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Wer erinnert sich noch an Flimmern und Flackern beim Fernsehen? Naja, vielleicht nicht alle, aber selbst mir als noch nicht 30jähriger sind solche Bilder in Erinnerung, was vielleicht auch daran liegt, dass bspw. die WM 1998 ein gewaltiges Erlebnis war und der Röhrenfernseher der Familie schon ein gewisses Alter hatte.

Die Technik wurde inzwischen weiterentwickelt und was sich auch fortlaufend ändert, ist die Menge an Informationen, die uns überflutet. Ich könnte jetzt versuchen, irgendwelche Zahlen zur Speicherkapazität des Gehirns zu nennen und über Neuronen und Synapsen zu erzählen. Darauf verzichte ich, denn dann müsste ich nach diesen Zahlen und Fakten googeln, weil ich kein Neurologe bin.

Und vom 06. März bis 21. April verzichte ich auf vielerlei Arten von Medien und damit Informationskanälen. Social Media bin ich momentan sowieso raus, Handy nach 21.00Uhr abstellen, keine Filme schauen und ferner auch nicht Surfen im Internet. Fastenzeit 2019.

Ich erlebe, wie mein Kopf freier ist, mein Blick offener für den Nächsten und meine Lust am Denken, Studieren und Arbeiten grösser. Ein Gewinn für mich und auch mein Umfeld. Wer will das nicht?

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Christen und die Marktkräfte

Wie wenig darf es kosten? Textilfirmen verlegen die Produktion unserer Kleider von Bangladesch nach Äthiopien, um im internationalen Wettkampf von Angebot und Nachfrage bestehen zu können. Wie reagieren wir Christen auf diese und ähnliche Entwicklungen?

Als Christen sind wir aufgerufen, uns für Gerechtigkeit und Mass einzusetzen, also gegen die Marktkräfte. Dafür gibt uns Paulus in Römer 12,2 einen wichtigen Hinweis: «Fügt euch nicht ins Schema dieser Welt, sondern verwandelt euch durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr zu prüfen vermögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.»

Mit den Marktkräften sind Angebot und Nachfrage gemeint, die den Preis einer Ware oder Dienstleistung bestimmen. Dabei geht die Wirtschaftswissenschaft von einer unpersönlichen Strömungsbewegung aus. Diese anonymen Kräfte können ungerechte Normen setzen, etwa die Ausbeutung in den armen Ländern.

Auch wird es plötzlich normal, dass alle immer nach mehr streben, dass Gier und Geiz plötzlich «geil» sind. Hier warnt uns Jesus: «Seht euch vor und hütet euch vor jeder Art Habgier! Denn auch dem, der im Überfluss lebt, wächst sein Leben nicht aus dem Besitz zu.» (Lukas 12,15)

Dem Mainstream widerstehen

Als Einzelne empfinden wir den Druck der Marktkräfte stark. Können wir dem Mainstream alleine widerstehen? Wenn wir etwa auf unfair produzierte Kleider verzichten, haben wir den Eindruck, uns beschneiden zu müssen und uns von den Anderen zu unterscheiden. Aber ist das so schlimm? Wir alle suchen zwar die Anerkennung von Mitmenschen und ahmen sie mehr oder weniger nach. Aber eigentlich streben wir damit nach Gemeinschaft, nicht nach Konformität.

Auch die Selbstverwirklichung ist ein treibender Faktor, den auch wir Christen immer wieder mit Konsum und Arbeit zu befriedigen suchen. Dabei kommen Gott und der Nächste zu kurz. Doch eigentlich würde weniger Konsum (weniger Ausgaben) und weniger Arbeit (weniger Einnahmen) Raum für den Dienst an Gott und am Nächsten schaffen.

Wie wirkt sich unser Marktverhalten konkret auf andere Menschen aus? Ein anschauliches Beispiel dazu gibt die eingangs erwähnte Textilindustrie: Wie gesagt, hat die Marktlogik Textilfirmen jüngst dazu getrieben, von Bangladesch nach Äthiopien zu delokalisieren, weil sie dort noch billiger produzieren können. Das alles für die «Kostenoptimierung», damit ihr Angebot wettbewerbsfähig (möglichst billig) bleibt. Dabei können die Näherinnen von ihrem Lohn nicht anständig leben, obschon 1 Franken mehr pro Kleidungsstück oft reichen würde, um einen existenzsicherenden Lohn zu garantieren. Die Firmen rechtfertigen ihr Verhalten damit, die Kunden seien nicht zu höheren Preisen bereit.

Nicht der Preis allein

Aber für die Konsumenten ist es auf einem weltweiten Markt sehr schwierig, die Arbeitsbedingungen für alle Produktionsschritte ihres T-Shirts zu kennen. Der Erfolg der Fairtrade-Labels, die genau diese Transparenz gewähren, zeigt, dass immer mehr Konsumenten bereit sind, für einen fairen Preis auch tiefer in die Tasche zu greifen. Ähnliches gilt bei den Mobiltelefonen mit dem Experiment «Fairphone». Sind wir Christen bereit, uns als Konsumenten von den «Marktkräften» zu lösen und andere, gerechtere Kriterien als nur den Preis in den Kaufentscheid einfliessen zu lassen?

Insbesondere im Nahrungsmittelbereich gibt es immer mehr Fairtrade-Produkte. Neben den Weltläden finden wir auch in Grossverteilern wie Coop, Migros oder Aldi zusehends Kaffee, diverse Fruchtsäfte, Tee, Schokolade, Marmelade, Honig, Reis, div. Getreidearten und vieles mehr. Was für uns ein paar Rappen mehr kostet bedeutet für eine Bauernfamilie im Süden ein existenzsicherndes Einkommen. Mit einem konsequenten Konsumverhalten unsererseits ermutigen wir die Dienstleistungsbetriebe, ihr Sortiment umzustellen, und zwingen damit die Grosskonzerne wie Nestlé, Coca Cola etc., für die Grundnahrungsmittel (endlich) faire Preise zu bezahlen.

Den Willen Gottes finden

Wir wissen, dass die Probleme unserer Welt mit unserer Ablösung von Gott zusammen hängen. Niemand in dieser Welt stimmt ganz mit Gottes Plan überein (Röm. 3,10ff.). Eine Auswirkung davon ist, dass die Menschen unbedacht der Marktlogik folgen, womit sich der Markt in eine menschenfeindliche Richtung entwickelt. Jesus will uns helfen, uns hiervon zu befreien und den «Willen Gottes» zu finden.

