~ 4 min

Es gibt kaum mehr seriöse Wissenschafter die daran zweifeln: Die Erde erwärmt sich immer mehr. Massive Klimaveränderungen und grosse Schäden müssen erwartet werden. Dies führt zu Hunger, Migrationsströmen und zahlreichen Toten. Wir können nicht mehr sagen, wir wüssten es nicht. Matthäus 25 erinnert uns daran, was Gott wichtig ist: Gutes tun und Schlechtes lassen. Und nicht Gutes lassen, obwohl es uns gesagt worden ist.

Wie wollen wir unseren Kindern in 20 Jahren erklären, warum wir gegen den Klimaschutz gestimmt haben? Werden sie uns glauben, wenn wir sagen, wir konnten es uns nicht leisten? Und was, wenn sie realisieren, dass wir eigentlich die Kosten auf sie, unsere Kinder, abgewälzt haben?

Dabei ist das Gesetz ja gerade so ausgestaltet, dass diejenigen, die nicht zur Erwärmung beitragen, nichts bezahlen müssen. Wir haben also gar die Wahl. Oder ist es letztendlich so, dass wir unsere schädliche Lebensweise einfach nicht ändern wollen?
Die Jugendlichen waren in der Coronakrise solidarisch mit den älteren, gefährdeten Menschen. Jetzt können wir sie nicht einfach im Regen stehen lassen, wenn es um ihre Zukunft geht!

Argumente

Die Erde erwärmt sich – der Anstieg der CO2-Konzentration ist der Hauptfaktor

Es gibt kaum mehr wissenschaftlich haltbare Gegenargumente. Nun sagt sogar die Internationale Energieagentur, die bisher aufs Öl gesetzt hat, dass eine radikale Umkehr nötig ist: Keine neuen Ölfelder mehr erschliessen, massive Investitionen in alternative Energien.

Gottes Schöpfung bewahren

Gott hat die Erde geschaffen und am Schluss gesagt, es sei gut so! Was würden wir sagen, wenn wir ein schönes Kunstwerk schaffen und jemand anderes es verunstaltet oder zerstört? Wir wären betrübt! Was tun wir mit Gottes Schöpfung, einem fantastischen Kunstwerk? Ehren wir den Schöpfer, wenn wir sein Werk mit Füssen treten?

Die Lebensgrundlagen der Nächsten bewahren

Das höchste Gebot ist die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten. Die Klimaerwärmung bringt aber Milliarden unserer Nächsten in schwere Bedrängnis: Wenn tiefliegende, fruchtbare Ebenen überschwemmt, Naturkatastrophen ganze Landstriche zerstören und noch mehr Gebiete zu Wüsten werden ist Leben für sie dort nicht mehr möglich. Deshalb ist Klimaschutz gelebte Nächstenliebe.

Die Schäden sind bereits gross, und sie werden riesig sein

Bereits heute gehen die Schäden durch die Klimaerwärmung in die Milliarden. Das Umweltbundesamt rechnet bereits heute mit jährlichen Schäden alleine in Europa von 20 Milliarden Euro. In Zukunft sind eine Verschiebung der Klimazonen, noch mehr Dürren, Hungersnöte und damit grosse Migrationsströme zu erwarten. Damit steigen die Kosten in Europa in dreissig Jahren auf jährlich über 100 Milliarden Euro. Weltweit werden also jährlich über eine Billion Euro Schäden zu gewärtigen sein. Wer kann das bezahlen?

Ist das CO2-Gesetz zu teuer? Können es uns nicht leisten?

Mit dem CO2-Gesetz bezahlt die durchschnittliche Familie pro Jahr tatsächlich kaum mehr als 100 Franken zusätzlich. Jeder kann seine Nettokosten hier genau berechnen: https://co2-rechner.jglp.ch/. Teuer wird das Gesetz tatsächlich nur für die grössten CO2-Prodzenten (von den Gegnern des Gesetzes werden leider nur deren Kosten als die normalen Kosten dargestellt…).
Die meisten können aber ihren Konsum von fossilen Brennstoffen zurückschrauben, wenn sie wollen: Flugreisen sind meist nicht zwingend, früher sind wir auch ohne Flugzeug in die Ferien gegangen. Und für viele wäre der Gebrauch des ÖV oder zumindest der Verzicht auf einen SUV zumutbar. Die meisten von uns haben also gar die Wahl, ob sie zahlen oder weniger verbrauchen wollen.

Anbetracht der riesigen Schäden durch die Klimaveränderungen ist es klar, dass wir bereit sein müssen, diese Schäden zu verhindern oder aber dafür aufzukommen.

Ungerecht?

Die weltweiten Kosten für die Klimaerwärmung gehen schon heute in die Billionen. Jeder, der CO2 produziert ist mitverantwortlich und muss deshalb auch für die Schäden aufkommen. Was ist ungerecht daran? Gibt es eine gerechtere Variante als dass die Verursacher auch die Schäden berappen?

Ineffizient? Aber was sonst?

Effizienter als Lenkungsabgaben sind nur Verbote. Aber die Kreise, die gegen das CO2-Gesetz sind, wenden sich üblicherweise stark gegen Verbote. Gegner verweisen auch darauf, dass man lieber auf den technischen Fortschritt setzen solle. Doch das haben wir ja auch schon jetzt, und beim aktuellen Tempo des Fortschritts erreichen wir die nötigen Ziele bei weitem nicht. Und der technische Fortschritt kommt nicht zufällig, sondern durch die Nachfrage nach energieeffizienteren Produkten. Und diese zusätzlich nötige Nachfrage wird über die Verteuerung der fossilen Brennstoffe erreicht. Einfach darauf zu warten heisst, den Kopf in den Sand zu stecken.

Freiwilligkeit – genügt nicht und ist auch rechtlich nicht haltbar

Bisher haben wir auf Freiwilligkeit gesetzt. Der Nachweis, dass dies nicht genügt ist längst erbracht: Der CO2-Ausstoss nimmt kaum ab, und ein guter Teil der Verbesserung ist der Verlagerung der Industrieproduktion ins Ausland geschuldet.
Wenn Vandalen ein Auto beschädigen, fänden wir es akzeptabel, wenn die Polizei den Täter einfach bittet, vielleicht etwas an den Schaden zu zahlen, falls er mag? Dies widerspricht jeglichem Rechtsverständnis. Die Abgeltung eines zugefügten Schadens darf nicht freiwillig sein. Warum sollen nur die einen zahlen resp. sich zurückhalten, und andere nicht.

