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Jugendkonferenz Bienenberg 2015

Am 31. Januar und 1. Februar 2015 waren die beiden Chouf-nüt-Veteranen Tom Wieland, Erfinder des Gmüesesel mit Fitness-Maschinen, die Mehl mahlen und Öl pressen, und Samuel Ninck-Lehmann, Koordinator von ChristNet, als Referenten zur Jugendkonferenz der Mennoniten auf den Bienenberg eingeladen. Vor 120 Jugendlichen sprachen wir zum Thema «Radikal einfach».

Wir kamen dreimal zum Einsatz: 1. Theoretisches Referat mit biblischen Grundlagen zu Geld und Besitz, Hintergrundinformationen zur Konsumgesellschaft und konkreten Ansätzen für ein einfaches Leben; 2. liturgische Feier mit Sprechchören, Taizé-Liedern und einer Besinnung zu Philipper 2 (Jesus verlässt seine Herrlichkeit und erniedrigt sich selbst); 3. Interview mit Tom und Samuel, während dem die TeilnehmerInnen per SMS Fragen stellen konnten.

An den vielen tiefschürfenden, kritischen und weitreichenden SMS-Fragen zeigte sich, dass die Jungen wirklich bei der Sache waren und sich auf das Thema eingelassen haben.

Wir haben auch das Blatt Was steht auf meinem Shopping-Zettel verteilt, das kritische Fragen zu unseren Kaufentscheiden stellt.

«Am meisten vom Wochende profitiert»

«Ich habe am meisten von diesem Wochenende profitiert», schrieb Samuel den Organisatoren. Er habe wieder einmal sein Lieblingsthema vertiefen und durchdenken können.

Auch habe er ganz neu erfasst, dass das «einfache Leben» ein Weg ist, dessen Ziel zwar das Jesus-Wort ist: «Verkaufe alles und gib den Erlös den Armen» –, auf dem wir aber alle an einem anderen Punkt stehen. Es gebe also keinen Grund, sich gegenseitig aufgrund unseres Lebensstils zu verurteilen.

Und schliesslich habe Samuel neu realisiert, dass auch das Thema einfacher Lebensstil auf die Menschen bezogen sein soll: «Wenn ich einfacher lebe, ohne dass meine Beziehungen davon profitieren, gehe ich am Wichtigsten des christlichen Glaubens vorbei: der Nächstenliebe.»

Interessiert an Referat?

Wenn du in deiner Gemeinde, Jugendgruppe das Thema des einfachen Lebens aufnehmen möchtest, melde dich bei uns.


Was steht auf meinem Shopping-Zettel

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Bericht über den Tag der Christlichen Sozialisten 16.02.13

Am Samstag, den 16. Februar trafen sich unsere Freunde der französischsprachigen Christlich-Sozialen in Yverdon, um über das Problem der Verschuldung der europäischen Staaten zu diskutieren. Dieser Studientag war vor allem der Information über die Mechanismen gewidmet, die zur aktuellen Situation geführt haben, ohne dabei die Reflexion über die Lösungen zu vernachlässigen, die die Sozialdemokraten zur Wiederherstellung des Gleichgewichts vorschlagen können.

Dimitri Andronicos, Doktorand in zeitgenössischer Ethik und Assistent an der Theologischen Fakultät in Genf, schlug eine Reflexion über die angeblich unvermeidliche Natur der Krise vor, die seit vier Jahrzehnten andauert. Eine Form der Verzweiflung greift also um sich, mit der Versuchung zu glauben, dass nur Sparsamkeit einen Ausweg aus dieser Verzweiflung ermöglicht. Die öffentlichen Schulden, die dem Aufbau des Staates dienen, werden beschämend: Es ist daher notwendig, mit dieser Sparsamkeit diejenigen Bürger zu bestrafen, die die Vorteile des sozialen Schirms missbraucht haben. Gibt es keine Hoffnung mehr? Sollten wir wirklich den Gesetzen des Marktes vertrauen?

Für Professor Paul Dembinski von der Universität Fribourg hat die Finanzialisierung der Wirtschaft die Situation seit den 1970er Jahren grundlegend verändert: Wir leben unter der Illusion eines guten Risikomanagements und finanzieller Gewinne, die den Bedarf an Arbeit reduzieren. Aber dies hat zu einem überstürzten Konsumrausch geführt, um heute zu konsumieren, was wir morgen bezahlen werden. Der wachsende Bedarf an Sozialleistungen schafft Arbeitsplätze, aber eine Illusion von Wachstum. Staatsschulden sind nicht mehr rückzahlbar. Die Inflation könnte sie auslöschen, aber für die Mittelschicht wäre das katastrophal. Wir sollten es daher wagen, diese Schulden mit einem Bleistiftstrich zu streichen, um auf einer gesünderen Grundlage neu zu beginnen.

