. Für die ersten Christen geht es dabei in erster Linie um die Frage der Solidarität und der Geschwisterhilfe. Doch kommt der reiche Jüngling in den Diskussionen oft vor und die Frage stellt sich, ob die Reichen überhaupt gerettet werden können. Die Kirche stellt dazu fest, dass der Reichtum nützlich ist, dass es aber notwendig ist, sich von aller fleischlichen Gier, sprich: der unbezähmten Liebe zum Geld, zu lösen.

Luxus als Anmassung (3. bis 5. Jahrhundert)

In der Folge entwickelten sich radikalere Strömungen, die bis zur Suche nach dem Märtyrium durch den Verzicht auf Güter und auf die Ehe gehen. Sie sehen den Güterbesitz als etwas Dämonisches an. Diese Strömungen, die zwar von der Kirche verurteilt werden, tauchen dennoch im Laufe der Kirchengeschichte in verschiedenen Formen wieder auf.

Im 4. und 5. Jahrhundert kommt Basilius von Cäsarea zur Auslegung, dass der reiche Jüngling nicht alle Gebote gehalten habe, wie er vorgibt, da er trotz seines Reichtums seine armen Brüder verhungern liess. Es sei praktisch unmöglich, so viel Reichtum anzuhäufen, ohne einzelne Gebote zu verletzen. Basilius kommt zum Schluss, dass Luxus eine Anmassung ist. Seine Kritik trifft demnach nicht den Reichtum an und für sich, sondern die Grösse des Vermögens. Andere folgern, dass die Anhäufung grosser Vermögen gezwungenermassen zu Ungerechtigkeiten führt.

Ein weiterer Leitgedanke wird zu dieser Zeit entwickelt: Wir sind nicht die Besitzer der irdischen Ressourcen, sondern Verwalter dessen, was Gott uns anvertraut; die irdischen Güter dienen zum Nutzen Aller.

Die Armut als materielle Tatsache

Mit dem Aufstieg des Christentums zur offiziellen Religion des römischen Reiches verliert der Märtyrergedanke an Boden und wird durch die Weltflucht ersetzt. Die ersten Klöster werden gegründet. Hier kann „der Welt“ und ihrem Reichtum, die in der Meinung dieser monastischen Strömungen die evangelische Vollkommenheit verunmöglichen, entflohen werden. Gleichzeitig nimmt die Armut in der Gesellschaft wegen wiederholten Hungersnöten und Epidemien zu. Die Bewegung zur Hilfe der Schwächsten und Armen Gewinnt an Boden. Den Reichen wird ihr Reichtum vorgeworfen, der auf Kosten der Armen erworben wird.

Zu dieser Zeit kommt die Kirche zum ersten Mal in den Genuss von Erbschaften, die sie dazu verwendet, die Leiden der Armen zu lindern. In der Folge wird die karitative Hilfe der Kirchen institutionalisiert, und die ersten Kranken- und Armenhäuser werden eröffnet. Die Armut wird zu dieser Zeit in erster Linie unter ihrem materiellen Gesichtspunkt betrachtet, und nicht als geistliche Frage behandelt.

Das einfache Leben (11. und 12. Jahrhundert)

Im 11. und 12. Jahrhundert entstehen neue Orden, die eine Rückkehr zur Armut predigen. Das Ziel ist, im gemeinschaftlichen Rahmen einen einfachen Lebensstil zu leben. Dabei bestehen auffälligerweise zwei Theorien nebeneinander: Die Kirchenhierarchie predigt einerseits die Armut als Gottes Wille, andererseits macht die Zunahme der Armen der Kirche Angst. Die Einsiedler, die von der Welt abgeschieden leben, kritisieren den Klerus vermehrt, weil dieser Armut predigt, ohne sie vorzuleben. Oppositionelle und konfliktträchtige Bewegungen entstehen. In dieser Kontroverse sind zwei Männer besonders wichtig: Franz von Assisi und der Heilige Dominik. Beide vertreten eine Zwischenmeinung: Sie bleiben der institutionellen Kirche zwar treu, schaffen es aber, den Armen wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken. Beide Männer haben die Gründung zahlreicher Krankendienste inspiriert.

Die Angst vor dem Armen (14. Jahrhundert)

Im 14. Jahrhundert stellt sich erneut die Frage nach der Armut Christi. Hat er wirklich bis zuletzt in Armut gelebt? Waren seine Jünger tatsächlich besitzlos? Papst Johannes XII erklärt die Lehre als Häresie, wonach Jesus in absoluter Armut gelebt habe. In der Folge wird der Arme suspekt. Die Ablasspraxis, bei der die Reichen vor ihrem Tod einen Teil ihres Vermögens den Armen vermachen, um sich so den Weg ins Paradies frei zu machen, macht die Armut als einziger Faktor akzeptabel. Doch wird der Arme und die Armut immer mehr als Gefahr wahrgenommen, und der Entscheid zu einem armen Lebensstil wird je länger je weniger toleriert. Der Arme wird nicht mehr als Ebenbild Christi gesehen. Auch wenn sich einzelne Stimmen für die Armen einsetzen, wie etwa Erasmus von Rotterdam, nimmt die Angst schliesslich dermassen zu, dass die Armen vermehrt eingesperrt werden.

