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Manche Christen fragen sich, ob es besser ist, reich oder arm zu sein. Auf diese Frage gibt es eine Antwort, die uns einen klaren Orientierungspunkt gibt: Wir sollen weder arm noch reich sein; wir sollen genug haben. Dazu sagen die Sprüche:

Mein Gott, ich bitte dich nur um zwei Dinge; gib sie mir, solange ich lebe: Bewahre mich davor, zu lügen, und lass mich weder arm noch reich sein! Gib mir nur, was ich zum Leben brauche! Habe ich zu viel, so sage ich vielleicht: »Wozu brauche ich den Herrn?« Habe ich zu wenig, so fange ich vielleicht an zu stehlen und bringe deinen Namen in Verruf. (30,7-9)

Genug zum Teilen

Wieviel ist genug? Genug ist für alle Menschen ungefähr gleichviel, und zwar soviel, dass sie ein anständiges Leben führen können. Die Idee des Genug als Trennlinie zwischen dem Zuviel und dem Zuwenig, führt uns schnell zu einer weiteren Idee: dem Teilen. Als Leitvers für diese simple Tatsache kann 2. Korinther 8,14 dienen: „Euer Überfluss soll ihrem Mangel abhelfen.“ Teilen ist wunderbar: Wenn diejenigen, die zuviel haben, mit denen teilen, die zuwenig haben, dann gewinnen beide.

Es dient denjenigen, die mehr als genug haben, weil das Teilen sie vom Überfluss befreit und ihnen Kapazität gibt, Jesus nachzufolgen1 . Sogar die Wirtschaftler entdecken: Wirtschaftswachstum, die Anhäufung von Geld, macht Menschen in reichen Ländern gar nicht glücklicher.2 Das Teilen dient natürlich auch denjenigen, die weniger als genug haben und somit zur empfangenden Seite gehören. Nicht zuletzt verbindet das Teilen diese zwei Gruppen.

Die Motivation

Teilen können wir einerseits aus Gerechtigkeit, weil wir das Geteilte richtiggehend schulden. Zum Beispiel da wo die Schweiz wegen unfairen internationalen Handelsregeln von den südlichen Ländern profitiert. Wir können aber auch aus Barmherzigkeit teilen, ohne uns darum zu kümmern, wer an der Armut schuld ist. Zachäus beispielsweise nennt beide Motive für sein Teilen3 .

Die Umsetzung des Genug-Gedankens kann persönlich erfolgen (s. Cukup-Projekt im Kasten) oder politisch, indem die Armutsbekämpfung zur absoluten Priorität gemacht wird. Wir müssen dabei die Armut des Südens an der Wurzel anpacken und den südlichen Ländern bei der Bestimmung der Weltwirtschaftsordnung mehr Macht geben.

Dominic Roser, Ökonom und Cukup-Mitinitiant

Aus: ChristNetInput, Nr.10/März 2007.

 


1. vgl. Matthäus 6,24; 1. Timotheus 6,6-10; Markus 10,21; Hebräer 13,5

2. siehe Easterlin, R. (Hrsg.): Happiness in Economics, Cheltenham 2002

3. s. Lukas 19,8.

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Unser BIP1 […] beinhaltet auch Luftverschmutzung, Zigarettenwerbung und die Krankenwagen, die die Verletzten auf den Straßen abholen. Dazu gehört die Zerstörung unserer Wälder und die Zerstörung unserer Natur. Dazu gehören Napalm und die Kosten für die Lagerung von radioaktivem Abfall.

Auf der anderen Seite berücksichtigt das BIP nicht die Gesundheit unserer Kinder, die Qualität ihrer Ausbildung, die Freude an ihren Spielen, die Schönheit unserer Poesie oder die Stärke unserer Ehen. Sie misst alles, außer dem, was das Leben lebenswert macht.

Bob Kennedy

Aus: ChristNetInput, Nr. 10/März 2007.

1. Bruttoinlandsprodukt: Summe des von den inländischen Unternehmen eines Landes produzierten Wohlstands (Wertschöpfung). Das BIP wird im Allgemeinen zur Berechnung des Wirtschaftswachstums verwendet.

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Unser Bruttosozialprodukt1 umfasst auch die Luftverschmutzung, die Zigarettenwerbung und die Ambulanzeinsätze zur Rettung der Opfer von Verkehrsunfällen. Es umfasst die Zerstörung unserer Wälder und die Zerstörung unserer Umwelt. Es umfasst die Napalmbomben und die Lagerungskosten unserer radioaktiven Abfälle.

Hingegen umfasst das BSP weder die Gesundheit unserer Kinder, noch die Qualität ihrer Ausbildung, die Freude ihrer Spiele, die Schönheit unserer Literatur, noch die Festigkeit unserer Ehen. Das BSP misst alles, ausser dem, was das Leben lebenswert macht.

Bob Kennedy

Aus: ChristNetInput, Nr.10/März 2007.


1. BSP: Summe der in Geld ausgedrückten Gewinne (Mehrwert) der Unternehmen eines gegebenen Landes. Das BSP dient in der Regel der Berechnung des Wirtschaftswachstums.

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Petition „Genug zum Teilen“ 2007

Hintergrundtexte zur Petition „Genug zum Teilen“ 2007: die Bibel und Armut, Genügsamkeit, Wirtschaftswachstum und Umverteilung.


Staatlich verordnete Nächstenliebe?