Es nützt nichts, wenn die Schweiz alleine vorangeht

Doch, es nützt: Jede Tonne CO2, die eingespart wird, hilft! Würden wir dasselbe auch in anderen, persönlichen Bereichen sagen, z.B. Abfalltrennung, Umsteigen auf den ÖV, Wasserverbrauch, etc? Sollen wir uns nur noch egoistisch verhalten, weil der Beitrag jedes Einzelnen so klein ist? Nein, wir haben alle Mitverantwortung; Gott verlangt von uns, zu tun, was richtig ist, nicht nur dann, wenn andere auch tun!

Zudem bewegen sich andere Länder viel schneller als wir: Die USA unter Joe Biden ist inzwischen ambitionierter als die Schweiz, auch die EU strebt Klimaneutralität bis 2055 an, und Dutzende von Ländern haben bereits ein Verbot von Benzinmotoren in den nächsten 15 Jahren beschlossen.

Finanzielle Interessen der Ölindustrie als Haupttriebfeder der Gegenkampagne

Wie weltweit nachgewiesen ist die Ölindustrie eine der Hauptakteure der Klimaleugner-Bewegung. So finanziert sie auch in der Schweiz einen grossen Teil der Gegenkampagne, sichtbar unter www.klimagerecht.ch. Dahinter steckt Avenergy, die Vereinigung der Ölimporteure. Solche Partikularinteressen haben aber keinerlei Legitimation, die Bevölkerung zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Damit werden riesige Schäden für die Allgemeinheit in Kauf genommen. Es ist also höchste Zeit für die Transparenzinitiative, die verlangt, dass die Finanzierung von Parteien und Abstimmungskampagnen offengelegt wird!

~ 3 min
Sich Zeit zu nehmen, um die ökologische und soziale Krise zu betrachten, in die wir hineingeraten sind, um auf unsere Gefühle und Emotionen angesichts dieser harten Realitäten zu hören und sie vor Gott zu bringen. Auf Ihn zu hören, Seinen Blick und Sein Wort auf das zu suchen, was wir erleben, und die Verwandlung zu begrüssen, die Er in uns und in dieser Welt bewirken möchte. Das ist der Prozess, den 200 Teilnehmer in etwa zwanzig Kleingruppen erlebten. Es war „Detox‘ la Terre“, ein ökumenisches Fasten, das vom 5. bis 20. März in der Westschweiz stattfand.

„In der Tat wartet die Schöpfung mit sehnsüchtigem Verlangen auf die Offenbarung der Söhne Gottes.“ (Römer 8:19)

Die ökologische Krise ist nicht mehr nur eine Zukunftsprognose, sondern wir beginnen sie jetzt zu spüren und immer mehr Menschen erleben sie. Überschwemmungen, Wirbelstürme, Mega-Waldbrände, Dürreperioden und Hitzewellen werden immer häufiger. Diese Ereignisse führen zu einer Verknappung des Süsswassers, untergraben die ohnehin schon anfällige Agrarwirtschaft und zerstören viele Häuser. Infolgedessen sind Millionen von Menschen gefährdet, aus ihren Häusern vertrieben zu werden. Die Artenvielfalt und die Ökosysteme bleiben nicht verschont, so dass wir jetzt von einem neuen Massensterben von Arten sprechen, wie es die Schöpfung seit Millionen von Jahren nicht mehr gesehen hat. All dies ist auf unser Handeln als Menschen und die Art und Weise, wie unsere Gesellschaften funktionieren, zurückzuführen.

Das Bedürfnis nach einer Auszeit
Diese Tatsachen sind so schwer und wirken sich so tief auf unsere Lebensweise aus, dass es wirklich schwierig ist, sich ihnen zu stellen, ohne sich erdrückt und machtlos zu fühlen. Trotz der zunehmenden Zahl von Warnmeldungen ziehen wir es die meiste Zeit vor, den Blick auf diese gewalttätige und komplexe Realität zu vermeiden. Deshalb ist unser tägliches Leben voll von anderen wichtigen Anliegen.
Welcher Raum bleibt uns für die Betrachtung dessen, was heute geschieht? Nehmen wir uns ein paar Sekunden Zeit, um unsere Augen zu öffnen. Stellen Sie sich vor: Sie müssen Ihr Zuhause mit Ihrer Familie verlassen, um anderswo Zuflucht zu suchen, wo Sie nicht sicher sind, ob Sie willkommen sind: Ist das nicht eine dramatische Situation? Wenn wir uns nicht ändern, werden bis 2050 zig Millionen Menschen neu in diese Situation geraten. Eine einzige Tier- oder Pflanzenart, die von Gott geschaffen wurde, verschwindet aufgrund menschlichen Handelns: ist das nicht eine Wunde, ein Vergehen gegen den Schöpfer des Lebens? Schon heute werden jedes Jahr Tausende von Arten durch menschliches Handeln ausgelöscht; mehr als das Hundertfache der normalen Zahl, und diese Zahl nimmt noch zu. Wir können an den reichen und vielfältigen Wald denken, der der Amazonas ist, der ebenfalls vom Aussterben in den kommenden Jahrzehnten bedroht ist. Und an die Generation unserer Kinder, die zweifellos versuchen werden, zu verstehen, wie wir wussten, ohne zu handeln…
Ein Prozess der tiefgreifenden Transformation
Welcher Raum bleibt uns, um diese harten Realitäten zu erleben, auf die Emotionen zu hören, die zu uns kommen, und all dies im Gebet zu Gott zu bringen? Welchen Raum haben wir, um auf Ihn zu hören und zu suchen, was Er angesichts seiner leidenden Schöpfung fühlt? Welchen Raum haben wir, um mit anderen ehrlich danach zu suchen, wie Gott uns führen möchte, damit unser Leben zu einem nachhaltigen und gerechten Leben beiträgt und nicht zu den gegenwärtigen Ungerechtigkeiten und Erniedrigungen?
Wir brauchen diesen Raum, und unser oft überlasteter Alltag gibt ihn uns nicht. Deshalb haben sich 200 Christen in der Westschweiz, die dieses Bedürfnis verspüren, eine Auszeit genommen, um durch ein Nahrungs- oder Konsumfasten gemeinsam einen Prozess der Verwandlung vor Gott zu leben.
Dies geschah im Rahmen von „Détox‘ la Terre – mobilisation œcuménique“, einer von jungen Christen in der Westschweiz initiierten Veranstaltung, die vom 5. bis 20. März 2021 stattfand. Die Teilnehmer folgten täglichen Meditationen in einem gemeinsamen Gebetsheft, erlebten 3 bis 5 Treffen in Kleingruppen und nahmen an 2 gemeinsamen Feiern teil. Der Prozess wurde von der EERV, der ECVD und der FREE sowie von verschiedenen christlichen Organisationen einschliesslich ChristNet unterstützt.
Das Fastengebetsheft, das eine tägliche Meditation über 2 Wochen enthält und diese Zeit der Abgeschiedenheit (wieder) erlebbar macht, ist hier erhältlich.
Die Website der Veranstaltung: detoxlaterre.ch
~ 9 min