Zwischen Armut als Seligkeit und sozialer Kritik (17. bis 20. Jahrhundert)

Im 17. Jahrhundert wird die Armenhilfe weiter ausgebaut. Der Staat übernimmt dabei eine immer aktivere Rolle und fördert die Hauspflege, die zu einer grossen Bewegung wird. Nach der Suche des einfachen Lebensstils steht jetzt der Armendienst auf dem Programm. Mit einbrechender Aufklärung erscheint der Entscheid zu einem einfachen Lebensstil als Provokation. Klöster werden geschlossen, die Armut der Mönche und ihr Märtyrergedanken wird offen kritisiert. Die Kirche zieht sich mehr und mehr aus dem öffentlichen Armendienst zurück.

Im 18. Jahrhundert verliert die Armut definitiv ihren Vorbildcharakter und wird durch einen Mittelweg abgelöst. Dabei wird weder nach Armut noch nach Reichtum gestrebt, sondern nach einem bescheidenen Lebensstil. Zur gleichen Zeit entwickelt sich der Markt, dessen Existenz auf dem Grundsatz der Vielfalt beruht. Die ungleiche Verteilung des Reichtums festigt die Gesellschaft, da sie nur existiert, weil es Arme gibt, die zum Leben auf ihre Arbeit angewiesen sind. Die Armut wird vermehrt als etwas Natürliches wahrgenommen. Die Kirche betont denn auch nicht mehr die Armut Christi, sondern diejenige des Menschen allgemein, die den Bedürfnissen der Gesellschaft dient.

Mit dem Aufstieg des Sozialismus’ im 20. Jahrhundert beginnt die Kirche, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter zu kritisieren. Die Kirchenhierarchie kritisiert die Ausbeutung des Menschen. Doch wird diese soziale Kritik oft durch den traditionellen Flügel der Kirche unterdrückt. Dies kann bis heute beobachtet werden, „unterdrückt“ doch die Kirche mit mehr oder weniger Heftigkeit die Befreiungstheologie.

Zum Schluss

Zum Schluss kann festgehalten werden, dass sich der Blick der Kirche auf die Armen, sowie ihre Reaktion auf Armut und Ungerechtigkeit im Laufe der Zeit ständig verändert hat. Wie sehen wir die Armen und die Armut heute? Wie können wir uns für sie einsetzen? Vielleicht sind wir berufen, einen ausgewogenen Mittelweg zwischen Mittellosigkeit und Reichtum zu finden. Könnte es hier um die Genügsamkeit gehen? Vielleicht sind wir gleichermassen berufen, uns das Prinzip der Verwalterschaft von Basilius von Cäsarea wieder zu eigen zu machen; jeder ist demnach berufen, einen Teil des weltweiten Vermögens Gottes zum Nutzen der gesamten Menschheit zu verwalten.

Empfohlene Lektüre

CHRISTOPHE Paul, Les pauvres et la pauvreté. Des origines au XVe siècle. 1ère partie, Desclée, Paris, 1985.

CHRISTOPHE Paul, Les pauvres et la pauvreté. Du XVIe siècle à nos jours. 2ère partie, Desclée, Paris, 1987.

DOMMEN Edouard, Laisser des grappilles. Contre la convoitise, la fête !, Repères, Pain Pour le Prochain, 2000.

RAHNEMA Majid, Quand la misère chasse la pauvreté, Paris, Fayard; Acte Sud, 2003.

 

Béatrice Steiner, April 2006

Transkription: Silvia Hyka/sn, übersetzt von Samuel Ninck.

Dieses Referat wurde weitgehend durch folgende Bücher inspiriert: CHRISTOPHE Paul, Les pauvres et la pauvreté. Des origines au XVe siècle. 1ère partie, Desclée, Paris, 1985. CHRISTOPHE Paul, Les pauvres et la pauvreté. Du XVIe siècle à nos jours. 2e partie, Desclée, Paris, 1987.

„Und siehe, einer trat herbei und sprach zu ihm: ‚Lehrer, was soll ich Gutes tun, damit ich ewiges Leben habe?’ Er aber sprach zu ihm: ‚Was fragst du mich über das Gute? Einer ist der Gute. Wenn du aber ins Leben eingehen willst, so halte die Gebote.’ Er spricht zu ihm: ‚Welche?’ Jesus aber sprach: ‚Diese: Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis geben; ehre den Vater und die Mutter; und: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.’ Der Jüngling spricht zu ihm: ‚Alles dies habe ich befolgt. Was fehlt mir noch?’ Jesus sprach zu ihm: ‚Wenn du vollkommen sein willst, so geh hin, verkaufe deine Habe und gib den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. Und komm, folge mir nach!’ Als aber der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt weg, denn er hatte viele Güter.“ (Matthäus 19,16-22)