Genug zum Leben – Genug zum Teilen

Was sagt die Bibel zum Teilen und zur Armut?

Teilen ? eine Alternative zum Wirtschaftswachstum?

Armut in der Bibel

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Wirtschaftswachstum – ein relativer Begriff

Mit Wirtschaftswachstum wird die der Fortschritt der Produktion und des Konsums von Gütern bezeichnet. Das Wirtschaftswachstum ist die Zu- oder eben Abnahme dieses „Sozialprodukts“.

Man hat es also nur mit Zahlen zu tun, die aber nicht so präzise sind, wie sie scheinen. Sie messen etwas zwar super-exakt, aber nur stückhaft; nur was auch tatsächlich bezahlt wird, kommt in die Statistik. So wird z.B. Freiwilligenarbeit in Familie, Haus und Vereinen nicht erfasst. Ebenso werden Umweltschäden oder auch die Schattenwirtschaft nicht gemessen. Das Wirtschaftswachstum sagt auch nichts darüber aus, wie sicher man lebt, noch über Freiheit, Zufriedenheit, Stabilität usw.

Dieses „Sozialprodukt“ wird dann zum internationalen Vergleich durch die Einwohnerzahl geteilt, was aber noch lange nichts über dessen Verteilung unter der Bevölkerung aussagt. Dies zeigen heute die Zahlen über das Wirtschaftswachstum in China eindrücklich, wo ein kleiner Teil der Leute sehr viel Geld macht, aber die grosse Masse leer ausgeht.

Das Wirtschaftswachstum hat oft etwas Suspektes: Was ist das und woher kommt es? Ich bin nicht Ökonomin, aber es scheint mir klar, dass das Wirtschaftswachstum nicht einfach so passiert. Es beruht auf der Arbeit von Menschen. Ganz grundsätzlich liegt es in der Natur des Menschen, immer noch weiterzugehen und Neues auszutüfteln. Dies steigert denn auch die Produktivität der Wirtschaft. Hinter dem Wirtschaftswachstum steckt also das Vorwärtsstreben der Menschen; es liegt in der Natur des Menschen.

Wirtschaftswachstum dient der Umverteilung

Zum Wirtschaftswachstum steht in der Bibel nichts ausdrücklich. Aber man sieht z.B., dass es Israel unter Salomo sehr gut geht, d.h. es herrschte Wirtschaftswachstum. Das geschah unter Gottes Schutz und Segen. In den modernen Volkswirtschaften wissen wir, dass wir verschiedene Elemente fördern können; Bildung, Steuern, Geldpolitik, Forschung. Dabei ist uns die Frage nach der Teilhabe am Wohlstand wichtig.

In einer Welt mit einer steigenden Bevölkerungszahl braucht es ganz grundsätzlich Wirtschaftswachstum. Und ganz realistisch: bei wachsender Wirtschaft, das heisst wenn der Kuchen grösser wird, bekommen alle immer ein bisschen mehr und sind zufrieden, ohne dass sich die Frage nach der Verteilung und der Gerechtigkeit stellt. Wird das Wirtschaftswachstum aber kleiner, dann klappt dieser Trick nicht mehr; die Löhne bleiben tief, die Arbeitslosigkeit steigt, und es kommt zu Verteilungskämpfen.

Als Gewerkschaftssekretärin sehe ich tagtäglich, dass die AHV auf Wirtschaftswachstum angewiesen ist. Die letzte Prämienerhöhung liegt 30 Jahre zurück. Dies ist nur dank Wirtschaftswachstum möglich.

Grenzen des Wachstums

Gibt es Grenzen des Wirtschaftswachstums? Ja, natürlich. Wir brauchen und verbrauchen Ressourcen, die nicht erneuerbar sind. Wir verbrauchen ungeheuer viele Ressourcen und schädigen damit unsere Umwelt. Es gibt nachhaltiges Wachstum, aber das ist auch heute noch leider nur ein kleiner Teil des Wirtschaftswachstums. Die Feststellung, dass die Weltwirtschaft wird nicht unbegrenzt wachsen kann, ist zum Gemeinplatz geworden. Haben wir den ‚Peak Oil’ schon erreicht? Diese Frage beschäftigt heut alle Zeitungen.

Wir sehen, dass geringes Wirtschaftswachstum zu sozialen Problemen führt und es ist verlockend, auf hohes Wirtschaftswachstum zu setzen. Doch sind dem Grenzen gesetzt, denn vielleicht geht uns die Luft ja noch vor den Ressourcen aus. Der Verteilungskampf führt zu Kriegen und je knapper die Ressourcen, desto schlimmer die Konflikte, die uns bevorstehen.

Doch die Frage der Verteilung stellt sich nicht nur zwischen armen und reichen Ländern heute und jetzt, sondern auch zwischen den Generationen. Was wir heute ausbeuten, steht unseren Kindern nicht mehr zur Verfügung.

Wichtige Ergänzung: Das Teilen

Das Wirtschaftswachstum kann nicht die einzige Antwort auf eine Reihe von Problemen sein. Auch in der Schweiz, einer ziemlich egalitären Gesellschaft, gibt es viele, und immer mehr, ‚laissés pour compte’. Diese Zahlen nehmen natürlich zu, je weniger Wirtschaftswachstum wir haben. Wir sehen aber auch, dass unser Wirtschaftswachstum in den armen und ärmsten Ländern keine Probleme löst. Teilen ist also unbedingt nötig. Wir kommen nicht ums Teilen herum. Dies betrifft die Schweiz und Europa, ist aber auch ein weltweites Problem.