~ 9 minAls Christen sind wir aufgerufen, Gerechtigkeit zu üben und die Schöpfung Gottes zu bewahren. Bereits im Alten Testament haben die Propheten das Volk und ihre Führer dazu aufgerufen, Unrecht zu beseitigen, zum Beispiel Jesaja:

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Und die Erde brachte Grün hervor, alle Arten von Gras, die ihren Samen tragen, und alle Arten von Bäumen, die Früchte tragen, die ihren Samen tragen. Gott sah, dass es gut war. 1. Mose 1:12

Gottes Schöpfung ist vielfältig, facettenreich und fruchtbar. Als Imker ist es immer wieder ein Wunder zu sehen, wie schnell sich im Frühjahr ein Bienenvolk entwickelt, die Bienenkönigin kann bis zu 2.000 Eier pro Tag legen. Die Schöpfung ist so großzügig! Jesus zitiert ein Beispiel aus dem Gleichnis vom Sämann, der von einer Weizenähre spricht, die bis zu 100 Samen hervorbringen kann. Man braucht sich nur einen Erdhaufen neben einem im Bau befindlichen Haus anzuschauen, um zu sehen, wie die Erde schnell mit allen möglichen Pflanzen bedeckt wird, die einen mehrfarbigen Teppich bilden.

Diese spontane oder natürliche Vielfalt spiegelt sich nicht in den landwirtschaftlichen Praktiken wider, die sich seit der Einführung der Mechanisierung entwickelt haben. Wir könnten sogar über die landwirtschaftliche Industrialisierung sprechen. Der Prozess selbst kann einige positive Aspekte in Bezug auf die Verteilung von Aufgaben und Ressourcen haben, um schneller arbeiten zu können. Sogar Möhren von Hand für einen Salat zu raspeln, kann langweilig werden, und man ist froh, es maschinell machen zu können!

Leider haben die Mechanisierung und Standardisierung der Prozesse dazu geführt, dass unsere Landschaften immer weniger vielfältig werden, was zu einem starken Rückgang der Artenvielfalt geführt hat. Ein Mensch kann jetzt riesige Flächen mit Maschinen bebauen, aber in verarmten Ökosystemen.

In der Natur verwandeln die Tiere des Waldes ihn allmählich so, dass er für sie günstig ist. Ein Dachs zum Beispiel vergräbt seine Exkremente entlang der Wege, die er geht, und sät die Samen und Obstkerne, die ihm gefallen. Nach und nach wird sich der Wald verändern und immer günstiger für das Wachstum des Dachses werden.
Der Rückgang der Zahl der Arten von Pflanzen, Tieren, Insekten und Regenwürmern in den vom Menschen bewohnten Gebieten zeigt jedoch, dass ihm überall, wo er sich niederlässt, eine Art „Wüste“ folgt.

Ist diese Situation umkehrbar? Leider nicht für ausgestorbene Arten, aber im Allgemeinen ist es ermutigend zu sehen, dass das Bewusstsein wächst. Die ökologische Landwirtschaft macht in Europa Fortschritte. Ich habe gerade meine Freunde Augsburger besucht, die ein landwirtschaftliches Gut in der Nähe von Yverdon in der Westschweiz betreiben. Das Ehepaar erzählte mir, dass es eine Überzeugung von Gott war, die sie dazu veranlasste, den Schritt hin zur ökologischen Landwirtschaft, näher an der Natur, zu machen. Es ist eine riesige Veränderung, man muss motiviert sein, aber es ist lohnend. Und wenn Sie in einer Wohnung leben, wie können Sie an dieser großartigen Mission zur „Vermehrung“ des Lebens, zur Förderung der Artenvielfalt teilnehmen? Sie können Menschen unterstützen, die sich für einen solchen Ansatz engagieren, aber auch, wenn Sie einen Garten oder ein paar Quadratmeter Land haben, einige Flächen brachliegen lassen oder Obstkerne wie zum Beispiel Dachse wieder in die freie Wildbahn bringen …

Die Förderung des Lebens erfolgt durch wiederhergestellte Beziehungen zu Gott und natürlich unter den Menschen, aber auch mit der übrigen Schöpfung. Wo werden Sie Ihren nächsten Pflaumenkern platzieren?


Photo by Eddie Kopp on Unsplash

~ 4 min

Zwischen Villen und alten Bauernhöfen, im Herzen des kleinen Dorfes Hagenthal-le-Haut, dicht bei Basel und St. Louis, befindet sich das Wohnprojekt Mosaik. Dort leben seit 10 Jahren drei christliche Familien zusammen. Sie pflegen Beziehungen, teilen ihre Zeit und die gemeinsamen Räumlichkeiten. Wir treffen ein Mitglied, Michel Sommer, Seelsorger in einer Integrations-Anlaufstelle und Lehrer am Bildungszentrum Bienenberg.

Wie ist die Idee für dieses gemeinschaftliche Wohnprojekt entstanden?