Es ist klar, dass in der Kostenminimierung der Textilindustrie lebenszerstörende (Markt-) Mächte am Werk sind. Hier brauchen unsere Mitmenschen unser Zeugnis dringend. In Wort und Tat. Sind wir so sehr von Jesus angezündet, dass wir uns vom «Schema dieser Welt» verabschieden? – Auch wenn es etwas (mehr) kostet?


Mehr Infos:

Erstmals erschienen in Wort+Wärch, Mai 2015. egw.ch/wortwaerch

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Einkaufshilfe für (mehr oder weniger) Junge

Wir alle kaufen Sachen, einige braucht man, wie das tägliche Essen, oder Kleider zum Anziehen. Aber manchmal kaufen wir etwas weil es Spass macht, wir gehen mit Freunden, kaufen Kleider, ein Smartphone, Games, Kosmetik oder anderes.

Überall sagen uns die Werbung, die Kollegen oder Sport- und Filmstars was angesagt ist. Lassen wir uns davon beeinflussen?

Als Christinnen und Christen können wir uns aber auch noch ein paar andere Fragen stellen zum unseren Shopping Gewohnheiten. Hier sind ein paar die ihr mit euren Freunden diskutieren könnt.

Wo findet ihr für euch eine Antwort, wo nicht? Wie könnt Ihr weitergehen (s. hier)?

1. Wieso genau das?

  • Weil es alle meine Freunde auch haben.
  • Weil es total cool ist.
  • Meine Freunde mich auslachen dass ich das nicht auch habe.

2. Leute und Umwelt

  • Was ist mit den Leuten, die dieses Teil hergestellt haben? Bekommen sie genug Lohn? Welche Arbeitsbedingungen haben sie?
  • Wie steht es mir der Umwelt?  Wird Wasser verschmutzt? Werden Leute krank? Wieviel Energie wird verschwendet bei der Herstellung?
  • Weiss ich wo ich über all diese Fragen Auskunft bekommen kann?

3. Meine Beziehungen

  • Wenn ich mir das kaufe, hält es mich dann ab, mich mit Freunden oder der Familie zu treffen? Besteht die Gefahr dass ich  „asozial“ werde?
  • (z.B. Ein Computer Game, X-Box etc.)
  • Was könnte ich stattdessen kaufen?

4. Brauche ich das wirklich?

  • Könnte ich das alte (Handy, Pad etc.) noch länger brauchen?
  • Habe ich nicht schon genug Hosen, Röcke, T-Shirts, Pullis usw.?
  • Wie viel wäre eigentlich genug?
  • Habe ich auch genug Zeit, das was ich kaufen will zu benutzen?

5. Kann ich so viel Geld dafür ausgeben?

  • Habe ich das nötige Geld?
  • Muss ich mir Geld leihen – Wie und wann bezahle ich es zurück?
  • Würde ich das Geld nicht besser für etwas Anderes (Dringenderes) einsetzten?

6. Stimmt der Zeitpunkt?

  • Könnte ich auch noch länger warten, dieses Teil zu kaufen?
  • Könnte ich auch ganz darauf verzichten? Könnte ich stattdessen mit dem Geld jemandem helfen? (Z. B. Flüchtlingskindern in Syrien helfen, eine Patenschaft für ein Kind übernehmen und ihm den Schulbesuch ermöglichen, einer Familie in der Gemeinde oder Nachbarschaft helfen der es nicht gut geht…)
  • Oder könntest du das Geld sparen? Wofür?

7. Gibt es Alternativen?

  • Gäbe es dasselbe als Occasion/Second Hand?
  • Könnte ich es mit Freund/innen gemeinsam anschaffen?
  • Könnte ich selber etwas Entsprechendes herstellen?

8. Einige Bibelverse

  • Philipper 2,5-11: Er kommt vom Himmel
  • Timotheus 6,7-8: Nackt geboren, nackt gestorben…
  • Sprüche 30,8-9: Weder zu viel, noch zu wenig
  • Lukas 12,13-34: Jesus über Geld
  • Lukas 16,1-15: Gott und das Geld

Was steht auf meinem Shopping-Zettel

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Input an der Feier zum Chouf-nüt-Tag 2012 in der Heiliggeistkirche in Bern.

Zachäus begegnet Jesus, Lk 19,1-10 NGÜ

Was für eine Transformation! Gehen wir doch dem ein bisschen auf die Spur, wie dieser Zachäus verwandelt wird. Zachäus lebt in der Grenzstadt Jericho. Er ist oberster Zolleinnehmer. Die Gesellschaft blickt verächtlich auf ihn als auf einen, der mit unlauteren Machenschaften Geld scheffelt, der einen riesigen Lohn einsackt auf Kosten anderer. Das Horten für sich selbst ist sein Geschäft. Zusätzlich treibt er als Chef des Zolls Händel mit Heiden, was frommen Juden ein Dorn im Auge ist. Als Handlanger der römischen Besatzungsmacht ist er in seiner Gesellschaft geächtet.

Seine Position könnte ihn selbstgenügsam und verschlossen machen, reich und satt. Aber nein, es ist ganz anders. Als er davon hört, dass Jesus durch die Stadt zieht, von dem er schon einiges gehört hat, ist er neugierig. Seine Neugier lässt ihn einen Weg pfaden durch die Menge und sich einen Platz suchen auf dem Maulbeerfeigenbaum. Dort klettert er hinauf, in der Hoffnung, dass er dort eine privilegierte Sicht auf das Geschehen hat, im Sinne von: Sehen, aber nicht gesehen werden.

Jesus zieht zielstrebig durch Jericho weiter, sein Ziel Jerusalem fest im Blick. Doch unerwarteterweise lässt er sich aufhalten. Er steuert geradewegs auf Zachäus zu, er scheint ihn und seine Sehnsucht genau zu kennen und spricht ihn mit seinem Namen an: „Zachäus, komm schnell herunter! Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein.“

Eigentlich ist das ja ziemlich frech von Jesus, sich einfach so selber einzuladen. Geht es ihm denn darum, etwas zu bekommen, ein feines Essen serviert zu kriegen? Zachäus freut sich auf jeden Fall und steigt schnell auf das Angebot ein. „Was? Genau zu mir will der kommen, wo mich doch alle wegen meinem Beruf und Lebensstil als Sünder verachten?!“

Eine freche Selbsteinladung

Bleiben wir noch einen Moment bei der Selbsteinladung von Jesus. Er macht einfach direkt einen Schritt auf Zachäus zu, er gibt ihm zu erkennen, dass er für ihn wichtig ist und in sein Leben eintreten will, mit ihm Gemeinschaft haben will. Zachäus empfindet das nicht als Eindringen in seine Privatsphäre, sondern als Angebot, auf das er gern einsteigt.