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Jésus a toujours été provocateur, c’est pourquoi j’ai le droit d’être provocateur sans mauvaise conscience : Le Dieu de la Bible est un Dieu des pauvres matériellement (et non „spirituellement“). Je mets cette déclaration frappante au début et je commence maintenant mes remarques.
Il y a peu de discussions sur la pauvreté dans une perspective biblique dans les églises, les groupes de foyers, les groupes de jeunes, etc. En tant que Suisses, nous ne sommes guère confrontés à la pauvreté existentielle et nous nous consacrons donc à d’autres sujets de foi. Malgré une lecture intensive de la Bible, nous oublions à quel point le thème de la pauvreté et de la lutte contre la pauvreté y est traité de manière centrale. On peut se demander si nous ne sommes pas simplement aveuglés par notre richesse à cet égard.
Dieu n’a pas choisi une ancienne superpuissance dans l’Ancien Testament, mais un pauvre peuple d’esclaves. Ce n’est que le premier grand acte de solidarité de Dieu avec les pauvres, qui se reflète immédiatement dans le 2ème livre de Moïse, puisque le soin des pauvres occupe une grande place dans les lois agricoles. Ici, par exemple, Dieu établit l’année dite sabbatique : „Pendant six ans, tu sèmeras ta terre et tu en récolteras les fruits. Mais la septième année, tu le laisseras reposer et se coucher, et les pauvres de ton peuple en mangeront ; … ? (Ex. 23:10-11)
Plus tard, les prophètes se sont également fait les avocats des pauvres : „Écoute ceci, toi qui opprime les pauvres et ruine les misérables de la terre… ? (Amos 8:4) Ils ont notamment promis l’aide de Dieu aux pauvres : „Le malheureux et le pauvre cherchent de l’eau, et il n’y en a pas ; leur langue est desséchée par la soif. Mais moi, l’Éternel, je les écouterai, moi, le Dieu d’Israël, je ne les abandonnerai pas“. (Esaïe 41:17)
En tant que riches chrétiens suisses, nous négligeons généralement ces passages et préférons aller à la recherche de citations bibliques qui légitimeraient notre richesse. Dans les proverbes, nous trouvons ensuite le mal de la pauvreté auto-infligée, décrit, en 6,10+11 par exemple, comme suit : „Oui, dormez un peu plus longtemps, dormez un peu, serrez un peu les mains l’une contre l’autre pour dormir, et la pauvreté vous rattrapera comme un voleur, et vous voudrez comme un homme d’armes“. Bien sûr, il est clair ici que la pauvreté n’est pas glorifiée dans la Bible, mais sur la base de ce passage et d’autres similaires, on ne peut trouver de réponse à la question si souvent posée de savoir si nous ne pourrions pas profiter un peu de notre richesse.
Les références à l’immense temple de splendeur de Salomon ne s’appliquent pas non plus, bien qu’elles soient parfois utilisées aujourd’hui pour jeter au moins une lumière biblique éclatante sur nos nouveaux bâtiments d’église pompeux. Non, l’aspect de la prise en charge des pauvres est si important dans la Bible que nous ne pouvons pas parler d’une „jouissance de la richesse“ légitimée par la Bible.
Comme nous l’avons déjà mentionné plus haut, le soin des pauvres est inscrit dans la Bible depuis le début. Par exemple, Joseph conçoit un système similaire dans Genèse 41:47-57 en recueillant suffisamment de récoltes pendant les sept années d’abondance pour subvenir aux besoins des pauvres pendant les sept années de famine. Ensuite, dans le Deutéronome 14:22-29, il y a une disposition sur la dîme, une méthode de soins aux pauvres qui est centrale pour nous jusqu’à ce jour. À l’origine, la dîme était un paiement en nature provenant du rendement annuel et du bétail et versé aux sanctuaires locaux. Cette situation était courante dans le monde entier à l’époque de l’Ancien et du Nouveau Testament. À tort, nous supposons toujours que la dîme aujourd’hui est exactement de 10 %.
Mais dans la pratique juive, la dîme comprenait environ 2-3% pour les prêtres, environ 10% pour les lévites, et environ 10% encore comme „seconde dîme“, qui était distribuée aux pauvres, entre autres. Ceci dans un contexte où la majorité de la population juive vivait de l’agriculture et où la majeure partie des revenus devait être consacrée à l’alimentation ! Et de ne pas oublier : Une taxe supplémentaire de 12,5 % devait être payée à l’État.
La dîme est un commandement extrêmement important pour nous, mais il est étonnant qu’elle ne soit mentionnée qu’une seule fois par Jésus-Christ dans Matthieu 23:23 (et non pas comme un commandement, mais seulement en réaction à la mauvaise pratique de la dîme).