Wir sind hier mit Problemen konfrontiert, bei denen es um viel, sehr viel Geld geht. Die dimension caritative im Beitrag von Jacques Blandenier stellt die Hilfe im Kleinen dar. Es braucht aber auch die dimension social-politique, das organisierte Teilen, das sich in UmverTeilung und Solidarität äussert. Im Allgemeinen stellen wir relativ einfach fest, wo Not herrscht. Wenn es dann aber um organisiertes Teilen geht, braucht es Gesetze, weil sich nicht alle gerne von sich aus daran beteiligen.

Umverteilung, und ‚Teilen’, hat furchtbar schlechte Presse. Geiz ist geil, und Solidarität wird in manchen Kreisen als Schimpfwort verwendet. Der UBS-Präsident Ospel meinte denn auch, die Kritik an hohen Managerlöhnen sei unverantwortlich.

Es wird gern von Eigenverantwortung gesprochen. Den Armen wird die Schuld für ihre Armut in die Schuhe geschoben. Wenn die Armen dann aber eigenverantwortlich stehlen gehen, um zu überleben, werden sie bestraft. Ich werde oft belächelt, wenn ich von Teilen und Umverteilung spreche.

Wenn wir an den Bundesrat schreiben, dann müssen wir konkrete Vorschläge machen, wie geteilt werden soll, denn von selber werden sie sich nicht damit befassen.

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Der Grundsatz

Viele Christen fragen sich, ob es besser ist, reich zu sein oder arm zu sein. Auf diese Frage gibt es eine Antwort, die uns einen klaren Orientierungspunkt in die Hand gibt: Wir sollen weder arm noch reich sein; wir sollen genug haben. Dazu sagt Sprüche 30,7-9:

Mein Gott, ich bitte dich nur um zwei Dinge; gib sie mir, solange ich lebe: Bewahre mich davor, zu lügen, und lass mich weder arm noch reich sein! Gib mir nur, was ich zum Leben brauche! Habe ich zu viel, so sage ich vielleicht: »Wozu brauche ich den Herrn?« Habe ich zu wenig, so fange ich vielleicht an zu stehlen und bringe deinen Namen in Verruf.

Das Motto des „Genug“ kommt auch in der Geschichte über das Manna in der Wüste zum Ausdruck: Wenn die Israeliten mehr Manna als genug für einen Tag sammeln wollten, so verdarb das Überflüssige. Auch heisst es:

Die Leute gingen und sammelten, die einen mehr, die andern weniger. Als sie es aber abmassen, hatten die, die viel gesammelt hatten, nicht zu viel, und die, die wenig gesammelt hatten, nicht zu wenig. Jeder hatte gerade so viel gesammelt, wie er brauchte.(2. Mose 16,17+18).

Dieser Manna-Lebensstil spiegelt sich auch in der materiellen Bitte des Unservaters wider: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“

Genug zum Teilen

Wieviel ist genug? Genug ist für alle Menschen ungefähr gleichviel, und zwar soviel, dass sie ein anständiges, rechtes Leben führen können. Wenn wir von der Idee des Genug überzeugt sind, bringt uns das sehr schnell zu einer zweiten wichtigen Idee: zur Idee des Teilens. Als Leitvers für diese simple Tatsache kann z.B. 2. Korinther 8,14 dienen: „Euer Überfluss soll ihrem Mangel abhelfen.“ Darin taucht zwar das Wort „genug“ nicht auf, aber indem nicht von Armut/Reichtum, sondern von Mangel/Überfluss gesprochen wird, wird klar, dass hier eine Messlatte im Spiel ist. Diese Messlatte ist „Genug“.

Teilen ist aus zwei völlig unabhängigen Gründen wunderbar. Erstens dient Teilen denjenigen, die mehr als genug haben. Wenn wir nämlich mehr als genug haben, so warnt uns die Bibel, dass wir unser Herz an den Wohlstand hängen werden. Geldliebe aber bringt Unfreiheit. Das Fazit ist: Wenn wir frei von Überfluss sind, so haben wir mehr Kapazität, um Jesus nachzufolgen, uns auf das Glücklichsein zu konzentrieren und uns von Gott abhängig zu machen1 . Seit einigen Jahren haben die Ökonomen endlich begonnen, empirisch und vorurteilslos zu untersuchen, ob Geld wirklich glücklich macht. Das klare Fazit ist: Wirtschaftswachstum, die Anhäufung von Geld, macht nicht glücklicher.2

Teilen ist aber auch aus einem zweiten Grund gut; nicht nur, weil es dem Wohl derjenigen dient, die Besitz abgeben. Es dient natürlich auch denjenigen, die weniger als genug haben und somit zur empfangenden Seite gehören. (Nicht zuletzt verbindet das Teilen und der Ausgleich die zwei Gruppen.) Ein englischer Satz drückt die Aufforderung an diejenigen, die mehr als genug haben, schön aus: „Living simply so that others may simply live“. („Einfach leben, damit andere zumindest leben können.“)

Man kann fast nicht überbetonen, welches Gewicht die Bibel den Armen gibt. Es gleicht einem immer wiederkehrenden Refrain vom mosaischen Gesetz, über Hiob, Psalmen, Sprüche und die Propheten bis hin zu Jesus, der ersten Gemeinde, Paulus und den anderen Briefeschreibern: Gott hat ein Herz für die Armen, und auch wir sollen das haben. Jim Wallis hat einmal sämtliche Stellen über Armut aus einer Bibel herausgeschnitten; die Bibel war danach durch und durch verlöchert.