Die Situation erinnert mich an etwas, was ich einmal selbst erlebt habe: In meiner Wohnung musste unerwarteterweise das ganze Badezimmer herausgerissen und erneuert werden. Also sass ich ohne Dusche, ja zum Teil sogar ohne WC und Hahnenwasser da! Und was blieb mir da anderes übrig als bei meinen Nachbarinnen anzuklopfen. „Grüezi, dürfte ich vielleicht bei Ihnen duschen kommen?“ Ich musste einfach ganz unverfroren auf meine Nachbarinnen zugehen und mich bei ihnen zum Duschen einladen. Ich musste meine Bedürftigkeit und Abhängigkeit eingestehen und auf ihre Unkompliziertheit und Grosszügigkeit hoffen. Diese etwas peinliche Selbsteinladung war eine gute Gelegenheit, Beziehung zu schaffen. Es ergab sich immer eine gute Gelegenheit zum Gespräch – die unangenehme Situation schaffte eine Brücke zu meinen Nachbarn.

Eine solche freche Selbsteinladung kann wirklich Begegnung schaffen, kann Wandel von Beziehungen bewirken, ähnlich wie bei Jesus und Zachäus.

Was für ein Wandel!

Und was für einen Wandel das bei Zachäus bewirkt hat! Dass Jesus bei ihm einkehrt, „bei ihm bleiben muss“ wie es im griechischen Originaltext heisst, haut ihn völlig von den Socken. Er, der gesellschaftlich Geächtete, der Gefangene seines luxuriösen Lebensstils, begegnet in Jesus Gott, dem „Freund des Lebens“. Gott, vor dem die ganze Welt wie ein Stäubchen auf der Waage, wie ein Tautropfen ist (Weish 11,22), wendet sich in Jesus diesem Zachäus zu. Aus der Masse heraus ruft ihn Jesus beim Namen, nimmt ihn persönlich ernst, in seiner ganzen komplizierten Lebenssituation. Und das führt zu einem radikalen Wendepunkt in seinem Leben.

Zachäus, dessen Beruf es ist, mit Zahlen zu hantieren und durch schlaue Tricks ein paar Prozent mehr für sich selbst herauszuschlagen, wird plötzlich mit der überströmenden Quelle des Lebens konfrontiert. Und das löst wasserfallartig einen Strom der Grosszügigkeit bei ihm aus:

„Die Hälfte meines Besitzes will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand etwas erpresst habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.“

Zachäus, der sonst jedes mögliche Prozent für sich einheimsen wollte, sieht sich plötzlich mit etwas anderem als der Logik der Zahlen konfrontiert, weil er vor Gott persönlich zählt.

Er will nicht nur, wie es das mosaische Gesetz fordert, den Betrag zurückzahlen, um den er andere betrogen hat, sondern das Vierfache (400%!). Er will nicht nur den vom jüdischen Religionsgesetz verlangten Zehnten (10%) seines Einkommens den Armen geben, sondern viel mehr, ganz aus eigenem Antrieb. – Wir in der heutigen Schweiz sind ja noch nicht einmal bei 0,7 % angekommen.

Zachäus schenkt vierfach zurück, er versprüht etwas von Gottes Gerechtigkeit in alle vier Himmelsrichtungen. Er ist befreit worden von der Logik des Hortens, weil er dem begegnet ist, der die Fülle des Lebens für alle bereithält. Er muss nicht immer noch mehr für sich selber anhäufen. Er hat erfahren: Das Beste im Leben ist gratis: Begegnung, Wertschätzung, Zuwendung. Zachäus erlebt eine regelrechte Explosion der Grosszügigkeit, weil er dem Freund des Lebens begegnet ist, der in seiner Gnade – lateinisch gratia – grenzenlos schenkt.

Sohn Abrahams

Darum ist es wohl kein Zufall, dass Jesus Zachäus einen „Sohn Abrahams“ nennt. In erster Linie bedeutet das, dass er aus dem alttestamentlichen Bundesvolk nicht ausgeschlossen ist, weil Jesus ihm einen Weg zur Umkehr ermöglicht. Wenn ich „Abraham“ höre, klingen bei mir aber auch die Geschichten aus der Genesis an, die Abraham als einen ausserordentlich grosszügigen Gastgeber schildern. Ihr kennt sicher die berühmte russische Ikone von Rubljew, auf der die drei geheimnisvollen Männer abgebildet sind, die Abraham bei sich beherbergt. In ihnen ist er Gott begegnet – Christen haben später darin eine Vorahnung der Begegnung mit dem einen Gott in drei Personen gesehen. Durch seine Grosszügigkeit und Gastfreundschaft hat Abraham Gott Raum gegeben, ist er dem Freund des Lebens begegnet. Und zwar so intim, dass die heilige Schrift beider Testamente und sogar auch der Koran ihn selbst „Freund Gottes“ nennt (Jak 2,23; Jes 41,8; Sure 4,125). Auch Abraham ist durch die Grosszügigkeit seines Glaubens der Logik der Zahlen entwichen:

Gott sprach zu ihm: „Sieh doch zum Himmel hinauf, und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein“ (Gen 15,5). Ein hoffnungsloses Unterfangen, Nachkommen zu zählen, die ihm so zahlreich wie der Sand am Meer und die Sterne am Himmel verheissen sind. Obwohl er materiell reich war, musste Abraham vor Gott seine Ohnmacht anerkennen. Trotz seines Alters und seiner Unfruchtbarkeit hat Abraham Gottes Verheissung Glauben geschenkt, und ist so zum Segen und Lebensspender für viele geworden.

Freund des Lebens

Die Begegnung mit dem Freund des Lebens, dem Zachäus und Abraham bei sich Gastfreundschaft gewährten, hat bei beiden eine regelrechte Explosion der Grosszügigkeit, ein Feuerwerk des Gebens ausgelöst.