Der sozialdemokratische Europaabgeordnete und Wirtschaftswissenschaftler Samuel Bendahan schlägt ein Aktionsprogramm vor, das die europäische Bevölkerung davon ausschließt, die Banken zu entschädigen, die hoch verschuldeten Staaten Geld zu hohen Zinssätzen geliehen haben, gerade um das eingegangene Risiko zu finanzieren! Wir müssen auch dem Steuerwettbewerb ein Ende setzen, der den Staaten wichtige Ressourcen entzieht, und dürfen keine Angst vor Investitionen haben, die langfristige Renditen und vor allem Wohlstand bringen. Er stellt sich auch vor, dass das Kapital von Unternehmen nach und nach sozialisiert werden sollte (1% pro Jahr). Abschließend weist er darauf hin, dass die Sparmaßnahmen, die den Griechen oder Portugiesen auferlegt werden, keine Chance haben, sie zum Aufbau einer neuen Wirtschaft zu motivieren.

Wie die Diskussion zeigte, glauben die Christlichsozialen weder an die Unvermeidbarkeit der wirtschaftlichen Situation noch an die Verantwortung der unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen, die man versucht, sie für die Krise zahlen zu lassen. Sie fordern die Politiker auf, ihre Pflichten und Kompetenzen wahrzunehmen, anstatt unter dem Vorwand, die globalisierte Wirtschaft sei ihnen entgangen, aufzugeben.

Jean-François Martin, Sekretär des FRSC

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In der Genfersee-Region sind die Preise für ausgeschriebene Wohnungen in den letzten zehn Jahren um 70% gestiegen. In Regionen wie Zürich und Zug sieht es nicht viel anders aus. Die Folge ist eine massive Kaufkraftabschöpfung und damit eine teilweise Verarmung von Familien. Zudem findet eine eigentliche Vertreibung von Familien aus ihren Heimatstädten an den Rand der Agglomerationen statt, was wiederum zu langen Pendlerwegen und zur Abwesenheiten der Familienernährer(innen) führt.

Blindwütige Wirtschaftsförderung

Es stimmt, dass die Zuwanderung durch die Personenfreizügigkeit einer der Auslöser der Mietzinsexplosion ist. Die blindwütige Wirtschaftsförderung der Genferseeregion trägt ebenfalls dazu bei: Sie zieht vor Allem die Hauptsitze von multinationalen Unternehmen an. Diese bringen ihr höheres Kader zu einem grossen Teil mit, kaufen Tausende von Wohnungen auf oder mieten zu jedem beliebigen Preis. Die zusätzlichen Steuereinnahmen werden von den nötigen Wohnbeihilfen für die ansässige Bevölkerung gleich wieder aufgefressen…

Mieten, die für die Unter- und Mittelschichtfamilien immer unerschwinglicher werden, stellen in allen Kernstädten von Metropolitanregionen ein Problem dar. Denn offenbar ist der Wohnungsmarkt ein unvollständiger Markt: Das Angebot kann mit der Nachfrage kaum je mithalten. Vermieter können deshalb jeden Preis verlangen. Denn der Markt hat keine ethische Komponente, sein ureigenes Ziel ist nicht, der Gesamtgesellschaft zu dienen. Wohnen ist ein Grundbedürfnis. In Mangelsituationen wie heute wird diese Notlage der Menschen gnadenlos ausgenützt. Wucher und Spekulation sind die Folge.

Recht auf «angemessene Wohnung»

Die Bundesverfassung schreibt vor, dass «Wohnungssuchende für sich und ihre Familie eine angemessene Wohnung zu tragbaren Bedingungen finden können» (Art. 41e). Die Gesellschaft muss dem Markt also Grenzen setzen oder aber, wenn es der Markt nicht schafft, die Befriedigung dieses Grundbedürfnisses anders organisieren.

Korrigierende oder gar reorganisierende Interventionen werden also dringend nötig, wie z. B. Wohnbauförderung, Grundstückgewinnsteuer, Handänderungssteuer; Zwang zum durchmischten Bauen usw. Es muss aber befürchte werden, dass dies noch eine Weile dauern wird, denn noch ist die Angst vor «dem Staat» gross. Darum werden unsere Mieten vorerst noch weiter steigen…


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Das dritte Jahr in Folge bietet das Kollektiv Les Rebelles de Noël eine Reihe von Hilfsmitteln an, um denjenigen zu helfen, die nicht mehr wissen, wie man Weihnachten mit Ruhe, guten Begegnungen, einer helfenden Hand und der Suche nach einem Sinn gestalten kann.

Wie in den letzten beiden Jahren möchte das Kollektiv lesrebellesdenoel.ch auch in diesem Jahr zu einer anderen Art von Weihnachten inspirieren, wobei der Schwerpunkt bei den Ressourcen, die dieses Jahr über seine Website angeboten werden, auf der Spiritualität liegt.

Alte Texte, neue Überlegungen

In dem Versuch, den Protestaspekt einer bekannten Weihnachtsgeschichte hervorzuheben, wird das Kollektiv aus der französischen Schweiz an jedem der vier Adventssonntage eine neue und originelle Reflexion vorschlagen:

– „Gott, ein Baby?“ zu entdecken unter: http://vimeo.com/32479292

– „Auf dem Weg, Weihnachten zu finden“ (eine Reflexion über die Heiligen Drei Könige, ausländische Sterndeuter, die vom Kreis der Wahren und Reinen entfernt sind, aber das Fest gekostet haben)

– „Sacred Family“ (über die Familie Christi, die in einem Katalog der damaligen Zeit sicher nicht geschätzt worden wäre)

– „Im Angesicht der Gewalt“ befahl der damalige Tyrann ein Massengemetzel an Kindern. Was tun bei so viel Gewalt?