Gerechtigkeit und Barmherzigkeit

Teilen wollen wir also aus zwei Gründen: sowohl weil es den Gebenden als auch weil es den Empfangenden gut tut. Der zweite Grund kann wiederum auf zwei verschiedenen Fundamenten stehen: Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Wenn wir aus Gerechtigkeit teilen, dann tun wir es, weil wir das Geteilte richtiggehend schulden. Zum Beispiel ist die Macht in den internationalen Wirtschaftsinstitutionen wie WTO oder IWF auf unfaire Weise zu Gunsten der reichen Länder verteilt. Dadurch können diese Länder die Spielregeln so ausgestalten, dass sie ihnen am meisten Vorteile bringen. Wir können nun mit den südlichen Ländern teilen, um damit dieses Unrecht wieder gut zu machen.

Beim Teilen aus Barmherzigkeit hingegen wird davon abgesehen, wer an der Armut schuld ist; es mag der Reiche sein, der Arme selbst oder keiner von beiden. Beim Teilen aus Barmherzigkeit wird einfach festgestellt: Mein Nächster leidet Mangel, also teile ich. Beide Arten von Motiven sind wichtig, und beide sind in der Bibel vielfältig vorhanden. In konzentrierter Form zum Beispiel bei Zachäus, der sagte:

Herr, ich verspreche dir, ich werde die Hälfte meines Besitzes den Armen geben. Und wenn ich jemand zu viel abgenommen habe, will ich es ihm vierfach zurückgeben.(Lukas 19,8)

Er gibt von seinem Vermögen weg, weil er einerseits ungerecht handelte, aber auch weil er die Mittel hat, um mit den Armen zu teilen.

Umsetzung: persönlich und politisch

Wie können wir die Idee des Genug im Persönlichen und Politischen umsetzen? Im Persönlichen können wir beginnen, mit einem geschlossenen Genug-Kreis zu leben:3

Bei einem geschlossenen Genug-Kreis haben wir mit uns selbst und mit Gott abgemacht, wieviel für uns genug ist. Dadurch kann das Einkommen in zwei Töpfe aufgeteilt werden: in den Genug-Topf und in den Überfluss-Topf. Wenn man mit einem offenen Genug-Kreis lebt, in dem nicht definiert ist, wie viel genug ist, passen sich die Wünsche und Bedürfnisse elastisch dem wachsenden Einkommen an.

CUKUP – Genug zum Leben, genug zum Teilen

Für die persönliche Umsetzung ist auch wichtig, dass wir uns zum Teilen mit allen Sinnen auf die Armen einlassen, durch Begegnung, Bibelstudium, Filme etc. Ein paar dieser Aspekte haben wir in einer Gruppe namens „cukup“ aufgegriffen, die wir in Bern gegründet haben (cukup ist Indonesisch und bedeutet „genug“). Während des Zeitraums von einem Jahr versuchen wir als 8-köpfige Gruppe bewusst nach dem Grundsatz des „Genug“ zu leben und das Überflüssige wegzugeben. Miteinander ist das einfacher. Dazu treffen wir uns einmal pro Monat, um gemeinsam Znacht zu essen und auszutauschen. Besonders wichtig ist uns, dass wir uns in Stille, Singen und Input auf das Thema Armut und Wohlstand einlassen. Als Leitmotto haben wir Verse aus Jesaja 58 genommen:

Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte.

An unseren monatlichen Treffen haben wir auch schon das Jubeljahr und die Seligpreisungen angeschaut oder uns mit biblischen Finanzprinzipien beschäftigt. Höhepunkt war ein „Cukup-Benefiz-Fest“, wo bei Essen, Boule, Flohmarkt und Tanzkurs eingenommenes Geld einem Slum-Projekt in den Philippinen zu Gute kam.

Genug – die politische Umsetzung

Genauso wichtig ist aber auch die politische Umsetzung. Leider hat der Bundesrat Wohlstandsmehrung in seiner Legislaturplanung als erstes Ziel genannt. Demgegenüber setzt die Idee des „Genug“ die Bekämpfung von Armut, und insbesondere der absoluten Armut, an allererste Stelle und sieht eine weitere Wohlstandsmehrung für Menschen, die sowieso schon mit mehr als genug leben, eher als gefährlich und nicht als hilfreich an.

Eine wichtige Art, wie wir Armut bekämpfen können, besteht darin, dass wir das Problem an der Wurzel packen und den südlichen Ländern bei der Bestimmung der Weltwirtschaftsordnung mehr Macht geben. Eine weitere politische Utopie, die mit der Idee des Genug in Verbindung gebracht werden kann, ist die Idee des Grundeinkommens4. Diese Idee, nämlich dass jeder unabhängig von der Lebensführung eine Grundausstattung an Ressourcen haben sollte, kann auch mit dem grossartigen Gebot des Jubeljahres aus 3. Mose 25 in Verbindung gebracht werden.