Sie beide haben etwas gelebt von dem, was der libanesische Dichter Khalil Gibran in folgende Worte gekleidet hat:

„Sie geben, wie im Tal dort drüben die Myrte ihren Duft verströmt.
Durch ihre Hände spricht Gott,
und aus ihren Augen lächelt Er auf die Erde.“


Janique Behmann ist Pastoralassistentin der katholischen Kirche in Ittigen (BE).

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Das dritte Jahr in Folge bietet das Kollektiv Les Rebelles de Noël eine Reihe von Hilfsmitteln an, um denjenigen zu helfen, die nicht mehr wissen, wie man Weihnachten mit Ruhe, guten Begegnungen, einer helfenden Hand und der Suche nach einem Sinn gestalten kann.

Wie in den letzten beiden Jahren möchte das Kollektiv lesrebellesdenoel.ch auch in diesem Jahr zu einer anderen Art von Weihnachten inspirieren, wobei der Schwerpunkt bei den Ressourcen, die dieses Jahr über seine Website angeboten werden, auf der Spiritualität liegt.

Alte Texte, neue Überlegungen

In dem Versuch, den Protestaspekt einer bekannten Weihnachtsgeschichte hervorzuheben, wird das Kollektiv aus der französischen Schweiz an jedem der vier Adventssonntage eine neue und originelle Reflexion vorschlagen:

– „Gott, ein Baby?“ zu entdecken unter: http://vimeo.com/32479292

– „Auf dem Weg, Weihnachten zu finden“ (eine Reflexion über die Heiligen Drei Könige, ausländische Sterndeuter, die vom Kreis der Wahren und Reinen entfernt sind, aber das Fest gekostet haben)

– „Sacred Family“ (über die Familie Christi, die in einem Katalog der damaligen Zeit sicher nicht geschätzt worden wäre)

– „Im Angesicht der Gewalt“ befahl der damalige Tyrann ein Massengemetzel an Kindern. Was tun bei so viel Gewalt?

Web-Applikation – Balthasar

Um mit der Zeit zu gehen, können Sie ab dem 1. Dezember eine HTML5-Web-App auf Ihr Smartphone herunterladen oder direkt von Ihrem PC aus betrachten: Eine Figur, halb Magier und halb Weihnachtsmann, wird die „Sinnsucher“ anleiten, indem sie ihnen täglich Inhalte anbietet: ein Zitat, das zum Nachdenken anregt, ein Foto, ein Video oder ein Stück zum Herunterladen.

Kreative Videos

Ein Kurzfilm mit der Geburt Christi, der von Kindern in Gänze nachgespielt wird (allerdings werden Marie und Joseph 2011 nach Neuenburg teleportiert), ein Clip des Magnificat in Stop Motion mit Luftballons als Darsteller und der Möglichkeit, eines der Bilder des Clips zu erwerben und damit Wohltätigkeitsorganisationen oder Vorschläge für Heiligabend-Menüs zu unterstützen sowie weitere Inhalte, die im Laufe der Adventszeit auf der Website der Christmas Rebels hinzugefügt werden.

Mehrere praktische Videos über die Herstellung von Geschenken und die Berichterstattung über die Weihnachtskrippen werden ebenfalls vorgeschlagen, um den Interessierten die Möglichkeit zu geben, ein Weihnachten unter einem anderen Stern als dem des Konsumwahns zu erleben.

Wer sind die Weihnachtsrebellen?

Ein kreatives und kämpferisches Kollektiv, das für sich in Anspruch nimmt, den Werten des Evangeliums verpflichtet zu sein.

Die Kampagne 2010 machte Schlagzeilen in den religiösen Programmen des TSR und des RSR (Juste Ciel bzw. Faut pas croire), in der 12h30 des RSR, La Tribune de Genève, Le Courrier, 24 Heures, Canal Alpha, la Vie (F), Quart d’heure pour l’Essentiel, Gauche hebdo und APIC. Der Höhepunkt der Kampagne war ein lehrreicher Kurzspielfilm (9′) mit Laiendarstellern über ein verärgertes Ehepaar (der Stress der Feiertage…), das von den Rebellen gecoacht wird, um ihr schlecht gekleidetes Weihnachten zu retten.

Im Jahr zuvor, 2009, starteten die Christmas Rebels ihre erste Kampagne mit einem originellen Werbeclip zum Thema Konsum und Weihnachten (2′).

Kontakt

Philippe Kiener, Yverdon, (Mit-)Initiator

079 831 92 97 / kiener.philippe@gmail.com

Website der Kampagne: http://lesrebellesdenoel.ch

Youtube: http://www.youtube.com/user/lesrebellesdenoel

Facebook: http://www.facebook.com/lesrebellesdenoel

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Weihnachtsrevoluzzer und Chouf-nüt-Tag 2010 in den Medien.

Deutsch

Französisch

Italienisch (Ma si!)


Photo by Matt Chesin on Unsplash

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Kann Weihnachten heute noch die Welt verändern?

Yverdon/Genf, 08.12.09 – Die «Weihnachtsrevoluzzer» lancieren ihre Webseite und stellen sich mit einem Video vor. Diese Kampagne, die vom Diskussionsforum ChristNet unterstützt wird, beruht auf einem einfachen Konzept: Für Weihnachten ein Geschenk weniger einkaufen, eine geldlose Alternative dazu finden und das gesparte Geld zu einem guten Zweck einsetzen.

Die «Weihnachtsrevoluzzer» sind eine Gruppe von Christen, die ChristNet und A Rocha nahe stehen. Als logische Weiterführung des Chouf-nüt-Tags bieten sie Ideen an, wie Weihnachten «vollfett» gefeiert werden kann, ohne dabei die Bedürfnisse der Not leidenden Weltbevölkerung auszublenden.

Ein Video und eine neue Webseite

Ein Video stellt den Stress und Hyperkonsum des Weihnachtsshoppings anschaulich dar und verweist besonders auf die astronomischen Summen, die jedes Jahr ausgegeben werden; 5 Milliarden nur in der Schweiz! Es wird zum Nachdenken eingeladen, wie wir Weihnachten anders feiern können. Neben der deutschen Version gibt’s das Video auch auf Französisch.

Auf der Webseite www.weihnachtsrevoluzzer.ch werden verschiedene Weihnachtsgeschenke vorgestellt, die tatsächlich die Welt verändern können. Diese Projekte werden von verschiedenen Hilfswerken angeboten, wie Onesimo (Philippinen), Tahaddi (Libanon), FH Swiss (Ruanda), TearFund (Kenia), HEKS (Bangladesch, Kongo, Brasilien) usw.