Web-Applikation – Balthasar

Um mit der Zeit zu gehen, können Sie ab dem 1. Dezember eine HTML5-Web-App auf Ihr Smartphone herunterladen oder direkt von Ihrem PC aus betrachten: Eine Figur, halb Magier und halb Weihnachtsmann, wird die „Sinnsucher“ anleiten, indem sie ihnen täglich Inhalte anbietet: ein Zitat, das zum Nachdenken anregt, ein Foto, ein Video oder ein Stück zum Herunterladen.

Kreative Videos

Ein Kurzfilm mit der Geburt Christi, der von Kindern in Gänze nachgespielt wird (allerdings werden Marie und Joseph 2011 nach Neuenburg teleportiert), ein Clip des Magnificat in Stop Motion mit Luftballons als Darsteller und der Möglichkeit, eines der Bilder des Clips zu erwerben und damit Wohltätigkeitsorganisationen oder Vorschläge für Heiligabend-Menüs zu unterstützen sowie weitere Inhalte, die im Laufe der Adventszeit auf der Website der Christmas Rebels hinzugefügt werden.

Mehrere praktische Videos über die Herstellung von Geschenken und die Berichterstattung über die Weihnachtskrippen werden ebenfalls vorgeschlagen, um den Interessierten die Möglichkeit zu geben, ein Weihnachten unter einem anderen Stern als dem des Konsumwahns zu erleben.

Wer sind die Weihnachtsrebellen?

Ein kreatives und kämpferisches Kollektiv, das für sich in Anspruch nimmt, den Werten des Evangeliums verpflichtet zu sein.

Die Kampagne 2010 machte Schlagzeilen in den religiösen Programmen des TSR und des RSR (Juste Ciel bzw. Faut pas croire), in der 12h30 des RSR, La Tribune de Genève, Le Courrier, 24 Heures, Canal Alpha, la Vie (F), Quart d’heure pour l’Essentiel, Gauche hebdo und APIC. Der Höhepunkt der Kampagne war ein lehrreicher Kurzspielfilm (9′) mit Laiendarstellern über ein verärgertes Ehepaar (der Stress der Feiertage…), das von den Rebellen gecoacht wird, um ihr schlecht gekleidetes Weihnachten zu retten.

Im Jahr zuvor, 2009, starteten die Christmas Rebels ihre erste Kampagne mit einem originellen Werbeclip zum Thema Konsum und Weihnachten (2′).

Kontakt

Philippe Kiener, Yverdon, (Mit-)Initiator

079 831 92 97 / kiener.philippe@gmail.com

Website der Kampagne: http://lesrebellesdenoel.ch

Youtube: http://www.youtube.com/user/lesrebellesdenoel

Facebook: http://www.facebook.com/lesrebellesdenoel

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Gedanken zu einem christlichen Umgang mit Geld

Was ist besser: Reich sein oder arm sein? Viel haben oder wenig haben?

Die einen werden sich bei dieser Frage vor allem an sich selbst orientieren und zum Beispiel sagen, dass mehr Geld ja trivialerweise mehr Freiheit bedeute – wenn sie zuviel davon hätten, könnten sie das Geld ja notfalls immer noch verbrennen. Oder sie sagen, dass sie nicht reich sein wollen, weil sie ja dadurch gar nicht glücklich würden.

Andere orientieren sich bei dieser Frage nicht an sich selbst, sondern an den Mitmenschen und argumentieren: Wenn ich reich bin, dann kann man daraus ja einfach schliessen, dass ich noch nicht soviel geteilt habe wie ich gekonnt hätte. Also ist reich sein schlecht. Oder wie mal einer gesagt hat: Reich werden ist keine Sünde, reich sterben schon.

Die Ausgangsfrage stellt uns jedoch vor eine falsche Zweiteilung. Weder gilt: je reicher desto besser, noch gilt: je ärmer desto besser. Auf die Frage „wie reich soll ich sein?“ gibt es nämlich als Antwort einen Orientierungspunkt – ein Geländer, an dem wir uns festhalten können. Wir sollen weder reich noch arm sein, sondern wir sollen mit genug leben.

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Deutschland hat entschieden, eine CD mit Daten von deutschen Steuerfluchtgeldern auf Schweizer Konten zu kaufen. Schweizer Politiker kritisieren dieses Vorgehen als Betrug und Hehlerei, und sprechen gar von einer «Kriegserklärung».

Balken im eigenen Auge

Es ist erschütternd, wie stur die Schweiz den Balken im eigenen Auge nicht sehen will. Fakt ist, dass 2000 Milliarden Franken Steuerfluchtgeld aus dem Ausland in der Schweiz liegen. Es handelt sich um die grösste Hehlerei der Menschengeschichte. Um dies zu ermöglichen, hat die Schweiz 1934 das Bankgeheimnis, sowie die künstliche Unterscheidung zwischen Steuerbetrug (bei Urkundenfälschung) und Steuerhinterziehung (einfaches «Vergessen», ein Einkommen zu deklarieren) geschaffen.