 

 

1.  Zum Gedankengang dieses Abschnitts: Matthäus 6,24; 1. Timotheus 6,6-10; Markus 10,21; Hebräer 13,5

2. siehe Easterlin, R. (Hrsg.): Happiness in Economics, Cheltenham 2002

3.  Dieses Konzept geht zurück auf Earl Pitts und Craig Hill. Ihr Buch „Mäuse, Motten und Mercedes“ ist bei Campus für Christus (www.cfc.ch) erhältlich.

 

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Arbeitstexte der Wirtschaftsgruppe von ChristNet (2002-2005)

Globalisierung_christliche_Sicht

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Delphi ist der grösste Hersteller von Autoteilen der Welt. Das Unternehmen beliefert zahlreiche Autofirmen auf der ganzen Welt und zählt heute noch 185’000 Angestellte, ein Viertel davon in den USA. Um einen drohenden Konkurs abzuwenden, wollte Delphi-Chef Robert Miller in einem ersten Plan die Löhne der amerikanischen Arbeiter um 60% auf durchschnittlich 13 Franken in der Stunde senken (knapp über der Armutsgrenze), dazu die Krankenkasse praktisch abschaffen, die Pensionskassenzahlungen halbieren und zwei Wochen Ferien kürzen. Der aktuelle Plan sieht nun etwas geringere Kürzungen (aber hauptsächlich für die heutigen, kaum für die zukünftigen Mitarbeiter) vor.

Es handle sich um eine ?höllische Kollision zwischen ökonomischen Kräften?, meinte Miller an einem Vortrag. Viele Delphi-Arbeiter hätten immer noch das Gefühl, sie seien in den siebziger Jahren. Die ?grosszügigen Löhne und Lohnnebenleistungen?, an die sich die US-Arbeiter gewöhnt hätten, seine nicht mehr erschwinglich. In der Automobilindustrie müsse das geschehen, was in der Stahl- und Luftfahrtbranche bereits geschehen sei. Delphi konkurriere mit Billiganbietern aus Asien und Südamerika. Die Globalisierung lasse keine andere Wahl, wir seien alle in den Strudel der globalen Wirtschaft geraten. Wer streike, der beschleunige nur seine Entlassung.

  • Wenn es stimmt, dass wegen der Globalisierung keine würdigen Löhne mehr bezahlt werden können und kein familiengerechtes Leben mehr geführt werden kann, ist dies nicht eine Bankrotterklärung des globalisierten Wirtschaftssystems?
  • Wenn man liest, dass selbst in vielen aufstrebenden Ländern im Süden die Löhne ?auf Grund der Konkurrenz? gekürzt und die Arbeiterschutzgesetze abgebaut werden, wo endet dann der ?Strudel der globalen Wirtschaft??
  • Was nützt diese globale Wirtschaft, wo gerade das Leben der ärmeren Menschen, die am meisten Verbesserung nötig hätten, immer härter wird und wo gleichzeitig eine Oberschicht immer reicher wird?
  • Nach den Entwicklungen der letzten 20 Jahre zu schliessen, muss man mit der Zeit von der Entwicklung einer neuen Art der Sklaverei reden, wo die Menschen immer mehr und härter arbeiten müssen und viele Menschen immer weniger davon leben können, sich aber in einem globalen Überlebenskampf wähnen, wo sie nicht aufbegehren können?
  • Warum gewinnen die Freiheits-Ideologien, die sich gegen jegliche korrigierende Eingriffe des Staates wenden, gerade in dieser Zeit an Einfluss? Haben die Kreise, die von dieser Art von Wirtschaft profitieren, zu grossen Einfluss auf die Meinungsbildung?
  • Warum gewinnt gleichzeitig in christlichen Kreisen das Prosperity Gospel als Rechtfertigung für die Oberschicht und als einzige verbleibende Auswegs-Hoffnung der Unterschicht entgegen der biblischen Lehre an Terrain? Warum fordert bisher nur ein kleiner (aber zum Glück doch wachsender) Teil der Christen Gerechtigkeit und eine Einschränkung der Macht des Geldes, obwohl die Bibel eigentlich Klartext spricht?
  • Werden die Verlierer der Globalisierung doch eines Tages aufbegehren oder sind sie genügend mit der globalen Konkurrenz indoktriniert, sodass sie eine schleichende Verhärtung und Zementierung des Systems (immer stärkere Kontrolle der Medien durch interessierte Kreise wie in den USA und in Italien; Abbau der Chancengleichheit durch Privatisierung der Bildung, etc.) akzeptieren und sich unterwerfen?
  • Welches Szenario erwartet uns? Werden die Christen schnell genug aufwachen und Gegensteuer geben, bevor es vielleicht in ferner Zukunft zu Bürgerkriegen und damit zu einem Grund für weitere Verhärtung durch dann gar legitimierte Repression kommt?

Dies sind zugegebenermassen provokative Fragen, Zuspitzungen und zum Teil Schreckensszenarien, die hoffentlich nicht eintreffen. Die Welt hat solche Vorgänge aber bereits mehrfach erlebt. Es liegt nun an uns, die Welt mitzugestalten, damit wir und unsere Nächsten ein von Gott gewolltes würdiges Leben führen können.

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Sitzungstag am 4. Februar 2006

„Rive Gauche“ (ehemaliger Arbeiterkreis), Quai de la Thièle 3

Yverdon-les-Bains (5 Min. Fußweg vom Bahnhof)

Öffentliche Dienstleistungen privatisieren? Was die GATS* vorhat und warum man sich ihr widersetzen sollte

(*General Agreement on Trade and Services)

Detailliertes Programm, siehe unten.