Cela nous amène au Nouveau Testament : Jésus „personnifie“. Dieu pleinement comme défenseur des pauvres. Dans les chapitres 4 à 19 de l’Evangile de Luc, qui décrivent le ministère de Jésus depuis le baptême jusqu’à avant la Passion, 20% des versets traitent de l’argent et des biens, très souvent dans le sens de la bonne manière de les traiter, qui se manifeste pratiquement exclusivement dans le soin des pauvres. Dès le début, Jésus se montre solidaire des pauvres : Il vient au monde en tant que pauvre enfant d’un couple d’adolescents pauvres dans une (très certainement) inconfortable écurie. Dans son „sermon inaugural“ en Luc 4:16-30, il s’adresse avant tout aux pauvres : „L’Esprit du Seigneur est sur moi, parce qu’il m’a oint pour annoncer la bonne nouvelle aux pauvres…“ (Luc 4:18a). (Luc 4:18a). Il commence les Béatitudes en Luc 6:20 par les mots suivants : „Heureux les pauvres, car le royaume de Dieu est à vous“. Dans le passage parallèle de Matthieu 5:3, le mot „spirituel“ est ajouté au mot „pauvre“, mais Luc fait référence aux pauvres matériels. Dieu donne-t-il le salut éternel à ces personnes uniquement à cause de leur pauvreté ? Sur la base de ce passage, il n’est pas possible de répondre simplement par la négative à cette question. Il faut noter qu’il n’y a aucune mention de „heureux êtes-vous qui croyez en moi“ ou quoi que ce soit de similaire. Mais bien sûr, nous ne devons pas en conclure que la pauvreté ne peut pas du tout être combattue. Nous pouvons peut-être tirer la conclusion suivante de ce passage : Il devient évident que Dieu est solidaire des pauvres.
La bonne façon de gérer l’argent et les biens, respectivement la lutte contre la pauvreté, est l’un des grands thèmes du programme principal de Jésus. Dans le Sermon sur la montagne (Matthieu 5-7), les lignes directrices concernant la vie de prière sont encadrées par ce thème, ce qui souligne son importance. On peut le lire dans Matthew 6.
Les déclarations de Jésus à ce sujet sont absolument sans compromis. Néanmoins, ses partisans tentent de faire des compromis jusqu’à aujourd’hui. Aussi le plus „radical“ ? Christian fait généralement des compromis au plus tard à ce stade. En Marc 10:17-27, Jésus demande au jeune homme riche, en termes très clairs, de vendre tous ses biens et de les donner aux pauvres. Après tout, la récompense est un trésor dans le ciel, que demander de plus ?
Dans de nombreux sermons sur le jeune homme riche, on peut déceler un mécanisme „mais-qu’est-ce-qu’il-y-a-pas-de-moyen“. L’histoire est racontée et immédiatement après, il est clairement postulé que cette invitation de Jésus était spécifiquement destinée au jeune homme riche dans sa situation et ne doit pas être transférée individuellement à nous aujourd’hui. Compte tenu de Luc 12:33, où Jésus exige exactement la même chose du cercle des disciples ( !), nous devons néanmoins faire face à cette exigence. Elle reste une épine dans la chair et ne doit pas être franchie à la légère. Zachée a donné la moitié de ses biens aux pauvres et a remboursé ses dettes au quadruple (combien de ses biens croyez-vous qu’il en restait ?…) et grâce à ce don constant, le salut s’est produit dans sa maison, comme le dit Luc 19:9.
En Matthieu 25, 31-46, Jésus énumère sa stratégie de lutte contre la pauvreté : nourrir les affamés, abreuver les assoiffés, héberger les étrangers, vêtir les nus, visiter les malades et les prisonniers. Sur la base de ces critères, il séparera les personnes lors du Jugement dernier. Il ne s’agit donc pas d’œuvres d’amour chrétiennes occasionnelles, mais de facteurs qui détermineront le salut et le désastre selon ce discours de fin-des-temps ! Bien sûr, Jésus se dispute ici près de la justice des œuvres et nous nous demandons où cela laisse la grâce par la foi seule. À ce stade, les paroles de Jésus sont tout simplement très claires et nous ne devons pas être trop rapides à les recouvrir de „grâce inconditionnelle“, sinon nous ne leur rendrons pas justice.
La liste des déclarations de Jésus pourrait être considérablement allongée. En conclusion, la Bible ne glorifie pas la pauvreté, mais la présuppose. L’accent est donc mis sur la lutte contre la pauvreté. C’est la raison pour laquelle les riches sont confrontés à des défis aussi importants. Dieu a fait preuve de solidarité avec les pauvres, peut-être même peut-on dire, comme dans l’introduction : le Dieu de la Bible est un Dieu des pauvres matériels (et non „spirituels“ !). Une thèse audacieuse. Il n’en reste pas moins que la pauvreté d’un point de vue biblique est bien trop peu discutée dans le riche contexte de la Suisse.
Auteur : Stefan HochstrasserSources
Brandscheidt, Renate. ?tithe ? Encyclopédie pour la théologie et l’église. Ed. Walter Kasper. 3ème édition entièrement révisée. Vol. 10, Fribourg : Herder, 2001, 1394-1398.
Goldberger, Michael. Zeit-Spiegel : les fêtes juives. Université de Berne, Berne. 15 juin 2005.
Hochstrasser, Stefan. ?l’argent n’est pas un sujet de conversation… ? Une analyse des sermons sur le thème de l’argent et des biens ? Thèse de diplôme Séminaire théologique-diaconal d’Aarau, 2005.