Eine Familie aus der Region organisierte ein Treffen mit interessierten Personen. Daraus entwickelte sich eine Spurgruppe bestehend aus 10 Parteien, die sich schlussendlich auf drei Familien reduzierte. In der Zeit als wir in Strasbourg lebten, kannten wir persönlich drei Familien, die im gleichen Gebäude, in ihren eigenen vier Wänden lebten, gleichzeitig aber in einem gemeinschaftlichen Miteinander unterwegs waren. Als sich die Möglichkeit bot, in ein ähnliches Projekt einzusteigen, waren wir sofort dabei. In weniger als zwei Jahren wurde die Idee Realität.

Was hat euch an dieser besonderen Wohnform angezogen?

Ich denke, es ist die Tatsache, dass Individualismus und Konsumismus grossen Einfluss auf unsere Gesellschaft ausüben und viel Einsamkeit verursachen. Wir möchten eine andere Lebensform finden, die es uns erlaubt, Beziehungen zu den Mitmenschen und zu unserem Umfeld zu knüpfen, in einer realistischen Art und Weise. Das gemeinschaftliche Zusammenleben erschien uns die Lebensform, die unserer Familie und unseren Vorstellungen am besten entsprach.

Ganz konkret, wie organisiert ihr euer Leben in der Gemeinschaft?

Wir planen knapp viermal im Monat gemeinsame Zeiten ein: eine Arbeitssitzung, eine Gebetszeit, eine gemeinsame Mahlzeit und wir treffen uns im Laufe des Jahres, um die Gemeinschaftsräume zu unterhalten, wichtige Dinge zu besprechen, einen Ausflug zu unternehmen, miteinander zu plaudern etc. Die Teilnahme an diesen Aktivitäten ist letztlich freiwillig, obwohl sie in unseren Agenden prioritär notiert sind. Ein Teil der Beziehungspflege findet ausserhalb dieser «offiziellen» Zeiten statt: Wenn z.B. ein Ehepaar unsere Kinder zu einem Kinobesuch einlädt. Oder wir unsererseits jedes Kinder der anderen Familien zu einem Geburtstagsessen zu uns einladen. Wunderbare, gesegnete Momente!

Teilt ihr auch einen Teil eurer Güter?

Ausser dem gemeinsamen Besitz der Liegenschaft in einer entsprechenden Rechtsform, teilen wir unseren Besitz nicht. Aber wir unterhalten eher symbolisch eine «Gerechtigkeitsschachtel», in die jede Familie nach einer gemeinsamen Mahlzeit 20 Euros einwirft. Dieses Geld ermöglicht uns, ab und zu eine Familie oder eine Person in Not anonym finanziell zu unterstützen. Wir hoffen auf diesem Weg auch die Herzen unserer Kinder zu sensibilisieren und ihnen vorzuleben, wie wichtig es ist, unseren unverdienten Überfluss mit anderen zu teilen.

Gelingt es euch, auch zu den Nachbarn Kontakte zu knüpfen?

Wir versuchen es! Für die Familien, die schulpflichtige Kinder haben, ergeben sie die Kontakte auf natürliche Art. Ein direkter Nachbar stellt uns ein Stück Land für einen Gemüsegarten zur Verfügung. Ausserdem haben wir das Vorrecht über einen grossen Gemeinschaftsraum zu verfügen, der Platz für ca. 30 Personen bietet. Manchmal organisieren wir im Winter Spielnachmittage, Themen- oder Filmabende, die zum Nachdenken anregen. Wir haben z.B. einmal den Dokumentarfilm «Demain» gezeigt.

Spielen ökologische Fragen in eurem Zusammen­leben eine wichtige Rolle?

Sicher, wir nehmen diese grundlegenden Fragen unserer aktuellen Zeit sehr ernst. Sie sind ein Bestandteil unserer internen Vereinbarung. Wir bemühen uns zuallererst in unserem kleinen Umfeld, durch unseren persönlichen Lebensstil verantwortungsvoll zu handeln. Konkret teilen wir z.B. unsere Autos. Auch wenn dies vielleicht unbedeutend erscheint, ermöglicht es uns doch, mit nur einem Auto pro Familie auszukommen. Wir haben zudem unser Abfallberg verkleinert. Die Fassadenisolation des Gebäudes brachte eine hohe energietechnische Verbesserung. Eine Fotovoltaik-Anlage liefert uns Strom. Zudem kaufen wir einen Teil unserer Lebensmittel bei lokalen Anbietern ein. Zwei von uns fahren mit dem Fahrrad nach Basel zur Arbeit. Es ist unser ständiges Bemühen, einen nachhaltigen Lebensstil zu pflegen und weiterzuentwickeln.

Welche positiven Aspekte siehst du nach fast 10 Jahren des Zusammen­lebens?

Neben den ökologischen und zwischenmenschlichen Aspekten möchte ich auch die gegenseitige Unterstützung der Familien erwähnen. Ein Beispiel: Zwei der Wohnungen liegen auf der gleichen Etage und sind durch eine Doppeltür miteinander verbunden. Wenn nun das eine Elternpaar am Abend weg ist, kann die andere Familie das Babysitting übernehmen, indem sie einfach die Zwischentür öffnen, damit sie die Kinder hören, wenn sie nicht schlafen. Wir versuchen eine Kultur zu pflegen, in der es normal ist, um Hilfe zu bitten, aber die Unterstützung auch ablehnen zu dürfen, wenn es zu kompliziert ist.

Und welches sind die negativen Aspekte an eurer gemeinschaftlichen Wohnform?

Es gibt nicht viele! Wenn man gemeinsam unterwegs ist, entstehen natürlich manchmal auch Konflikte. Damit umzugehen, kann schwierig sein. Da kommt es sehr darauf an, wie man diesen Herausforderungen begegnet. Die grösste Unstimmigkeit verursachte ein kranker Baum, der nicht wirklich schön anzusehen war, aber Schatten bot. Sollte man ihn fällen oder nicht? Indem wir eine konstruktive Umgangskultur der gegenseitigen Wertschätzung und Achtung leben, konnten wir bis zum heutigen Zeitpunkt grössere Spannungen vermeiden.