Raubtiere immer bei der Arbeit

Viele Könige und Kaiser, unersättlich, hörten nie auf, ihre Territorien durch Kriege und Massaker zu vergrößern. Ihre Reiche überdauerten nur eine Anzahl von Jahren, die umgekehrt proportional zur Anzahl der Todesfälle war, die ihr wahnsinniger Ehrgeiz verursachte. In der Kolonialzeit war diese Ausdehnung der „Einflusszonen“ noch vergleichbar, aber die Motivation war eine andere. Es ging damals wie heute darum, die Länder Afrikas, Asiens und Südamerikas zugunsten der „großen“ bürgerlichen Familien auszuplündern, deren „Größe“ direkt proportional zur Zahl der Elenden war, die sie zurückließen.

Nach der Entkolonialisierung und „dank“ der Bretton-Woods-Abkommen ging die Macht allmählich in die Hände der großen internationalen Finanzkonzerne über, deren Umsatzzahlen die Haushalte der Länder, in denen sie ansässig waren, oft weit überstiegen.

Nach der Analyse eines ehemaligen Arbeitsministers von Bill Clinton ist die rasante Entwicklung dieser großen multinationalen Konzerne das Ergebnis des Kampfes der Regierungen gegen Kartelle. Da sie sich nicht auf Preise einigen durften, um den Wettbewerb zu fördern, bündelten diese Unternehmen ihr Kapital in Holdinggesellschaften und bildeten so monopolistische Unternehmen.

Dieses Phänomen der kapitalistischen Konzentration wurde von Karl Marx lange vorhergesagt. Er stellte sich vor, dass die Welt bis zum Ende des 20. Jahrhunderts von etwa 3.000 Unternehmen kontrolliert werden würde. Die Anwesenheit der kommunistischen Welt für etwa 70 Jahre verzögerte diese Konzentration. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gibt es noch etwa 30.000 transnationale Unternehmen. Aber welche Effizienz und welche Entschlossenheit, die verlorene Zeit wieder aufzuholen! Die Staaten sind nur noch ein Schatten dessen, was sie sein sollten, und die Demokratie, auf der sie beruhen, funktioniert nicht mehr. Die Medien stehen im Sold dieser mächtigen Gruppen, entweder weil sie ihnen gehören oder weil die Werbung, die sie zu 80% finanziert, sie völlig abhängig von ihnen macht.

Diese Finanzmächte erobern alle Mächte, und die Regierungen, ob links oder rechts, stellen sich in ihren Dienst, weil sie es vorziehen, dass diese neuen planetarischen Mächte ihr Hauptquartier zu Hause haben und nicht im Ausland.

Diese kapitalistischen Mächte haben nur ein Ziel: die Gewinne ins Unendliche zu steigern. Es ist daher notwendig, neue Märkte zu erobern. Dieser Wirtschaftskrieg basierte anfangs auf Wettbewerb und der Übernahme konkurrierender Unternehmen. Seit zwanzig Jahren geht es darum, die Kontrolle über die gesamte landwirtschaftliche Produktion hinzuzufügen, indem GVO vorgeschrieben werden, und den Gemeinden und Staaten alle Dienstleistungen zu nehmen, die sie für ihre Bevölkerung erbringen, indem das GATS, das Allgemeine Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen, eingeführt wird. Der von der Rechten proklamierte „weniger Staat“ wird als Wunsch präsentiert, mit den manchmal übermäßigen öffentlichen Dienstleistungen aufzuräumen. In der Tat ist das Ziel, das nicht öffentlich anerkannt wird, dass alle menschlichen Aktivitäten von einem privaten Unternehmen durchgeführt werden und den Aktionären erlauben, einen Gewinn zu erzielen. Wenn zum Beispiel ein Paket von DHL zugestellt wird, fließt ein Teil der Kosten in die Taschen der Eigentümer des Unternehmens. Wenn es sich um einen Briefträger handelt, der diese Dienstleistung erbringt, hilft die Marge, die Preisexplosion zu begrenzen.

Raubtiere sind mit Entschlossenheit und Hartnäckigkeit bei der Arbeit. Sie drängen alle Länder der Welt, sich auf eine Gesetzgebung zu einigen, die die Behörden daran hindert, die Dienstleistungen zu organisieren, die ihre Bevölkerung braucht, da sie sonst wegen unlauteren Wettbewerbs verklagt werden. Dieses Abkommen ist genau das, worum es beim GATS geht. Um herauszufinden, was wir bald essen werden, kommen Sie am 4. Februar zu uns nach Yverdon-les-Bains.

Pierre Aguet

Ehemaliges Nationalratsmitglied

 


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~ 6 min

Gerechtigkeit erhöht ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben.? Sprüche 14,34

 

Einleitung

Seit längerer Zeit gibt es mir zu denken, wie die Regierung des Kantons Bern mit Finanzen umgeht. Ich werde eine persönliche Erfahrung schildern, die ich mit der Steuerverwaltung machte, danach werde ich an einige Ereignisse aus der Finanz-Geschichte des Kt. Bern erinnern und schliesslich einige Folgerungen daraus ziehen.