Kutsch, E. Pauvreté. La religion dans l’histoire et le présent. Dictionnaire de la main pour la théologie et les études religieuses. Ed. Kurt Galling. 3ème édition entièrement nouvelle. Vol. 1, Tübingen : J.C.B. Mohr, 1958, 622-624.
Lohse, Eduard. Environnement du Nouveau Testament. Le Nouveau Testament allemand. 10e, éd. rév. Aufl. Ergänzungsreihe vol. 1, Göttingen : Vandenhoeck&Ruprecht, 2000.
La Bible de Luther 1984
Schröder, Heinz. Jésus et l’argent. Commentaire économique sur le Nouveau Testament. 3.erw.Aufl. Karlsruhe : Société pour la documentation historique culturelle, 1981.
Stückelberger, Christoph. La stratégie de Dieu pour lutter contre la pauvreté ? et notre réponse. Conférence de prière de l’EVP, Olten. 17 septembre 2005.
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Gottes Herz für die Armen

Die Ägypter unterdrückten uns und zwangen uns zu harter Arbeit. Da schrieen wir zum Herrn, dem Gott unserer Väter, um Hilfe. Er hörte uns und half uns aus Not, Elend und Sklaverei. Er versetzte die Ägypter durch seine Staunen erregende Wundertaten in Angst und Schrecken. Er führte uns mit starker Hand und ausgestrecktem Arm aus Ägypten heraus. Er brachte uns an diese heilige Stätte und gab uns dieses Land, das von Milch und Honig überfließt. (5. Mose 26,6-9)

Ging’s mir wie dir, ich wüsste, was ich täte: Ich brächte meine ganze Not vor Gott. Er ist’s, der Wunder tut, unzählbar viel, so groß, dass wir sie nicht verstehen können. Er lässt den Regen auf die Erde fallen, damit das Wasser alle Felder tränkt. Wer niedrig ist, den hebt er hoch hinauf; wer weint und klagt, den lässt er Freude finden. Er fängt die Listigen mit ihrer List; was ihre klugen Köpfe stolz ersinnen, das stellt er auf den Kopf und macht’s zunichte. Am hellen Mittag schlägt er sie mit Blindheit und lässt sie tappen wie in dunkler Nacht. Er hilft den Schwachen, schützt sie vor Verleumdung und reißt sie aus der Hand der Unterdrücker. Den Armen gibt er Zuversicht und Hoffnung, jedoch den Bösen wird das Maul gestopft. (Hiob 5,8-16)

Verklagst du Gott, den Großen und Gerechten? Meinst du, dass er ein Feind des Rechtes ist? Wie könnte er dann diese Welt regieren? Nur Gott kann einen König Nichtsnutz nennen und zu den Großen sagen: Ihr Verbrecher! Nur er nimmt keine Rücksicht auf die Fürsten, zieht keinen Reichen einem Armen vor; denn alle sind Geschöpfe seiner Hände. (Hiob 34,17-19)

Aber du bist nicht blind! Du siehst all das Leiden und Unheil und du kannst helfen. Darum kommen die Schwachen und Waisen zu dir und vertrauen dir ihre Sache an. (Psalm 10,14)

»Ja«, sagt der Herr, »jetzt greife ich ein! Denn die Armen werden unterdrückt und die Hilflosen stöhnen. Ich bringe den Misshandelten Befreiung.« (Psalm 12,6)

Ich weiß es, Herr: Du trittst für die Unterdrückten ein, du wirst den Wehrlosen Recht verschaffen. (Psalm 140,13)

Für alle, die arm und hilflos sind, bist du eine Zuflucht in Zeiten der Not, ein Schutzdach bei kalten Regengüssen, ein Schatten bei heißer Sonnenglut. (Jesaja 25,4)

Die Elenden und Armen suchen Wasser, doch es ist keines da; ihre Zunge vertrocknet vor Durst. Ich, der Herr, will sie erhören, ich, der Gott Israels, verlasse sie nicht. (Jesaja 41,17)

Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen. Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören, sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach. (Amos 5,22-24)

Jetzt stürzt er die Mächtigen vom Thron und richtet die Unterdrückten auf. Den Hungernden gibt er reichlich zu essen und schickt die Reichen mit leeren Händen fort. (Lukas 1,52-53)

So kam Jesus auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war. Am Sabbat ging er wie immer in die Synagoge. Er stand auf, um aus den Heiligen Schriften vorzulesen, und der Synagogendiener reichte ihm die Buchrolle mit den Worten des Propheten Jesaja. Jesus rollte sie auf und wählte die Stelle aus, an der es heißt: »Der Geist des Herrn hat von mir Besitz ergriffen, weil der Herr mich gesalbt und bevollmächtigt hat. Er hat mich gesandt, den Armen gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen zu verkünden, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen werden. Den Misshandelten soll ich die Freiheit bringen, und das Jahr ausrufen, in dem der Herr sich seinem Volk gnädig zuwendet.« Jesus rollte das Buch wieder zusammen, gab es dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Alle in der Synagoge blickten gespannt auf ihn. Er begann und sagte: »Heute, da ihr dieses Prophetenwort aus meinem Mund hört, ist es unter euch in Erfüllung gegangen.« (Lukas 4,16-21)

Jesus blickte auf die große Schar seiner Jünger, die Männer und Frauen, und sagte: »Freut euch, ihr Armen! Ihr werdet mit Gott leben in seiner neuen Welt. Freut euch, die ihr jetzt Hunger habt! Gott wird euch satt machen. Freut euch, die ihr jetzt weint! Bald werdet ihr lachen. (Lukas 6,20-21)