Dabei scheint es biblisch betrachtet klar zu sein: Auch das Unterzeichnen einer unwahren Erklärung, alle Einkommen angegeben zu haben, ist Betrug. Betrug an den Mitbürgern, die die Steuern korrekt zahlen und deren Steuern wegen den durch Steuerhinterziehung entgangenen Geldern steigen. Doch die Schweizer Gerichte, wie letzthin das Schweizer Bundesverwaltungsgericht, decken diesen Betrug.

Und um das System völlig wasserdicht zu machen, hat das Parlament vor einiger Zeit auch im Amtshilfegesetz einen speziellen Passus eingefügt, wonach die Schweiz bei Steuerflucht keine Amtshilfe ans Ausland leistet.

Im Ausland

Wie wird dies im Ausland wahrgenommen? Die Schweiz wird immer mehr als Hort des Betrugs und der Gier wahrgenommen. Denn auch im Bereich Geldwäscherei und Holocaustgelder mussten die Schweizer Behörden vom Ausland gezwungen werden, bis sie reagierten und reinen Tisch machten. Seither haben sie nichts daraus gelernt und pflegen heute wieder eine Hinhaltetaktik. Die Zinsbesteuerung und die Amtshilfe in Einzelfällen, die zugesagt wurden, machen nur einen Bruchteil der dem Ausland entgangenen Steuergelder aus.

In der Schweiz

Im Moment diskutiert die ganze Schweiz darüber, ob es moralisch richtig, juristisch korrekt und verständlich sei, dass die Deutschen (wie vor kurzem die Franzosen) nun mit ungesetzlichen Mitteln gegen diesen Grossbetrug vorgehen. Diese Diskussion scheint aber zweitrangig angesichts der Tatsache, dass sich die Schweiz während Jahrzehnten nicht dazu durchringen konnte, reinen Tisch zu machen. Wegen dem Druck von Aussen verteidigen sich die Schweizer nun in einem nationalistischen Reflex der Imagepflege, anstatt echte Einsicht zu zeigen. Politiker, die diesen Betrug nicht länger mitmachen wollen, werden bereits Verräter genannt.

Gerade für uns Christen ist es nun höchste Zeit, reinen Tisch zu machen, sprich: unsere Herzenshaltung zu verändern. Schon 2001 hat Scott MacLeod in seiner visionären Schrift, Der Löwe des Lichts die Schweizer Christen aufgerufen, dass wir uns von Mammon (der Liebe zum Geld) lossagen und uns Gott (der Liebe zu den Menschen) zuwenden sollen. Dies ist schmerzhaft, aber nur mit Reue und Wahrheit werden wir vor Gott bestehen können!

Angst, Rechtfertigung, Umkehr

Wir haben jahrzehntelang von diesem gestohlenen Gut profitiert, deshalb haben wir heute Angst, es loszulassen und produzieren Rechtfertigungsideologien, warum wir so weitermachen sollten. Doch Gott sagt in Habakuk 2,6: «Weh dem, der sein Gut mehrt mit fremdem Gut – wie lange wird’s währen? – Und häuft viele Pfänder bei sich auf.» Und Micha 6,9-11: «Höret ihr Stämme und ihr Ratsleute! Noch immer bleibt unrecht Gut in des gottlosen Haus und das verfluchte falsche Mass. Oder sollte ich unrechte Waage und falsche Gewichte im Beutel billigen?»

Hierzu müssen wir gar nicht unbedingt das Bankgeheimnis aufheben, sondern vor Allem die künstliche Unterscheidung zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug. Zudem muss die Aufbewahrungspflicht verlängert und die Amtshilfe für ärmere Länder vereinfacht werden. Andererseits sei die Frage gewagt: Ist es gerechtfertigt, dass Mammon eine Privatsphäre hat oder wäre es nicht besser, wenn er ans Licht käme?

Christ Net hat sich seit 2005 mit dem Bankgeheimnis befasst. Die im Dossier Mammon in der Schweiz zusammengefassten Texte sind immer noch hoch aktuell. Denn im Geist ist die Schweiz immer noch Mammon untertan und darum von Blindheit geschlagen. Möge der Herr uns die Augen öffnen, uns die Angst vor dem Verlust unseres Wohlstandes nehmen und unsere Herzen verändern!

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Das diesjährige Motto des WEF heisst «Rethink, Redesign, Rebuild» (neu denken, neu gestalten, neu bauen). Tatsächlich hat die Finanzkrise ganz gewaltige strukturelle und moralische Probleme in der Finanzwelt aufgezeigt, die um ein Haar die ganze Weltwirtschaft in den Abgrund gerissen hätten. Nur dank der Rettung durch die demokratisch legitimierten Regierungen konnte Schlimmeres abgewendet werden. Höchste Zeit also, um umzudenken.