Vielen Dank für dein Teilhaben an euren Erfahrungen. Vielleicht noch eine letzte Frage: Welchen Ratschlag würdest du einer Person oder einer Familie geben, die ebenfalls beabsichtigen, in ein neues Wohnprojekt einzusteigen?

Kommt und schaut bei uns rein! Oder geht ein anderes ähnliches Wohnprojekt besuchen und unterhaltet euch mit den Bewohnern! Das hilft, mögliche Bedenken abzubauen und neue Möglichkeiten zu entdecken. Und, vernetzt euch mit anderen, mit Freunden, Mitgliedern von Kirchen, im Internet, um andere Interessierte zu finden und euch zusammen zu tun. Ich möchte noch hinzufügen: Es sind nicht wirklich die Christen, die auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle spielen, aber zum Glück gibt es ChristNet, das gute und praktische Ideen streut !

Aufgrund des Wegzugs aus beruflichen Gründen einer der drei Familie im vergangenen Jahr steht eine Wohnung zur Verfügung, zum Kauf oder evt. zur Miete:

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Der am 8. September bei France Inter angekündigte Rücktritt von Nicolas Hulot hat die französische Gesellschaft und weitere Bereiche erschüttert. Wir hören immer noch, wie er eine unzureichende Politik der „kleinen Schritte“ anprangert, seine Einsamkeit in der Regierung und die fehlende Unterstützung der Bürger beklagt oder die kollektive Verantwortung für das Problem darstellt. Die vielen „Klimademonstrationen“, die sich daran anschlossen, zeugen jedoch von einem immer stärkeren öffentlichen Bewusstsein für diese Problematik. Trotzdem bleibt das Ausmaß der angekündigten Schwierigkeiten schwer zu ertragen.

Die Beobachtung einer Klima-Ungerechtigkeit

Anfang Oktober erinnern die IPCC-Klimaspezialisten in einem neuen Bericht daran, dass die Bedrohungen nicht nur stark sind – Dürren und Hungersnöte in fruchtbaren Regionen, Verlust der Artenvielfalt, Millionen von Klimaflüchtlingen, soziale Spannungen – sondern auch ungleich verteilt sind. Diejenigen, die am meisten leiden werden, sind die Länder, die am wenigsten zur globalen Erwärmung beigetragen haben, die am wenigsten zur Verbesserung der Lebensbedingungen im Zusammenhang mit der industriellen Entwicklung beigetragen haben und die am anfälligsten für die Instabilität des Klimas sind. Dies ist die schwerwiegende Beobachtung einer Klimagerechtigkeit1 .

Ungeachtet der Tatsache, dass diese Beobachtungen so schwerwiegend zu sein scheinen, dass man angesichts solcher globaler Herausforderungen so leicht in ein Gefühl der Ohnmacht oder Gleichgültigkeit fallen kann, welche Ressourcen können wir in Christus finden, um der Situation in Liebe und Frieden zu begegnen? Wie können wir in unserem Glauben an ihn die Rolle erkennen, die wir zu spielen haben?

Hoffnung auf Wiederherstellung

Dieser Kontext kann uns dazu bringen, die Worte des Apostels Paulus auf besonders starke Weise aufzunehmen:

„Jetzt wissen wir, dass bisher die ganze Schöpfung seufzt und die Schmerzen der Geburt erleidet. Und es ist nicht nur die ganze Schöpfung, die seufzt, sondern auch wir, die wir dennoch einen Vorgeschmack auf diese Zukunft im Geist haben, seufzen in uns selbst, während wir auf die Annahme, die Befreiung unseres Körpers warten. „(Römer 8:21-22)

Dieser Abschnitt zeigt uns nicht nur ein Leid, das die Menschheit und die Schöpfung als Ganzes teilt, sondern auch eine gemeinsame Hoffnung: die Neugeburt unserer Welt, ihre Wiederherstellung, die die Menschheit, aber auch die gesamte Schöpfung betrifft. Gott gibt uns also mit seinem Wort die Möglichkeit, uns von der Angst zum Frieden und sogar zur Freude zu führen. Dann können wir uns besser zur Verfügung stellen, um diese neue Welt zu suchen und zu manifestieren, die bereits in Jesus begonnen hat.

Kämpfen wir also gegen Gleichgültigkeit und Verzweiflung, und gehen wir mit unseren Zeitgenossen auf den Weg zu mehr Klimasolidarität, zu mehr Achtung vor der Schöpfung, und geben wir Zeugnis von der Hoffnung auf eine wiederhergestellte Welt, die alle Schöpfung wünscht und die kommen wird. Zu diesem Zweck sollte jeder von uns den Herrn fragen, wohin und zu welchen konkreten Handlungen er uns beruft.

 


Tribune veröffentlichte unter der Überschrift „Grüße“ in Christ Seul (Monatsmagazin der Evangelisch-Mennonitischen Kirchen Frankreichs), Nr. 1093, Dezember 2018, www.editions-mennonites.fr.

1.  Zum gleichen Thema wurde im November 2018 in Winterthur anlässlich des jährlichen StopArmut-Tages eine „Erklärung für Klimagerechtigkeit“ unterzeichnet, die auf Französisch übersetzt und auf der FREE-Website veröffentlicht wurde.

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Im vergangenen September wurde das Schweizer Volk eingeladen, seine Meinung zur Agrarpolitik seines Landes zu äußern. Zwei Volksinitiativen zielten auf eine Änderung der Verfassung ab. Obwohl sie nicht angenommen wurden, spiegeln sie doch die Aktualität der Fragen wider, die mit der Herstellung unserer Lebensmittel verbunden sind.

Hinter diesen Texten stand der Wunsch, eine umweltfreundliche Landwirtschaft zu fördern, die lokale Produkte und ein menschenwürdiges Einkommen begünstigt. In diesem Sinne sind den Franzosen die „Associations pour le maintien de l’agriculture paysanne (AMAP)“1 bekannt, die sich seit einigen Jahren im ganzen Land ausbreitet und eine direkte Verbindung zwischen Erzeugern und Verbrauchern herstellen soll.