«Feiern, weniger ausgeben – und lieben!»

Diese originelle Art, Weihnachten zu feiern folgt einem einfachen Konzept in 4 Schritten: Vollfett feiern, weniger ausgeben, mehr geben und jede/n lieben. Diese Art, Weihnachten zu erleben, entspringt direkt der (ursprünglichen) Weihnachtgeschichte und möchte diese konkret erfahrbar werden lassen.

Das Konzept wird hauptsächlich via Internet – Facebook, Youtube und verschiedene Webseiten– bekannt gemacht. Einzelne Kirchen haben bereits mit der Verbreitung des Videos begonnen, um ihre Mitglieder für das Anliegen zu sensibilisieren.

Die «Weihnachtsrevoluzzer» wenden sich an alle Menschen, die den wahren Sinn von Weihnachten (neu) entdecken möchten. Die Idee fanden sie in der nordamerikanischen Kampagne, «Advent Conspiracy», die seit 2006 existiert und im ersten Jahr 500 000 $ für den Bau von Brunnen in Liberia zusammen gebracht hat.

Infos

Webseite der Kampagne: www.weihnachtsrevoluzzer.ch

Präsentationsvideo (deutsch): www.youtube.com/watch?v=E4f3nu_EHV8

Die Weihnachtsrevoluzzer auf

– Youtube: www.youtube.com/user/lesrebellesdenoel

– Facebook: www.facebook.com/pages/Les-rebelles-de-Noel/183836692964?ref=mf

Kontakt

ChristNet: Samuel Ninck-Lehmann, samuel.ninck@christnet.ch, 022 731 71 83

Links

www.adventconspiracy.org

www.christnet.ch

Photo by Ben White on Unsplash

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Die Mutter und Ärztin Cornelia Hässig übt mit ihrer Familie das bewusste Konsumieren gemäss klar definierten Werten. Wie das im Alltag gelingt, und wo die Grenzen sind, beantwortet sie in unserem Interview.

Ruth M. Michel: Cornelia Hässig, welche Stichworte fallen dir zum Thema „konsumieren“ ein? 
Dr. Cornelia Hässig: Erstens: Die heutige Werbung ist auf Dauerkonsum ausgerichtet. Zweitens: Die meisten Leute denken nicht an die weltpolitischen Konsequenzen ihres Konsumverhaltens. Drittens: Konsum ist wie ein neuer Gott; der Götze der heutigen Zeit, der vorgaukelt: „Je mehr du konsumierst, desto glücklicher bist du.“

 

Du kannst dich davon ausnehmen?
Zu 98 % schon. Ich kaufe bewusst ein. „Lädele“ beispielsweise sagt mir nichts.

 

Was heisst für dich „verantwortungsbewusst konsumieren“? 
Ich stelle mir Fragen wie

– Brauche ich diese Produkte, diese Dienstleistung überhaupt? Bei Lebensmitteln ist dies einfacher zu beantworten als bei Kleidern, wo die Kinder diese Frage anders beantworten als ich.

– Wie produziert? Woraus? Woher? Transportweg? Qualität? Saisongerecht?

Ich bevorzuge Güter mit einem kurzen Transportweg. Damit kann ich als Konsumentin den Energieverbrauch beeinflussen. Ein Beispiel: Kaufe ich schon im Februar Spargeln aus Kalifornien, oder warte ich, bis jene aus dem Züricher Oberland angeboten werden? Transportwege belasten die Umwelt. Südfrüchte aus Spanien und Italien liegen drin. Aber bei uns gibt es keine Erdbeeren aus Spanien. Da warte ich auf die Schweizer Früchte, und dann schwelgen wir so richtig im Saisonalen. Das ist ein bewusster, momentaner Verzicht mit Erlebniswert: einem intensiveren Genuss. Oder: Ich kaufe IP-Milch, die in Uster, kaum 10 Kilometer von uns entfernt, produziert wird, obwohl ich eigentlich Bio-Produkte vorziehe.

 

Welche Werte leiten dich beim Konsumieren? 
– Kleinräumig einkaufen: Lokaler Bäcker, Käse, Milchprodukte, obwohl es normalerweise teurer ist als beim Grossverteiler.

– Ökologisch: Biologisch angebaut, kurze Transportwege, wenig Energieeinsatz bei der Herstellung (kein Hors-Sol-Gemüse). Ich habe auch einen eigenen Garten.

– Kein Gentechfood. Zum Beispiel keine Leisi-Produkte mehr. Als Konsumentin übe ich Macht aus. Gentech-Food konnte in der Schweiz nicht Fuss fassen, weil die Leute es nicht kaufen wollten. Leisi behält sich vor, Gentech-Produkte einzusetzen. Deshalb kaufe ich ihre Produkte nicht.

 

Wie informierst du dich? 
In der Tagespresse und durch kurz gefasste Publikationen von Fachgruppen, z.B. von der Erklärung von Bern (EvB)1.

 

Denkst du beim Kaufen an die Menschen, die den Artikel produziert haben? 
Nicht mehr immer ganz bewusst, weil sich das Wissen mit den Jahren automatisiert hat. Ich weiss einfach, unter welchen Umständen Bauern in Afrika Kaffee oder Tee anbauen. Mit dieser jahrelangen Übung ist das bewusste Konsumieren auch nicht mehr so aufwändig. Zudem bin ich lockerer geworden, d.h. ich bin nicht mehr ganz so streng und konsequent. Denn je grösser die Familie ist, desto höher sind die Ausgaben. So kann ich nicht mehr alles hundertprozentig durchziehen, bei Kleidern beispielsweise. Ich will nicht Hosen für 200 Franken kaufen (wie sie der Naturkatalog anbietet). Weil mich kein Statusdenken prägt, kaufe ich viel im Brockenhaus oder anderen Secondhand-Läden ein. So verhelfe ich einem Kleidungsstück zu einer längeren Lebensdauer, auch wenn es unter unguten Bedingungen produziert worden ist. Auch Switcher-Laden, Migros und Coop sind vertretbar. Zudem trage ich die Kleider, bis sie „zerfallen.“

 

Oft höre ich den Einwand: „Diese Art des Konsumierens ist mir viel zu aufwändig.“ Warum leistest du diesen Aufwand?