Das Motto in Davos lässt auf den ersten Blick entsprechende Einsicht vermuten. Doch die Liste der Stargäste wirft Fragen auf. Sind nicht genau die Falschen eingeladen worden?

–         Josef Ackermann, seit Längerem CEO der Deutschen Bank, der von deutschen Führungskräften soeben zum Deutschen Manager des Jahres 2009 gewählt worden ist. Dies unter Anderem mit der Begründung, er habe sich kräftig gegen die Einflussnahme der Politik auf die Bankenpraxis gewehrt. Soll der Staat also einfach auch das nächste Mal zahlen und sonst schweigen? Im Übrigen hat Ackermann verordnet, dass die einfachen Angestellten mit denjenigen Bonusempfängern solidarisch sein müssen, die von den neuen Bonussteuern der Englischen Regierung getroffen werden…

–         Oswald Grübel, CEO der UBS, der stur verneint, dass die UBS zu hohe Risiken eingegangen sei. Dies trotz der Tatsache, dass die UBS von allen Banken weltweit am Meisten spekulative Abschreiber hat hinnehmen müssen. Er wehrt sich zudem mit Händen und Füssen gegen striktere Weisungen für die Finanzindustrie und gegen Verminderung des volkswirtschaftlichen Risikos durch die UBS. Er drohte der Schweiz mit Abwanderung der UBS, sollte die Bank in kleinere Einheiten aufgeteilt werden. Auch hier: Soll die Schweiz also auch nächstes Mal die UBS retten müssen, weil unsere Volkswirtschaft von ihr abhängig ist (too big to fail-Problem)?

–         Auch CEOs von HedgeFunds sind unter den Rednern. Spekulanten und Finanzhaie wie diese schaden der Welt ganz enorm und vernichten zahlreiche Arbeitsplätze.

Diese WEF-Teilnehmer scheinen eher den Unbelehrbaren als einer neuen Generation von Finanzvertretern zuzuordnen zu sein. Für einen echten Wandel sind dies genau die Falschen. Sie zeigen keinerlei Einsicht und gehen so weit, Regierungen zu erpressen, falls sie nicht wie bisher weiter machen dürften. Der nächste Crash scheint so vorprogrammiert.

Kann sich die Schweiz noch vom Würgegriff des Mammon befreien? Wenn die Macht des Geldes auch eine geistliche Seite hat – Jesus nennt sie Mammon – dann war es eigentlich vorauszusehen, dass diese ihren Anspruch nicht freiwillig aufgibt. Darum stellt sich die Frage, ob es für die Schweiz nicht heilsamer gewesen wäre, die UBS bankrott gehen zu lassen. So wäre ein echter Neuanfang möglich gewesen, der unser Land zu einem radikalen Umdenken gezwungen und neuen Raum für neue Werte geschaffen hätte.

Nun aber: Wird die offizielle Schweiz auch weiterhin vor den Vertretern der neuen Geldordnung Bücklinge machen und passiv auf die nächste Krise warten? Oder wird sie sich gegen den unmoralischen Anspruch des Mammons mutig zur Wehr setzen?

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Besonders in der Schweiz ist die Finanzkrise auch eine Glaubenskrise: Wer ist an erster Stelle, Gott oder Mammon?

 

Bild: Der reiche Narr (Rembrandt)

Noch kurz vor der grossen Krise glaubten der Bundesrat und die den Banken nahestehenden Kreise, dass die Krise an der Schweiz vorbeiziehen werde. Und nach dem Sorgenbarometer der Credit Suisse vom September 2008 hatten die Banken (nach Polizei und Bundesgericht) von allen Institutionen das dritthöchste Vertrauen der Bevölkerung. In wohl keinem anderen Land der Welt haben die Banken eine derartige Macht wie in der Schweiz. So ist es auch zu erklären, dass wie sonst kaum in der westlichen Welt die UBS in einer Nacht-und Nebelaktion ohne parlamentarische Diskussion und ohne jegliche Bedingungen mit über 60 Milliarden Franken gestützt wurde. Unsere Regierung hat sich nicht einmal am Kapital der Bank beteiligt, um Einfluss auf die Geschäftsweise nehmen zu können, sondern einfach „den Abfall entsorgt“.

Dies ist ein verheerendes Signal an die Banken: Spekuliert nur weiter, wir helfen euch, wenn’s nicht klappt. Die bisherige Geschäftsweise wird damit bestätigt. Volkswirtschaftlich und moralisch ist dies allerdings zerstörerisch. Hinzu kommt, dass der Sitz der für die Rettung gegründete Gesellschaft in das Steuerparadies der Cayman-Inseln gelegt wurde. Auch dies ein moralisches Signal.

Dabei war die UBS mit 60 Milliarden Franken Abschreibern eine der meistbetroffenen Banken der Welt und einer der grössten Spekulanten im hochriskanten Subprime-Markt. Bereits seit 2005 wusste man, dass die Immobilienblase in den USA platzen würde. Doch in der Jagd nach noch mehr Rendite haben alle Investoren und Banken die Augen zugekniffen und gehofft, sie kämen ungeschoren davon oder könnten rechtzeitig aussteigen. Es war wie beim Roulette, wo bei jeder Runde von Neuem alles aufs Spiel gesetzt wird. Der Glaube an Mammon war grösser als die Wahrheit. Mit dem Aufkauf von Ramschpapieren hat der Bundesrat diesen Glauben fortgesetzt: Der Glaube, dass der Kurs dieser heute wertlosen Aktien schon irgendwann wieder steigen werde, und wir damit nichts verlieren würden.