Nachhaltigere Praktiken

Angesichts der Beobachtung einer ökologischen Krise mit kolossalen sozialen Auswirkungen ist es nicht verwunderlich, dass ein Sektor wie die Landwirtschaft betroffen ist. Olivier de Schutter, ehemaliger Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung, sagte 2014: „Unser Landwirtschaftsmodell, das auf intensiven Inputs (Düngemittel und Pestizide) basiert und von der immer weiter fortschreitenden Industrialisierung der Landwirtschaft abhängig ist, ist am Ende seiner Kräfte. Wir müssen daher den Kurs ändern und uns in Richtung Agrarökologie bewegen“2 . Die Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft, die sich konsequent an der lokalen und ökologischen Landwirtschaft orientiert, ist ein Versuch unter anderen, nachhaltigere Praktiken zu übernehmen.

Von hier aus kann ein von Gott inspiriertes Streben nach Liebe und Gerechtigkeit diese Überlegungen und Lebensentscheidungen entsprechend nähren. Die Verpflichtungen, die einige christliche Bauern in der französischsprachigen Schweiz eingegangen sind, dienen als Beispiel. Im Laufe meiner Forschung5 hatte ich die Gelegenheit, einige Landfachleute zu treffen, die an einer Vernetzung interessiert sind, um Glauben und Landwirtschaft zu verbinden.

Im vergangenen September wurde das Schweizer Volk eingeladen, seine Meinung zur Agrarpolitik seines Landes zu äußern. Zwei Volksinitiativen zielten auf eine Änderung der Verfassung ab. Obwohl sie nicht angenommen wurden, spiegeln sie doch die Aktualität der Fragen wider, die mit der Herstellung unserer Lebensmittel verbunden sind.

Hinter diesen Texten stand der Wunsch, eine umweltfreundliche Landwirtschaft zu fördern, die lokale Produkte und ein menschenwürdiges Einkommen begünstigt. In diesem Sinne sind den Franzosen die „Associations pour le maintien de l’agriculture paysanne (AMAP)“1 bekannt, die sich seit einigen Jahren im ganzen Land ausbreitet und eine direkte Verbindung zwischen Erzeugern und Verbrauchern herstellen soll.

Nachhaltigere Praktiken

Angesichts der Beobachtung einer ökologischen Krise mit kolossalen sozialen Auswirkungen ist es nicht verwunderlich, dass ein Sektor wie die Landwirtschaft betroffen ist. Olivier de Schutter, ehemaliger Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung, sagte 2014: „Unser Landwirtschaftsmodell, das auf intensiven Inputs (Düngemittel und Pestizide) basiert und von der immer weiter fortschreitenden Industrialisierung der Landwirtschaft abhängig ist, ist am Ende seiner Kräfte. Wir müssen daher den Kurs ändern und uns in Richtung Agrarökologie bewegen“4 . Die Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft, die sich konsequent an der lokalen und ökologischen Landwirtschaft orientiert, ist ein Versuch unter anderen, nachhaltigere Praktiken zu übernehmen.

Von hier aus kann ein von Gott inspiriertes Streben nach Liebe und Gerechtigkeit diese Überlegungen und Lebensentscheidungen entsprechend nähren. Die Verpflichtungen, die einige christliche Bauern in der französischsprachigen Schweiz eingegangen sind, dienen als Beispiel. Im Laufe meiner Forschung3 hatte ich die Gelegenheit, einige Landfachleute zu treffen, die an einer Vernetzung interessiert sind, um Glauben und Landwirtschaft zu verbinden.

Ein Übergang, der sich auf das Gebet stützt

Wie beeinflusst der Glaube ihr Verhalten? Weit davon entfernt, ideologisch einheitlich zu handeln, setzen sie sich für eine Landwirtschaft ein, die ihren Nächsten liebt, das Reich Gottes widerspiegelt, die Gute Nachricht bezeugt und zur Versöhnung mit der Schöpfung einlädt. Sie bringen den Wunsch zum Ausdruck, gesunde Lebensmittel zu produzieren, die sich um ihren Nächsten und den Boden kümmern, ohne zu vergessen, dass das Wesentliche im Evangelium zu finden ist. Eine von ihnen ruft den Wert der Fähigkeit hervor, den Übergang des eigenen Hofes zu begleiten, indem man sich auf das Gebet und das Hören auf Gott unter Christen verlässt. So dient ihr Glaube als Kulisse für die Wahrnehmung von landwirtschaftlichen Alternativen und als Katalysator für die Motivation ihres Handelns „hier und jetzt“, wobei sie sich von einer Hoffnung tragen lässt, die darüber hinausgeht.

Und Sie, wie nährt Ihr Glaube in Ihrem täglichen Leben Ihr Handeln?


Tribune veröffentlicht unter der Überschrift „Grüsse“ in Christ Seul (Monatsmagazin der Evangelisch-Mennonitischen Kirchen Frankreichs), Nr. 1095, Februar 2019, www.editions-mennonites.fr.

1. AMAP: http://www.reseau-amap.org/.

2. 2014, 29. April 2014, Le Monde. Olivier De Schutter: „Unser globales Landwirtschaftsmodell ist außer Atem“. url: https://www.lemonde.fr/planete/article/2014/04/29/olivier-de-schutter-notre-modele-agricole-est-a-bout-de-souffle_4408689_3244.html.

3. Forschung für die Masterarbeit in Anthropologie und Soziologie am Hochschulinstitut für internationale und Entwicklungsstudien (IHEID) in Genf. Arbeit mit dem Titel: Versöhnte Landwirtschaft und verwandte evangelikale Bauern: Wie lassen sich Glaube und Landwirtschaft miteinander versöhnen? Ethnographie eines informellen ‚christlichen‘ und ‚Permakultur‘-Netzwerks.

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Auf dem Genfer Land entsteht das „Maison Neuve“, ein christliches Gemeinschaftswohnungsprojekt: zwei kleine Gebäude, neun Privathäuser, gemeinsame Räumlichkeiten, gemeinsames Alltagsleben, der Wunsch nach Gastfreundschaft, interkonfessionelle Offenheit, gemeinsame geistliche Zeiten.

Alexandre Winter, einer der Initiatoren des Projekts und ein Unterstützer von ChristNet, beantwortete unsere Fragen 1 .
1. Wie fügt sich das Projekt Maison Neuve in die Philosophie der nachhaltigen Entwicklung ein?