Hört gut zu, meine lieben Brüder und Schwestern! Hat Gott nicht gerade die erwählt, die in den Augen dieser Welt arm sind, um sie aufgrund ihres Glaubens reich zu machen? (Jakobus 2,5)

Aufforderungen

Wenn einer deiner Brüder arm ist in irgendeiner Stadt in deinem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, so sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegenüber deinem armen Bruder, sondern sollst sie ihm auftun und ihm leihen, soviel er Mangel hat. (5. Mose 15,7-8)

Wenn du den Zehnten deines ganzen Ertrages zusammengebracht hast im dritten Jahr, das ist das Zehnten-Jahr, so sollst du ihn dem Leviten, dem Fremdling, der Waise und der Witwe geben, dass sie in deiner Stadt essen und satt werden. (5. Mose 26,12)

Wenn du dein Land aberntest, sollst du nicht alles bis an die Ecken deines Feldes abschneiden, auch nicht Nachlese halten. Auch sollst du in deinem Weinberg nicht Nachlese halten noch die abgefallenen Beeren auflesen, sondern dem Armen und Fremdling sollst du es lassen; ich bin der HERR, euer Gott. (3. Mose 19,9-10)

Nehemia 5

Deine Sache aber ist es, für Recht zu sorgen. Sprich für alle, die sich selbst nicht helfen können. Sprich für die Armen und Schwachen, nimm sie in Schutz und verhilf ihnen zu ihrem Recht!« (Sprüche 31,8-9)

Wascht euch, reinigt euch! Macht Schluss mit eurem üblen Treiben; hört auf, vor meinen Augen Unrecht zu tun! 17 Lernt Gutes zu tun, sorgt für Gerechtigkeit, haltet die Gewalttätigen in Schranken, helft den Waisen und Witwen zu ihrem Recht!« (Jesaja 1,16-17)

Ihr fastet zwar, aber ihr seid zugleich streitsüchtig und schlagt sofort mit der Faust drein. Darum kann euer Gebet nicht zu mir gelangen. Ist das vielleicht ein Fasttag, wie ich ihn liebe, wenn ihr auf Essen und Trinken verzichtet, euren Kopf hängen lasst und euch im Sack in die Asche setzt? Nennt ihr das ein Fasten, das mir gefällt? Nein, ein Fasten, wie ich es haben will, sieht anders aus! Löst die Fesseln der Gefangenen, nehmt das drückende Joch von ihrem Hals, gebt den Misshandelten die Freiheit und macht jeder Unterdrückung ein Ende! Ladet die Hungernden an euren Tisch, nehmt die Obdachlosen in euer Haus auf, gebt denen, die in Lumpen herumlaufen, etwas zum Anziehen und helft allen in eurem Volk, die Hilfe brauchen! (Jesaja 58,4-7)

Weh dir! Du baust deinen Palast auf Unrecht und stockst ihn auf, ohne dich um Gerechtigkeit zu kümmern. Du lässt die Leute für dich arbeiten und gibst ihnen keinen Lohn. Du sagst: »Ich baue mir einen großen Palast mit geräumigen Zimmern im Obergeschoss!« Du setzt Fenster ein, täfelst das Haus mit Zedernholz, malst es rot an. Meinst du, du musst dich dadurch als König erweisen, dass du Prachtbauten aus Zedernholz errichtest wie andere Könige? Hat dein Vater nicht auch gut gegessen und getrunken und es sich wohl sein lassen? Aber er regierte gerecht, weil er sich an die Weisungen Gottes hielt, und deshalb ging es ihm gut. Den Schwachen und Armen verhalf er zum Recht, deshalb stand alles gut. »Wer so handelt, zeigt, dass er mich kennt«, sagt der Herr. Aber du siehst nur deinen eigenen Vorteil und denkst an nichts anderes. Du vergießt das Blut unschuldiger Menschen und unterdrückst dein Volk mit harter Gewalt. (Jeremia 22,13-17)

Wenn jemand dich um etwas bittet, gib es ihm; wenn jemand etwas von dir borgen möchte, sag nicht nein. (Matthäus 5,42)

Die Menschen fragten Johannes: »Was sollen wir denn tun?« Seine Antwort war: »Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keines hat. Und wer etwas zu essen hat, soll es mit jemand teilen, der hungert. (Lukas 3,10-11)

Denkt daran: Wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte. Jeder soll so viel geben, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat. Es soll ihm nicht Leid tun und er soll es auch nicht nur geben, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Gott liebt fröhliche Geber! Er hat die Macht, euch so reich zu beschenken, dass ihr nicht nur jederzeit genug habt für euch selbst, sondern auch noch anderen reichlich Gutes tun könnt. Dann gilt von euch, was in den Heiligen Schriften steht: »Großzügig gibt er den Bedürftigen; seine Wohltätigkeit wird in Ewigkeit nicht vergessen werden.« (2. Korinther 9,6-9)

Sie sollen Gutes tun, freigebig sein und ihren Reichtum gerne mit anderen teilen. (1. Timotheus 6,18)

Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten. (Jakobus 1,27)