Die UBS selber wehrt sich heute trotz allem gegen ein Gesetz zur Verstärkung der Eigenkapitaldecke, obwohl dies ihr Problem war. Sie hat nichts gelernt und will weiterhin einen Hochrisikokurs fahren. Noch im Dezember meinte der heutige neue UBS-CEO Oswald Grübel, die Krise habe nichts mit zu hohem Risiko oder falschen Anreizen durch Boni zu tun.

Die Finanzkrise ist also auch eine Glaubenskrise: Wollen wir weiter an die Vermehrung des Reichtums glauben oder wollen wir andere Ziele verfolgen? Ein grosser Teil der geschaffenen Werte war ja auch nur virtuell. Urplötzlich waren weltweit Billionen von Franken verschwunden. Dies erinnert mich stark an Matthäus 6.19: „Ihr sollt Euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen.“ Und es soll uns auch nicht gehen wie dem reichen Kornbauern, der immer grössere Scheunen baute, und dem über Nacht die Seele gefordert wurde (Lukas 12.16-21).

Markus Meury, Kolumne in Magazin insist, Nr. 3, April 2009. www.insist.ch.


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Bern/Basel, 23.9.07, Knapp 100 TeilnehmerInnen nahmen am Samstag in Bern an der ChristNetKonferenz „Die Schweiz ? bekannt für ihre Barmherzigkeit?“ teil. Im aktuellen konfrontativen und hasserfüllten Wahlkampf ist ChristNet überzeugt, dass die Schweizer Politik nicht nur inhaltlich, sondern auch im Stil mehr Barmherzigkeit braucht.

Hanspeter Nüesch (Campus für Christus) rief die Schweizer Christen zu grosszügigerem Teilen auf. „Dann“, so vermutet er, „ist eine geistliche Erneuerung in unserem Land nicht mehr fern.“

Scott MacLeod, Leiter einer sozialen Innenstadtarbeit (USA) und Autor von „Der Löwe des Lichts“, einer Vision für die Schweiz, wies darauf hin, dass praktische Barmherzigkeit in der Bibel als der Jesusdienst beschrieben werde (Matthäus 25). Die Schweizer müssten zwischen Materialismus und Barmherzigkeit wählen. „Ihr Schweizer werdet durch Barmherzigkeit weltweit ein Segen sein“, ermutigte er die Anwesenden.

In politischen Mini-Referaten und Workshops wurde die Schweizer Politik auf Barmherzigkeit und Materialismus untersucht: Christliche Werte, die auf dem Wirtschaftsaltar geopfert werden. Das Bankgeheimnis als Barmherzigkeitsbremse. Die schweizerische Entwicklungshilfe, Barmherzigkeit oder Geschäft? Die Steuerkonkurrenz dient den Reichen auf Kosten der Bedürftigen. Ein einfacher Lebensstil als Gegenkultur zur Wegwerfgesellschaft. Mit Fair Trade und Chouf-nüt-Tag unser Konsumverhalten barmherziger gestalten.

Die sieben Thesen von ChristNet zum Geld in der Schweiz fassen diese Lageanalyse zusammen und schlagen als Alternative Gottvertrauen, eine Politik der Barmherzigkeit und persönliche Hinwendung zur Barmherzigkeit vor.

Eine Teilnehmerin strich die Praxisnähe und den Zeugnisgehalt der Referate und Workshops heraus: „Der Glaube wurde so wirklich konkret.“ Auch die inhaltliche Kompetenz der Beiträge wurde gerühmt. „Mit dieser Arbeit erfüllt ihr eine prophetische Aufgabe“, meinte ein anderer.

Im Wahljahr 2007 fordert ChristNet den Bundesrat mit einer Petition auf, das Teilen ins Zentrum der schweizerischen Politik zu rücken. ChristNet ist ein Forum von ChristInnen, das sich mit Sozialem, Wirtschaft, Umwelt, Kultur und Entwicklung auseinandersetzt.

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Die Mutter und Ärztin Cornelia Hässig übt mit ihrer Familie das bewusste Konsumieren gemäss klar definierten Werten. Wie das im Alltag gelingt, und wo die Grenzen sind, beantwortet sie in unserem Interview.

Ruth M. Michel: Cornelia Hässig, welche Stichworte fallen dir zum Thema „konsumieren“ ein? 
Dr. Cornelia Hässig: Erstens: Die heutige Werbung ist auf Dauerkonsum ausgerichtet. Zweitens: Die meisten Leute denken nicht an die weltpolitischen Konsequenzen ihres Konsumverhaltens. Drittens: Konsum ist wie ein neuer Gott; der Götze der heutigen Zeit, der vorgaukelt: „Je mehr du konsumierst, desto glücklicher bist du.“

 

Du kannst dich davon ausnehmen?
Zu 98 % schon. Ich kaufe bewusst ein. „Lädele“ beispielsweise sagt mir nichts.