Eine persönliche Erfahrung

Im Jahr 1993 hatte ich eine Auseinandersetzung mit der Berner Steuerverwaltung. Von 1962 bis 1989 war ich nämlich Pfarrer in der reformierten Landeskirche des Kantons Bern gewesen. Aus verschiedenen Gründen gab ich den Staatsdienst auf und nahm eine Stelle in einer privaten Institution an, in der junge Leute mit psychischen Problemen rehabilitiert werden. Mein neues Einkommen war bedeutend geringer als vorher. Trotz diesem Berufswechsel wurde von mir noch zwei Jahre lang ein Steuerbetrag verlangt, der meinem höheren Einkommen entsprach, das ich bis zu diesem Zeitpunkt verdient hatte. Das bedeutete, dass ich während zwei Jahren ca. 1/3 meines realen Einkommens als Steuern abliefern sollte. Meine Rekurse, bis vor Verwaltungs- und Bundesgericht, brachten nicht den erwünschten Erfolg, ebenso wenig der Vorstoss eines Grossrates zu unsern Gunsten. Wir mussten also im Prinzip den hohen Betrag zahlen, abgesehen davon, dass uns ein gewisser Steuer-Erlass gewährt wurde, d.h. dass die Ungerechtigkeit etwas gemildert wurde.

Diese Erfahrung war für uns deshalb sehr verletzend, weil wir dachten, dass wir etwas Gutes getan hätten, als wir uns entschlossen hatten, uns für Menschen mit schweren Lebens – Problemen voll einzusetzen. Leider wurde das von der Behörde nicht anerkannt, weil sie damals eindeutig diejenigen bevorzugte, die im Beruf ?aufsteigen?, und diejenigen vernachlässigte, die im Beruf ?absteigen?. Ich erlebte damals, was es heisst, ungerecht behandelt zu werden. Ich war nahe daran, die politischen Kräfte, die das zulassen, zu verfluchen. Am liebsten hätte ich eine Bombe ins Rathaus geworfen, oder mich ganz aus der politischen Verantwortung zurückgezogen.

Meine Familie wurde sogar politisch aktiv: mit Leserbriefen und einer Demonstration vor dem Rathaus in Bern. Ein Hofnarr rief die Grossräte, die das Steuergesetz revidierten, auf, dem Recht zum Durchbruch zu verhelfen. Dazu verteilten wir Flugblätter, in welchen zu lesen war:

Wissen Sie, wie viele Tränen vergossen wurden?

wie viel Verzweiflung die Herzen zerrissen hat?

wie viele Verfluchungen ausgestossen wurden von denen, welche durch die Steuerverwaltung bitteres Unrecht erlitten haben?

Auch eine Steuerrechnung

Herr Y erzielt 1989 ein Brutto-Einkommen von Fr. 80’000.–. Dafür zahlt er an Staats-, Gemeinde- und Kirchensteuern Fr. 12’808.–, dazu Bundessteuern von Fr. 1’380.–, macht total Fr. 14’188.–. Er wechselt seinen Beruf aus bestimmten Gründen und verdient noch die Hälfte von seinem bisherigen Lohn, d.h. für 1990: Fr. 40’000.–. Seine Steuerschuld lautet aber immer noch auf Fr. 14’188.–, dh er muss noch zwei Jahre lang ein Drittel seines Verdienstes an die Verwaltung abliefern. Woher soll er diese Summe nehmen?

Ein Berner namens Eugen Bauer

fiel von der Bärengrabenmauer
direkt vor einen grossen, schweren
und als brutal bekannten Bären.

Die Leute schrieen ringsumher
und riefen nach der Feuerwehr.
Die Feuerwehr, nach kurzer Zeit,
erschien und senkte hilfsbereit
die lange Leiter an zwei Ketten,
um den Gefallenen zu retten.

Doch siehe: Bauer war intakt,
der Bär dagegen splitternackt
(indem sein Fell mit Haut und Haar
ganz einfach abgezogen war)
und suchte sich in Angst und Schrecken
vor Eugen Bauer zu verstecken!

Da wussten plötzlich allesamt:
Herr Bauer war vom Steueramt.[1]

So wählte ich den Weg der Besinnung. Es wurde mir langsam klar, weshalb die Berner Regierung in den letzten 20 Jahren mehrfach durch verlustreiches Versagen durchgeschüttelt wurde. Die Verwünschungen der kleinen Leute, die ungerecht behandelt werden, fällt zurück auf die Politiker, die sich über die Nöte der Schwächeren hinwegsetzen. So lange die Regierenden im gleichen, verhängnisvollen Sinn weiter machen, wie bisher, so lange werden sie in neue Finanzskandale hineintaumeln.

Aus der Geschichte des Kantons Bern.

Seit dem 16. Jahrhundert gibt es eine verhängnisvolle Linie im Finanzgebaren der Berner Regierungen. Sie geht auf Fehlverhalten zurück, d.h. ungerechte Entscheide, durch die Menschen zutiefst benachteiligt wurden.

Von 1528 bis gegen 1700 wurden in Bern zahlreiche Täufer, die nicht von ihrer Überzeugung ablassen wollten, enteignet, des Landes verwiesen oder gar hingerichtet. Der Ertrag aus den Täufergütern wurde teilweise in einem Fonds angelegt, z.T. der Staatskasse zugeführt, und ein Teil wurde zum Bau oder zur Renovation von Kirchen verwendet. Es ist bekannt, dass führende Berner Geschlechter günstig in den Besitz von ehemaligen Täufergütern im Emmental kamen.