Verheissungen

Sondern du sollst ihm geben und dein Herz soll sich’s nicht verdrießen lassen, dass du ihm gibst; denn dafür wird dich der HERR, dein Gott, segnen in allen deinen Werken und in allem, was du unternimmst. (5. Mose 15,10)

Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt! Den wird der HERR erretten zur bösen Zeit. (Psalm 41,2)

Wer ein gütiges Auge hat, wird gesegnet; denn er gibt von seinem Brot den Armen. (Sprüche 22,9)

Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen und der HERR wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen: »Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne. « (Jesaja 58,7-12)

Sondern bessert euer Leben und euer Tun, dass ihr recht handelt einer gegen den andern und keine Gewalt übt gegen Fremdlinge, Waisen und Witwen und nicht unschuldiges Blut vergießt an diesem Ort und nicht andern Göttern nachlauft zu eurem eigenen Schaden, so will ich immer und ewig bei euch wohnen an diesem Ort, in dem Lande, das ich euren Vätern gegeben habe. (Jeremia 7,5-7)

Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach! (Matthäus 19,21)

Er sprach aber auch zu dem, der ihn eingeladen hatte: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade weder deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten. (Lukas 14,12-14)

Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen. Macht euch Geldbeutel, die nicht veralten, einen Schatz, der niemals abnimmt, im Himmel, wo kein Dieb hinkommt, und den keine Motten fressen. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein. (Lukas 12,33-34)

Weshalb den Armen dienen?

Die Fremdlinge sollst du nicht bedrängen und bedrücken; denn ihr seid auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen. Ihr sollt Witwen und Waisen nicht bedrücken. Wirst du sie bedrücken und werden sie zu mir schreien, so werde ich ihr Schreien erhören. Dann wird mein Zorn entbrennen, dass ich euch mit dem Schwert töte und eure Frauen zu Witwen und eure Kinder zu Waisen werden. Wenn du Geld verleihst an einen aus meinem Volk, an einen Armen neben dir, so sollst du an ihm nicht wie ein Wucherer handeln; du sollst keinerlei Zinsen von ihm nehmen. Wenn du den Mantel deines Nächsten zum Pfande nimmst, sollst du ihn wiedergeben, ehe die Sonne untergeht, denn sein Mantel ist seine einzige Decke für seinen Leib; worin soll er sonst schlafen? Wird er aber zu mir schreien, so werde ich ihn erhören; denn ich bin gnädig. (2. Mose 22,20-26)

Weh denen, die ihre Macht missbrauchen, um Verordnungen zu erlassen, die Menschen ins Unglück stürzen! Sie bringen die Armen und Schwachen in meinem Volk um ihr Recht und plündern die Witwen und Waisen aus. Der Tag des Gerichts kommt gewiss und das Unwetter aus der Ferne wird euch mit Sicherheit erreichen. Was wollt ihr dann tun? Zu wem wollt ihr fliehen? Wo wollt ihr dann eure Reichtümer lassen? (Jesaja 10,1-3)

Der Herr sagt: »In meinem Volk gibt es skrupellose Leute. Wie Vogelfänger sich ducken und darauf lauern, dass ihnen Vögel in die Netze gehen, so haben sie Fallen gestellt, um Menschen zu fangen. Wie der Käfig des Vogelfängers voll ist von gefangenen Vögeln, so sind ihre Häuser voll von unrecht erworbenem Gut. Auf diese Weise sind sie groß und reich geworden, dick und fett sind sie. Ihre Rücksichtslosigkeit kennt keine Grenzen. Das Recht ist bei ihnen in schlechten Händen: Sie setzen sich nicht für die Waisen ein und verhelfen den Armen nicht zu dem, was ihnen zusteht. Und all das sollte ich hingehen lassen? Muss ich an einem solchen Volk nicht Vergeltung üben?« (Jeremia 5,26-29)

Siehe, das war die Schuld deiner Schwester Sodom: Hoffart und alles in Fülle und sichere Ruhe hatte sie mit ihren Töchtern; aber dem Armen und Elenden halfen sie nicht, sondern waren stolz und taten Gräuel vor mir. Darum habe ich sie auch hinweggetan, wie du gesehen hast. (Hesekiel 16,49-50)

Das Volk des Landes übt Gewalt; sie rauben drauflos und bedrücken die Armen und Elenden und tun den Fremdlingen Gewalt an gegen alles Recht. Ich suchte unter ihnen, ob jemand eine Mauer ziehen und in die Bresche vor mir treten würde für das Land, damit ich’s nicht vernichten müsste; aber ich fand keinen. Darum schüttete ich meinen Zorn über sie aus, und mit dem Feuer meines Grimmes machte ich ihnen ein Ende und ließ so ihr Treiben auf ihren Kopf kommen, spricht Gott der HERR. (Hesekiel 22,29-31)

Denn ich kenne eure Freveltaten, die so viel sind, und eure Sünden, die so groß sind, wie ihr die Gerechten bedrängt und Bestechungsgeld nehmt und die Armen im Tor unterdrückt. (Amos 5,12)

Aber dagegen: Weh euch Reichen! Denn ihr habt euren Trost schon gehabt. Weh euch, die ihr jetzt satt seid! Denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht! Denn ihr werdet weinen und klagen. (Lukas 6,24-25)

Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren und begehrte sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre. Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt. (Lukas 16,19-25)

Angenommen, jemand hat alles, was er in der Welt braucht. Nun sieht er seinen Bruder oder seine Schwester Not leiden, verschließt aber sein Herz vor ihnen. Wie kann da die Liebe Gottes in ihm bleiben und er in ihr? (1. Johannes 3,17)

Und nun zu euch, ihr Reichen! Weint und jammert über das Elend, das euch erwartet am Tag, an dem Gott Gericht hält! Eure Reichtümer werden dann verfault sein, eure Kleider von den Motten zerfressen, und eure Schätze verrostet. Und dieser Rost wird euch anklagen und euer Fleisch wie Feuer verzehren. Ihr habt in den letzten Tagen der Welt Reichtümer angehäuft. Ihr habt den Leuten, die auf euren Feldern gearbeitet und eure Ernte eingebracht haben, den verdienten Lohn vorenthalten. Das schreit zum Himmel! Ihre Klage ist bis zu den Ohren des Herrn, des Herrschers der Welt, gedrungen. Euer Leben auf der Erde war mit Luxus und Vergnügen ausgefüllt. Während der Schlachttag schon vor der Tür stand, habt ihr euch noch gemästet. Ihr habt den Schuldlosen verurteilt und umgebracht, der sich nicht gegen euch gewehrt hat! (Jakobus 5,1-6)

Einstellungen gegenüber den Armen

Wenn ihr einen Rechtsfall zu entscheiden habt, dann haltet euch streng an das Recht. Bevorzugt weder den Armen und Schutzlosen noch den Reichen und Mächtigen. (3. Mose 19,15)

Wer das Recht liebt, ist darauf bedacht, dass die Schwachen ihr Recht bekommen; wer im Unrecht lebt, hat kein Verständnis dafür. (Sprüche 29,7)

Wenn du also einem Bedürftigen etwas spendest, dann häng es nicht an die große Glocke! Benimm dich nicht wie die Scheinheiligen in den Synagogen und auf den Straßen. Sie wollen nur von den Menschen geehrt werden. Ich versichere euch: Sie haben ihren Lohn schon kassiert. Wenn du also etwas spendest, dann tu es so unauffällig, dass deine linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen. (Matthäus 6,2-4)

Warum erwartet ihr von Gott eine Belohnung, wenn ihr nur die gut behandelt, die euch auch gut behandeln? Das tun auch die hartgesottensten Sünder. Warum erwartet ihr von Gott eine Belohnung, wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr wisst, dass sie es euch zurückgeben werden? Ausleihen, um es auf Heller und Pfennig zurückzubekommen, das tun auch die Sünder gegenüber ihresgleichen! Nein, eure Feinde sollt ihr lieben! Tut Gutes und leiht, ohne etwas zurückzuerwarten! Dann bekommt ihr reichen Lohn: Ihr werdet zu Kindern des Höchsten. Denn auch er ist gut zu den undankbaren und schlechten Menschen. (Lukas 6,33-35)

All die vielen Menschen, die zum Glauben an Jesus gefunden hatten, waren ein Herz und eine Seele. Niemand von ihnen betrachtete etwas von seinem Besitz als persönliches Eigentum; alles, was sie besaßen, gehörte ihnen gemeinsam. Mit großer Kraft und bestätigt durch Wundertaten bezeugten die Apostel Jesus als den auferstandenen Herrn, und für alle sichtbar lag großer Segen auf der ganzen Gemeinde. Es gab unter ihnen niemand, der Not leiden musste. Denn die in der Gemeinde, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften sie, wenn es an etwas fehlte, brachten den Erlös herbei und legten ihn vor den Füßen der Apostel nieder. Das wurde dann unter die Bedürftigen verteilt. (Apostelgeschichte 4,32-35)

Die maßgebenden Leute, die als »die Säulen« gelten, Jakobus, Petrus und Johannes, erkannten, dass Gott mir diesen Auftrag anvertraut hat. So gaben sie mir und Barnabas die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft. Wir einigten uns, dass Barnabas und ich unter den anderen Völkern die Gute Nachricht verkünden sollten und sie unter den Juden. Sie machten nur zur Bedingung, dass wir die verarmte Gemeinde in Jerusalem unterstützten. Darum habe ich mich auch wirklich bemüht. (Galater 2,9-10)

Wer vom Diebstahl gelebt hat, muss jetzt damit aufhören. Er soll seinen Lebensunterhalt durch eigene Arbeit verdienen und zusehen, dass er auch noch etwas für die Armen übrig hat. (Epheser 4,28)

Gottes Identifikation mit den Armen

Wer die Schwachen unterdrückt, beleidigt ihren Schöpfer. Wer Hilflosen beisteht, ehrt Gott. (Sprüche 14,31)

Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem HERRN, und der wird ihm vergelten, was er Gutes getan hat. (Sprüche 19,17)

Ihr wisst ja, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe für euch getan hat. Er war reich und wurde für euch arm; denn er wollte euch durch seine Armut reich machen. (2. Korinther 8,9)