 

Was heisst für dich „verantwortungsbewusst konsumieren“? 
Ich stelle mir Fragen wie

– Brauche ich diese Produkte, diese Dienstleistung überhaupt? Bei Lebensmitteln ist dies einfacher zu beantworten als bei Kleidern, wo die Kinder diese Frage anders beantworten als ich.

– Wie produziert? Woraus? Woher? Transportweg? Qualität? Saisongerecht?

Ich bevorzuge Güter mit einem kurzen Transportweg. Damit kann ich als Konsumentin den Energieverbrauch beeinflussen. Ein Beispiel: Kaufe ich schon im Februar Spargeln aus Kalifornien, oder warte ich, bis jene aus dem Züricher Oberland angeboten werden? Transportwege belasten die Umwelt. Südfrüchte aus Spanien und Italien liegen drin. Aber bei uns gibt es keine Erdbeeren aus Spanien. Da warte ich auf die Schweizer Früchte, und dann schwelgen wir so richtig im Saisonalen. Das ist ein bewusster, momentaner Verzicht mit Erlebniswert: einem intensiveren Genuss. Oder: Ich kaufe IP-Milch, die in Uster, kaum 10 Kilometer von uns entfernt, produziert wird, obwohl ich eigentlich Bio-Produkte vorziehe.

 

Welche Werte leiten dich beim Konsumieren? 
– Kleinräumig einkaufen: Lokaler Bäcker, Käse, Milchprodukte, obwohl es normalerweise teurer ist als beim Grossverteiler.

– Ökologisch: Biologisch angebaut, kurze Transportwege, wenig Energieeinsatz bei der Herstellung (kein Hors-Sol-Gemüse). Ich habe auch einen eigenen Garten.

– Kein Gentechfood. Zum Beispiel keine Leisi-Produkte mehr. Als Konsumentin übe ich Macht aus. Gentech-Food konnte in der Schweiz nicht Fuss fassen, weil die Leute es nicht kaufen wollten. Leisi behält sich vor, Gentech-Produkte einzusetzen. Deshalb kaufe ich ihre Produkte nicht.

 

Wie informierst du dich? 
In der Tagespresse und durch kurz gefasste Publikationen von Fachgruppen, z.B. von der Erklärung von Bern (EvB)1.

 

Denkst du beim Kaufen an die Menschen, die den Artikel produziert haben? 
Nicht mehr immer ganz bewusst, weil sich das Wissen mit den Jahren automatisiert hat. Ich weiss einfach, unter welchen Umständen Bauern in Afrika Kaffee oder Tee anbauen. Mit dieser jahrelangen Übung ist das bewusste Konsumieren auch nicht mehr so aufwändig. Zudem bin ich lockerer geworden, d.h. ich bin nicht mehr ganz so streng und konsequent. Denn je grösser die Familie ist, desto höher sind die Ausgaben. So kann ich nicht mehr alles hundertprozentig durchziehen, bei Kleidern beispielsweise. Ich will nicht Hosen für 200 Franken kaufen (wie sie der Naturkatalog anbietet). Weil mich kein Statusdenken prägt, kaufe ich viel im Brockenhaus oder anderen Secondhand-Läden ein. So verhelfe ich einem Kleidungsstück zu einer längeren Lebensdauer, auch wenn es unter unguten Bedingungen produziert worden ist. Auch Switcher-Laden, Migros und Coop sind vertretbar. Zudem trage ich die Kleider, bis sie „zerfallen.“

 

Oft höre ich den Einwand: „Diese Art des Konsumierens ist mir viel zu aufwändig.“ Warum leistest du diesen Aufwand?

Gerechtigkeit leben ist ein biblischer Anspruch. Gerechtigkeit den produzierenden Menschen in der Schweiz und in der dritten Welt, aber auch den nachfolgenden Generationen gegenüber. Ich will nicht zur Vernichtung von Arbeitsplätzen beitragen. Zum Ehren und Bewahren der Schöpfung gehört, dass ich nicht unnötig die Luft verpeste.

 

Die letzten Monate waren in der Schweiz geprägt von einer „Geiz ist geil“-Mentalität und dem Kostendruck auf die Detailhändler. Welche Rolle spielt der Preis bei deinen Einkaufs-Entscheiden? 
Das Produkt darf nicht fünf Mal teurer sein. Aber auch ein in der Boutique gekauftes Kleidungsstück kann unter schlimmen Arbeitsbedingungen hergestellt worden sein.

 

Wie erklärst du deinen Teenagern, dass sie keine Kleider z.B. von H&M kaufen sollten, weil die Produzenten nur minimale Sozial- und Ökostandards gewährleisten? 
Als Mutter kann ich Samen streuen und hoffen, dass etwas hängen bleibt. Mit interessanten Materialien der Erklärung von Bern studieren wir zusammen, welcher Hersteller und Verkäufer nach welchen Kriterien arbeitet. Zum Beispiel wie viel eine Nike-Näherin verdient im Vergleich zu einer Migrosnäherin. Die Broschüre „Prêt-à-Partager“ eignet sich vorzüglich dazu (vgl. Seite 16).