Unser Projekt hängt davon ab, dass wir uns bewusst sind, dass wir nicht der Ursprung unserer selbst sind. Indem wir als Gründungstext die Verse aus dem Matthäusevangelium wählen, die Jesus Christus als den Felsen beschreiben, auf dem das Haus sicher steht (Matthäus 7,24-27), bekennen wir eine Dimension von Gott und der Welt, die uns immer vorausgeht. Diese Fähigkeit anzuerkennen, ist, glaube ich, diejenige, die das christliche oder nur humanistische Engagement für eine nachhaltige Entwicklung zutiefst motiviert: die Überzeugung, dass Gesellschaften, natürliche oder wirtschaftliche Systeme nur dann aufrechterhalten werden können, wenn eine Form der Verbindung mit der Vergangenheit, wie auch mit der Zukunft, anerkannt wird.

2. Wie reagiert das Projekt Maison Neuve auf die Prinzipien der nachhaltigen Entwicklung (wirtschaftliche Lebensfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz)?

Unser Projekt zielt darauf ab, sowohl gegenüber der Gesellschaft als auch gegenüber der Natur verantwortlich zu sein, d.h. wir möchten so viel wie möglich für unsere Entscheidungen und Ausrichtungen im Hinblick auf die Nachhaltigkeit, oder ich würde sagen, die Lebensfähigkeit, verantwortlich sein. In wirtschaftlicher Hinsicht haben wir zum Beispiel das Prinzip der Nicht-Lukrativität angenommen, indem wir ein Gleichgewicht zwischen Gebühren und Kosten aufrechterhalten, wobei erstere nur die letzteren decken müssen. Was den Respekt vor der Umwelt betrifft, arbeiten wir mit einem Architekturbüro zusammen, das auf die Suche nach ökologischen Lösungen spezialisiert ist, von denen einige sowohl in Bezug auf die Materialien als auch auf die Techniken (z.B. Strohdämmung) innovativ sind. Wir haben auch die Grundlagen für eine partizipative und einvernehmliche Gruppendynamik geschaffen, bei der wir akzeptieren, dass Entscheidungsprozesse manchmal langsam sein können.

3. Glauben Sie, dass die Dimension des Glaubens die Nachhaltigkeit des Projekts stärkt? Bitte erklären Sie das.


In unserer Vision bringen wir den Wunsch zum Ausdruck, dass Gott im Mittelpunkt unseres Projekts steht. Zu sagen, dass Gott im Mittelpunkt steht, bedeutet, dass nichts und niemand diesen Platz einnehmen wird: niemand in der Gruppe mit stärkeren Ideen, keine Ideologie, kein Glauben, nicht einmal der Frömmste. Gott im Zentrum ist es, der in uns diese Fähigkeit lebendig hält, uns erlaubt uns selbst in Frage zu stellen, zuzuhören, uns dem „anderen Gott“ zu öffnen, nicht dem Bild, dem Idol, sondern der lebendigen Gegenwart. Ich glaube, dass diese spirituellen Prinzipien – sie haben die Kirche seit 2000 Jahren durch den Heiligen Geist geleitet – in der Tat Meilensteine für eine langfristige Entwicklung und für die Achtung des Lebens sind.

4. Was ist Ihre persönliche Motivation, sich für ein solch „kompliziertes“ Projekt zu entscheiden?

Es gibt nichts Spannenderes als die menschliche Begegnung und insbesondere die menschliche Begegnung mit Gott: Ich freue mich über dieses Projekt, in dem wir die Begegnung miteinander und die Begegnung mit Gott in Jesus Christus zu leben suchen, in dem wir unser tägliches Leben riskieren, in dem wir Gastfreundschaft und Annahme feiern und in dem wir demütig versuchen, uns eine mögliche Zukunft für unsere Kinder und unsere Menschheitsfamilie vorzustellen.


Samuel Ninck-Lehmann ist Koordinator von ChristNet und Gründungsmitglied des „Maison Neuve“-Projekts.

1. Text veröffentlicht in Perspective, Zeitschrift der Schweizerischen Mennonitenkonferenz, Nr. 10, Oktober 2017.

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Laut verschiedenen Quellen im Internet wird die Menschheit ab dem 2. August 2017 auf Kredit leben, weil sie alle Ressourcen verbraucht hat, die die Erde ein Jahr lang produzieren und erneuern kann. Trotz der seit mehr als vier Jahrzehnten unternommenen Anstrengungen verschlechtert sich die Situation also.

Seit Stockholm 1972, wo die erste Konferenz der Vereinten Nationen über die menschliche Umwelt stattfand, sind die Nationen ohne nennenswerte Ergebnisse von Gipfel zu Gipfel gegangen: Nairobi 1982, Rio de Janeiro 1990, Johannesburg 2002 und Rio de Janeiro 2016. Die Bewertung der globalen Situation des Zustands der Erde zeigt, dass die Fähigkeit der Nationen, die Situation zu kontrollieren, begrenzt ist 1 .

Verantwortung und Gerechtigkeit

Sicher ist für alle, dass der Planet Erde einzigartig ist und in bestmöglichem Zustand erhalten werden muss. Was weniger oder schwieriger zu erfassen ist, ist, dass die menschliche Gemeinschaft, die sie bewohnt, ebenfalls einzigartig ist. Die gleichen Ursprünge – „von einem Menschen“ (Apg 17,26) – und das gleiche Schicksal – „nach dem Tod das Gericht“ (Hebräer 9,27). So ist es eine Illusion, auf der einen Seite des Planeten den Hunger zu beseitigen, die Armut zu verringern und in Frieden zu leben, während auf der anderen Seite Menschen Nahrung wegwerfen, um jeden Preis reich werden oder Krieg führen wollen. Nach Lösungen für die Probleme zu suchen, die die Erde und ihre Bewohner bedrängen, und gleichzeitig diese Ungerechtigkeiten zu ignorieren, ist eine „Jagd nach dem Wind“ (Prediger 1:14).