Gerechtigkeit leben ist ein biblischer Anspruch. Gerechtigkeit den produzierenden Menschen in der Schweiz und in der dritten Welt, aber auch den nachfolgenden Generationen gegenüber. Ich will nicht zur Vernichtung von Arbeitsplätzen beitragen. Zum Ehren und Bewahren der Schöpfung gehört, dass ich nicht unnötig die Luft verpeste.

 

Die letzten Monate waren in der Schweiz geprägt von einer „Geiz ist geil“-Mentalität und dem Kostendruck auf die Detailhändler. Welche Rolle spielt der Preis bei deinen Einkaufs-Entscheiden? 
Das Produkt darf nicht fünf Mal teurer sein. Aber auch ein in der Boutique gekauftes Kleidungsstück kann unter schlimmen Arbeitsbedingungen hergestellt worden sein.

 

Wie erklärst du deinen Teenagern, dass sie keine Kleider z.B. von H&M kaufen sollten, weil die Produzenten nur minimale Sozial- und Ökostandards gewährleisten? 
Als Mutter kann ich Samen streuen und hoffen, dass etwas hängen bleibt. Mit interessanten Materialien der Erklärung von Bern studieren wir zusammen, welcher Hersteller und Verkäufer nach welchen Kriterien arbeitet. Zum Beispiel wie viel eine Nike-Näherin verdient im Vergleich zu einer Migrosnäherin. Die Broschüre „Prêt-à-Partager“ eignet sich vorzüglich dazu (vgl. Seite 16).

 

Inwieweit leiten dich „Labels“ beim bewussten Konsumentscheid? 
Ein Beispiel ist MSC für Fisch. Wobei es oft mühsam ist, Fische mit diesem Label zu finden. Deshalb kaufe ich sie auf dem Markt, weil in der Migros wenig angeboten wird. Ich verzichte also auf Meeresfische, weil die Meere sowieso eher überfischt sind. Dann Bio, Max Havelaar, KAG (Eier), FSC (Holz), bei Coop Agri-Natura, Kleider von der Migros.

 

Warum und worauf verzichtest du bewusst? 
Als Familie verzichten wir auf ein Auto, auf grossen Wohnraum und nach Möglichkeit auf weite Flüge, zum Beispiel nur alle 15 Jahre ein Fernflug und alle 5 Jahre nach Kreta. Dann ist es aber etwas Besonderes. Ich verzichte auf das Mitgehen mit der Mode. Und ich verzichte bewusst auf die Ausübung meines Berufes als Ärztin und damit auf ein zweites Einkommen, um für die Kinder da zu sein.

Das heutige Freizeitverhalten ist oft mit Energiekonsum verbunden. Tennis wird bei uns im Sommer gespielt, nicht im Winter in der geheizten Halle.

 

Was sagst du zum Einwand: „Einzelaktionen nützen doch nichts, sie sind nur ein Tropfen auf den heissen Stein“?
Konsumdruck von unten kann etwas auslösen, wie die Beispiele Bananen oder Genfood zeigen. Das Beispiel Gentechnologie zeigt, dass Einzelaktionen Wirkung haben, wenn sie breit abgestützt sind. Max Havelaar hat sich trotz jahrelangem Sperren der Grossverteiler dank der Beharrlichkeit der Verbraucher heute durchgesetzt.

 

Macht das Boykottieren von bestimmten Produkten oder Firmen Sinn? 
Warum nicht? Aber wenn man boykottiert, muss man es die Firma wissen lassen und mailen oder Briefe schreiben.

 

Welche Möglichkeiten habe ich neben meinem privaten Kaufentscheid auf gesellschaftspolitischer Ebene?
Der Erklärung von Bern beitreten. So hat diese Organisation eine Stimme mehr und damit mehr Macht auf politischer Ebene. Oder ich trage die Clean-Cloth-Campaign mit, die bis heute schon viel erreicht hat. Ich wähle diejenige Partei, die bezüglich Konsumfragen oder Umgang mit Flüchtlingen vernünftige Positionen vertritt.

 

Wie bringst du dich auf einen Wissenstand, der dir bewusstes, zum Beispiel saisongerechtes, Konsumieren ermöglicht? 
Das Grundwissen habe ich aus Büchern zum Thema. Was ist saisongerecht? Beim Grossverteiler kann man es nicht mehr lernen, man muss sich eine Tabelle anschaffen. Am einfachsten ist das Wissen mit einem eigenen Garten zu erlernen. Ein weit verbreitetes Vorurteil ist, dass es im Winter kein gescheites Gemüse gäbe. Es gibt aber Lagergemüse. Und auf dem Markt oder beim Bio-Bauern sind gewisse Gemüsesorten erhältlich, die wir gar nicht mehr kennen, z.B. Wurzelgemüse wie Pastinaken. Ich habe ausserdem die kurz gefassten, guten Informationen der „Erklärung von Bern“, der „Schweiz. Arbeitsgruppe Gentechnologie“ und den „Basler Appell Gentechnologie“ abonniert. Auch lese ich die WWF-Informationen.

 

Wie begeisterst du Menschen, eurem Beispiel zu folgen? 
Diese Anfangshürde, sich Basisinformationen anzueignen, muss jede und jeder nehmen. Nachher automatisiert sich vieles. Wichtig ist, dass wir in Beziehungen investieren statt viel zu konsumieren. Selbstverwirklichung durch Konsum ist beziehungsfeindlich.

Für mich ist es ein geistliches, von der Bibel her gegebenes Muss, mich mit Konsumthemen zu beschäftigen. Ich bin aber nicht dogmatisch, wenn meine Familie keinen Vollreis mag. Ich kann die Welt nicht retten, aber ich werde einst vor Gott stehen und will ihm dann Antwort geben können auf die Frage, wie ich Gerechtigkeit gelebt und Sorge zur Umwelt getragen habe. Ich will sagen können: „Ich habe getan, was ich konnte.“ So steht hinter allem Konsumieren die Frage: „Kann ich vor Gott verantworten, wie ich gelebt habe?“

Dr. med. Cornelia Hässig, 45, ist Familienfrau, Waldspielgruppenleiterin und – zurzeit nicht praktizierende – Ärztin. Sie ist verheiratet mit Werner. Das Paar hat drei Kinder im Alter von 16, 11 und 9 Jahren).