 

Inwieweit leiten dich „Labels“ beim bewussten Konsumentscheid? 
Ein Beispiel ist MSC für Fisch. Wobei es oft mühsam ist, Fische mit diesem Label zu finden. Deshalb kaufe ich sie auf dem Markt, weil in der Migros wenig angeboten wird. Ich verzichte also auf Meeresfische, weil die Meere sowieso eher überfischt sind. Dann Bio, Max Havelaar, KAG (Eier), FSC (Holz), bei Coop Agri-Natura, Kleider von der Migros.

 

Warum und worauf verzichtest du bewusst? 
Als Familie verzichten wir auf ein Auto, auf grossen Wohnraum und nach Möglichkeit auf weite Flüge, zum Beispiel nur alle 15 Jahre ein Fernflug und alle 5 Jahre nach Kreta. Dann ist es aber etwas Besonderes. Ich verzichte auf das Mitgehen mit der Mode. Und ich verzichte bewusst auf die Ausübung meines Berufes als Ärztin und damit auf ein zweites Einkommen, um für die Kinder da zu sein.

Das heutige Freizeitverhalten ist oft mit Energiekonsum verbunden. Tennis wird bei uns im Sommer gespielt, nicht im Winter in der geheizten Halle.

 

Was sagst du zum Einwand: „Einzelaktionen nützen doch nichts, sie sind nur ein Tropfen auf den heissen Stein“?
Konsumdruck von unten kann etwas auslösen, wie die Beispiele Bananen oder Genfood zeigen. Das Beispiel Gentechnologie zeigt, dass Einzelaktionen Wirkung haben, wenn sie breit abgestützt sind. Max Havelaar hat sich trotz jahrelangem Sperren der Grossverteiler dank der Beharrlichkeit der Verbraucher heute durchgesetzt.

 

Macht das Boykottieren von bestimmten Produkten oder Firmen Sinn? 
Warum nicht? Aber wenn man boykottiert, muss man es die Firma wissen lassen und mailen oder Briefe schreiben.

 

Welche Möglichkeiten habe ich neben meinem privaten Kaufentscheid auf gesellschaftspolitischer Ebene?
Der Erklärung von Bern beitreten. So hat diese Organisation eine Stimme mehr und damit mehr Macht auf politischer Ebene. Oder ich trage die Clean-Cloth-Campaign mit, die bis heute schon viel erreicht hat. Ich wähle diejenige Partei, die bezüglich Konsumfragen oder Umgang mit Flüchtlingen vernünftige Positionen vertritt.

 

Wie bringst du dich auf einen Wissenstand, der dir bewusstes, zum Beispiel saisongerechtes, Konsumieren ermöglicht? 
Das Grundwissen habe ich aus Büchern zum Thema. Was ist saisongerecht? Beim Grossverteiler kann man es nicht mehr lernen, man muss sich eine Tabelle anschaffen. Am einfachsten ist das Wissen mit einem eigenen Garten zu erlernen. Ein weit verbreitetes Vorurteil ist, dass es im Winter kein gescheites Gemüse gäbe. Es gibt aber Lagergemüse. Und auf dem Markt oder beim Bio-Bauern sind gewisse Gemüsesorten erhältlich, die wir gar nicht mehr kennen, z.B. Wurzelgemüse wie Pastinaken. Ich habe ausserdem die kurz gefassten, guten Informationen der „Erklärung von Bern“, der „Schweiz. Arbeitsgruppe Gentechnologie“ und den „Basler Appell Gentechnologie“ abonniert. Auch lese ich die WWF-Informationen.

 

Wie begeisterst du Menschen, eurem Beispiel zu folgen? 
Diese Anfangshürde, sich Basisinformationen anzueignen, muss jede und jeder nehmen. Nachher automatisiert sich vieles. Wichtig ist, dass wir in Beziehungen investieren statt viel zu konsumieren. Selbstverwirklichung durch Konsum ist beziehungsfeindlich.

Für mich ist es ein geistliches, von der Bibel her gegebenes Muss, mich mit Konsumthemen zu beschäftigen. Ich bin aber nicht dogmatisch, wenn meine Familie keinen Vollreis mag. Ich kann die Welt nicht retten, aber ich werde einst vor Gott stehen und will ihm dann Antwort geben können auf die Frage, wie ich Gerechtigkeit gelebt und Sorge zur Umwelt getragen habe. Ich will sagen können: „Ich habe getan, was ich konnte.“ So steht hinter allem Konsumieren die Frage: „Kann ich vor Gott verantworten, wie ich gelebt habe?“

Dr. med. Cornelia Hässig, 45, ist Familienfrau, Waldspielgruppenleiterin und – zurzeit nicht praktizierende – Ärztin. Sie ist verheiratet mit Werner. Das Paar hat drei Kinder im Alter von 16, 11 und 9 Jahren).

Autorin: Ruth. M. Michel

Quelle: Bausteine/VBG