Im Jahr 1653 brach im Kanton Bern der Bauernkrieg aus. Er ging auf eine Finanzmanipulation der damaligen Berner Regierung zurück. Sie wertete den Berner Batzen, d.h. das Geld des kleinen Mannes vom Land, um ½ ab, gegen ihr Versprechen, das sie vorher abgegeben hatte, so etwas werde nie geschehen. Da bei den Burgern der Stadt die bevorstehende Abwertung ruchbar wurde, konnten sie rechtzeitig auf Gold und Silbermünzen, sowie auf Liegenschaften ausweichen. Die Landbevölkerung sah sich betrogen. Im Volk begann es zu brodeln. So kam es zum Bauernkrieg, der von den führenden Leuten mit brutaler Gewalt unterdrückt wurde. Abmachungen zwischen der Regierung und den Bauernführern wurden von den Regierungsvertretern gebrochen. Die Berner Regierung zerschlug das Bauernheer mit einer Söldnertruppe. Der Bauer Niklaus Leuenberger von Rüderswil, der als Anführer der Aufständischen einen versöhnlichen Kurs zu steuern versuchte, wurde zur Abschreckung gevierteilt. Ueli Galli, ein Bauer aus Eggiwil, der im Hintergrund die Fäden zog, wurde auf dem Berner Galgenfeld an den Galgen gehängt.

Im Jahr 1984 hat Rudolf Hafner, Revisor in der kantonalen Finanzkontrolle, das Finanzgebaren der Berner Regierung enthüllt und ein politisches Erdbeben ausgelöst. Durch eine BUK (Besondere Untersuchungskommission) wurde das Verhalten der Regierungsmitglieder untersucht. Das Ergebnis: zwei Regierungsräte (Finanzdirektor Werner Martignoni SVP und Polizeidirektor Hans Krähenbühl FDP) traten nicht mehr zur Wahl an.

In den 90er Jahren herrschte eine Phase des wirtschaftlichen Wunderglaubens, so verfügte zum Beispiel Werner K. Rey eine ?todsichere? Anlagestrategie. Er spekulierte ?erfolgreich? mit Immobilien. Er war eine Zeitlang unter anderem Eigentümer der Schuhfabrik Bally und der Wochenzeitung ?Weltwoche?. Die Banken rissen sich darum, ihm günstige Kredite und Hypotheken anzubieten, so auch die, damals noch staatliche, Bernische Kantonalbank BEKB. Als die Seifenblase um Werner K. Rey und anderen ?Financiers? platzte, stand die BEKB vor einem Scherbenhaufen. Um ein ?Grounding? der Bank mit Staatsgarantie zu verhindern, wurden Auffanggesellschaften gegründet, und der Kanton musste Geld nachschiessen. Den Kanton hat dieses Spekulantentum insgesamt ca. 3 Milliarden Franken Steuergeld gekostet.

In der Lehrer-Pensionskasse des Kt. Bern klaffte im Frühjahr 2005 ein Milliardenloch ? vor allem deshalb, weil die Kasse vor 6 Jahren riskante Geschöäfte getätigt hatte. Der Grosse Rat hat im November 2004 gegen den Willen des Regierungsrates eine Parlamentarische Untersuchungskommission eingesetzt. Im August 2005 hat sie ihren Bericht zum Debakel der Bernischen Lehrerversicherungskasse vorgelegt. Die Regierungsräte Mario Annoni, Werner Luginbühl und Hans Lauri, d.h. 3 der 7 Regierungsratsmitglieder, waren schon 1999 im Detail über das desolate Management der Pensionskasse der Lehrerschaft im Bild.

Schlussfolgerungen

Wann wird unsere Regierung sich auf die Grundwerte des Regierens besinnen? In der Bibel lesen wir: ?Wenn ein Regierender die Armen gerecht behandelt, dann steht seine Regierung fest und sicher? (Spr.29,14) und: ?Regierende hassen das Unrecht, denn Gerechtigkeit festigt eine Regierung? (Spr.16,12). Wann wird sie einsehen, dass sie eigentlich vom Geld gelenkt wird? Wann wird sie sich ausdrücklich von der Herrschaft Mammons distanzieren? (?Niemand kann gleichzeitig zwei Herren dienen. Wer dem einen richtig dienen will, wird sich um die Wünsche des andern nicht kümmern können. Genauso wenig könnt ihr zur selben Zeit für Gott und das Geld (= Mammon) leben?, Matth.6,24). Wann werden die Regierenden sich dafür entscheiden, Gott zu dienen ? und sich von Ihm zeigen zu lassen, was Gerechtigkeit ist?

Erst wenn sie zugeben, dass sie auf einen falschen Grund gebaut haben, wenn sie sich auf die Grundwerte unseres Gottes besinnen, und sich von Ihm den Weg weisen lassen, was zu tun ist, werden sie das Gemeinwesen auf einen festen Grund bringen. Der Segen wird ihnen gewiss sein.

Am 5. November 2005 wird ChristNet eine Konferenz durchführen, die diese Probleme aufnimmt. Ihr Thema heisst: ?Geld oder Leben! Die Schweiz ? eine Geisel des Mammon?? Dazu laden wir alle politisch interessierten Schweizer herzlich ein.

Werner Ninck, Bern, Juli 2005