Autorin: Ruth. M. Michel

Quelle: Bausteine/VBG

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„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“. Johannes 14,6

„Die Wahrheit wird euch frei machen.“ Johannes 8,32

Riemann Verlag / Bertelsmann ISBN 3-570-50018-7

Auszüge aus Kapitel 15 „Der Markenbumerang“ (S. 355 ff.)

 

Das Branding hat, wie wir gesehen haben, grosse Ähnlichkeit mit einem Ballon: Es lässt sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit aufblasen, enthält jedoch nichts als heisse Luft. …Kritiker.. brennen darauf, den Ballon mit spitzer Feder zum Platzen zu bringen und die kläglichen Gummireste fallen zu sehen. Je ehrgeiziger ein Konzern die Kulturlandschaft markiert hat und je unvorsichtiger er seine Arbeiter im Stich gelassen hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass er ein stilles Bataillon von Kritikern herangezüchtet hat, die nur darauf warten zuzustechen. Ausserdem macht das Rezept des Brandings die Konzerne sehr verwundbar für die naheliegendste Taktik im Arsenal von Aktivisten: Man bringt die Produktionsmethoden eines Konzerns in Konflikt mit seinem Markenimage…

 

..“Wenn sie für irgendein Produkt Werbung machen“, lautet die berühmte Warnung von Helen Woodward, einer einflussreichen Werbetexterin der Zwanzigerjahre, „sehen Sie sich nie die Fabrik an, wo es hergestellt wird.. Sehen Sie den Leuten nicht bei der Arbeit zu,,, denn, sehen Sie, wenn Sie die Wahrheit über irgendetwas wissen, die wirkliche innerste Wahrheit, dann ist es sehr schwer, die oberflächliche Schaumschlägerei zu schreiben, durch die es verkauft wird“.

 

Lora Jo Foo zieht bei ihren Seminaren über Sweatshops jedes Mal eine Schere heraus und fordert die TeilnehmerInnen auf, die Labels von ihrer Kleidung zu schneiden….Auf einer Weltkarte versammeln sich die kleinen Flicken zu einem Wald: Liz Claiborne, GAP, Calvin Klein, .. in Asien, Lateinamerika. Nach dem Aufkleben verfolgt Foo die globale Reiseroute eines Konzerns. Sie beginnt, als seine Produkte noch in Nordamerika hergestellt wurden, dann führt sie nach Japan und Südkorea, dann nach Indonesien und zu den Philippinen, dann nach China und Vietnam.

 

Jiu-Jitsu Strategie: den künstlichen Glanz einer Marke gegen sie selbst wenden! Man lädt einen Arbeiter aus der Dritten Welt ein und lässt ihn, vor vielen laufenden Kameras, einen Superstore in der Ersten Welt besuchen. Nur wenige Nachrichtenmacher können dem höchst fernsehgerechten Moment widerstehen, wenn einem indonesischen Nike-Arbeiter der Mund offen stehen bleibt, weil die Schuhe, die er für zwei Dollar am Tag produziert, im Nike Town von San Francisco 120 Dollar kosten.

 

Charles Kernaghan vom National Labour Committee NLC … nimmt bei Besuchen in Exportzonen in Haiti und El Salvador seine Tragtasche mit Logo ? Kleidung samt Preisschildchen mit: „Bevor ich nach Haiti aufbrach, ging ich in einen Wal-Mart auf Long Island und kaufte mehrere Kleidungsstücke von Disney, die auf Haiti hergestellt waren. Ich zeigte sie einem Haufen Arbeiter, und sie erkannten sofort die Kleidung, die sie hergestellt hatten … Ich hilet ein Pocahontas-T-Shirt Grösse 4 in die Höhe. Ich zeigte ihnen das Preisschild, 10,97 Dollar. Aber erst als ich die 11 Dollar in die Landeswährung umrechnete ? 172 Gourdes ? schrien alle Arbeiter plötzlich auf vor Schock, Unglauben, Wut und mit einer Mischung von Schmerz und Traurigkeit, wobei sie die Augen fest auf das Pocahontas-Shirt geheftet hielten … An einem einzigen Tag verarbeiteten sie Hunderte von Disney-T-Shirts. Doch der US-Verkaufspreis eines einzigen T-Shirts betrug fast das Fünffache ihres Tageslohns.

 

Slogans der internationalen Anti-Nike-Bewegung:

Just Don’t Do it ? Nike, do It Just ? Just Boycott It ? Nein, Ich Kaufe Es nicht! ?

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Wie kann man dem Materialismus widerstehen? Jesus Christus äusserte sich sehr scharf über die Habsucht. Aber trotz dieser Warnung sind auch Christen sehr empfänglich für den Reiz eines materialistischen Lebensstiles, klagt der Psychologe Dr. Ray Guarendi.

Guarendi, Autor, Rundfunkmoderator und Vater von 10 Kindern, äussert sich darüber, wie sehr die Leute dem Konsum verfallen sind und welchen Schaden die Habsucht den einzelnen Menschen zufügen kann.

Zenit: Die Menschen in einer freien Gesellschaft sind überflutet von Wahlmöglichkeiten bei praktisch fast allen Aspekten des Lebens: Wohnung, Beruf, äusserer Erscheinung, Beziehungen, Besitz. Was beeinflusst die Menschen an meisten ? ohne dass es ihnen bewusst ist?

Ray Guarendi: Das Konsumverhalten scheint mir an erster Stelle zu stehen. Wir sind einfach so tief in ihr drin, dass wir es überhaupt nicht mehr merken. Unser Verlangen nach Besitz verdrängt alles. Wir werden von ihm abgelenkt, in Besitz genommen, angelockt und verführt. Selbst Christen finden dadurch nicht einmal mehr die Zeit über Gott nachzudenken. Deswegen hat wohl Jesus im Neuen Testament viel von der Habsucht gesprochen.

In unserer Kultur gilt Konsument zu sein als das gute Leben ? aber es lenkt uns von dem eine Ewigkeit lang währenden guten Leben ab. Adam und Eva hatten alles, bis auf einen Baum. Und natürlich, genau den wollten sie am meisten.

Wenn der Materialismus so zunimmt, welches sind die Auswirkungen dieses Phänomens auf Ehen, Familien und Kinder, die Sieals Psychotherapeut erfahren?

Das Erste, was ich als Therapeut mit einem Kind mache, das ein Verhaltensproblem hat: Ich bitte die Eltern, sich neu einen Überblick zu verschaffen, was für Spielzeug und was für Freizeitbeschäftigungen es hat und was es alles darf. Die Kinder schwimmen in Spielzeug und Freizeitbeschäftigungen, und das wirkt sich auf ihr Verhalten aus.