Heute ist die Zerbrechlichkeit dieser Natur, die für unsere physiologischen Bedürfnisse sorgt, weithin anerkannt, aber die vorgeschlagenen Lösungen verfehlen allzu oft das Ziel. Für den Christen liegt die Antwort auf das Problem in seiner Verantwortung gegenüber der Natur, in die ihn sein Schöpfer gestellt hat2 .  Es sind der Respekt und die Liebe, die dem Autor dieser Schöpfung gebühren, die sein Verhalten diktieren. Wie viel Tinte ist geflossen und Bäume wurden gefällt (um Papier zu machen), um nachhaltige Entwicklung zu erklären. Die verschiedenen Politiken schaffen es jedoch nicht, den Lebensstil in Bezug auf Produktion, Konsum usw. wesentlich zu beeinflussen. Die Rolle des Christen ist daher entscheidend, denn sein ganzes Leben muss dem Recht verpflichtet sein, und zwar nach dem Willen Gottes in seiner Schöpfung.

Eine doppelte Zerbrechlichkeit

„Wir haben nichts in die Welt gebracht, und wir können nichts herausnehmen“ (1. Timotheus 6,7). Mit diesen Worten des Apostels Paulus machen wir deutlich, dass das, was wir jetzt haben, nur für unseren irdischen Aufenthalt bestimmt ist. Dies ist der Verhaltenskodex des Christen auf seiner Pilgerreise auf der Erde: der Natur das zu entnehmen, was wir brauchen, während wir uns um sie und auch um andere kümmern. Tatsächlich gibt es, wie der christliche Philosoph Paul Ricoeur sagt, „einen zerbrechlichen Körper und einen zerbrechlichen Menschen, und die Verantwortung besteht darin, uns als verantwortlich für den Schutz dessen zu erkennen, was uns anvertraut wird“3 .

Diese doppelte Zerbrechlichkeit ist eine Folge des Ungehorsams gegenüber dem göttlichen Gesetz und kann nur im Gehorsam wieder hergestellt werden. Denn woher kann der Schaden, den wir um uns herum beobachten, kommen, wenn nicht aus der Gier und dem Geiz der einen und anderen, die in der Seele wüten? So herrscht zu Hause Opulenz, während es anderswo sogar am Notwendigen fehlt. Das ist einfach nicht richtig. Die christliche Botschaft gibt in ihrer Einfachheit die Antwort auf die Frage, die Politiker, Wissenschaftler und Intellektuelle aller Couleur beschäftigt: „Wer zwei Mäntel hat, der teile mit dem, der keinen hat, und wer etwas zu essen hat, der tue es auch“ (Lukas 3,11).

Wer könnte behaupten, dass mit einem solchen Prinzip die Erde und ihre Bewohner nicht besser werden würden? Die konkrete Umsetzung dieses Wortes kann aber erst dann erfolgen, wenn die folgende Einladung erhört wurde und die menschliche Seele positiv reagiert hat: „Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein, und wer an mich glaubt, wird nie mehr durstig sein“ (Joh 6,35). Man muss zuerst zufrieden sein und gesättigt werden, um das Gleiche für andere zu tun. Dies zeigt uns, wie lang und beschwerlich der Weg zur Erreichung der berühmten Ziele der nachhaltigen Entwicklung sein wird. Doch auf diesem langen Weg kennt der Christ seine Verantwortung und muss auf den Tag vorbereitet sein, an dem alle vor Gott Rechenschaft ablegen werden (Römer 14,12).

Eine „nachhaltige“ Umstellung

Die menschliche Lösung zur Rettung des Planeten ist insofern problematisch, als das, was heute gut aussieht, morgen vielleicht nicht mehr gut ist. Gute Absichten werden nicht ausreichen. Für jede Generation ist ein radikaler Wandel in der Art und Weise erforderlich, wie wir sehen, denken, tun, kurz gesagt, leben. Das nennt die Bibel Bekehrung, was leider noch nicht von allen verstanden wurde. In der Tat ist dies nicht nur der Weg für das Heil der Seelen in der Ewigkeit, sondern auch für das Hier und Jetzt im Hinblick auf unseren Nächsten und die Schöpfung als Ganzes.

Fallstudie: Spiel und Wissen teilen

Im Kanton Genf gibt es 31 Spielzeugbibliotheken. Sie sind privilegierte Orte, um Spiele, Spielzeug und Zeit mit unseren Kindern und anderen zu teilen. Mit der Möglichkeit, kostenlos auszuleihen, können wir die Spiele vor Ort testen, bevor wir sie mit nach Hause nehmen. Kinder werden schnell müde von Spielen oder Spielzeug. Was gibt es also Besseres, als ihnen ein Spiel zu kaufen, das sie bereits genossen haben? Dadurch werden Spiele vermieden, die vom Laden in den Keller gehen und manchmal auf der Müllhalde landen. Dasselbe Prinzip gilt für die Bibliotheken und Mediatheken, die die meisten Gemeinden besitzen.

Den Wunsch der Kinder nach Spielen, Spielzeug und Büchern zu befriedigen, ist für die Eltern schwierig. Sobald sie gekauft sind, sind sie nicht mehr interessant. Warum also nicht vorhandene Ressourcen nutzen, anstatt die Regale mit DVDs, CDs, Büchern usw. zu füllen? Spielzeug- und Stadtbibliotheken bieten die Möglichkeit, Geld zu sparen, natürliche Ressourcen zu erhalten und Abfall zu vermeiden. Solche Gesten ermöglichen es uns, unsere gegenwärtigen Bedürfnisse voll zu befriedigen, ohne die der nächsten und der zukünftigen Generationen zu gefährden.


Text veröffentlicht in Perspective, Zeitschrift der Schweizerischen Mennonitenkonferenz, Nr. 10, Oktober 2017.

1 Van Kote G.; Rio+20 Le développement durable à l’heure du bilan, www.fnh.org

Faraco B.; Die grüne Wirtschaft gerät bei Rio+20 aus den Fugen, http://www.lemonde.fr/planete/article/2012/06/19/l-economie-verte-deraille-a-rio-20_1721030_3244.html#iK1MIPfZuAmcFAV1.99.

2 Hategekimana J.; Le développement durable : et le chrétien dans tout ça ?, Actes du congrès européen d’éthique, P 290.

3 Ricœur P.; Le tragique et la promesse, In Dialogen, S. 34.

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