Einer der drei Hauptstressfaktoren in den Ehen und Familien sind die Finanzen. Unsere Unzufriedenheit über unserer Finanzen, unsere Wohnungen und unsere Möglichkeiten, Dinge zu kaufen, ist himmelhoch.

Und weil unser Verlangen nach Besitz so gross ist, müssen wir arbeiten. Das bedeutet, dass Papa und manchmal Mama den ganzen Tag von zu Hause fort sind, damit sie und ihre Kinder alles haben können, was sie wollen. Dies führt zu dem, was ich das ?Kompensationssystem arbeitender Eltern? nenne.

Die Mütter wollen oft gar nicht arbeiten, sie denken aber, dass sie arbeiten müssen, wegen der in der Familie herrschenden Gewohnheit, Geld auszugeben. Sie sind müde, wenn sie nach Hause kommen, sie fühlen sich schuldig, weil sie nicht genug Zeit mit ihren Kindern verbringen, und sie scheuen sich, diese kurze Zeit damit zu verbringen, ihre Kinder zu bestrafen, wenn sie sich schlecht benehmen.

Das beeinträchtigt ihre Erziehungsvorsätze und hält sie davon ab, wirklich Eltern zu sein. Wenn Eltern lange arbeiten oder Überstunden machen, können sie ihre Kinder nicht beaufsichtigen; ihre Kinder sind was die Erziehung angeht, auf sich selbst gestellt.

Und die Männer?

Die Ehemänner gehen ihren Hobbys häufig mehr nach als Ehefrauen es tun, weil ihnen gesagt wird, sie müssten sie unbedingt haben, um ein rechter Mann zu sein und das Leben zu geniessen. Aus Oberflächlichkeit wollen Männer die neuesten, besten Sachen haben, und manchmal schliesst das Ehefrauen ein. Sie denken, ?meine Frau wird älter; es gibt bestimmt noch ein besseres, neueres Modell.?

Wenn man daran gewöhnt wird, Sachen haben zu wollen, machen die Ansprüche nicht bei unbelebten Objekten Halt. Man will andere Menschen haben, andere Beziehungen, die einem als etwas Besseres erscheinen als die jetzigen. Wenn man mit dem unzufrieden ist, was man hat, hört es nicht bei Konsumgütern auf. Eine solche Haltung führt oft zu Affären und zu einem allgemein von Unzufriedenheit geprägten Verhaltensmuster.

Unzufriedenheit hängt nicht mit dem zusammen, was wir haben sondern mit dem Abstand zwischen dem, was wir haben und dem, was wir haben wollen.

Wir leben in einer Kultur, in der unsere Aufmerksamkeitsspanne kurz ist. Wir definieren das Gutsein des Lebens nach seiner Veränderbarkeit, seiner Fortschrittlichkeit und Wandelbarkeit. Sich auf etwas auf Lebenszeit festzulegen, wie zum Beispiel auf die Ehe, kann einem psychologisch so vorkommen, als müsse man dabei ersticken. Wir können uns nicht auf ein Ding festlegen. Auf Tradition, Hingabe und Beständigkeit wird herabgesehen. Leider ist es so, dass wir genau die Dinge als gut würdigen, die unsere Kultur zerstören können.

Was für Fragen können sich die Menschen und vor allem Eltern stellen, um festzustellen, wie weit er bei ihnen eingedrungen ist?

Ich will einige Dinge nennen, die man sich fragen kann: Wie viel Spielraum habe ich in meinem Leben? Habe ich freie Zeit? Habe ich Geld übrig? Energie übrig? Bin ich zu beschäftigt, um irgendetwas für irgendjemanden zu tun? Überprüfen Sie Ihre Beschäftigungen und schauen Sie, wie viel davon nötig ist.

Sie müssen schauen, was Ihre Zeit in Anspruch nimmt und ob Sie es rechtfertigen können. Auch wenn Sie sich Dinge leisten können, müssen Sie sie nicht haben. Überprüfen Sie, wie viel Sorgfalt Sie auf Besitz verwenden, besonders auf Ihre Steckenpferde und grossen Besitztümer. Fragen Sie sich: Vernachlässige ich andere, um mich stattdessen um all meine Sachen zu kümmern? Welche Zeit wende ich auf für meine Kinder und meine Familie?

Falls Sie ein grosses Haus besitzen: auch wenn Sie es bezahlen können, es zu erhalten frisst eine Menge Ihrer Zeit. Gott wird nicht fragen, wie gross Ihr Haus war. Er wird Sie fragen, wie viel Zeit Sie mit Ihrer Familie verbracht haben.

Wie viel Sachen haben meine Kinder? Kinder brauchen ungefähr fünf Spielsachen, wenn?s hochkommt. Sie können zeichnen, lesen und Dinge erfinden. Ich benutze als Faustregel: 90 Prozent von dem, was Kinder haben, sollten Sie weg geben. Es erspart Ihnen Enttäuschungen mit den Kindern, und diese sind dankbarer und benehmen sich besser.

Beeinträchtigt mein Besitz meine Fähigkeit, zu helfen und Beziehungen zu Menschen zu haben? Je mehr Sie besitzen, desto mehr werden Sie davon in Besitz genommen.

Wie kann man praktisch darauf reagieren?

Ganz einfach: Geben sie die Sachen weg, beziehungsweise kaufen Sie sie nicht. Gehen Sie durch Ihr Haus; zählen Sie alle Dinge, die da herumstehen, liegen oder hängen. Sie dienen keinem anderen Zweck als unser Leben zu verschönern.

Überprüfen Sie, wie Sie Ihr Geld ausgeben. Wenn jemand leidet und Ihre Hilfe braucht, geben Sie nur fünf Franken, um ihm zu helfen? Warum geben Sie ihm nicht mehr? Der Konsumismus ist eine Fortsetzung des in sich selbst Aufgehens ? so besteht das Leben darin, etwas zu bekommen und nicht zu geben. Wir müssen auf uns, unsere Häuser und unseren Lebensstil mit einem objektiven Blick schauen. Schauen Sie darauf, was Ihnen hilft, in den Himmel zu kommen und was Sie davon abhält, mit Gott zu gehen.

Quelle: http://www.zenit.org/

13.09.2004

© Jesus.ch 2004. Mit Erlaubnis verwendet.

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